Nicht auf Knopfdruck zu haben

Bezugnehmend auf unseren Beitrag im Sammelband KI:Text Diskurse über KI-Textgeneratoren haben Alice (Watanabe) und ich e-teaching.org ein Interview gegeben. Im Kern geht es im Gespräch darum, wie die aktuelle Entwicklung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) die inhärente Spannung zwischen den Polen Wissenschaft, Praxis und Person verstärkt, in der sich Hochschuldidaktik letztlich immer bewegt – und bewegen muss, da ein Hochschulstudium stets polyvalent ist. Aus unserer Sicht kann es auf die aktuell drängenden Fragen, wie Studiengänge und Lehrangebote an Hochschulen mit den digitalen Herausforderungen durch KI umzugehen haben, keine einfachen Antworten geben. Uns ist klar, dass eine solche Aussage das Bedürfnis nach schnellen, eindeutigen und neuen (innovativen) Reaktionen enttäuscht. Man wird aber wohl nicht umhinkommen, beim Thema KI grundsätzlicher über Curricula, dahinterstehende Werte und Lehr-Lernkulturen nachzudenken (und zwar differenziert in verschiedenen Disziplinen), ohne deswegen gleich alles, was wir bis jetzt gemacht haben, in Frage stellen zu müssen. Genau das aber ist eben nicht auf Knopfdruck zu haben. Hier kann man das Interview nachlesen.

Wie viel Maschine verträgt der Mensch?

In einem Zeitungsinterview prophezeit der Rechtswissenschaftler Richard Susskind (hier), „dass den Menschen immer weniger Dinge bleiben, die ihnen Maschinen nicht abnehmen können“. Es werde künftig nur mehr sehr wenige Berufe geben, „für die Menschen besser qualifiziert sind als Maschinen“. Und „wenn fast alles, was wir können, auch von einer Maschine erledigt werden kann“, stelle sich die Frage: „Wieso sind wir hier?“

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Fragen von der Hochschuldidaktik an die Hochschuldidaktik

In den ersten Monaten des Jahres 2023 habe ich zwei Anfragen aus Zürich bekommen, ob ich bereit wäre, einige Interviewfragen zu beantworten und die entstehenden Videobeiträge für projekt- bzw. universitätsinterne Zwecke zur Verfügung zu stellen. Dieser Bitte bin ich gerne nachgekommen. Unter anderem haben solche Fragen den Vorteil, dass man von der eigenen Perspektive mitunter etwas abrücken und sich auf die Perspektive anderer einlassen muss. Das regt zum Nachdenken an. Darüber hinaus machen Interviewfragen deutlich, was gerade drängende Probleme oder Themen sind, die hochschuldidaktische Relevanz haben. Da die Interviewfragen von hochschuldidaktischen Akteuren kamen und an mich gestellt wurden, die ich selbst hochschuldidaktisch tätig bin, handelt es sich gewissermaßen um Fragen der Hochschuldidaktik an die Hochschuldidaktik. Daher habe ich die beiden (unterschiedlich langen) Interviews in einem neuen Impact Free-Artikel hier festgehalten.

Kein Projekt

E-Teaching.org hat uns (David Ziegenhagen und mich) zu unserem Lehrpfad interviewt, der eine wichtige Orientierung für die Selbstlernmaterialien am Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen bildet. Das Interview ist hier zugänglich. Wir erläutern unter anderem den Begriff und die Funktion des Lehrpfads und wie man diesen als Lehrperson nutzen kann. Aufgefallen ist uns, das quasi automatisch angenommen wurde, es handele sich bei diesem Angebot um ein Projekt – also ein zeitlich befristetes Vorhaben. Dem ist glücklicherweise nicht so: Die Arbeit an den Selbstlernmaterialien mit dem Lehrpfad als Herzstück ist eine Daueraufgabe am HUL, also personell entsprechend verankert – mit gutem Grund: Es gibt immer wieder neue Themen, das Vorhandende muss gepflegt bzw. aktualisiert werden etc. Dass man heute offenbar gar nicht mehr anders denken kann als in Projektförmigkeit, ist auffällig und aus meiner Sicht ein Problem, denn: Es hilft auch nicht, wenn man in Anträgen irgendeine Form von „Nachhaltigkeit“ verspricht, wenn die Ressourcen mit Projektende schlichtweg weg sind.

Leidenschaft für Fragen des Lehrens

„Von Masterabsolvent:innnen bis Professor:innen – der Online-Masterstudiengang ´Higher Education´ an der Universität Hamburg zieht eine multidisziplinäre Studierendenschaft diverser Karrierestationen an. Dabei eint sie die Leidenschaft für Fragen des Lehrens und Lernens an der Hochschule und für Bildung durch Wissenschaft.“ Mit diesem Teaser startet ein Interview (online hier), das Carla Bohndick und Eileen Lübcke für das Hochschulforum Digitalisierung gegeben haben und dabei Ablauf und Besonderheiten des Master Higher Education darstellen.

