E-Learning im Sport – angekommen?

Im April 2010 habe ich schon mal das Thema „Sport und digitale Medien“ erwähnt (hier). Zeitgerecht haben Marianne und ich Ende Juni unsere Expertise zum E-Learning in Sportorganisationen fertig gestellt … und eine ganze Menge dabei gelernt, nämlich wie Vereine und Verbände mit diesem Thema umgehen. Nun ist die Expertise erfreulicherweise online und kann hier abgerufen werden. Frank hat (hier) bereits vor einigen Tagen darüber berichtet.

Ich hoffe, dass die Expertise ein wenig zur Transparenz zum Thema Lernen und Lehren mit digitalen Medien im Bereich der Aus- und Fortbildung in Sportorganisationen beiträgt. Wie in anderen Kontexten auch, ist speziell der E-Learning-Begriff im Sport mit recht diffusen Vorstellungen verbunden. Je nachdem, auf welchem Weg Ausbilder und Trainer mit dem Thema in Berührung kommen, prägt das ihre Vorstellungen und Annahmen, was machbar und sinnvoll ist. Da kann man sich an die Diskussion auf der letzten GMW (2009 in Berlin) und die dort geführte Diskussion um den E-Learning-Begriff zurückerinnern (z.B. hier): Ist er noch nützlich oder schon schädlich? Gibt es da bereits zu viel verbrannte Erde oder lassen sich falsche Assoziationen reduzieren? Eine wirklich schlüssige Antwort habe ich da immer noch nicht … Die Expertise jedenfalls könnte für die Zielgruppe in dieser Hinsicht eine Hilfe sein – hoffentlich!

Fantasielose Reproduktion von Wissenschaftsritualen

Eher zufällig bin ich auf einen Beitrag von Ulrich Frank, Wirtschaftsinformatiker, gestoßen, in dem er sich mit der Vernachlässigung wissenschaftstheoretischer Herausforderungen in der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik auseinandersetzt. Der Beitrag wurde bereits 2003 in der Zeitschrift DBW veröffentlicht und ist hier online zu lesen. Nun kann man sich fragen, was die Wirtschaftsinformatik mit bildungswissenschaftlichen Themen zu tun hat: auf einer formalen Ebene gar nicht mal so wenig, was z.B. der kurze Enzyklopädie-Artikel desselben Autors zur „konstruktionsorientierten Forschung“ zeigt (worauf ich jetzt aber nicht näher eingehe). Als „vernachlässigte Probleme“ werden im Text von 2003 z.B. die Grenzen empirischer Forschung herausgearbeitet und diskutiert, in welchem Verhältnis die aktuelle (und eine mögliche) Wissenschaftskultur zum wissenschaftlichen Fortschritt steht. Diskutiert werden auch die Bedeutung der Praxis in und für die Forschung (eine Diskussion, bei der man durchaus Parallelen zur Bildungswissenschaft ziehen kann) sowie die Folgen der sich vollziehenden Universitäts- und Wissenschaftsreform (Bologna, Exzellenzinitiativen etc.). Spannend sind am Ende des Textes vor allem die drei Thesen von Ulrich Frank zum Thema Wissenschaftstheorie in seiner Disziplin:

  • „Forschungsmethoden sind bedeutsam – und hinderlich“: Bedeutsam sind sie, weil die Reflexion über Designs und Methoden das Selbstverständnis von Wissenschaftlern prägen und in ihrer Anwendung die für Wissenschaft geforderte Systematik sicherstellen. Hinderlich werden sie, wenn „sie bei naiver Interpretation ein schematisches Vorgehen über das Interesse an Erkenntnis stellen und damit kontraproduktiv sind“. Da kann ich nur zustimmen; meiner Ansicht nach passt das auch eins-zu-eins auf die Bildungsforschung.
  • „Der Elfenbeinturm verspricht eine weitreichende Aussicht“, womit gemeint ist, dass Zeit und Muße etwa zur Konstruktion von Leitideen und zur Reflexion von Begriffen keine unnötige Spielerei im hektischen Wissenschaftsbetrieb, sondern umgekehrt geradezu lebensnotwendig sind, um Wissenschaften weiterzuentwickeln. Auch dies würde ich für die Bildungswissenschaft unterstreichen, wobei hier die zum Teil großen Unterschiede (z.B. geisteswissenschaftliche und psychologische Ausläufer) zu beachten sind.
  • „Zu einer alternativen Wissenschaftskultur gehört ein … intellektueller Hedonismus“ als Gegenpol zur fantasielosen Reproduktion von Ritualen an unseren Hochschulen. Frank schlägt hierzu zum einen Rahmenbedingungen in der täglichen Arbeit vor, „die den Genuss wissenschaftlicher Diskurse und die Freude am gemeinsamen Lernen fördern“. Zum anderen verweist er auf „organisierten Freiraum für fruchtbare wissenschaftliche Auseinandersetzungen jenseits der Ablenkungen des Tagesgeschäfts“ etwa auf Konferenzen. Er verweist dabei auf die früheren philosophischen Treffen in Alpach, deren Charakter man sehr schön in den Briefwechseln von Feyerabend und Albert nachvollziehen kann (z.B. hier). Auch die Chancen der digitalen Medien werden von Frank genannt – angesichts des Entstehungsdatums des Artikels also noch VOR dem Web 2.0-Hype (wobei man auch sehen muss, dass sich da Widersprüche ergeben können, z.B. dann, wenn die permanente Online-Erreichbarkeit gerade wieder die soziale Präsenz auf Tagungen stört).

