Es mehren sich nun allmählich die Artikel zum Assessment, die in der Zeitschrift für Hochschulentwicklung in einem Themenheft herausgegeben werden. Alle bisherigen Beiträge sind empfehlenswert und ich bin mir sicher, dass uns das Thema noch lange beschäftigen wird. Weil ich mit dem Prozedere bei der Heftherausgabe allerdings nicht besonders glücklich war, bin ich auf eigenen Wunsch und, nachdem ich alle Beteiligten informiert hatt, als Herausgeberin zurückgetreten. Da ich in diesem Blog sowohl auf den Call (hier) als auch über den Fortgang (hier) berichtet habe, halte ich es für sinnvoll, auch diese Entscheidung hier kurz zu posten. Mit den eingereichten Beiträgen oder gar dem Thema an sich hat das natürlich nichts zu tun. Das halte ich nach wie vor für extrem wichtig – für Fragen des E-Learning ebenso wie für didaktische Fragen generell. Das war ein für mich unangenehmer, aber leider notwendiger Schritt. Man muss ja dahinter stehen können, wie etwas abläuft.
Autor: Gabi Reinmann
Situiertes Lernen: noch (immer) ein Thema?
Im September werde ich auf dem Fernausbildungskongress der Bundeswehr einen Vortrag mit dem Titel halten“ Wie praktisch ist die Universität? Chancen und Grenzen des situierten Lernens mit digitalen Medien“ (hier das Abstract: Abstract_Hamburg_Sept09). Ich werde dabei versuchen, eine Verbindung zwischen dem Ansatz des situierten Lernens und dem Ansatz des forschenden Lernens herzustellen. Bei der Recherche bin ich auf einen Artikel gestoßen, der – obschon unter der Überschrift des selbstorganisierten Lernens – einen guten und kompakten Überblick u. a. über das situierte Lernen gibt. Das will ich anderen Interessierten nicht vorenthalten: Der Beitrag ist aus der Onlinezeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik und ist hier online abrufbar. Empfehlenswert!
Schon schade
Seit einiger Zeit stelle ich Vortragsmanuskripte, Preprints, aber auch erste Arbeitspapiere als Vorstufe etwa von Vorträgen oder Artikeln online – oft in der Hoffnung, dass vielleicht zu dem einen oder anderen Thema ein Austausch auf Augenhöhe (also auch unter Wissenschaftlern und Hochschullehrern) stattfindet: etwa beim Thema empirische Bildungsforschung (Vorüberlegungen hier, letztendlicher Text hier) oder – wie vor kurzem – bei Fragen der Didaktik (Vorüberlegungen zu einer pfadabhängigen Didaktik hier – daraus soll natürlich noch mehr entstehen). Das klappt aber (noch) nicht, obwohl es – theoretisch zumindest – eine gute Möglichkeit wäre, außerhalb des klassischen Peer-Reviews gegenseitige Kritik und Stellungnahmen auszutauschen.
Manchmal versuche ich das auch direkt – indem ich einen anderen Wissenschaftler bitte, einen Beitrag kritisch zu lesen und Rückmeldung zu geben. Das funktioniert ab und zu, aber auch nicht immer. Irgendwie ist da die Scheu offenbar groß, denn ich glaube nicht, dass es wirklich immer Zeitargründe sind, die das verhindern – jedenfalls nicht, wenn es sich um Texte handelt, deren Umfang z.B. unter 20 oder 15 Seiten liegt. Es widerspricht wahrscheinlich eher der Karrierelogik, nach der man vor allem das tut, was einen selbst voranbringt – und ein gutes und durchdachtes Feedback bringt auf den ersten Blick ja nur den anderen voran. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass man als Feedbackgeber auch selbst eine Menge dazulernt und durchaus einen persönlichen Nutzen hat. Also: Ich weiß letztlich nicht, woran es liegt. Vielleicht ist es auch Gewohnheit, es gibt keine Kultur dafür. Ich habe stets versucht, das zumindest unter den Mitarbeitern anders handzuhaben, und ich habe den Eindruck, dass da ein reger Textaustausch mit Feedback stattfindet. Aber wenn man mal den Professorenstatus hat, scheint das anders zu werden.
