Mit dem Nichts sprechen

Eine kurz Vortragshinweis – leider etwas spät, aber auch die Ankündigung ging eben erst online: e-teaching.org beginnt heute mit einem Themen-Special zur E-Learning-Forschung. Gerne habe ich zugesagt, mich beim ersten Online-Event des Themen-Specials am kommenden Mittwoch (30.01.2014) mit einem kurzen Vortrag zu Design-based Research zu beteiligen. Weitere Informationen dazu hier. Einen Vortrag vor dem Bildschirm zu halten und quasi mit dem Nichts zu sprechen, ist zwar immer etwas seltsam, aber ich werde mich bemühen, mir die Zuhörer/innen vorzustellen. 🙂 Wer keine Zeit vor dem Mittagessen (nämlich um 11.00 Uhr hat) – macht nichts: Der Vortrag wird auch aufgezeichnet.

Nachtrag: Link zur Aufzeichnung.

Unverzichtbares Instrument oder verzichtbare Gängelei?

Evaluation ist ein Thema, das in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten in der deutschen Hochschullandschaft kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat. Erfasst und bewertet wird alles, was sich irgendwie greifen lässt: Forschungsleistungen, Publikationen, Forschungsanträge, Reputation, und eben auch die Lehre und die Lehrenden. 2008 ist ein Buch mit dem Titel „Wissenschaft unter Beobachtung“ erschienen. Bruno Frey spricht darin von einer neuen Krankheit: der Evaluitis.

Lehrevaluationen gelten den einen als unverzichtbares Instrument der Qualitätssicherung und -entwicklung, den anderen als verzichtbare Gängelei von Lehrenden und Studierenden. Einerseits wird Transparenz in der Lehre gefordert, andererseits sind kleine Beteiligungsquoten überall ein Problem. Von nützlichen Rückmeldungen für eine bessere Lehre ist ebenso die Rede wie unnützen Befindlichkeitsmessungen. Lehrevaluationen erhitzen schnell die Gemüter und polarisieren mitunter stark.

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Nicht zum Nulltarif

Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat sich zur Online-Lehre zu Wort gemeldet (hier). Der Text wirkt einerseits relativ „geerdet“ und rückt – wie das jetzt ja auch wieder Mainstream ist – den MOOC-Hype zurecht; zudem werden auch einige einfache, aber deswegen nicht minder wichtige Aussagen zur Hochschuldidaktik gemacht. Andererseits offenbart das vierseitige Dokument auch einige Passagen, die deutlich machen, dass nach wie vor Unsicherheit und fehlende Kenntnisse zum Einsatz digitaler Medien (aber auch zur Didaktik an sich) bestehen. Ich greife im Folgenden einige Sätze heraus und kommentiere diese kurz, um meine Einschätzung zu erläutern.

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Wissenschaftler führt man nicht

Dieser Beitrag hier von François Bry hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. Er handelt von der „Führung von Wissenschaftlern“. Ich selber habe ja das Gefühl, dass der Führungsbegriff im Kontext der Wissenschaft nicht passt – es sperrt sich mir da etwas, ohne dass ich das so genau sagen kann, was es ist. Jedenfalls ist schon mal der Einstieg besagten Beitrags selbstredend – er lautet so (Zitat): „´Beim Bergsteigen hat man mit dem Führer-Prinzip nie Erfolg, weil immer der Gröbste und Dümmste die Führerschaft beansprucht´ hat Reinhold Messner neulich während eines Vortrags im Münchner Literaturhaus über den Stellungskrieg in den Dolomiten im ersten Weltkrieges gesagt. Ich wußte schon, dass es im ´Wissenschaftsbetrieb´ wie bei den Bergsteiger Seilschaften gibt, die Schwache ganz nach oben bringen. Mir war allerdings nicht bekannt, dass auch das Streben mancher nach Leitungsstellungen beide Berufsgruppen eint.“

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Wem gehört die Wissenschaft?

Wem gehört die Wissenschaft? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich auf der ersten Seite der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre unter „Standpunkt“ (hier) einen kurzen Text des Literatur-Professors Hans Ulrich Gumbrecht gelesen habe. Ein Anker für den kurzen Essay von Gumbrecht ist der englische Begriff „Humanities and Arts“. Gumbrecht schreibt, er habe darunter lange einfach „Geisteswissenschaften“ verstanden. Sucht man im Netz nach Übersetzungen, trifft man auf viele Möglichkeiten: „Bildende Künste und Geisteswissenschaften“, „Kunst- und Geisteswissenschaften“, bei „Faculty of Arts and Humanities“ auch die Übersetzung „Philosophische Fakultät“. Gumbrechts eigene Umschreibung von „Humanities“ lautet: „denkende Auseinandersetzung mit Grundproblemen der menschlichen Existenz in verschiedenen thematischen und epistemologischen Dimensionen“. Dazu, so Gumbrecht, gehören auch Gespräche und Kontemplation, also eine „immer neu sich vollziehende Rückkehr der Konzentration zu Fragen, Texten, Figuren und historischen Momenten, die nur selten zu definitiven Antworten führt, aber immer wachsende Komplexität der Erfahrung hervortreibt“. In dieser Tätigkeit aber möchte Gumbrecht lieber gar nicht mehr als „Wissenschaftler“ bezeichnet werden. Es habe Vorzüge, sich vom Begriff der Wissenschaft zu befreien, da dieser in der Regel analog zu den Naturwissenschaften gesetzt und assoziert wird mit: empirischer Verifizierung, akkumuliertem Fortschritt, Drittmittel-Einwerbung, Sonderforschungsbereichen und deren Begehungen.