Leider hat Ulrich Frank dieses wissenschaftstheoretische Thema in aktuelleren Schriften nicht weiter vertieft, was ich sehr schade finde. Aber es ist ja auch meine Erfahrung, dass Beiträge dieser Art eher wenig rezipiert werden und vor allem wenig aktiv aufgegriffen werden – das Tagesgeschäft belohnt halt andere Themen einfach wesentlich mehr …

Die schwierige Qualitätsfrage

Verspätet möchte ich auf einen Preprint hinweisen zum Thema „Evaluation und Qualitätssicherung beim E-Learning“ – verspätet deshalb, weil ich dachte, da kämen noch Verbesserungswünsche. Der Text mit dem Titel „Kontinuierliche Qualitätsentwicklung: Von der Präsenz zur E-Lehre“ ist zusammen mit Alex und Silvia entstanden und versteht sich vor allem als Praxisbeispiel im neuen Buch von Horst Otto Mayer und Willy Kriz, das eben erschienen ist: Evaluation von eLernprozessen.

Ich werden diesen Herbst an der UniBwM mehrere Evaluationsveranstaltungen anbieten, sodass diese Neuerscheinung gerade rechtzeitig kam. Bei der Recherche zum Thema ist mir nämlich aufgefallen, dass das Interesse an Evaluationsfragen im Kontext des Lehrens und Lernens mit (digitalen) Medien offenbar schon mal größer war.

Evaluation_Kurs_QSF_2010

Der Lehrpreis als Ersatzhandlung

Mandy Schiefner und Balthasar Eugster haben einen sehr anregenden Text zum Thema „Lehrpreise“ geschrieben (die dazu bereits gelaufene Diskussion ist übrigens durchaus genauso anregend). Eingeordnet haben sie ihre Erörterungen über Ziele und Wirkungen von Lehrpreisen in die übergeordnete Frage, wie man Lehre sichtbar machen kann, was das eigentlich heißt und für wen und wozu das nützlich ist. Zum Einstieg werden zwei Konzepte von „Sichtbarkeit“ unterschieden: einmal im wörtlichen Sinne die Sichtbarkeit als das, was man mit seinen Augen wahrnehmen kann, und des Weiteren im übertragenen Sinne die Sichtbarkeit als das, was auf der Agenda steht und entsprechend diskutiert wird. Diese Unterscheidung finde ich schon mal ausgesprochen wichtig. Eine weitere aus meiner Sicht ganz essenzielle Frage ist die, was man denn eigentlich sichtbar macht, wenn man Lehre z.B. über Lehrportfolios dokumentiert, wenn man Lehre über Fragebögen evaluiert, wenn man in Lehrveranstaltungen hospitiert oder eben z.B. Lehrpreise vergibt. Dabei wird deutlich, dass vor allem die so wichtigen Vor- und Nachbereitungen eines Lehrenden fast immer unsichtbar bleiben – am ehesten besteht da noch in Lehrportfolios die Chance, genau das mitzubekommen; diese aber werden selten öffentlich gemacht. Schließlich spielt natürlich das „Wozu“ der Sichtbarmachung von Lehre eine ganz wichtige Rolle. Hier unterscheiden die beiden Autoren den Dialog, die Qualitätsverbesserung von Lehre und den Kompetenznachweis. Man könnte noch darüber nachdenken, wie diese drei Funktionen denn genau zusammenhängen. Was man vielleicht noch genauer unterscheiden könnte, ist die Lehre als Produkt und als Prozess. In Analogie zur Narration, bei der man den Prozess des Erzählens ebenso wie das Produkt der Geschichte in Zentrum rücken kann, stellt sich auch die Lehre jeweils anders dar, wenn man den Prozess des Lehrens an sich und das Lehrkonzept als zugrundeliegendes Produkt (z.B. ein didaktisches Muster!) unterscheidet.