Schon schade! Mit Blick auf die Qualität der Wissensgenerierung hätte ein solcher Austausch bei der Genese von Texten nämlich viele Vorteile. Und wenn man mal einen besonders engagierten Feedbackgeber hat, der dann plötzlich eigene Ideen beisteuert, könnten sich daraus ja Co-Autorenschaften entwickeln. Aber genau hier liegt vielleicht der Knackpunkt bzw. der potenzieller Streitpunkt: Ab wann ist das der Fall? Das ist übrigens ein ganz klassisches Problem beim Wissensmanagement: Das Geben fällt schwer, weil der Nutzen nicht genau kalkulierbar ist, und ein Risiko verbleibt, mehr zu geben als zu bekommen.
Leidenschaftliche Bildung
Ich bin ja ein großer Fan bin Peter Bieris Buch „Das Handwerk der Freiheit“ – nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wegen der Art, wie es geschrieben ist. Nun habe ich durch Zufall einen Text (der Text einer Rede von 2005) entdeckt, den ich denjenigen, die sich immer mal wieder Gedanken um den Bildungsbegriff machen, nicht vorenthalten will. Titel: „Wie wäre es, gebildet zu sein?“. Darin klopft er ganz verschiedene Facetten des Bildungsbegriffs ab und versucht auf diesem Wege eine Konkretisierung, die ich recht gelungen finde, auch wenn man vieles natürlich schon an vielen anderen Stellen gelesen hat. Trotzdem: der kurze Text ist eine verständliche und alltagsrelevante Hinführung zu einem Begriff, der uns immer wieder Probleme bereitet und doch so wichtig ist. Muss man selbst lesen – an der Stelle möchte ich nur einen der abschließenden Sätze zitieren: „Der Gebildete ist an seinen heftigen Reaktionen auf alles zu erkennen, was Bildung verhindert“ – leidenschaftliche Bildung eben, wie er das in seinem letzten Absatz nennt.
Wikibu – ein Anfang
Über Beat bin ich auf ein Werkzeug aufmerksam geworden, das Wikipedia-Nutzern insbesondere in Bildungskontexten (speziell Schule) dabei helfen soll, die Qualität von Wikipedia-Artikeln einzuschätzen: Wikibu. Es werden gewissermaßen Kriterien vorgegeben, an denen man sich bei einer Qualitätseinschätzung entlang hangeln kann (kann man hier genauer nachlesen). Dabei bleibt die Aufmachung gut an typischen Bewertungsmustern, wie man sie auch bei anderen Web 2.0-Anwendungen kennt, was womöglich die Akzeptanz erhöht. Die Entwickler kommen vom Zentrum für Bildungsinformatik der Pädagogischen Hochschule Bern; die Idee stammt von Werner Hartmann.
Ich stimme Beat zu, dass das ein konstruktiver Vorstoß nicht nur für die Schule ist (das könnte man der Uni ebenso einsetzen, finde ich), um den Umgang mit Wikipedia zu verbessern – statt fantasielose Verbote auszusprechen. Ebenso richtig ist aus meiner Sicht Beats Kritik, dass man sich dabei noch auf quantifizierbare Kriterien allein verlässt. Das ist nicht ganz ungefährlich, zumal da es den Glaube an die „Intelligenz der Massen“ bestärkt, an der ich meine erheblichen Zweifel habe. Auch wissen wir gerade im Wissenschaftsbereich, wie hartnäckig sich falsche oder nie belegte Aussagen halten (z.B. die Aufsummierung des Lernerfolgs mit Zunahme der beanspruchten Sinne). Trotzdem ist das Werkzeug ein guter und vor allem praktisch sofort umsetzbarer Anfang. Man könnte ja versuchen, die Kriterien zu ergänzen oder einige zu ersetzen, die mehr qualitative Urteile einfordern – auch wenn die dann natürlich stärker der subjektiven Verzerrung ausgeliefert sind. Hier wäre es dann natürlich nützlich, wenn eine gewisse kritische Masse ihr Urteil abgibt. Solche Kriterien zu finden, dürfte allerdings nicht gerade leicht sein. Da müssten sich mal mehrere zusammensetzen und darüber nachdenken – und die Vorschläge dann im Netz bewerten lassen ;-).
