Ranking – Nachtrag

Ach ja, was mir noch wegen des CHE-Rankings und der Forschungsreputation eingefallen ist: Schon bei der Eingruppierung in die Fächergruppe beim CHE gab es bei unserem Studiengang Probleme: Die Mischung aus Kommunikationswissenschaft einerseits sowie pädagogisch-didaktischen und technischen Aspekten anderereseits, führt dazu, dass wir in der jetzigen Fächergruppe an sich nur teilweise gut aufgehoben sind. Wir versuchen uns halt tatsächlich an einem interdisziplinären Studiengang und folglich sind wir, die wir den Studiengang tragen, auch in recht verschiedenen wissenschaftlichen Communities verhaftet – das macht die Frage nach der Reputation in der Forschung sicher schwierig, denn es kommt jetzt ganz darauf an, wen man wonach gefragt hat. Überhaupt denke ich ja nach wie vor, dass sich nur wenige Wissenschaftler mit einer Instititution, dafür aber mehr mit ihrem Fach und eben der dazugehörigen Community identifizieren.  Gott sei Dank!! Einen Kult um eine „Corporate Identity“ einer Universität (wie in der Wirtschaft) – das wäre wirklich das letzte, was ich jetzt noch gebrauchen könnte – ich finde Personen und Inhalte interessanter ;-).

Noch ein Ranking – diesmal größer und vom CHE

So, nun liegt für unseren Studiengang Medien und Kommunikation das zweite CHE-Ranking vor – das erste war 2005. Erfreulicherweise – und hier gilt mein Dank den Augsburger-Studierenden für ihre positiven Wertungen – werden wir auf allen studienrelevanten Dimensionen (Studienorganisation, Praxisbezug, Betreuung, Studiensituation insgesamt) sehr positiv eingeschätzt und landen damit (zusammen mit Düsseldorf. Eichstätt, Erfurt, Friedrichshafen, Hannover, Hohenheim, Ilmenau, Münster und Potsdam) in der Spitzengruppe (Tabelle siehe hier). Das freut mich/uns natürlich sehr, zeigt es doch, dass sich das Bemühen lohnt – trotz der vergleichsweise schlechten Rahmenbedingungen und knappen Ressourcen (im Moment stemmen wir den Studiengang zum größten Teil mit zwei Professuren). Aber Besserung ist in Sicht – auch ressourcentechnisch (doch weil da alles noch nicht unterschriftsreif ist, kann mich darüber in einem öffentlichen Blog leider noch nicht äußern).

Ein Blick in die detaillierte Auflistung (hier) offenbart, dass uns das Thema E-Learning besonders gut gelingt – na das will ich aber auch hoffen, sonst wären unsere ganzen Projekte, Vorträge, Workshops und Publikationen ja auch wirklich für die Katz ;-). Für die IT-Infrastruktur, Bibliothek und sonstige technische Ausstattung haben wir leider nur bedingt Einfluss, aber hier hat sich gerade in den letzten zehn Monaten (dank des ITS-Projekts, an dem maßgeblich das Medienlabor beteiligt ist) einiges getan – das wurde natürlich letztes Jahr, als die Befragungen stattfanden, noch nicht erfasst. Mit den restlichen Einschätzungen, denke ich, können wir zufrieden sein, denn klar ist: Allen kann man es freilich nicht recht machen.

Ja, aber damit man nicht übermütig wird, kommt die Ohrfeige gleich mitgeliefert: Schlussgruppe in der Forschungsreputation (wie die Schlussgruppe in der Reputation in Studium und Lehre zustande kommt, nachdem die Studierenden doch so zufrieden sind, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Vielleicht kann mir das mal jemand vom CHE erklären). Also, da schaut man natürlich mal, wie das zustande kommt: Das kleine (i) führt einen zu folgender Erklärung: „Welche Hochschulen laut Urteil der Professor/-innen in der Forschung führend sind. Die Professorinnen und Professoren wurden gebeten, bis zu fünf Universitäten zu nennen, die sie in ihrem eigenen Fach für in der Forschung führend halten. Nennungen der eigenen Hochschule wurden nicht berücksichtigt. Angegeben wird, von wie viel Prozent der Professorinnen und Professoren die jeweilige Hochschule genannt wurde.“ Aha. Aber dann gibt es ja noch Kriterien (die findet man hier) und die lauten wie folgt

