Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

FideS: Nicht nur Gottvertrauen

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Nein, „fidem habere“ wird in der Regel nicht übersetzt mit „Vertrauen haben“, sondern mit „Vertrauen schenken“, ist also weniger ein Besitz denn eine Investition in eine letztlich nicht gewisse Zukunft. Und ja, man muss ein gewisses Maß an Vertrauen in Studierende, deren Interesse und Engagement, und Vertrauen in die potenziell entstehende Dynamik haben, wenn man bereits in der Studieneingangsphase erste studentische Forschungserfahrungen fördern will. Und so passte FideS als Akronym einfach hervorragend für unser neues Projekt „Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase“.

Zusammen mit Sandra Hofhues an unserem Lehrstuhl sowie mit Ulrike Lucke (Universität Potsdam) und Mandy Schiefner-Rohs (TU Kaiserslautern) als Projektpartner freue ich mich über die Bewilligung eines neuen Projekts im Rahmen der fünften Förderlinie im BMBF-Schwerpunkt Hochschulforschung, der die Aktivitäten im Qualitätspakt Lehre mit Forschungsarbeiten (siehe hier) begleiten soll (Laufzeit: 3 Jahre).

Das Verbundprojekt FideS untersucht, wie Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase in Projekten des Qualitätspakts Lehre und darüber hinaus umgesetzt und wirksam wird. Dazu beschäftigen wir uns theoretisch mit forschendem Lernens (bzw. forschungsorientierter Lehre) mit dem Ziel einer Ausdifferenzierung des Konzepts, untersuchen empirisch Initiativen und Projekte zum forschenden Lernen und arbeiten daran, Empfehlungen und Unterstützung für die Hochschulpraxis anzubieten. FideS berücksichtigt neben verschiedenen Formen forschenden Lernens auch unterschiedliche Formen und Auffassungen von Forschung. So wollen wir theoriegeleitet untersuchen, wie forschendes Lernen in die Studieneingangsphase in sozial- und kulturwissenschaftliche und in ingenieurwissenschaftliche Studiengänge sowie in Studiengänge der Lehrerbildung an deutschen Hochschulen eingebettet ist, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich hier zeigen und welchen Einfluss die Art und Auffassung von Forschung auf die didaktischen (Sub-)Konzepte haben. Darüber hinaus werden Möglichkeiten der technischen Unterstützung forschenden Lernens analysiert, kategorisiert und mit theoretischen Modellen abgeglichen. Um die skizzierten Ziele zu erreichen, konzentriert sich das Vorhaben auf deskriptive, wirkungs- sowie entwicklungsorientierte Forschungsfragen.

Schließlich wollen wir handlungsleitende Modelle, Materialien und technische Werkzeuge für die forschungsorientierte Gestaltung der Lehre in der Studieneingangsphase auf der Basis der theoretischen und empirischen Erkenntnisse entwickeln. Alle theoretischen, empirischen und praktischen Ergebnisse werden über die Pilotierung eines Forschungs- und Entwicklungsaudits nicht nur öffentlich zugänglich gemacht. Es ist auch unser Ziel, Qualitätsstandards für forschendes Lernen in der Studieneingangsphase zu erarbeiten, in der Fachgemeinschaft zu diskutieren, zu prüfen und zu verbreiten.

Ob forschendes Lernen bereits in der Studieneingangsphase seinen Platz haben sollte, ist durchaus umstritten. Was kann und darf man von studentischer Forschung erwarten, wenn diese bereits im ersten Studienjahr erfolgt? Was sind die Vorzüge und was die Risiken? Und wie kann es prinzipiell funktionieren und in welchen Disziplinen/Fächern? Wir hoffen, darauf in den kommenden drei Jahren erste Antworten geben zu können. Und natürlich hoffe ich, dass  sich forschendes Lernen in der Studieneingangsphase nicht nur als naiver Glaube herausstellt, denn: Fides heißt auch „Glaube“, aber wo bliebe das (geschenkte) Vertrauen, wenn man nicht auch an eine Sache glauben würde? 😉

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