Subversion und Integration
Auf meinen Vortrag auf der IATEL-Konferenz habe ich ja schon verwiesen (hier). Nachschieben möchte ich nun ein paar Eindrücke, vor allem aber Ideen, die ich daraus mitgenommen habe (Frank war auch dabei und hat sich auch so seine Gedanken gemacht: kann man hier nachlesen). Für mich am spannendsten war es, Werner Sesink ein wenig näher kennengelernt zu haben. Ich war anlässlich meines Vortrags zu Qualität, Kompetenz und Assessment in einer Session eingebunden (von insgesamt vier Sessions), deren Ziel es war, „Dimensionen von Qualität und Kompetenz“ im E-Learning zu beleuchten. Rund 18 Teilnehmer/innen hatten sich hier eingefunden, u. a. Herr Sesink. Es war ein schwieriges Thema, bei dem ich schon nach meinem schriftlichen Beitrag einige Bauchschmerzen hatte, weil mir unklar war, wie gut oder schlecht sich meine Überlegungen zu diesem Thema in einem Vortrag vermitteln lassen. Aber darüber will ich gar nicht schreiben. Nein, worüber ich berichten will, sind ein paar Gedanken, die mir vor allem beim Zuhören einiger Beiträge von Herrn Sesink in den Diskussionen durch den Kopf gegangen sind. Wir kamen mehrfach an den Punkt, wo sich verschiedene Ansprüche und Möglichkeiten zu beißen scheinen, z.B. Standardisierung versus Individualisierung, individuelle Expertise versus Vorzüge vernetzter „Schwärme“, institutionalisiertes Lernen versus informelles Lernen, und dann natürlich auch Web 1.0 versus Web 2.0. An mehreren Stellen brachte Werner Sesink Ereignisse und Erlebnisse ein, die 40 Jahre zurückliegen und zumindest vergleichbare Spanungsverhältnisse verdeutlichten, ähnliche offene Fragen und Probleme berührten, wie wir sie heute (wieder) diskutieren, aber auch auf Aspekte verwiesen, die uns aktuell eher fremd erscheinen.
Ich fände es sehr gut, wenn man mal mehrere dieser Stimmen an einen Tisch und mit den heutigen Verfechtern wie auch Skeptikern in Sachen Web 2.0 zusammenbringen könnte. Warum? Nicht weil ich meine, dass man die gesellschaftliche Situation Ende der 1960 Jahre mit der heutigen in einen Topf werfen kann; ich denke schon, dass wir heute an der Universität vor neuen Herausforderungen stehen. Ich schlage das auch nicht vor, weil ich meine, dass politische Ziele mit Zielen rund um den Einsatz digitaler Technologien auf der gleichen logischen Ebene liegen. Nein, ich fände das spannend, weil ich den Eindruck habe, dass es einige Parallelen in der Tiefe gibt, die Werner Sesink z.B. mit Begriffspaaren wie „Subversion und Integration“ (was damit gemeint ist, scheint auch in diesem kurzen Artikel hier auf – ist aber zugegebenermaßen nicht ganz leicht zu verstehen) oder „Freiheit und Bindung“ zu bündeln versuchte – Begriffspaare, die auch heute passend erscheinen (auch wenn ANpassungen sicher nötig sind). Ich würde gerne von denjenigen lernen, die vor 40 Jahren an Schriften wie der der Bundesassistentenkonferenz mitgearbeitet haben, die sich mit neuen Ideen gegen bestehende Routinen und Ziele wenden wollten, die um die Frage der Zukunft der Universität und ihrer Ziele gestritten haben, die damit Erfolg und Misserfolg hatten. Mich würde interessieren, ob und wenn ja in welcher Weise die damaligen Akteure die aktuelle Web 2.0-Philosophie und allem voran die daran geknüpften Überlegungen zur Hochschuldidaktik wie auch zu Hochschulentwicklung sehen. Und mich würde interessieren, welche Fragen die Vertreter eines wie auch immer gearteten „Lernens 2.0“ an diese Akteure haben (fatal wäre es, wenn sie keine Fragen haben).