Am Ende kommen Mandy und Balthasar zu dem Schluss, dass speziell der Lehrpreis eigentlich kaum etwas sichtbar macht, das Wesentliches über die Lehre aussagen könnte. „Seine Vergabe ist eine Art Ersatzhandlung für die immer wieder scheiternde Bestimmung von Lehrqualität“ (S. 19). Leider ist genau das vielen politisch Verantwortlichen oder auch didaktisch völlig ungeschulten Personen überhaupt nicht klar. Oder es ist ihnen klar und sie hoffen, dass es allen anderen nicht klar ist. Manchmal kommt mir das vor wie bei Aktionen zur Frauenförderung: Man bietet an der Oberfläche irgendwelche „Ersatzhandlungen“ für wirklich tief greifende Veränderungen an, um die potenziell Aufbegehrenden ruhigzustellen. Lehrpreise signalisieren, dass man „was tut für die Lehre“. In Wahrheit – so meine Befürchtung – ist gute Lehre im Vergleich zu einer ertragreichen naturwissenschaftlich-technischen Forschung kaum etwas wert (siehe hierzu auch die Diskussion in Mandys Beitrag). Vielleicht ist es sogar völlig egal – was nur diejenigen nicht wahrhaben können und wollen, die sich um gute Lehre in Forschung und Praxis bemühen.

Kalt erwischt

Mein erstes „Trimester“ liegt nun schon wieder zwei Monate hinter mir. Bald folgt die lange „Vorlesungsphase“ – nur von ganz wenigen Wochen (Weihnachten z.B.) unterbrochen, und ich bin mal gespannt, wie sich das so auf meine Arbeitsroutinen auswirkt, wenn die „Pause“ von Mitte/Ende Februar bis bitte April fehlt. Das ist das eine, das andere sind meine ersten Erfahrungen mit den Studierenden der UniBw. Wie fange ich da jetzt an? Vielleicht mit meiner falschen Annahme, ich wüsste, wie man Lehrveranstaltungen so gestaltet, dass zumindest die Mehrheit der Studierenden mitzieht und am Ende zufriedenstellende Ergebnisse resultieren. Genau das nämlich ist mir zwischen April und Juni 2010 eher nicht gelungen. Nun muss ich allerdings (zur Vermeidung allzu einseitiger Zuschreibungen) dazu sagen, dass ich bereits im letzten Augsburger „Vorlesungsexperiment“ (siehe z.B. hier) ziemlich ernüchtert war und auch im MuK-Studiengang Veränderungen in den letzten Semestern festgestellt hatte, was z.B. Experimentierfreude, Basisfähigkeiten und Engagement der Studierenden betrifft (wofür es viele Gründe geben kann, auf die ich hier jetzt nicht eingehe). Trotz dieser Relativierung muss ich zugeben, dass es mich in München erst mal besonders kalt erwischt hat. Zum Thema Didaktisches Design habe ich auf der Grundlage meines Studientextes (hier) eine Veranstaltung für insgesamt 70 Studierende angeboten und diese – so meine ich – einigermaßen interaktiv aufgebaut. Damit man sich ein Bild machen kann, hier das Konzept (der Leitfaden quasi für mich und meine beiden Mitarbeiter).

VL_Konzept_Doz_Leitfaden_2010

Ähnlich habe ich bereits in Augsburg mehrfach gearbeitet, etwa zum Thema Wissensmanagement, zu dem es einen analogen Studientext gibt (hier). Die Erfahrungen waren bei diesem Konzept immer recht positiv. Das war der Plan. Aber einiges kam anders. Da mein Laut-Denk-Protokoll etwas länger geworden ist, habe ich es in einem Dokument gespeichert. Hier ist es:

