Bitte so, wie man es kennt

Seit Anfang 2015 laufen im Hintergrund bereits die Vorarbeiten für eine neue wissenschaftliche Zeitschrift, die sich auf Design-Based Research in den Bildungswissenschaften spezialisiert: Educational Design Research (EDeR), die zweimal im Jahr erscheinen soll, deutsche und englische Beiträge umfasst und online sowie im Open Access-Format publiziert (hier ein Überblick über die Beteiligten).

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Hochschuldidaktische Doppelung

Zum vierten Mal haben wir uns am vergangenen Freitag zum hochschuldidaktischen Forschungskolloquium getroffen. Zu Gast war meine ehemalige Mitarbeiterin und (nach wie vor) Doktorandin Silvia Hartung. Ihre Arbeit folgt dem Design-Based Research-Ansatz (DBR) und lieferte daher ein anschauliches Beispiel für bildungswissenschaftliche Entwicklungsforschung. Hier sind ein paar Infos zum letzten Termin zusammengestellt. Im zweiten Teil des Kolloquiums haben wir darüber diskutiert, ob DBR auch ein geeigneter Forschungsansatz sein kann, wenn es darum geht, die an einer Forschungs-, Lehr- und Beratungseinrichtung wie dem HUL anfallenden Konzepte, Kontexte und „Daten“ zu nutzen, um eigene Gestaltungstätigkeiten zu verbessern und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.

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Die Sache mit der Implementation

Kürzlich habe ich einen Beitrag über Design-Based Implementation Research (DBIR) gelesen – bereits zum zweiten Mal, weil ich beim ersten Lesen noch kein so rechtens Interesse fand:

Fishman, B.J., Penuel, W.R., Allen, A.-R., Cheng, B.H. & Sabell, N. (2012). Design-Based Implementation Research: An emerging model for transforming the relationship of research and practice. In B. J. Fishman & W. R. Penuel (Eds.), National Society for the Study of Education: Vol 112. Design Based Implementation Research (pp. 136-156). Online hier verfügbar

DBIR ist ein Ableger der Design-Based Research (DBR)-Bewegung. Im Zentrum von DBIR steht die Frage, was wo, wann und für wen funktioniert. Man konzentriert sich auf die Implementierung von Programmen, Konzepten, Methoden, Medien in der Bildung. DBIR verschreibt sich dem Ziel, Verbesserungen in der Bildung skalierbar und nachhaltig zu machen, also qualitativ gute und wirksame Programme, Konzepte, Methoden, Medien in die Breite zu tragen und langfristig zu verankern. Berücksichtigt wird, dass es man es im Bildungskontext nicht mit einfach zu beforschende Objekten zu tun hat, sondern mit sozialen Praktiken, die in der Regel an lokale Bedingungen angepasst werden müssen, um ihre potenzielle Wirkung zu entfalten. Eine skalierbare und nachhaltige Implementierung von Programmen, Konzepten, Methoden, Medien in der Bildung erfordert allerdings einen Wandel der Lehr-Lern- und Prüfungskulturen, inklusive Überzeugungen und Annahmen der Akteure. DBIR setzt auf eine enge Beziehung zwischen Wissenschaft und Praxis, die wechselseitig transformativ wirkt, also mit Veränderungen auf beiden Seiten einhergeht.

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(K)eine Crash-Methode

Wie bekommt man am besten Zugang zu Wissenschaft und Forschung? Ist forschendes Lernen (im eigentlichen Sinne, also: selber forschen) möglichst früh im Studium der beste Weg? Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen; es gibt viele Erfahrungen, die zeigen, dass das auch sehr schwierig ist. Klar aber scheint zu sein: Wer in die Forschung als Studierender im ersten und zweiten oder auch dritten und vierten Semester einsteigt, braucht Unterstützung, braucht Anforderungen, die zu bewältigen sind, und das verlangt nach einem Einstiegsniveau, das einerseits die Grundsätze von Forschung beibehält, andererseits aber auch nicht völlig frustriert. Man kann allerdings auf dem Standpunkt stehen, dass studentische Forschung zu Studienbeginn immer scheitern muss – das ist gewissermaßen die Crash-Methode (also kein Crash-Kurs, sondern ein bewusster Kollisionskurs). Ich halte das motivationspsychologisch nicht für sinnvoll und auch nicht für nötig: Im Gegenzug aber ist wohl die Haltung erforderlich, dass studentische Forschung zu Studienbeginn nicht perfekt sein muss, aber erstmals eine Idee davon vermitteln sollte, was es heißt, zu forschen.

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Obsessive Strenge

“Knowledge Creation in Design-based Research Projects: Complementary Efforts of Academics and Practitioners”, so lautet der Titel eines Textes von Brent G. Wilson (online hier) – offenbar die Schriftfassung eines Vortrags auf einer Tagung der American Educational Research Association (Philadelphia) im April 2014.

Wilsons Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die Lehr-Lernpraxis ein komplexes Feld ist – eine „hard-to-do-science“ – und sich daher der „Strenge“ (rigor) all jener an den Naturwissenschaften angelehnten Methoden widersetzt, die heute die Bildungswissenschaften dominieren: “Education is a messy field of inquiry – in David Berliner’s (2002, p. 18) words, the ´hardest science of all.´ In a field full of ´wicked,´ intractable problems and nested layers of complexity, dogmatism about research methods is surely the last thing needed. Yet in messy fields, insecurity often leads to a ´scrupulosity´ toward method, that is, an unhealthy, near-obsessive attention to rigor and orthodoxy and adherence to prescriptive rules, in an attempt to over-compensate for obvious shortcomings in our ability to understand and control outcomes.” (p. 1)

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Zehn Jahre … dranbleiben!

