Was akademisches Lehren und Lernen so besonders macht

Was kennzeichnet das akademische Lehren und Lernen und damit auch die Hochschuldidaktik im Vergleich zu anderen Didaktiken? Aus meiner Sicht ist das die Wissenschaft als Medium und Gegenstand des Lehrens und Lernens. Und in genau diese Richtung geht auch ein aktueller Artikel von Rüdiger Rhein mit dem Titel „Hochschulisches Lernen – eine analytische Perspektive“, erschienen (als Open Access!) in der Zeitschrift für Weiterbildungsforschung. Die Zeitschrift (siehe hier) lief viele Jahre über den Bertelsmann Verlag. Jetzt ist (hier) Springer am Zug – und gibt die Artikel frei, was mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht hat.

Mich hat an Rheins Artikel jetzt nicht so sehr interessiert, wie und warum die Hochschuldidaktik auch Teil einer „Erwachsenenbildungswissenschaft“ sein kann – ein Begriff, den ich hier übrigens zum ersten Mal gelesen habe. Vielmehr interessiert mich, wie der Autor das akademische Lernen und Lehren spezifiziert. Im Kern betrachtet der Text dann aber vor allem das akademische Lernen (und weniger das Lehren), das – so die wesentliche Eigenschaft – Wissenschaft zum Gegenstand habe (S. 358).

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Ungewöhnliche Worte

Wenn man diesen Monat das aktuelle Heft von Forschung & Lehre aufschlägt, liest man Ungewöhnliches über die deutsche Sprache (online hier). Man solle das Deutsche auch als überregional nützliche Sprache nicht zu früh abhaken. Als Sprache der Integration, als Sprache des Zugangs zu und des Aufstiegs durch Bildung werde Deutsch wieder wichtiger. Und dann gäbe es da noch die geniale Wortbildung und den elastischen Satzbau im Deutschen – so die Worte von Roland Kaehlbrandt. Ungewöhnlich sind diese Worte, weil man eher umgekehrt inzwischen zunehmend rechtfertigen muss, wenn man in deutscher Sprache publiziert. Es ist zum Manko geworden, zum Defizit, das man beseitigen muss. Dafür gibt es gute Gründe – das ist mir bewusst. Umso schöner, wenn es auch mal für das Deutsche ein paar gute Gründe gibt 😉

Gier 4.0

Joachim Wedekind stellt (hier) fest: Alle beanspruchen plötzlich für sich die Version 4.0 – auf Gipfeltreffen, IT-Konferenzen und in Berichten über die Entwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft. An mehreren Beispielen zeigt er, wie einfallslos die als Innovation deklarierten Entwicklungen sind – weit weg davon, die relevanten Probleme zu lösen, die wir haben und weiter auf uns zukommen. Wedekind kritisiert: Die Digitalisierung wird als alternativlos bezeichnet (ein Thema, das ich auf der Campus Innovation 2014 kurz aufgegriffen hatte, weil ich diesen Eindruck regelmäßig z.B. beim jährlichen Horizon Report habe: siehe hier) – und alle nicken: Erfolgreiche Lobbyarbeit, wie Wedekind treffend darstellt. Es würden falsche Prioritäten gesetzt und alte Denkmuster in die digitalisierte Welt fortgeschrieben. Am Ende dürfte vor allem eines in der mindestens vierten Version vorliegen: die Gier.

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Hochschuldidaktische Doppelung

Zum vierten Mal haben wir uns am vergangenen Freitag zum hochschuldidaktischen Forschungskolloquium getroffen. Zu Gast war meine ehemalige Mitarbeiterin und (nach wie vor) Doktorandin Silvia Hartung. Ihre Arbeit folgt dem Design-Based Research-Ansatz (DBR) und lieferte daher ein anschauliches Beispiel für bildungswissenschaftliche Entwicklungsforschung. Hier sind ein paar Infos zum letzten Termin zusammengestellt. Im zweiten Teil des Kolloquiums haben wir darüber diskutiert, ob DBR auch ein geeigneter Forschungsansatz sein kann, wenn es darum geht, die an einer Forschungs-, Lehr- und Beratungseinrichtung wie dem HUL anfallenden Konzepte, Kontexte und „Daten“ zu nutzen, um eigene Gestaltungstätigkeiten zu verbessern und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.

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Wer eine Lounge hat …

Eine große Küche, Espressomaschinen, Sessel und moderne Präsentationsgeräte mit Blick über Hamburg-Harburg im obersten Stockwerk des Hauptgebäudes der TU Hamburg-Harburg – das ist die TU & YOU Lounge, in der gestern auch die didaktische Professorenlounge stattfand. Rund drei Stunden lang treffen sich hier in regelmäßigen Abständen Professoren zur Diskussion hochschuldidaktischer Themen. Im kleinen Kreis – so die eigene Darstellung – arbeiten und diskutieren die Teilnehmer entlang der eigenen Lehre zu aktuellen hochschuldidaktischen Themen. Ausgerichtet wird die Reihe von Prof. Dr. Sönke Knutzen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL) an der TU.