Gedankenprotokoll_erstes_Trimester_2010

Rasende Zeit

Körpergröße und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind ein besonders anschaulicher Spiegel für das unerbittliche Fortschreiten von Zeit: Was ist ein bloßes Datum (obschon es einem dasselbe sagt) gegen das Wachstum von 49 cm auf 186 cm in 17 Jahren? Geburstage laden dazu ein, sich dieses Phänomens besonders bewusst zu werden – und bei uns ist das immer mitten in der Sommerpause der Fall, wenn mein Sohn Geburstag hat. Während man als Mutter oder Vater erst Jahre in gebückter Haltung verbringt, um den lieben Kleinen nah zu sein, dreht sich der Spieß so schnell, dass man das Gefühl hat, irgendwas verpasst zu haben. Bald ist mein Sohn im selben Alter wie die Studierenden, mit denen ich fast täglich zu tun habe … schon ein sonderbares Gefühl. Es wird Zeit, dass ich die Blog-Pause beende und mich inhalltichen Dingen zuwende … auch wenn genau das die rasende Zeit wohl kaum aufhalten wird.

Call für die Sommerpause

Ein neuer Call für die Zeitschrift für E-Learning steht an: Es geht um den Einsatz von digitalen Medien in Praxisphasen des Studiums – ein Thema, das Rolf Schulmeister und mir recht viel versprechend erscheint, weshalb wir schon vor längerer Zeit beschlossen hatten, dass dazu mal ein Themenheft her müsste. Unter „Praxisphasen“ verstehen wir keine praktischen Abschnitte innerhalb von Lehrveranstaltungen, sondern: Kurzpraktika z.B. von vier Wochen Dauer, Praktika von einem Semester Länge, Exkursionen und Auslandsaufenthalte – also Phasen des Studiums, zu denen man den Lernort quasi nach „draußen“ (außerhalb der (Heimat-)Universität) verlegt. Kurze Exposés können an Rolf Schulmeister und mich bis Ende September gesendet werden. Der Call findet sich hier.

Am besten also gleich den Urlaubsmonat August dazu nutzen, bevor im September wieder der Tagungsmarathon beginnt. Ich werde nämlich den August ebenfalls wieder „kürzer treten“ und eine Blogpause einlegen. Leider steht dieses Jahr kein Inselurlaub an (erstes nächstes Jahr wieder) und wir müssen uns mit einem Kurzurlaub begnügen. Aber wir werden zuhause etwas mehr „die Füße hochlegen“, ich möchte mir etwas Zeit zum Nachdenken gönnen, Wandern und Schwimmen gehen und hoffe, dass ich mich im September wieder mit neuer Energie zurückmelden kann. Bis dann und allen einen schönen (Spät-)Sommer.

Schreiben lernen

Reinhard Bauer von der Donau Universität Krems (Mitarbeiter von Peter Baumgartner) ist mit einer spannenden Idee auf mich zugekommen, nämlich „Writers´ Workshops“ in der Nachwuchsförderung, genauer in Doktorandenveranstaltungen, einzusetzen. Seine guten Erfahrungen damit im Zuge von Konferenzen zur Musterforschung haben ihn dazu veranlasst (auch Peter hat darüber hier in seinem Blog berichtet). Was ich wirklich bemerkenswert fand ist, dass Reinhard gleich einen konkreten Vorschlag für eine Forschungsnotiz gemacht hat! Ich habe das sehr gerne aufgegriffen und innerhalb weniger Tage haben wir auf diesem Wege eine Forschungsnotiz (sie ist hier bereits online zugänglich) erstellt, in der nicht nur beschrieben wird, was „Writers´ Workshops“ sind (weswegen ich das jetzt hier nicht extra erkläre). Man kann da auch lesen, wie wir das im Doktoranden-Kolleg „Lifelong Learning“ der Universitäten Graz, Klagenfurt und Krems einerseits und im Doktorandenkolleg der Professur für „Lehren und Lernen mit Medien“ an der UniBw München andererseits mal ausprobieren wollen. Quasi wie von selbst sind wir da zu unserem ersten „Gastautor“ bei unseren Forschungsnotizen gekommen – unkompliziert und schnell. Wäre ja eine tolle Sache, wenn das öfter mal passiert. Ein großer Dank geht da an Reinhards Engagement!

Ich bin gespannt, wie uns die Umsetzung gelingt, ob meine Doktoranden jetzt nicht komplett davon überfahren sind und auch mitziehen, und welche Erfahrungen wir damit machen.