2010 wäre doch ein gutes Jahr, so etwas einmal auf die Beine zu stellen! Ich meine, wir lernen zu wenig voneinander! Vielleicht „verbünden“ wir uns auch zu wenig – trotz der gigantischen Vernetzungsmöglichkeiten. Vielleicht sehen das andere ähnlich? Mal sehen, ob hier was an Kommentaren zusammenkommt.
Nochmal Qualität … hoffentlich
Auf meinen schriftlichen Beitrag zum Zusammenhang von Kompetenz, Qualität und Assessment anlässlich der IATEL-Konferenz an der TU Darmstadt habe ich ja bereits hingewiesen (hier). Im dazugehörigen Vortrag habe ich michbemüht, das zugegebenermaßen etwas trockene Thema noch etwas eingängiger und abgespeckter darzulegen – ich hoffe, es ist mir zumindest in Ansätzen gelungen. Gerne stelle ich das Manuskript zur Verfügung, wobei natürlich die Artikel-Fassung insofern umfassender ist, als dass ich da meine Argumente mit Quellen belege. Anbei auch die Folien, die in diesem Fall möglicherweise hilfreich sind, weil sie das Gesagte sichtbar strukturieren. Zu Eindrücken aus der Konferenz demnächst mehr.
Keine Vorzeige-Community
In meinem Vortrag in Hamburg vor eineinhalb Wochen habe ich aus der Schrift der Bundesassistentenkonferenz von 1970 zitiert und u.a. darauf hingewiesen, dass schon die damaligen Verfechter des forschenden Lernens begleitende Lernformen vorgeschlagen haben – und zwar nicht nur das genetische und das reflexive (bzw. kritische) Lernen, sondern durchaus auch das rezeptive Lernen. Letzteres sei vor allem dann sinnvoll, wenn es einen konsensfähigen Wissenskanon gäbe. Das sehe ich auch so, auch wenn es speziell in unseren Fächern keinen so klaren Konsens darüber gibt, was man wissen sollte (Kanon) und was exemplarisch bleiben kann und muss. Dennoch meine ich, dass man sich zumindest auf einen Kern an Inhalte einigen könnte, den man in bildungswissenschaftlichen und mediendidaktischen Studiengängen oder Modulen kennen sollte. Für solche Zwecke ist die gesamte Diskussion um „Reusable Learning Objects“ (um die es wieder ruhiger geworden ist) wichtig.
Und genau hierher gehören aus meiner Sicht Materialsammlungen, für die jetzt Michael Kerres mit seinem Team einen Beitrag auf YouTube leistet (hier): Das finde ich sehr gut und sicher werde ich das eine oder andere Video nutzen. Aber unabhängig von den konkreten Videos wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, dass wir als Lehrende an der Hochschule beginnen, überhaupt solche Fundstücke und Materialien systematisch ! zu teilen, von denen man zumindest erwarten oder hoffen kann, dass sie zu einem Wissenskanon gehören. Wir Lehrende sind in dieser Hinsicht eigentlich eine schlechte Community, jedenfalls keine Vorzeige-Community. Es ist zwar richtig, dass es nicht so einfach ist (wie man es mal geglaubt hat), einzelne Materialien wie einen Legostein (so eine Metapher, die auch Peter Baumgartner mal gebraucht hat) auf die bereits bestehenden Legobauten draufzusetzen oder diese untereinander zu ersetzen, denn immerhin gibt es – im Idealfall – so etwas wie eine innere Logik einer Veranstaltung (oder eines Moduls). Trotzdem: Oft suche ich ewig nach einem guten und geeigneten Text zu einem Thema für die Studierenden, nach einem Audio oder Video und verbrauche dabei sehr viel Zeit. Hier könnten wir uns letztlich schon besser untereinander unter die Arme greifen. Wir müssten da eine entsprechende Community of Practice aufbauen, Inhalte nach einer bestimmten Logik sammeln und kommentieren und diese Inhalte auch pflegen und könnten auf diesem Wege womöglich – mittelfristig zumindest – viel Zeit sparen.