  1. Besonderheiten Forschung & Entwicklung (hmm – haben wir da wirklich nichts zu bieten? Man kann sich hier und hier jetzt mal exemplarisch für Medienpädagogik ein eigenes Bild machen)
  2. Besonderheiten in der Forschung (ist das nicht eine Doppelung?)
  3. Erfindungen pro 10 Wissenschaftler (ui, wie macht man das bei nur zwei Professoren oder wer zählt alles als Wissenschaftler? Und was gilt als „Erfindung“ in einer Sozialwissenschaft? Wir können ja mal unsere Ideen zählen und sie dem CHE schicken)
  4. Forschungsgelder pro Professor (also ich habe z.B. in den letzten 3 Jahren zwar keine Millionen eingeworben, aber ca. 220.00,- sind seit 2006 auch zusammen gekommen – zu wenig? Offenbar!)
  5. Forschungsverbünde (na ja, also immerhin haben wir ein laufendes EU-Projekt und ein zweites gerade beantragt und beim bmbf versuchen wir auch gerade in einem Forschungsverbund unser Glück – und warum immer nur die finanziell sichtbaren Verbünde zählen, gelten andere Kooperationen, bei denen eben wenig oder kein Geld fließt, denn nichts?)
  6. Graduiertenkolleg (gut, haben wir nicht, dafür sind wir aber auch viel zu klein)
  7. Habilitationen pro Jahr (wie denn, wenn ich nicht mal eine Assistentenstelle habe?)
  8. International sichtbare Publikationen (tja, das Credo der Internationalität geht halt über alles; immerhin liest man uns in Österreich, in der Schweiz und auch in Holland ;-))
  9. Möglichkeiten, an Forschung zu partizipieren (na klar, u.a. machen wir uns auch deshalb so eine Mühe mit unserem Begleitstudiumsangebot: siehe hier)
  10. Promotionen pro Professor (ja, leider haben sie beim CHE das Jahr 2008 nicht mitgezählt – da werden sechs bis sieben Doktoranden fertig – siehe hier)
  11. Stiftungsprofessoren (ne, haben wir nicht – aber wir würden schon eine nehmen – ehrlich!)
  12. Veröffentlichungen pro Professor/Wissenschaftler (ehrlich – ist das nicht genug, was wir haben? Hier geht’s zu unseren Publikationen)
  13. Zitationen pro Publikation (na ja, darüber gibt es ja durchaus Streit, wohin das führt, wenn man nur noch publiziert, um in gereviewten (oh – was für ein Anglizismus) Journals wiederum zitiert zu werden – okay, mit dem Manko müssen wir dann leben).

Ja, also: So ganz schlau werde ich aus dieser Bewertung im Hinblick auf die Forschung nicht – aber das kann man jetzt nicht ändern. Vielleicht ist das auch eine gute Stelle, um nochmal an Richard Münchs Buch von der „akademischen Elite“ zu erinnern (ich habe letzten Sommer hier davon berichtet). Soweit …

Selbstorganisiertes Lernen im interaktiven Web

„Selbstorganisiertes Lernen im interaktiven Web“ – Lernkultur im Wandel? – so lautet der Titel der 4. EduMedia Fachtagung 2008, die am 02. bis 03. Juni 2008 in Salzburg stattfindet. Das Programm kann bereits seit längerem online eingesehen werden (hier). Ich werde diesmal auch da sein, allerdings nur am 3. Juni und dort bezogen auf das Motto der Tagung in einem Vortrag einige impliziten Annahmen und Prämissen der Selbstorganisation im Netz hinterfragen. Wer selbst viel Lehre macht, fragt sich bestimmt des Öfteren, warum offene Lernangebote leider eben nicht wie von selbst funktionieren und warum das Web 2.0 mit all seinen Verheißungen etwa im universitären Alltag nur eine marginale Rolle spielt. Vielleicht liegt es ja am Konzept selbst? Wer Interesse an diesen Fragen (und Antwortversuchen) hat, aber nicht in Salzburg sein wird, der kann es wenige Tage später nachlesen – ich werde meinen Vortrag auch schriftlich veröffentlichen. Das ist ja auch vielleicht für die gut, die lieber ausschlafen und nicht schon um 9.00 Uhr den ersten Vortrag hören wollen – ich gehe mal davon aus, dass ich in einige gähnende Gesichter blicken werde. Im Konferenzband ist auch ein Beitrag von mir drin – aber ein anderer (bereits als Arbeitsbericht zugänglicher Artikel) als der Vortrag, denn: Leider ist es unmöglich, auf die Schnelle (ohne weitere Vorwarnungen) einen Vortrag, den man in zwei Monaten halten will, schon vorab schriftlich zu liefern – keine gute Idee, finde ich. Aber na ja, macht ja nichts – dann lohnt sich wenigstens das Zuhören 😉

Na sowas … oder: Was macht man mit einem Ranking-Platz?

