Tamara Rachbauer und Kathrin Eveline Plank von der Universität Passau haben um Veröffentlichung eines Beitrags in Impact Free gebeten, der ein wichtiges Thema anschneidet, das es in letzter Zeit oft im Fokus steht: die Verschmelzung materieller und virtueller Räume. Kontext ist hier die Lehrerbildung; inhaltlich geht es um ein historisches Thema und um die Frage, was man tun kann, um dem „Verschwinden von Zeitzeugen“ entgegenzuwirken. Hier geht es zum Beitrag mit dem Titel „Mapping Memory? Begründungslinien und Möglichkeiten der digitalen Verortung von Erinnerung in Vermittlungskontexten an einem Beispiel aus der Lehrer*innenBildung“.
Weil Lehre keine Mode ist
„Der Trend geht zur Digitalisierung, die Lehre der Zukunft ist hybrid. Davon ist einer Umfrage zufolge die Mehrheit der Hochschulleitungen überzeugt“, so heißt es in einer aktuellen Meldung in Forschung und Lehre. Grundlage für die Aussage sind Ergebnisse im Hochschulbarometer für die Jahr 2020 und 2021 (siehe hier).
Dynamisch bis chaotisch
Hat in diesen dauer-verrückten Zeiten eigentlich noch jemand ein Ohr für Scholarship of Teaching and Learning? Im Oktober hatte ich (hier) auf einen Text hingewiesen, in dem die Autoren dazu ihre Zweifel äußerten (SoTL under stress). Trotzdem habe ich es gewagt, einen Termin im Professor:innen-Programm „Wissenschaftsdidaktik im Gespräch“ anzubieten, der sich dem Thema SoTL widmet.
Geistige Sterilität und Durchschnittlichkeit
Peter-André Alt hat ein Buch geschrieben über die Universität: Alt, P.A. (2021). Exzellent!? Zur Lage der deutschen Universität. München: Beck. Der Klappentext verspricht eine Lektüre „jenseits der Rituale von Festreden und Streitschriften“ zur Frage, was die Universität heute leisten soll und was nur sie leisten kann“. Vorweg mein Fazit: Die Lektüre lohnt sich, es geht aber sehr wohl auch um Streit und am Ende feiert selbst Alt die Universität – was ja kein Manko ist.
Wie fühlte sich das gleich wieder an?
Ende November 2019 war ich auf der Campus Innovation, die unter dem Motto „Nachhaltigkeit und Innovation“ stand. Es war meine letzte Präsenz-Konferenz vor der COVID-19-Pandemie. Nichtsahnend, was da alles auf uns zukommt, haben wir ganz selbstverständlich – dicht gedrängt – in den Räumen und Fluren des Curio Hauses in Hamburg zusammengestanden, gegen den Lärm ankämpfend kurze, aber interessante Seitengespräche geführt, Vorträge gehört und vielleicht auch selbst gehalten. Am letzten Donnerstag und Freitag nun – zwei Jahre später: 2021 – eine digitale Campus Innovation: auf der Web-Seite im neuen Design, dennoch ähnlich wirkend wie vor zwei Jahren, doch ganz anders und gleichzeitig schon irgendwie gewohnt …. Wie fühlte sich das nochmal an – so mitten unter Menschen auf dem Podium zu stehen und in interessierte oder gelangweilte, nickende oder leicht kopfschüttelnde Gesichter zu blicken, die Stille oder Unruhe wahrzunehmen und auf diese Weise ein Gefühl zu entwickeln, was wohl wie von dem angekommen ist, das man, gut vorbereitet, aber immer auf unsicherer Grundlage, an Thesen und Folgerungen mitgebracht hat? Mein Zeitgefühl mutet mir – am Beispiel Campus Innovation – selbst schon paradox an: Auf der einen Seite ist es, als wäre mein letzte Präsenz-Tagung im November 2019 gerade erst gewesen; auf der anderen Seite ist eben diese schon seltsam weit in die Ferne gerückt …
Wo bleibt jetzt die Didaktik?
Jetzt ist die Technik da und wo bleibt nun die Didaktik? Im Moment scheinen gar nicht wenige Hochschuldidaktikerinnen im Zusammenhang mit hybrider Lehre (sinngemäß) auf solche Fragen zu stoßen. Viele Hochschulen haben nachgerüstet und Technik beschafft, die Hörsäle und/oder Seminarräume „hybrid-tauglich“ machen – also geeignet für die doppelte Präsenz: vor Ort und gleichzeitig online.
Ein anderes Ethos
Es gibt ein neues Buch zu Design-Based Research:
Philippakos, Z.A., Howell, E. & Pellegrino, A. (2021). Design-Based Research. Theory and Application. New York: Guilford.
Dieses Buch ist nur EIN Indikator für das (wieder) wachsende Interesse an DBR – nach dem ersten Höhepunkt Anfang 2000. Das ist erfreulich! Schade aus Sicht der Hochschul-/ Wissenschaftsdidaktik ist, dass sich der Band erneut vorrangig mit dem Kontext Schule beschäftigt. Das Feld Higher Education bleibt bei DBR offenbar immer noch nachrangig.
Noch am Rätseln …
Wie verändert die COVID-19-Pandemie langfristig die Gestaltung von Hochschullehre? Inwieweit wird die erzwungene Digitalisierung aus den drei Lockdown-Semestern Einfluss nehmen auf den weiteren Einsatz digitaler Technologien in der Lehre wie auch auf den Umgang mit Präsenzlehre? Solche und andere Fragen sind der Beweggrund dafür, dass wir seit dem letzten Wintersemester eine Trendstudie an der Uni Hamburg zur Gestaltung von Hochschullehre durchführen (siehe hier). Nun ist der Bericht zur Lehrendenbefragung vom Sommersemester 2021 online und kann online hier abgerufen werden.
Erkaufte Freiheit
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Infopoint-Hochschullehre: Digitale Prüfungen“ habe ich kürzlich einen Online-Workshop zum Thema „Wandel der Prüfungskultur“ angeboten. 40 Personen waren angemeldet, gekommen sind dann aber nur rund 20. Veranstalter waren bzw. sind die Stiftung Innovation in der Hochschullehre und das Hochschulforum Digitalisierung (HFD)
Zwischenstand – zur Diskussion gestellt
Im Nachgang zu unserer SCoRe-Abschlussveranstaltung (siehe hier) habe ich mit Frank noch einen Impact Free-Artikel (hier) verfasst, der unsere Inhalte aus dem Workshop zum Forschenden Sehen zusammenfasst. Unsere Überlegungen sind als Zwischenstand zu verstehen: Das ist der Vorteil mit dieser Publikationsreihe, dass sich hier auf schnellem Wege auch vorläufige Überlegungen festhalten und zur Diskussion stellen lassen.