E-Learning und Evaluation

Peter Baumgartner hatte es bereits (hier) angekündigt: Die Dissertation von Annabell Preußler mit dem Titel „Wir evaluieren uns zu Tode. Möglichkeiten und Grenzen der Bewertung von Online-Lernen“ ist fertig und nun auch – erfreulicherweise – online zugänglich. Auch in Augsburg werden zunehmend mehr Dissertationen online publiziert – ein paar werden bei uns in diesem Jahr auch fertig – ich werde natürlich informieren.

Hier noch die Kurzfassung der Arbeit von Frau Preußler:

E-Learning ist derzeit uneingeschränkt up to date. Der Frage, worin dessen Vorteile liegen, wird oftmals mit wissenschaftlichen Studien begegnet: Wird durch E-Learning tatsächlich ein höherer Lernerfolg erzielt als mit traditionellem Lernen? Wie ist dieser messbar? Um in der Praxis zu untersuchen, ob ein E-Learning-Setting oder eine Präsenzveranstaltung besser zum Lernen geeignet ist, werden in der Regel Vergleichsuntersuchungen durchgeführt. In diesem Beitrag soll es darum gehen, die Schwierigkeiten dieser Art von Bewertung aufzuzeigen. Nach einer theoretischen Auseinandersetzung mit den Konstrukten Lernqualität und Lernerfolg werden Studien, die sich mit dem Zusammenhang von E-Learning und Lernerfolg beschäftigen, im Rahmen einer Meta-Evaluation analysiert und bewertet. Das Forschungsinteresse geht der Vermutung nach, dass Lernerfolg nicht eindeutig operationalisierbar ist und unspezifische Vergleiche von Online- versus Präsenzlernen nicht uneingeschränkt sinnvoll anwendbar sind. Dennoch werden am Ende der Arbeit Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen – diese greifen vor allem den Aspekt der Lernziele auf.

Dazu passt ja vielleicht auch eine aktuelle HIS-Studie zu Kapazitätseffekten von E-Learning an deutschen Hochschulen. Auch diese Publikation kann man kosten (hier) runterladen.

Vortrag zum persönlichen Wissensmanagement

Gestern war ich in Ingolstadt und habe dort im Rahmen der Vortragsreihe „What´s hot in Science?“ der AutoUni, einer Weiterbildungseinrichtung des Volkswagen Konzerns, einen Vortrag zum persönliche Wissensmanagement gehalten. Einige Wochen vor mir war bereits Sabine Seufert zu Gast mit dem Thema „Net Generation“. Das Publikum bei solchen (prinzipiell öffentlichen) Veranstaltungen vorher einzuschätzen, ist schwer. Mir ist auch klar, dass vor allem Zuhörer aus Unternehmen am liebsten „facts“ und möglichst – jedenfalls bei einem Thema wie Wissensmanagement, unmittelbar umsetzbare Praxisvorschläge hören. Die hatte ich natürlich nicht ;-), aber immerhin kann man ja dafür auf das Portal zum persönlichen Wissensmanagement verweisen, wo es ja doch einigermaßen praktisch zugeht. In meinem Vortrag wollte ich zum einen eine Einführung und zum anderen ein paar Denkanstöße geben – eine große Diskussion kam hinterher eher nicht zustande. Ein paar interessante und gute Fragen – ja, aber nur von sehr wenigen. Den Vortrag stelle ich in Textform gerne zum Lesen zur Verfügung (vortrag_ingolstadt_april_08).

Nachtrag: Sabine Seufert hat ihre Folien zum Vortrag zum Thema Netzgeneration ebenfalls zur Verfügung gestellt (nextgeneration_seufert_ingolstadt).

Interaktionsmodi zwischen Wissenschaft und Praxis

Einen schönen Überblick über verschiedene Interaktionsmodi zwischen Wissenschaft und Praxis liefert Fritz C. Staub in seinem Text „Fachspezifisch-Pädagogisches Coaching: Ein Beispiel zur Entwicklung von Lehrerfortbildung und Unterrichtskompetenz als Kooperation“ (Seite 118 bis 124) erschienen in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 2004, 7(3), 113-141.

