Inzwischen ist der Erfahrungsschatz groß, was digitale Konferenzen bzw. Tagungen infolge der COVID-19-Pandemie betrifft: In Forschung & Lehre findet sich hier eine interessante Zusammenstellung kurzer Erfahrungsberichte einiger Professorinnen. Was beim Lesen auffällt: Kaum jemand findet digitale Konferenzen grundsätzlich schlecht. Gelobt werden die Reichweite, die möglich wird, und die neuen Formate, die entstanden sind. Hervorgehoben werden die potenzielle Effizienz, notwendige Fokussierung und größere Flexibilität. Auch der Austausch muss nicht zwingend schwächer ausfallen. Fast alle, die hier zu Wort kommen, vermissen dennoch den direkten Kontakt, den kreativitätsanregenden analogen Raum, die unmittelbaren Reaktionen der anderen auf den eigenen Beitrag, den gemeinsamen Kaffee und das gesellige Essen. Auch die Kosten müssen bei digitalen Konferenzen stimmen und fair sein, sonst entsteht Unmut. Kurz: Die Erfahrungen sind – wie es einer der Befragten bildreich formuliert – begleitet von von Freude und Euphorie wie auch von Stoßseufzern und Tränen.
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Auf der Suche nach passenden Übersetzungen
Wie übersetzt man Didaktik, Hochschuldidaktik, Wissenschaft, Wissenschaftsdidaktik, fachgebundene Didaktik oder Fachdidaktik ins Englische? Diese Frage stellt sich bestimmt vielen immer wieder. Wenn gar eigene Konzepte gemeint sind, verwurzelt im deutschen Sprachraum, kann man auch schon mal einen deutschen Begriff stehen lassen, so wie wir ja in deutschen Texten in der Regel auch „Scholarshipf of Teaching and Learning“ nicht übersetzen. Trotzdem wäre natürlich eine flächendeckend konsensfähige Übersetzung oder zumindest Umschreibung hilfreich, auch um Konzepte mit verschiedenen Entstehungsgeschichten zu teilen und die Chance auf Weiterentwicklungen zu erhöhen.
Design-Wissen – von Designern lernen
Design-Based Research (DBR) heißt so, weil hier Forschung auf der Basis von Design-Tätigkeiten erfolgt, Design also ein Modus des Erkennens ist. Der Design-Begriff ist daher zentral und man teilt ihn mindestens mit der „Design-Theorie“ oder „Design-Forschung“, und zwar ohne, dass es sich hier um das Gleiche handelt. Für mich ist mit dem gemeinsamen Begriff des Designs dennoch eine gewisse Verpflichtung verbunden, auch Autorinnen und Autoren aus diesem – den Bildungswissenschaften eher unbekannten und fernen – Gebiet zu Rate zu ziehen, wenn es um Design-Tätigkeiten in DBR geht (siehe dazu auch hier). Ein relativ aktueller Text von Kolarić, Beck und Stolterman mit dem Titel „On the hierarchical levels of design knowledge“ ist ein solcher Beitrag, der auch für DBR eine gewisse Relevanz haben kann. Der Text ist online hier zugänglich.
Schönheit und Verständlichkeit
Es ist ein Minenfeld – das Gendern in Texten. Seit einigen Jahren bin ich dazu übergangen, in meinen Texten männliche und weibliche Formen abzuwechseln; selten verwende ich auch mal nur weibliche Formen, bei anderen Begriffen vermeide ich die weibliche Form (z.B. bei „Akteur“ – aus dem Französischen übernommen, sodass es weiblich an sich „Actrice“ heißen müsste). Meine Vorgehensweise wir nicht immer gern gesehen. Und so habe ich mich natürlich gefreut, als ich in der letzten Ausgabe der ZEIT vom 15. April 2021 gelesen habe, dass man dort nun eine ganz ähnliche Regelung getroffen hat.
Jenseits von Rezepten und Modetrends
Das Buch „Reflective Teaching in Higher Education“ von Paul Ashwin et al., im Jahr 2020 in der zweiten Auflage erschienen, steht schon einige Monate in meinem Regal. Endlich bin ich dazu gekommen, mir einen Überblick über das Buch zu verschaffen und die meisten Kapitel zu lesen. Mein (erstes) Fazit:
Goodbye, Best Practices
Josh DeSantis und Stacey Dammann stellen in The National Teaching & Learning Forum (hier) eine provokative These auf, wenn sie behaupten, dass die Zeit für die Suche nach und der Arbeit mit sogenannten Best Practices in der Hochschullehre vorbei sei. Ihre Argumentation:
Das Neue finden
Ende 2020 hat die Zeitschrift für Pädagogik ein Themenheft mit dem Titel „Theoretische Forschung in der Erziehungswissenschaft – Beiträge zur Konturierung eines Forschungsfelds“ veröffentlich, herausgegeben von Johannes Bellmann und Norbert Ricken. Das Heft gibt es leider auch in unserer Bibliothek nur analog, aber es lohnt sich, es zu beschaffen. Schon der Titel macht neugierig – und ich vermute mal, dass er einige aus der Bildungsforschung auch verwundert: Wie kann man denn „theoretisch forschen“?
Nicht besonders schön
„Dozenten wollen Kompetenzen vermitteln, Studierende lernen für die Prüfung. Wie hat Corona dieses Spannungsverhältnis beeinflusst?“ In einem Interview in Forschung & Lehre erläutert Anne Frenzel die fehlende Balance zwischen Lehre und Prüfung infolge der Pandemie.
Verstanden, respektiert und ernst genommen
In der methodologischen Diskussion von Design-Based Research (DBR) in den Bildungswissenschaften sind immer auch verwandte Ansätze und Diskurse aus anderen Disziplinen interessant. An sich naheliegend, im Kontext von DBR aber trotzdem gar nicht so häufig thematisiert, sind in diesem Zusammenhang Ausführungen aus der Design-Forschung mit Passung oder Ähnlichkeit zu DBR. Ich bin in diesem Umfeld schon des Öfteren auf die skandinavischen Autoren Ilpo Koskinen und Peter Gall Krogh gestoßen (die auch gerade ein neues Buch veröffentlicht haben – dazu an anderer Stelle mehr).
Gewöhnung und Verwahrlosung
„Die Universität nach der Pandemie wird nicht mehr die Universität vor der Pandemie sein. Sie kann durch diesen relativ langen Laborkurs nun besser einschätzen, wann das Analoge und Digitale ausschließlich oder in Kombination gewinnbringend eingesetzt werden kann. Aber wann wird das sein?“ Zu dieser Diagnose und abschließenden Frage kommt in einem Artikel (hier) mit dem Titel „Im Wartestand“ Michael Jäckel, Professor für Konsum- und Kommunikationsforschung und seit vielen Jahren Präsident der Universität Trier.