(K)ein spießbürgerliches Anliegen

„Wir haben unser Projekt ‚Hochschullehre erforschen‘ 2019 begonnen und konnten nicht absehen, vor welchen Herausforderungen wir in der ersten Hochphase der Corona-Krise im Jahr 2020 stehen würden. Die Pandemie hat die Hochschulen, wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche, erheblich durchgeschüttelt. Aber auch wenn sich manches geändert hat: die Hochschullehre zu erforschen ist eines der wichtigsten Anliegen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik. Wir sind froh, dass es uns trotz der widrigen Umstände gelungen ist, dieses Projekt inmitten dieser Krise zu einem Abschluss zu führen.“ So beginnt das (kurze) Vorwort zum nun erschienen Buch „Hochschullehre erforschen. Innovative Impulse für das Scholarship of Teaching and Learning„, herausgegeben von Uwe Fahr, Alessandra Kenner, Holger Angenent und Alexandra Eßer-Lüghausen. Es ist ein umfangreicher Band mit fast 500 Seiten, der zum einen fünf Grundlagen-Texte zum Thema umfasst und zum anderen zahlreiche Anwendungsbeispiele aus unterschiedlichen Fächern sowie Beispiele zu Fragen der Implementierung.

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Dynamisch bis chaotisch

Hat in diesen dauer-verrückten Zeiten eigentlich noch jemand ein Ohr für Scholarship of Teaching and Learning? Im Oktober hatte ich (hier) auf einen Text hingewiesen, in dem die Autoren dazu ihre Zweifel äußerten (SoTL under stress). Trotzdem habe ich es gewagt, einen Termin im Professor:innen-Programm „Wissenschaftsdidaktik im Gespräch“ anzubieten, der sich dem Thema SoTL widmet.

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SoTL im Stress

Die Pandemie hat auch der SoTL-Bewegung zugesetzt (zum Thema SoTL siehe u.a. hier in diesem Blog). In ihrem Text “SOTL under stress: Rethinking teaching and learning scholarship during a global pandemic” beschreiben Cruz und Grodziak (2021), wie schwierig das Beforschen der Lehre in einer Zeit ist, in der Hochschullehrerinnen enorm herausgefordert, oft auch überfordert, sind. Gleichzeitig sehen die Autorinnen neue Fragen auf SoTL zukommen, die letztlich den Charakter von SoTL erweitern könnten.

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Wider dogmatische Verkürzungen

Im Zuge einer Recherche aktueller Beiträge zu Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) bin ich auf den Herausgeberband „Kritische Hochschullehre. Impulse für eine innovative Lehr- und Lernkultur“. Einer der darin versammelten Texte von Fahr und Zacherl trägt den Titel „Hochschullehre und Reflexion – Ein multimodales Lehr-Lern-Konzept am Beispiel eines Hochschuldidaktik-Kurses“ (S. 281-393), worunter ich erst mal nicht vermutet hätte, dass sich hier interessante Überlegungen zu SoTL und Wissenschaftsdidaktik finden lassen.

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Sieben Mal frei von Impact

Design-Based Research (z.B. hier) – Scholarship of Teaching and Learning (z.B. hier) – Autoethnografie (z.B. hier): Geht das zusammen? Ich meine ja, und zwar ganz besonders für die Hochschuldidaktik und ihre Forschung. Erste Überlegungen dazu, wie das aussehen könnte, habe ich nun in einem Impact Free-Artikel ausgeführt, nämlich hier. Die Idee ist nun, dass Tobias einen Co-Text zu meinen ersten Überlegungen verfasst und wir dann prüfen, ob und wie daraus eine längerer Text werden könnte, der sich auch ganz traditionell 😉 publizieren lässt. Dieses Verfahren wollen wir mal als Alternative dazu ausprobieren, gleich kollaborativ zu schreiben, was – wie jeder weiß, der das öfter macht – immer dann schwierig wird, wenn man wissenschaftlich unterschiedlich sozialisiert ist (aber wohl nicht nur dann).

Praktische Klugheit in der Lehre

Im Zuge der Diskussion um die Evidenzbasierung der Hochschullehre wird öfter auch das Konzept „Scholarship of Teaching (an Learning) – meist abgekürzt mit SoTL – angeführt. In einem Text (Reviving the ancient virtues in the scholarship of teaching, with a slight critical twist) von 2015 (in der Zeitschrift Higher Education Research & Development) bringt Carolin Kreber einen weiteren Aspekt in die Diskussion, den ich als ausgesprochen wichtig ansehe: SoTL, so ihre Argumentation, sei nicht nur eine evidenzbasierte Praxis (evidence-based practice), sondern auch eine „virtue-based practice“ Praxis. Es ist schwer, „virtue“ im Kontext dieses Textes angemessen zu übersetzen: Aufgrund seiner Bezüge auf antike Konzepte läge der Begriff der „Tugend“ durchaus nahe, aber dieser Begriff ist ohne philosophische Kenntnisse zeitgemäß nicht einfach anzuwenden. „Werte“ oder „Werthaltungen“ scheint stellenweise eine passende Beschreibung zu sein, stellenweise aber auch wieder nicht. Vielleicht erweisen sich alte Bezeichnungen wie „Vermögen“ im Sinne einer Stärke oder besonderen Eigenschaft als geeignet. Unabhängig davon versuche ich mal, die aus meiner Sicht besonders interessanten Botschaften des Textes zusammenzufassen.

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Randständigkeit mit Wertschätzung

Über „Scholarship of Teaching and Learning“ (SoTL) ist in den letzten Jahren viel geschrieben worden – vor allem im englischsprachigen Bereich. Einen guten Überblick in deutscher Sprache gibt Ludwig Huber (Überblick siehe hier). SoTL hat mehrere eigene Publikationsorgane, unter anderem das International Journal of Scholarship of Teaching and Learning. In der Ausgabe vom Juli 2016 schreiben Karen Manarin und Earle Abrahamson über „Troublesome knowledge of SoTL“ und weisen unter diesem Titel – gestützt auf empirischen Daten – auf die Widersprüchlichkeiten und Spannungsverhältnisse hin, mit denen Fachwissenschaftler konfrontiert sind, wenn sie sich forschend mit ihrer Lehre beschäftigen. An Hochschulen gibt es konkurrierende Werte, die Forschung, Lehre und Verwaltung/Management betreffen: So bekennt man sich etwa zu Persönlichkeitsbildung und fordert Tiefenlernen, aber am Ende zählen Absolventenzahlen oder Evaluationsergebnisse – um nur ein Beispiel zu nennen. Dies, so die Autoren, mache es überhaupt erst möglich, dass SoTL zwar Wertschätzung erfahre, aber den Akteuren gleichzeitig Schwierigkeiten beschere: „Perhaps these competing visions of education are what SoTL can be officially valued, but marginalized“ (p. 3). Der Beitrag kombiniert grundlegende Überlegungen mit den Resultaten einer Studie und gibt so einen aus meiner Sicht aktuellen und anschaulichen Anstoß zur Diskussion von SoTL als einem Ansatz, der in der Hochschuldidaktik eine wichtige Brücke zwischen Forschung und Lehrpraxis schlägt und vielleicht auch eine wissenschaftsdidaktische Enkulturation befördern kann.