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Hochschuldidaktik im Nischenbereich

„Diversität: jenseits von sozialen Kategorien? Heterogenität von Studierenden und Lernerverschiedenheit neu denken“ – so lautete der Titel eines Expertengesprächs organisiert vom Projekt nexus (der HRK) im Universitätsclub Bonn am 01.04.2014. Bei der Veranstaltung handelte es sich um einen ganztätigen Workshop mit rund 30 eingeladenen Gästen. Es gab vier Vorträge und Diskussionen im gesamten Plenum. Die Veranstaltung beschäftigte sich mit Unterschieden (a) im Lernerverhalten (pädagogisches und psychologisches Thema) und (b) in der (soziale) Herkunft (soziologisches Thema) und der damit zusammenhängenden Frage, mit welchen Maßnahmen man der wachsenden Diversität an Hochschulen begegnen kann.

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Vom qualifizierten zum quantifizierten Selbst

Die Meldung, dass der Horizon Report 2014 nun auch auf Deutsch (hier) erschienen ist, ist schon einige Tage alt. Aber es dauert natürlich ein wenig, bis man die knapp 70 Seiten gelesen hat, und das wollte ich dann doch erst tun, bevor ich darauf hinweise. Großartige Überraschungen hält der Bericht nicht bereit, was aber auch nicht zu erwarten ist, wenn man die technologischen Trends jährlich fortschreibt. Vergleicht man die Berichte, die etwas weiter auseinanderliegen, fallen einem allerdings schon einige Veränderungen und Besonderheiten auf: Man fragt sich z.B., wo das Internet der Dinge geblieben ist und wann die ersten genug vom Spielen haben. Weiß man um die seit vielen Jahren bzw. fast schon Jahrzehnten anhaltenden Bemühungen, digitale Medien dazu zu nutzen, wertvolle Präsenzzeit für anderes als die Vermittlung von Inhalten frei zu halten, mutet der Trend „flipped classroom“ irgendwie anachronistisch an (aber vielleicht hat es einfach nur an flippigen Bezeichnungen gefehlt).. Erstaunlich schnell sind die MOOCs wieder verschwunden und konsequent schnell haben sich Trends wie „Learning Analytics“ auf der Basis des Kerntrends „Big Data“ ausgeweitet. „Vom qualifizierten zum quantifizierten Selbst“ weiterlesen

Ausgependelt

Im September 2013 habe ich unter dem Stichwort „Pendelblick“ Eindrücke von meinem Wechsel an die Universität der Bundeswehr München an die Zeppelin Universität (mit für mich neuen Aufgaben) begonnen (hier). Inzwischen entwickeln sich ein paar Routinen und das, was man auch gut in einem Blog darstellen kann, habe ich nun nach und nach skizziert. Ich denke, es ist jetzt, nach rund einem halben Jahr, gerade eine gute Zeit (auch wenn das physische Pendeln noch nicht vorbei ist), mich  in diesem Blog wieder mehr den organisationsübergeordneten Themen zu widmen. Also: Kein Pendelblick mehr, aber wieder ein stärkerer Blick nach vorne auf hochschuldidaktische, mediendidaktische und forschungsmethodologische Inhalte, Ziele, Ereignisse, Diskussionen, Fundstücke etc. 🙂

Potenziell risikoreich

Die neue Interdisziplinäre Zeitschrift für Technologie und Lernen (iTeL) experimentiert mit einem offenen Begutachtungsverfahren. Der erste Open Peer Review-Prozess hat diese Woche begonnen. Das Verfahren im Detail kann man hier nachlesen.

Im Hintergrund wird das Open Journal System (OJS) verwendet (wie es z.B. auch die Zeitschrift für Hochschulentwicklung nutzt). Für das offene Verfahren ist das System an sich nicht ausgelegt, es wurde aber aus dem Kreis der Hauptherausgeber (hier nachzulesen) sozusagen „technisch nachgerüstet“, um das zu ermöglichen.

Uns ist klar, dass es lange dauern wird, bis sich da eine größere Zahl von Wissenschaftlern herantrauen wird, denn natürlich gibt es auch Argumente GEGEN ein Open Peer Review, und Erfahrungen dazu sammelt man bislang vor allem in den Naturwissenschaften, weniger aber in den Bildungswissenschaften. Die Zurückhaltung ist auch in anderen Projekten zu Open Peer Review groß – trotz der seit längerem bestehenden Möglichkeiten ist das einfach nach wie vor außerhalb des Mainstreams und damit potenziell risikoreich.

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Wollten Symposium und bekamen Arbeitsgruppe

Das Thema beschäftigt mich schon lange (siehe z.B. hier): Design-based Research (DBR) oder entwicklungsorientierte Bildungsforschung. Entsprechend groß war die Freude als bereits letztes Jahr die Nachricht kam, dass wir am diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGFE) mit diesem Thema drei Stunden füllen dürfen: Wir wollten ein Symposium, bekamen aber eine Arbeitsgruppe, wobei mir vom Umfang und vom Ablauf her die Unterschiede ehrlich gesagt nicht klar sind. Ich hatte das Konzept mit Dieter Euler eingereicht und gestern haben wir die “Arbeitsgruppe“ abgehalten: so ziemlich am Ende der Tagung mit der Befürchtung, dass nur wenige Interessierte kommen würden – aber es waren überraschend viele da, was ich als hohes Interesse am Thema werte.

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