Leider bin ich (über Frank) erst jetzt auf diesen Beitrag gestoßen – leider deswegen, weil die Frage nach dem Nutzen der Bildungswissenschaft bzw. danach, welchen Stellenwert der (praktische) Nutzen in der Bildungswissenschaft haben darf oder muss, ja ein Thema ist, das mich immer wieder beschäftigt (siehe ältere Blogeinträge: z.B. hier). Staub bemängelt, dass es zwar eine immense Forschungsleistung in der Bildungswissenschaft gibt, die davon ausgehenden Wirkungen auf die Praxis allerdings eher dürftig sind. Er weist anhand seines Beispiels (fachspezifisch-pädagogisches Coaching) u.a. darauf hin, dass es für eine nutzenorientierte Forschung insitutioneller Rahmenbedingungen (einschließlich Fördergelder) bedarf und die bloße Bereitschaft zur Kooperation keineswegs ausreicht (auch wenn diese natürlich unabdingbar ist).

Ich meine ja, es ist generell an der Zeit, den Begriff vor allem der empirischen Bildungsforschung differenzierter zu behandeln, auszuarbeiten und die Förderpolitik entsprechend vielfältiger zu gestalten, denn : Es kann nicht sein, dass man bei einem so komplexen Feld wie der Bildung darauf setzt (und hofft), mit einer Monokultur in der empirischen Forschung sichtbare und umsetzbare Fortschritte zu erzielen – und zwar sichtbar und umsetzbar für die Praxis.

red-ink und was wir damit zu tun haben

Nun ist er weg – unser Tobias – und wird die kommenden Jahre dazu beitragen, „to rethink education in the knowledge society“ – das nämlich steckt hinter dem Kürzel „red-ink“ (ich gebe zu: das ist einigermaßen originell). Tobias selbst wird uns hoffentlich auf seinem Blog ein wenig auf dem Laufenden halten – immerhin gehört die öffentliche Reflexion ja zur modernen Wissensgesellschaft – oder auch nicht (siehe z.B. kritische Stimmen, allerdings vor allem mit Blick auf den ökonomischen Raubbau am Web 2.0, hier – ein Tipp von Jochen Robes).

Ja, das ist immer so eine Sache – an der Uni: Im Moment haben wir eine ziemliche Fluktuation, was normal ist, denn an der Universität halten sich nun mal die wenigsten Menschen sehr lange, sondern eher vorübergehend auf. Aber bei Tobias ist das schon sehr schade, dass ich ihn zu diesem Schritt, also dazu raten musste, uns zu verlassen und diese Chance in der Schweiz zu ergreifen – alles andere wäre angesichts der Tatsache, dass wir nicht nur eine Forschungs-, sondern auch eine Bildungsinstitution sind, für mich nicht vertretbar gewesen – auch, wenn ich den Schaden habe (klingt jetzt selbstlos, ist es vielleicht auch ;-)). Ach ja, wer will, kann noch schauen, was Tobias letzte Leistung bei uns war: Seine Masterarbeit.

ictgymnet

Gestern war ich in Zürich zu Gast bei ictgymnet – einem Schweizer Netzwerk für Lehrpersonen, die digitale Medien im Unterricht einsetzen oder einsetzen wollen (eine Beschreibung des Netzwerkes findet man hier). Ich habe einen Vortrag auf der Jahrestagung gehalten (Programm siehe hier) und habe dabei auf Wunsch der Veranstalter noch einmal auf meine Analogie zur Entwicklung von Adventure Games zurückgegriffen (siehe Arbeitsbericht Nr. 11). Da Folien letztlich meist nichtssagend sind, habe ich mich nun doch entschlossen, mein Manuskript online zu stellen (vortrag_zuerich_maerz_08.pdf), obschon ich da sonst grundsätzlich eher zurückhaltend bin (es gilt – wie immer – das gesprochene Wort ;-)).

Ich bin dann noch den ganzen Nachmittag geblieben, habe in zwei Workshops reingehört und konnte am Ende noch ein paar schöne Unterrichtsbeispiele als Anregung mit nach Hause nehmen: ein Podcast-Projekt im Deutschunterricht (zum Thema Gedichte, was bei Schülern ansonsten nicht gerade Begeisterungsstürme hervorruft) sowie der Einsatz von Video in Physik sind mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Leider sind weitere Unterlagen nur den Mitgliedern des Netzwerks zugänglich. In jedem Fall stimmt es mich immer wieder optimistisch, wenn ich sehe, dass es neben vielen Zweifeln, Spekspis bis hin zu Ablehnung immer auch eine ganze menge Lehrergibt, die Spaß daran haben, für ihre Schüler und einen guten Unterricht Neues ausprobieren, kreativ sind und sich durch nicht immer optimale Rahmenbedingungen wie auch Fehlschläge nicht entmutigen lassen.