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Von der Meinungsvielfalt zum kohärenten Konzept

Unter dem Stichwort „Pädagogische Hochschulentwicklung“ ist kürzlich (Dezember 2015) ein Band von Taiga Brahm, Tobias Jenert und Dieter Euler herausgegeben worden. Die Beiträge des Bandes beschäftigen sich mit Fragen der Gestaltung von Lehrveranstaltungen ebenso wie mit Fragen der Studiengang- bzw. Programmentwicklung und der Implementierung von Programmen in der Organisation Hochschule. Es wird schnell deutlich, dass hier der Versuch gemacht wird, ein enges hochschuldidaktisches Verständnis zu weiten und dies mit dem Begriff der Hochschulentwicklung zu verknüpfen, was letztlich an ältere, ebenso umfassende, Auffassungen von Hochschuldidaktik erinnert (siehe dazu hier).

Im Augenblick ist für mich vor allem der Teil des Buches interessant, der als „Ebene der Studienprogramme“ umschrieben ist. Der Grund dafür ist, dass wir seit September 2015 intensiv an einer Weiterentwicklung des postgradualen und berufsbegleitenden „Master of Higher Education“ arbeiten. Dazu zunächst ein paar Infos zum besseren Verständnis.

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Bildung für Digitalisierung

„ .. gibt es eine ´digitale Bildung´ und wie sollte sich diese von ´analoger Bildung´ unterscheiden? Lässt sich ernsthaft von ´digitalem Lernen´ sprechen, wenn man Lernen mit digitalen Medien meint?“ , fragt Michael Kerres in seinem aktuelle Text „E-Learning vs. Digitalisierung der Bildung: Neues Label oder neues Paradigma? – als Preprint online hier abrufbar. Im Mai 2014 hatte ich mir diese Frage auch schon mal (allerdings nur als Blogbeitrag hier und nicht systematisch aufbereitet) gestellt und mein Unbehagen an der „Digitalisierung der Bildung“ kurz erläutert. Kerres kommt zu dem Schluss, dass es sich wohl nur um Hilfsbezeichnungen handeln könne, die verschwinden würden, „sobald die Digitalisierung und die damit verbundenen Umwälzungen der Bildungsarbeit vorangeschritten (abgeschlossen?) sind, also sobald digitale Medien in der Bildungspraxis selbstverständlich geworden sind“. Insofern seien die Bezeichnungen nur Signale für einen Veränderungsprozess, der erstens alle Lernorte, zweitens alle „Geschäftsprozesse“ und drittens alle „Produkte“ betreffe.

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Über den Tellerrand schauen

Die UN-Dekade für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ist 2015 zu Ende gegangen (Infos z.B. hier). Ich gebe es zu: Besonders viel habe ich davon nicht mitbekommen. Als ich im Juni 2015 an die Uni Hamburg kam, war der Begriff dann plötzlich – in meinem neuen Umfeld – allgegenwärtig, und zwar in einer solchen Breite, dass ich ihn immer weniger verstanden habe. Kurz vor Weihnachten ging dann auch noch die Anfrage ein, ob ich mich am Fachforum Hochschule beteiligen möchte – einem von mehreren Fachforen, die das BMBF als inhaltliche Unterstützung ihrer neuen „Nationalen Plattform BNE“ ins Leben gerufen hat. Die Nationale Plattform ist wiederum im Zusammenhang mit einem fünfjährigen Weltaktionsprogramm zu sehen, das an die UN-Dekade BNE anknüpft. Ich habe zugesagt – wenn auch zunächst mit einer gewissen Skepsis, denn: An sich bin ich zu ungeduldig für derartige politische Aktionen. Tendenziell ist mir das zu viel „Meta“, zu viel Hierarchie und Prozess der Form halber. Warum also die Zusage?

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Kern akademischer Hochschulbildung

Kürzlich habe ich noch einmal die aktuellen Empfehlungen des Wissenschaftsrats (2015) zum Verhältnis von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt (online hier) zur Hand genommen (es handelt sich um den zweiten Teil einer Empfehlungsreihe, die sich speziell der Arbeitsmarktrelevanz von Studienangeboten widmet). Nachdem ich das Dokument schon mal im November kursorisch durchgesehen hatte, habe ich es jetzt noch einmal unter der Frage gelesen, welchen Stellenwert der Wissenschaftsrat in diesem Papier der Persönlichkeitsbildung beimisst. Um diese Frage beantworten zu können, fasse ich zunächst ein paar aus meiner Sicht relevante Inhalte (selektiv!) zusammen:

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Implizite Suchbewegung

„Darüber bin ich zufällig gestolpert“ – ich beobachte, dass ich das öfter mal sage, wenn ich auf Texte stoße, an denen ich hängenbleibe, obwohl ich eigentlich etwas anderes machen wollte. Und da ich (so glaube ich jedenfalls) nicht an dieser mysteriösen Krankheit der Prokrastination leide (früher formulierte man die Diagnose vielleicht auch ein wenig freundlicher als „Bummelei“), gehe ich mal davon aus, dass es einen Grund gibt, warum ich hängen bleibe. Und dieser Grund kann nur darin liegen, dass Aufmerksamkeit und Interesse in einem Maß geweckt werden, das ausreicht, um andere, zunächst scheinbar wichtigere Dinge, mal ein, zwei Stunden (oder länger) liegen zu lassen. Das ist mir heute Morgen um 5.00 (sowieso eine der besten Zeiten des Tages) mit einem Text von Günter Rexilius passiert (online hier zu lesen).

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