L3T in der heißen Phase

Passend zur Sommerhitze war in den letzten Wochen die „heiße Phase“ für die fleißigen Autoren/innen des „Lehrbuchs für Lernen und Lehren mit Technologien“ (L3T). Weil ich zum einen ungern Deadlines ausschöpfe und zum anderen noch zwei andere Artikel fertig werden mussten, bevor ich demnächst endlich mal eine Urlaubspause einlege, habe ich den beiden Herausgebern Martin Ebner und Sandra Schaffert mein „Werk“ schon vor zwei Wochen zugesandt. Jetzt, nachdem die Einreichungsfrist zu Ende ist, möchte ich den Preprint zur Verfügung stellen.

L3T_DD_Lerntheorien_Reinmann

Ich bin auf das Review gespannt, das ja – wenn ich das hoffentlich richtig verstanden habe – nicht „blind“, sondern namentlich erfolgt (das hätte ich mir bei den GMW-Reviews auch gewünscht, weil ich mindestens an einen Gutachter schon ein paar Fragen gehabt hätte ;-)). Leicht war der Auftrag nicht: Ausgehend von meinem Studientext zum Didaktischen Design war der Wunsch an mich, einen Bogen von den Ziele einer didaktische Konzeption über Lerntheorien bis zu Ordnungsmodellen zu schlagen – und das auf zehn bis elf Seiten. Da habe ich zugegebenermaßen eine Weile daran gekaut. Leicht dagegen war für mich natürlich, dass ich den Beitrag allein geschrieben habe – ein Grounding-Prozess mit Co-Autoren entfiel dadurch (leider konnte ich dann auch die meisten Fragen des Fragebogens nicht ausfüllen – tut mir wirklich leid).

Ich bin ehrlich sehr gespannt auf den weiteren Prozess und das Gesamtwerk! Ich war anfangs sehr skeptisch (bin es immer noch ein wenig), aber auch beeindruckt und finde es durchaus richtig, dass man so was mal wagt. Wer Mut hat, macht ab und zu Fehler, und nicht alles gelingt. Man macht sich angreifbar. Aber das halte ich in der Wissenschaft, wo es immerhin niemanden in Gefahr bringt, auch für richtig!! Von daher hoffe ich, dass möglichst viele Autor/innen Zeitpläne und sonstige Regeln einhalten können und dabei helfen, dass die gesteckten Ziele erreicht werden.

Wettbewerb über alles

An den Hochschulen werden weiter fleißig Studiengänge akkreditiert. Für diesen Zweck wird vor allem tonnenweise Papier produziert – dicke Wälzer, die Ausdruck von Fleißarbeiten ohne Gleichen sind. Dass das nicht sinnvoll sein kann, hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) schon seit längerer Zeit erkannt. Nun gibt es eine neue aktuelle Pressemeldung (hier), in der die HRK dafür plädiert, die „eklatanten Schwächen“ in der Akkreditierungspraxis zu beseitigen. Das Losungswort heißt: institutionelle Audits, in denen begutachtet wird, „ob die Strukturen und Prozesse einer Hochschule geeignet sind, die von ihr selbst gewählten Qualitätsziele in Lehre und Studium zu erreichen“.

Die Audits sollen nach international anerkannten Evaluationsprinzipien durchgeführt werden, wobei leider nicht gesagt wird, wie das genau gemeint ist. Orientieren sich aktuelle Akkreditierungen nicht danach? Die Hochschulen sollen dabei vor allem unterstützt werden, ihre Aufgaben in Studium und Lehre besser wahrzunehmen. Das wäre immerhin ein Fortschritt, wenn man an die Stelle der derzeitigen Behinderung durch Akkreditierungen eine Unterstützung anbietet. Es soll ein „Qualitätssiegel“ vergeben werden – und zwar als Nachweis für die hohe Qualität der Lehre. Das wiederum ist eine seltsame Folgerung, denn aus einem handwerklich gut gestalteten Studiengang folgt noch keine qualitativ gute Lehre auf der Veranstaltungsebene. Und dann wird natürlich wieder der „Wettbewerb der Hochschulen untereinander“ ins Feld geführt – Wettbewerb über alles, eine Art Mantra aus dem Hoffnungsland der Marktwirtschaft. Das ist mir ein Rätsel, dass man diesem Irrglauben, man könne Bildung und Universitäten nach diesen Prinzipien besser machen, so beharrlich anhängt – trotz aller gegenteiliger Erfahrungen.

Fazit: Schön, dass die HRK es anstoßen will, diesen Akkreditierungswahnsinn einzudämmen. Schön auch, dass es neue Ideen gibt, es anders zu machen. Schade aber, dass Rhetorik doch wieder wichtiger ist als Inhalte. Und schade vor allem, dass das ökonomische Primat nach wie vor ungebrochen zu sein scheint.