Gestern flatterte mir eine Zeitung ins Haus, die ich – hätte Frank nicht den Briefkasten geleert – wahrscheinlich in gewohnter Manier gleich als Werbung wieder in den Papierkorb geworfen hätte, womit ich zugegebenermaßen manchmal zu schnell bin. Es handelte es sich um ein Belegexemplar der Zeitschrift wirtschaft + weiterbildung mit dem Titelthema „ich blogge, also bin ich“ und dem Versprechen, 10 Bildungs-Blogger auszumachen, „die Sie kennen sollten“. Ohne Zweifel verdient steht Jochen Robes mit seinem Weiterbildungsblog an Platz 1: Auch ich kenne niemanden, der derart konsequent, umfangreich und informativ ein Blog mit Bildungsinformationen führt und ich habe schon viele interessante Quellen dank seines Blogs gefunden.

Was mich dann aber schon erstaunt hat ist, dass mein E-Denkarium in dieser „Hitliste“ auftaucht (wenn auch nur auf Platz 8, aber immerhin ;-)), denn: Für Leute aus der Wirtschaft schreibe ich an sich ja eher nicht (wobei das bei mir schon auch die Frage auslöst: Für wen schreibe ich eigentlich?). Während die drei „Gewinner“ (Jochen Robes, Fritz Simon und Johannes Tönneßen) im Leitartikel genauer skizziert sind, erhalten die anderen sieben eine Kurzbewertung mit Stärken- und Schwächen-Analyse, wobei mir als Schwäche „ … zu viele Themen aus dem Bereich Pädagogik und Schule“ attestiert wird. Ja logisch – ich komme natürlich aus dem Bereich der Pädagogischen Psychologie, und es ist sogar was dran an der Formulierung, denn zumindest für die Schule habe ich in gewisser Weise eine „Schwäche“: Ohne dafür unbedingt einen offiziellen Auftrag zu haben, sind mir Bildungs- und Medienfragen in der Schule einfach wichtig!! Denn wo fängt denn Bildung in systematischer Form an? Doch in der Schule, oder? Und überhaupt meine ich ja, dass das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Bildung (wer will kann ja mal auf dem Portal unseres Vereins vorbeischauen, nämlich hier) gerade in der Schule besonders gut beobachtet werden kann und dringend auf neue konzeptionelle Vorschläge wartet.

Jedenfalls find eich es sehr positiv, wenn ein nicht auf Wirtschaft und Weiterbildung explizit ausgerichtetes Blog eben mit vielen Schul- und Hochschulthemen mit aufgeführt wird – das ist ja vielleicht auch ein kleiner (weiterer) Schritt der Annäherung. Wenn jetzt noch das Lehrerzimmer-Blog von Herrn Rau dabei wäre, wäre es perfekt, damit „umtriebige Experten und Forscher“ (so eine andere Formulierung in der Bewertung) auch von umtriebigen Lehrern ergänzt werden. 🙂

Umfrage bei Knowledge Bloggern im Wissenschaftsbereich

Eine meiner studentischen Mitarbeiterinnen – Tamara Bianco – hat vor wenigen Tagen eine Online-Umfrage für ihre Masterarbeit zum Thema Knowledge Blogs gestartet. Angesprochen sind alle Blogger, die sich in ihrem Weblog auch mit wissenschaftlichen Themen (in welcher Form auch immer) beschäftigen. Das Ausfüllen des Fragebogens dauert ca. zehn Minuten. Hier geht es zur Umfrage:

http://bscw.uni-augsburg.de/survey/index.php?sid=56

Thematisch knüpft Tamaras Arbeit an den Arbeitsbericht zu Knowledge Blogs an, den sie mit mir erstellt hat. Ich hoffe, es finden sich viele Teilnehmer/innen an der kleinen Umfrage!

Wissen zwischen Sprache, Information, Bewusstsein

Man muss schon ein bisschen Muße mitbringen, um das neue Buch von Thomas Bernhard Seiler mit dem Titel: „Wissen zwischen Sprache, Information, Bewusstsein. Probleme mit dem Wissensbegriff“ komplett zu lesen. Das Buch kann man als „book on demand“ bestellen (MV Buchhandel). Seiler macht auf seiner eigenen Web-Seite auch eine kleine Zusammenfassung sowie das Inhaltsverzeichnis verfügbar (hier).