Banker oder Denker?
Diese Woche ist gekennzeichnet vom „Bildungsstreik“ – oder er soll es zumindest sein. Schüler/innen und Studierende sind gleichermaßen aufgerufen sich zu beteiligen. Ist das gut oder bringt es nichts? Überfällig oder überflüssig? Ein paar Stichpunkte, welche Gedanken zumindest mir durch den Kopf gehen – eine kleine „positiv-negativ-Stichwortliste“ (subjektiv und vorläufig):
Positiv: es werden endlich lauter Meinungen artikuliert und die ersten Unis reagieren nicht mit Verboten (anders als Schulen) – treffende Sprüche wie „Bachelor und Banker statt Dichter und Denker“ (Quelle hier) – neben Studienbedingungen werden auch Lehrbedingungen aufgegriffen, z.B. schlecht bezahlte Lehraufträge und prekäre Lebensverhältnisse vieler Nachwuchswissenschaftler (erwähnen könnte man auch mal die erhebliche Absenkung der Grundgehälter von Professoren mit der W-Besoldung, bei der ich mich frage, warum die gleiche Arbeit plötzlich weniger wert ist als früher) – klare Forderungen nach mehr Investitionen in Bildung und eine sinnvoll Verteilung derselben – sogar in Bayern soll es Proteste geben (laut GEW)
Negativ: einige Argumente klingen mir ein bisschen zu viel nach „Klassenkampf“ (das ist dann doch eher von vorgestern) – (noch) wenig Beteiligung – pauschale Forderungen etwa nach Wegfall von Zulassungsbeschränkungen an Hochschulen (das wird nirgendwo die Bedingungen verbessern: wie soll das gehen?) – Behauptungen dahingehend, dass früher alles besser war (das sehe ich nicht so!) – einige Passagen aus einem Interview von Martin Paul, Professor am Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie und Dekan der Fakultät für Medizin und Lebenswissenschaften an der Universität Maastricht, z.B. der Satz „In den Niederlanden … werden die Studenten als echte Kunden begriffen“, was wenig hilfreich dafür ist, die Bildungsbedingungen zu verbessern: Die Gleichsetzung von Lernen und Lehren mit wirtschaftlichen Transaktionen ist aus meiner Sicht falsch und einer der Gründe für die aktuelle Lage.
Stell dir vor, du liest deutsch und verstehst jeden Satz
Seit Mai erfreut uns der Sprachpabst Wolf Schneider jeden Monat mit einer kurzen Videokolumne der SZ.
Die erste Folge dreht sich um ein Thema, das uns auch in der Wissenschaftssprache immer wieder Probleme macht: Die weibliche Form. Er hat – wie zu erwarten – ein schönes Beispiel parat, nämlich eine Arbeitsplatzbeschreibung des NDR, die wie folgt lautet: „Der Intendant bzw. die Intendantin ernennt seinen Stellvertreter bzw. seine Stellvertreterin bzw. ihren Stellvertreter bzw. ihre Stellvertreterin“. Dazu Wolf Schneider: „Das Problem ist: Die Frauen SIND in der Sprache benachteiligt ….“ Aber das Beispiel zeige eben, zu welch lächerlicher Umständlichkeit es führen kann, wenn man versucht, dieses Problem in der Sprache mit dem „-innen“ zu lösen. Recht hat er.
In der zweiten Folge wendet sich Schneider direkt an die „lieben Deutschlehrer“ und fragt sich, wie einer Deutsch lehren soll, der sich nach den hiesigen Richtlinien orientiert, und zitiert ein paar exotische Vorgaben an die armen Lehrer (schön ist etwa der zitierte „motivliche und gattungspoetische Hintergrund“). Aber auch aus der FAZ gibt es Beispiele, die exemplarisch die Scheußlichkeit auch vieler wissenschaftlicher Sätze zum Ausdruck bringt. Schneider endet seine zweite Videokolumne mit den Worten: „Stell dir vor, du liest deutsch und verstehst jeden Satz“ …. träumen darf man ja.