Gibt es eine "net generation"?

Die allgegenwärtige Behauptung, dass die zukünftigen Studierenden der Net Generation anders sind und anders lernen, und zwar so grundlegend anders, dass genau das die wichtigste Begründung dafür sei, dass wir neue Konzepte für die Lehre benötigen, das ist Rolf Schulmeister schon seit längerem ein Dorn im Auge. Für ihn ist diese Begründung teils schwach, teils sogar unseriös und er zeigt in seinem über 100 Seiten fassenden Dokument mit dem Titel „Gibt es eine ´net generation´?“, wie und warum er zu diesem Urteil kommt. Er tut dies mit vielen Hinweisen auf interessante Studien und Befunde und mit ebenso zahlreichen Argumenten gegen die mitunter raschen und oberflächlichen Behauptungen und Interpretationen von Forschern und Experten, die es eben damit nicht so genau nehmen. Man mag nicht mit allen Interpretationen und Folgerungen mit Rolf Schulmeister übereinstimmen – muss man ja auch nicht, denn was wäre die Wissenschaft, wenn wir immer aller Meinung sind. Aber ich meine, man kann ihm nur voll und ganz zustimmen, dass wir eines nötig brauchen: Eine transparente und sorgfältige Auseinandersetzung zu diesem Thema, Redlichkeit bei den Aussagen, Beachtung empirischer Studien und eine verantwortliche Deutung der Ergebnisse – aber auch Mut, dem Mainstream zu widersprechen, wenn es denn sinnvoll ist.

Rolf Schulmeister stellt seinen Beitrag online zur Verfügung – ich bin gespannt auf die Reaktionen. Hier der Link.

Die besten Lehrkräfte?

„Die besten Lehrkräfte für Deutschlands Schulen der Zukunft“ – so lautet (ein wenig pathetisch) der Slogan einer neuen D21-Initiative, die über die „PP:Die Bildungsagentur GmbH“ koordiniert und inhaltlich im Wesentlichengestaltet wird. Obschon es einen mächtigen Beirat bei D 21 gibt, hat man sich entschlossen, für dieses Projket einen eigenen Beirat einzurichten, und deswegen war ich gestern in Frankfurt:

Das Projekt wurde (nachdem es auch schon Telefonate und Mailaustausch gab) noch einmal im Detail vorgestellt, diskutiert und konkretisiert: Einen Flyer zum Projekt mit ersten (aber wirklich nur ersten und eher rudimentären) Infos gibt es hier. Die Agentur selbst berichtet knapp hier über das Projekt, und auf der D21-Web-Seite findet man ebenfalls eine kurze Übersicht, nämlich hier: Nach der durchaus ergiebigen Sitzung gestern wird es – so nehme ich an – bald mehr und genauere Informationen für die Öffentlichkeit geben.

Die Grundidee im Überblick: Zielgruppe sind Referendare, aber erst mal nicht möglichst viele (ein Denken in der Breite), sondern ausgewählte, besonders engagierte Referendare mit neuen Ideen, die „Roadmaps“ zu bestimmten Themen (rund um das übergeordnete Thema „digitale Kompetenz“) für Schulen ausarbeiten und diese dann auch mit Partnerschulen umsetzen sollen. Dabei werden sie über „Camps“ (ein Begriff, der Dank der in Hessen angeheizten Diskussion über „Erziehungs-Camps“ möglicherweise nicht ganz so glücklich gewählt ist) und Intensivtage wissenschaftlich und praktisch unterstützt (unter anderem auch vom Beirat – ist also keine bequeme „Ich-steh-auch-auf-der-Liste“-Beirats-Tätigkeit). Von daher versteht sich das Ganze als „Exzellenz-Initiative“ – auch so ein Begriff, der uns ja nach all den Exzellenz-Initiativen an den Unis allen schon geläufig ist – was immer man davon halten mag, aber das will ich jetzt hier nicht (im Moment nicht) diskutieren.

Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich das entwickeln wird und hoffe, dass ich an geeigneten Stellen sinnvoll etwas beitragen kann – der erste Schritt dazu wurde gestern getan.

Konstruktivismus-Podcast komplett

Wie bereits an anderer Stelle (hier) berichtet, ist zu einem Masterseminar im zu Ende gegangenes Wintersemester ein Konstruktivismus-Podcast mit fünf Folgen enstanden: Ernst von Glasersfeld, Francisco Varela, Siegfried Schmidt, Paul Watzlawik und Helm Stierlin werden in ca. 10-minütigen Podcasts anhand von Beispielsituationen anschaulich in Bezug auf ihre konstruktivistischen Kernthesen dargestellt. Neben den Podcast-Folgen gab es in den Präsenzsitzungen Rollenspiele in Anlehnung an Pörksons Buch „Abschied vom Absoluten“ sowie eine ganze Reihe sehr interessanter Diskussionen. Es war für uns alle ein interessantes Seminar – hat Spaß gemacht. 🙂

Zu Gast bei BIBER

Am Montag war ich im Medienzentrum München ganztägig auf einer leinen Klausurtagung: Zusammen mit Vertreter von Schulen ans Netz, dem JFF sowie Frau Theunert und Frau Speck-Hamdan wurde über das Projekt BIBER (Bildung-Beratung-Erziehung) und die dabei angestrebte Qualifizierung von Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen diskutiert.

Ich war eingeladen, um ein wenig Input zum Thema Blended Learning zu geben. Das Projekt BIBER wird vom JFF wissenschaftlich begleitet. Was habe ich mit diesem Kontect zu tun? Nun ja, nicht allzu viel, aber ein bisschen dann, zumindest über unser Projekt TechPi und MaliBu, auf das ich in diesem Blog bereits hingewiesen habe (hier). Auch dieses Projekt werden wir bald wissenschaftlich etwas systematischer begleiten können. Insofern war der Kontext für mich ganz interessant, denn auf jeden Fall sind Vorschule und Grundschule sowie die dort tätigen Pädagogen eine ganz eigene Zielgruppe! Interessant war, dass sich di beiden Zielruppen der Erzieherinnen und der Grundschullehrerinnen mit Kooperationen eher schwer tun, dass aber genau diese sehr wichtig sind – so wichtig, wie Kooperationen ja generell an den verschiedensten Übergängen sind – so auch zwischen Schule und Hochschule. Dass auch hier die Kooperation schwierig ist, vor allem aber politisch offenbar nicht immer ganz gesehen wird, habe ich ja auch schon (vor fast einem Jahr – mein Gott, wie die Zeit vergeht) in Bezug auf unseren Projektversuch WissBeGierig berichtet (hier).

Learntec: verspäteter Rückblick

Im Moment haben mich mikropolitische Prozesse an der Uni, ein wachsendendes bürokratisches Aufkommen und das nahende Semesterende fest im Griff, daher erst jetzt ein kurzer Rückblick auf die Learntec:

An sich kann ich vor allem einigen Bloggern zustimmen: Auch ich finde es seltsam, dass man keinen Internet-Zugang auf einer Messe und Tagung wie der Learntec hat (siehe z.B. hier); auch mir ist aufgefallen, dass es sich mit den Besuchern doch eher in Grenzen hielt (siehe z.B. hier); und wirklich neue Ideen und Überlegungen sind halt bei einer jährlichen Messe einfach schwer (siehe z.B. hier). Ob es Themaverfehlungen (siehe hier) bei Podiumsdiskussionen gab, kann ich nicht beurteilen, weil ich die nicht gehört habe, aber bereits im letzten Jahr ist mir augefallen, dass Prof. Maurer zu etwas theatralischen Ausführungen neigt. Über den Workshop, an dem auf Einladung von Jochen Robes selbst beteiligt war, hat der Workshopleiter schon berichtet (nämlich hier): Ich hoffe ja nicht (wie im Weiterbildungsblog angedeutet), dass mein Vortrag einem das Herz schwer macht beim Bloggen – das war denn nun eigentlich nicht meine Botschaft ;-). Wer es nachlesen und sich selbst ein Urteil bilden will, kann das hier tun: Zusammen mit Tamara Bianco habe ich zum Vortrag einen Arbeitsbericht verfasst.