Speziell Wissensmanagement-Interessierte sollten Gefallen am zweiten Kapitel „Wissen & Information“ haben. Für Nicht-Philosophen ein bisschen schwer, aber durchaus erhellend, sind die Ausführungen zum Bewusstsein (Kapitel 5). Wissensschaftstheoretischen Input gibt das vierte Kapitel (Wissen & Wahrheit) – ein Aspekt, den wir im Wissenschaftsalltag aus meiner Sicht meist zu wenig reflektieren. Besonders gut aber hat mir das letzte Kapitel zu „Wissen & Wert“ gefallen, in dem noch einmal deutlich gemacht wird, dass und wie man Wissen nicht getrennt von Emotion und Motivation verstehen kann.

Es ist mir unmöglich, dieses Buch zusammenzufassen. Ich habe es ganz gelesen und werde sicher ab und zu das eine oder andere Kapitel ein zweites Mal lesen und dann erst mehr dazu sagen können. Für alle, denen die Theorie der Strukturgenese (wie mir) einleuchtet (auch das wird noch einmal kompakt im dritten Kapitel „Wissen & Erkenntnis“ beschrieben) , liefert das Buch auf jeden Fall viele zusätzliche Impulse zum Nachdenken.

Gespräch über die Grenzen von PISA

Eine interessante Zeitschrift bringt die Uni Siegen heraus mit dem Titel „extrakte“ – empfehlenswert (hier). Ich bin von Hans Brügelmann darauf aufmerksam gemacht worden und zwar im Zusammenhang mit unserem Buch „Der Nutzen wird vertagt …“. In der aktuellen Ausgabe (hier) diskutiert er mit Hans Werner Heymann und Imbke Behnken über die Erkenntnisgrenzen von PISA und notwendige Ergänzungen (siehe Seite 28 bis 32). Ich bin sehr dankbar über einige Zitate (unter … weiterlesen) aus diesem Gespräch, die ich mal herausgreife – aber natürlich die Lektüre des gesamten Interviews empfehle. „Gespräch über die Grenzen von PISA“ weiterlesen

Programme for the International Assessment of Adult Competencies

Die OECD-Mitglieder haben im März 2008 grünes Licht für ein Projekt zur „Erfassung des Wissens und der Fähigkeiten von Erwachsenen“ gegeben (hier die Meldung. Das Kürzel ist nicht ganz so eingängig wie PISA – es lautet PIAAC: Programme for the International Assessment of Adult Competencies. Schwerpunkt sollen die kognitiven und beruflichen Fähigkeiten (genauer: das Kompetenzniveau in Mathematik, Leseverständnis und beim Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien) sein, die zur erfolgreichen Teilnahme am Arbeitsleben Voraussetzung sind. Es soll daneben untersucht werde, wie diese Kompetenzen Einkommen, Beschäftigung und die Fähigkeit zu lebenslangem Lernen beeinflussen.

Ich finde das gar nicht schlecht, was mich aber stört ist, dass der primäre Fokus mal wieder auf der Frage liegt, ob und inwieweit Wissen und Fähigkeiten der Erwachsenen dergestalt sind, dass es sich (so heißt es auch in der Pressemeldung dazu) positiv auf das „Humankapital“ der Länder im globalen Wettbewerb auswirkt. Wäre es nicht auch wichtig, neben dem verwertbaren Kompetenzniveau nach einem Bildungsniveau zu fragen und es zu untersuchen, das z.B. Demokratiefähigkeit i.w.S. stärkt? Kritikfähigkeit in einer Welt, die von Medien durchsetzt ist? Toleranz und Aufgeklärtheit in Gesellschaften, in denen religiöse Konflikte zunehmen? Ich bin kein „Ökonomiefeind“: Die Wirtschaft ist ein ganz wesentlicher Teil unserer Gesellschaft; Arbeit ist Teil des Lebens von Erwachsenen und sie ist wichtig nicht nur für den Lebensunterhalt, sondern auch für die eigene Identität. Unternehmerisches Denken ist eine spannende Angelegenheit und Unternehmen können viel bewegen, wenn sie verantwortungsvoll wirtschaften. Wir alle müssen täglich ökonomische Prinzipien berücksichtigen – und das ist im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen gut so. Warum aber engen wir in den letzten Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten, beinahe alles darauf ein?