Ich hoffe, dass das Interview viele Leserinnen findet – und bei einigen vielleicht auch das Interesse am MHE weckt. Noch ist Zeit zur Bewerbung bis zum 15. Juli 2022.

Den Titel ändern

In unserem Design-Based Research Projekt SCoRe (ich habe hier davon berichtet) – kurz Student Crowd Research – stehen wir unter anderem vor der großen Herausforderung, das forschende Lernen unter der Bedingung sehr großer Studierendenzahlen (neu) zu denken. Der Begriff Crowd Research ist bislang noch wenig verbreitet, und wenn, dann führt er einen in der Regel zu einem Ansatz, der als Citizen Science bekannt ist. In der DUZ findet sich aktuell – hier – ein Interview mit dem britischen Sozialwissenschaftler Alan Irwin, der die Bezeichnung Citizen Science schon in den 1990er Jahren geprägt hat.

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Ziemlich soziologisch

Es gibt ein neues Portal zur Wissenschafts- und Hochschulforschung. Bildungsforschung taucht im Titel leider nicht auf und Hochschuldidaktik leider auch nicht. Das ist natürlich gerade aus unserer, also aus didaktischer, Perspektive ausgesprochen schade, zumal da viele Vor-Ort-Probleme und -Herausforderungen in der Hochschullehre eben nicht dergestalt sind, dass soziologische Studien wirklich weiterhelfen könnten. Und soziologische Forschung steht hier im Zentrum, wie unschwer etwa an den Publikationshinweisen (siehe z.B. hier) und an den Verweisen auf Institute (siehe hier) zu erkennen ist. Unabhängig davon aber ist es freilich ein Mehrwert, überhaupt auf das Forschungsfeld Hochschule bzw. Forschung und Lehre an der Hochschule aufmerksam zu machen und einen Überblick zu geben, an welchen deutschen Hochschulen diese Themen explizit auf der Forschungsgenda stehen. Daher war ich gerne bereit, mich an den ersten Interviews zu beteiligen (siehe hier). Die weiteren Inhalte des Portals, das gerade erst online gegangen ist, muss ich selber noch erkunden.

Stromlinienförmige Geschäftigkeit

In einem Interview mit Zeit Campus (hier) beleuchtet der Soziologe Hartmut Rosa zum einen das heutige Lebensgefühl von Studierenden und zum anderen den Zustand unserer Universitäten, der dazu beitrage (danke an Sebastian für den Link-Tipp). Psychische Probleme und deren Folgen für das Studium führt Rosa unter anderem auf den Zeitgeist zurück, der Studium und Lehre (man könnte ergänzen: auch Forschung) seit Beginn der Bologna-Reform erfasst hat: Es werde, so Rosa, an Universitäten eine stromlinienförmige Geschäftigkeit gefördert: „Vieles läuft unter dem Begriff des Qualitätsmanagements, das Sicherstellen und Verfügbarmachen von Leistungen und Portfolio-Kompetenzen“. Die Folge sind zu viele Erwartungen, die in eine zu kurzer Zeit gepresst werden.

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Hochschulforschung – Wissenschaftsforschung – Bildungsforschung

Die Online-Redaktion des Newsletters der Universität Hamburg hatte mich um ein Interview gebeten. Das habe ich gerne gegeben und unter anderem dazu genutzt, mein Verständnis von hochschuldidaktischer Forschung zu formulieren, nämlich:

Hoch­schul­di­dak­tik ist mei­ner Ein­schät­zung nach immer zu­gleich Hoch­schul­for­schung, Wis­sen­schafts­for­schung und Bil­dungs­for­schung. Das heißt: Hoch­schul­di­dak­tik be­schäf­tigt sich mit dem Leh­ren und Ler­nen an der In­sti­tu­ti­on Hoch­schu­le und im­pli­ziert daher Hoch­schul­for­schung; ihr Ge­gen­stand ist die Wis­sen­schaft, was sie deut­lich von an­de­ren Di­dak­ti­ken un­ter­schei­det, wes­halb sie genau ge­nom­men immer auch Wis­sen­schafts­di­dak­tik sein muss; in die­sem Rah­men schließ­lich hat sie nicht alle Phä­no­me­ne im Blick, son­dern pri­mär das äu­ßert kom­ple­xe Ver­hält­nis von Leh­ren und Ler­nen und ist somit eine Form der Bil­dungs­for­schung.

Das gesamte Interview kann man online hier abrufen; zur jeweils aktuellen Ausgabe des Newsletters geht es hier.