Sandra hat mich im August auf einen interessanten Text von Margit Osterloh und Bruno Frey aufmerksam gemacht, der bereits vor ein paar Jahren veröffentlicht worden ist (hier das pdf). Unter dem Titel „Anreize im Wissenschaftssystem“ diskutieren die beiden Autoren den Sinn und vor allem den Unsinn der Einführung von Anreizsystemen im Wissenschaftssystem, die an Outputs und ökonomischem Denken orientiert sind. Es wird vor allem zu Beginn des Textes gezeigt, in welcher Weise sich die wissenschaftliche Logik von einer Marktlogik unterscheidet. Dabei wird auch ausführlich auf die Rolle von Peer Reviews eingegangen – ein Thema, über das ich in diesem Blog ja bereits mehrfach geschrieben habe (z.B. hier, hier und hier). Interessanterweise kommen die Autoren unter anderem zu dem Schluss, dass es prinzipiell besser sei, das Peer Review generell einzudämmen. Begründet wird dies damit, dass das Wissenschaftssystem im Vergleich zu anderen Systemen einen besonders großen und langen Aufwand betreibt, um Personen als Professoren in diesem System aufzunehmen. Leitkriterium, so das Credo des Textes, müsse die Autonomie der Wissenschaft, der wissenschaftlichen Arbeit und damit auch des Wissenschaftlers sein. Die aber wird durch zu hohe Abhängigkeit von Drittmitteln und damit auch vom Peer Review (denn viele Drittmittel sind an positives Peer Review gekoppelt) zunehmend eingeschränkt. Ihre Argumentation lautet: „Autonomie ist eine wichtige Voraussetzung für Kreativität … Sie ist aber zugleich Teil des Belohnungssystems in der Wissenschaft, welches dem „taste for science“ entspricht. ForscherInnen nehmen Einkommenseinbußen in Kauf, wenn sie dafür mehr Autonomie erhalten. Die Attraktivität von Universitäten sinkt, wenn zusätzlich zum niedrigeren Einkommen auch noch die Autonomie in der Forschung reduziert wird.“
Ich finde den Text sehr gelungen. Er bringt die aktuelle Problematik im Wissenschaftssystem prägnant auf den Punkt. Zudem werden – wenn auch vergleichsweise kurz – konkrete Vorschläge gemacht, was man gegen die eher dysfunktionalen Entwicklungen tun könnte. Fragt sich, warum diese nicht aufgegriffen werden.