Zurück zu PIAAC: „Leseverständnis“ – das ist z.B. hervorragend, dass man das erheben will (Nachtrag: Fragt sich nur wie; siehe hierzu den Kommentar zu diesem Beitrag): Denn nur wer lesen kann, wer versteht, was er/sie liest, wird in unserer Gesellschaft zurecht kommen. Es ist auch eine Voraussetzung für eigene Artikulationsfähigkeit – aber die brauche ich ja bei Leibe nicht nur, um meinen Job gut machen zu können: Das ist die Eintrittskarte für Teilhabe an einer Gesellschaft (und die besteht nicht nur aus Ökonomie, sondern auch aus Kultur und Politik), für sozialverträgliche Problemlösungen und und und. Ich glaube, es wird klar, was ich meine …. Mal sehen also, wie PIAAC letztlich umgesetzt wird: In den kommenden zwei Jahren wird das Instrumentarium entwickelt, 2010 soll es getestet werden, 2011 ist die erste Untrsuchung geplant.

Positionspapier zur Hochschullehre

Die junge Akademie (ein Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, deren Mitglieder 50 junge Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum sind) hat in der AG Lehre ein Papier mit Überlegungen zur Stärkung und Verbesserung der Lehre verfasst (Download hier).

Als Probleme werden der Verlust der Einheit von Forschung und Lehre, mangelnde Anerkennung der Lehre, unzureichende Nutzung bestehender Personalressourcen, zunehmende Bürokratisierung sowie chronische Unterfinanzierung deutscher Universitäten ausgemacht. Parallel dazu sind die vorgeschlagenen Ansatzpunkte für Verbesserungen formuliert: Stärkung einer engen Verbindung von Forschung und Lehre, Flexibilisierung bei der Lehrverpflichtung, mehr Anerkennung guter Lehre, bürokratische Entlastungen und erhebliche Erhöhung finanzieller Mittel. Nicht der Problemlösung würden Lehrprofessuren, zentrale Institutionen der Hochschuldidaktik und eine Deutsche Lehrgemeinschaft dienen. Letztere würde die Trennung von Forschung und Lehre nur weiter vorantreiben.

Ich stimme in fast allen Punkten zu. Auch Lehrprofessuren halte ich für sinnlos – wenn man welche bekommt und quasi nehmen „muss“, wird man aber wohl damit umgehen können, vor allem wenn sich die Lehrbelastung auf 12 SWS z.B. begrenzt, denn: Rechnet man wirklich mal konsequent auch Doktorandenkolloquien und vor allem die Betreuung von Abschlussarbeiten in die Lehrverpflichtung ein, ist man eh fast immer bei 12 SWS (das ist jedenfalls bei mir so). Eine Deutsche Lehrgemeinschaft halte ich ebenfalls für nicht zielführend – das ist wie bei den Frauenbeauftragten: Man schafft Stellen und Institutionen, um das Gewissen und das alltägliche Handeln zu entlasten, blödsinnige Formalia abzuspulen und sich insgeheim darüber lustig zu machen. Besser im Alltagsgeschäft die Lehre aufwerten und mit den neuen Herausforderungen mutiger und kreativer umgehen – mit dem notwendigen Maß an Anerkennung von Lehrleistungen. Was die Institutionen zur Hochschuldidaktik dagegen angeht, bin ich etwas anderer Meinung als die Autoren/innen des Papiers: Zwar stimmt die Kritik, dass domänenunspezifische Kurse für einzelne Lehrfertigkeiten wenig substanzielle Veränderung bewirken, aber wer sagt denn, dass das die zentrale Aufgabes olcher Institutionen ist? Das ist wohl eher eine Frage der Gestaltung und Ziele der Hochschuldidaktik-Institutionen, um die es da geht, und – das sehe ich auch so – da kann man noch viel verändern, besser machen und neu „erfinden“.

Bildungsserver Blog

Seit März 2008 gibt es einen eigenen Blog des Bildungsservers, in dem Aktuelles zu Bildungsthemen berichtet, diskutiert und kommentiert werden soll (Link zum Blog). Alle Bildungskontexte sollen vertreten sein: Elementarbildung, Schule, Hochschule, Weiterbildung. Man hofft auch auf eine rege Beteiligung der Landesbildungsserver. Finde ich sehr positiv, habe den Blog auch gleich in meine Liste aufgenommen. Da ich im Moment leider nicht auf allen Seiten immer auf dem Laufenden bin und auch den Informationsdienst Wissenschaft mitunter nicht ganz so aufmerksam verfolge (wo bleibt eigentlich nur immer die Zeit?), bin ich mit der Meldung leider ein bisschen spät dran – aber na ja … was ist schon ein Monat angesichts der heutigen Lebenserwartung.