Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Um keinen Deut besser

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Der Stifterverband hat seit diesem Jahr ein neues Online-Magazin: Merton! Namensgeber ist der Unternehmer und Politiker Richard Merton, der sich als Wissenschaftsmäzen einen Namen gemacht und wohl auch den Stifterverband geprägt hat. Der Untertitel des Magazins macht deutlich: Es geht im Bildung, Wissenschaft und Innovation. Ich denke, man kann das neue Informationsangebot in die Wissenschaftskommunikation einordnen. Im jüngsten Interview (hier) streiten Julian Nida Rümelin und Thomas Sattelberger darum, ob wir zu viele oder zu wenige Akademiker haben, ob hohe Abbruchraten von Studierenden von der schlechten Lehre oder davon herrühren, dass nicht alle, die ein Studium beginnen, auch für ein Studium geeignet sind. Über Nida-Rümelins Buch hatte ich (hier) bereits mal geschrieben. Ich konnte seiner Argumentation gut folgen; im Interview sind die Statements etwas schwach, aber die Parolen Sattelbergers leider um keinen Deut besser. Das Interview bricht an der Stelle ab, an der es hätte interessant werden können. Na ja, vielleicht kann man es als Aufhänger für eigene Diskussionen verwenden, für mehr sicher nicht.

Erhellender und anregender ist da der Text (hier) von Uwe Schneidewind zur „transformativen Wissenschaft“ im Merton Magazin. Der als Kolumne bezeichnete Text erklärt, was unter transformativer Wissenschaft zu verstehen ist und warum der Ruf nach einer solchen Wissenschaft eine gewisse Aufregung und Abwehr verursacht: „Wer die Forderung nach einer transformativen Wissenschaft erhebt, der zielt auf die Wissenschaft als Ganzes, auf die Idee von Wissenschaft, aber auch auf ihre Funktion als zentrales gesellschaftliches Subsystem moderner Gesellschaften. Wer diese Wissenschaft „transformativ“ gestalten will, spielt mit einem umfassenden Ausrichtungsanspruch und fordert damit eine Selbsttransformation der heutigen Praxis von Wissenschaft ein. Eine solche Forderung schreckt alle diejenigen auf – und will es auch -, die keine Veränderung im Wissenschaftssystem möchten.“ Der Autor beschreibt drei wesentliche Ziele transformativer Wissenschaft: „Sie will die Reflexivität im Wissenschaftssystem erhöhen, um sich der Praxis der eigenen Wissenschaft bewusst zu werden. Sie will werturteilsgeleitete Bezüge (schon bei der Wahl der Forschungsthemen) aufdecken und gesellschaftlich zu verhandeln. Sie will Formen der Wissensproduktion schaffen, bei denen früh auch die nicht-wissenschaftlichen Akteure einbezogen werden.“ Beim Lesen habe ich mir gedacht: Design-Based Research (zum Reader hier)  ließe sich als ein methodologischer Ansatz innerhalb der Bildungswissenschaft relativ gut unter dieses Dach zumindest subsumieren und könnte von einem Versuch, diesbezüglich Zusammenhänge zu eruieren, womöglich auch profitieren.

Um nochmal auf das Magazin Merton zurückzukommen: Das kann man sicher im Auge behalten und vor allem daraufhin beobachten, was der Stifterverband hier so alles auf die Agenda setzt.

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