Im Laufe der letzten Monate (oder sind es schon Jahre?) könnte der Eindruck entstanden sein, dass ich mich vom (auch) Wissensmanagement-Vertreter zum Ökonomie-Bekämpfer entwickelt habe. Dieser Eindruck aber – falls er denn entstehen sollte – täuscht. Und dafür habe ich Beweise ;-).
Beweis Nummer 1: Nach wie vor bearbeite ich das Thema Wissensmanagement sowohl in kommerziell tätigen als auch in Non Profit und öffentlichen Organisationen. Entsprechend schnellschüssig empfinde ich Gleichsetzungen des Wissensmanagement-Themas generell mit der auch von mir schon lange und öfter kritisierten Ökonomisierung etwa der Schul- und Hochschulbildung, wie es in einigen Beiträgen der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre zu lesen ist (wobei einige sehr interessante Beiträge dabei sind – dieser hier z.B.). Wogegen ich mich nur wehre ist, die Leitideen und Vorgehensweisen blind von einer Organisationsform auf die andere zu übertragen und dabei die Logik und den Zweck verschiedener gesellschaftlicher Referenzsysteme zu missachten. Was mir auch widerstrebt, sind unklare oder gar falsche Versprechungen etwa seitens der Wirtschaft gegenüber Vertretern der Bildung: Ich bin da für klare Verhältnisse: Unternehmen müssen gewinnorientiert arbeiten und das sollen sie ja auch tun! (wobei es durchaus ethische Grenzen einer Gewinnmaximierung gibt oder geben sollte). Wenn es dennoch Spielräume auch für andere Dinge gibt und diese genutzt werden, ist das gut, aber ein Verstecken tatsächlicher Intentionen ist nicht nur ärgerlich, sondern auch schädlich.
Beweis Nummer 2: Im Schuljahr 2007/08 haben wir (das sind Sandra und ich, unterstützt von Tamara und Silvia) das Projekts „business@school“ (Infos zum Projekt finden sich hier und auch auf unserem Portal hier) evaluiert: Seit einigen Wochen ist der Abschlussbericht fertig, aber leider noch nicht in der Gänze verfügbar. Wohl aber gibt es inzwischen eine Ergebniszusammenfassung, die allerdings nur als „Teaser“ online ist (nämlich hier), aber immerhin per Mail bestellt werden kann. „Business in der Schule“ – und das unterstützen wir? Ja, wir haben das Projekt evaluiert, weil mich vor allem das dahinter stehende (didaktische) Konzept überzeugt hat. Es ist problemorientiert und eröffnet den teilnehmenden Schulen bzw. Schülern gänzlich neue Lernerfahrungen – und zwar über ein ganzes Schuljahr hinweg. Und ja, das finde ich sinnvoll und das ist für mich auch eine verantwortungsvolle Form der Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft. Schade ist freilich, dass nur wenige Schulen und damit auch nur wenige Schüler in den Genuss dieses (aufwändigen) Projekts kommen: Insofern sehe ich in business@school auch ein Modell für weitere Projektideen in diese Richtung. business@school will betriebswirtschaftliches Wissen und Verständnis vermitteln und konzentriert sich entsprechend auf die Entwicklung von Produktideen. Das ist eine Möglichkeit. Besonders schön fände ich es, wenn öffentliche oder privatwirtschaftliche Initiativen entstehen würden, die die Erfolgsfaktoren von business@school z.B. für die Entwicklung sozialer Innovationen heranziehen. Auch hier – da bin ich mir sicher – würden Schüler eine ganze Menge an Engagement und Kreativität entwickeln. Allerdings sind solche Projekt eben nicht mal nebenher (als Marketing-Gag) zu machen; sie sind für alle Beteiligten aufwändig – auch für die Wirtschaftsvertreter. Vielleicht ist das der Grund, warum es – selbst nach 10 Jahren – an sich keine Nachahmer gibt?
Nachtrag: Seit heute (7.5.09) gibt es nun die längere Pressemitteilung online, nämlich hier.