Meine Aufsätze zu Design-based Research bzw. zur entwicklungsorientierten Bildungsforschung stelle ich seit einiger Zeit in einem Reader mit Preprints zusammen. Aktuell ist ein Beitrag für einen Band des Bundesinstituts für Berufsbildung in Druck. Aus diesem Anlass habe ich den Reader aktualisiert. Die neue Fassung steht hier online zur Verfügung bzw. ist hier direkt als pdf abrufbar. Wenn der Beitrag (hoffentlich) 2015 erscheint, feiert DBR bei mir persönlich sozusagen 10-jährigen Geburtstag ;-).  Nach wie vor ist diese Forschungsstrategie in der Bildungswissenschaft noch nicht etabliert, aber bei weitem mehr im Gespräch und in Aktion als noch 2005, zum Zeitpunkt meines ersten Aufsatzes in der Unterrichtswissenschaft. Da heißt es wohl für 2015 und darüber hinaus: Dranbleiben!

Tue das, wofür du Gründe hast

Es ist nun schon ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal auf der Campus Innovation war. Genauer muss es heißen: Es handelt sich um eine gemeinsame Veranstaltung von Campus Innovation, Konferenztag Studium und Lehre und Jahrestagung des Universitätskollegs der Universität Hamburg. Nun ist es 2014 endlich mal wieder so weit gewesen und es ist natürlich schon eine Ehre, wenn man da gleich den Eröffnungsvortrag (hier das Programm) machen darf. Die Tagung ist gerade im vollen Gange und ich werde im Nachgang auf jeden Fall noch eine Reflexion dazu schreiben. Im Moment möchte ich nur rasch mein Redemanuskript zum (Nach-)Lesen zur Verfügung stellen. Der Titel meines Vortrags (hier das Abstract) lautete: „Spielarten des Sollens: Die Rolle der Forschung für die Entwicklung der Hochschullehre mit digitalen Medien“.

Vortrag_Hamburg_Nov2014

Auseinandersetzung statt Pseudoharmonie

Design-based Research – Educational Design Research – entwicklungsorientierte Bildungsforschung – gestaltungsorientierte Forschung … inzwischen sind nicht nur die Bezeichnungen vielfältig, sondern auch die Quellen werden vielfältiger, wenn es darum geht, im Kontext der bildungswissenschaftlichen Forschung dem Akt der Entwicklung (gemeint als Entwurf, Konstruktion, Gestaltung) einen geeigneten Platz im Prozess und in der Zielsetzung von Bildungsforschung zu geben. In dem Zusammenhang möchte ich auf drei solcher neueren Quellen hinweisen.

Kürzlich ist das Beiheft zu Design-based Research der Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik erschienen (Info hier) – herausgegeben von Dieter Euler und Peter Sloane. Das Heft ist aus meiner Sicht eine gelungen Mischung aus theoretischen Beiträgen und solchen, die Forschungsbeispiele liefern. Enttäuschend finde ich allein den Text von McKenney und Reeves, da dieser vorrangig eine Auskopplung aus ihrem Buch von 2012 ist und entsprechend kaum neue Inforationen anbietet.

Des Weiteren sind mir zwei kurze Einführungen in das Thema Design-Based Research aufgefallen – eine deutsch- und eine englischsprachige. Ich möchte darauf verweisen, weil solche Einführungen aus meiner Sicht ein Anzeichen dafür sind, dass man diesen Ansatz nun auch Nachwuchswissenschaftlern nahebringen bzw. diese dazu ermutigen will, bei eigenen Arbeiten auch Design-Based Research in Erwägung zu ziehen. Beide Texte sind online zugänglich.

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Up-to-date

Sonderlich up-to-date bin ich im Moment ja nicht gerade ;-), aber wenigstens habe ich bei mir selbst etwas aktualisiert – nämlich eine Aufsatzsammlung. Schon seit längerem steht zum Nachlesen ein Reader mit Manuskriptfassungen von Artikeln aus Büchern und Zeitschriften zum Thema Design-based Research bzw. zur entwicklungsorientierten Bildungsforschung zur Verfügung. Nun gibt es ein Update des Readers – und zwar mit der Schriftfassung meines Vortrags bei e-teaching.org im April 2014 (der dazugehörige Blog-Beitrag mit Link zur Aufzeichnung findet sich hier).

Hier geht es zum Reader (Link ganz unten). Über Kommentare freue ich mich natürlich immer!

Mit dem Nichts sprechen

Eine kurz Vortragshinweis – leider etwas spät, aber auch die Ankündigung ging eben erst online: e-teaching.org beginnt heute mit einem Themen-Special zur E-Learning-Forschung. Gerne habe ich zugesagt, mich beim ersten Online-Event des Themen-Specials am kommenden Mittwoch (30.01.2014) mit einem kurzen Vortrag zu Design-based Research zu beteiligen. Weitere Informationen dazu hier. Einen Vortrag vor dem Bildschirm zu halten und quasi mit dem Nichts zu sprechen, ist zwar immer etwas seltsam, aber ich werde mich bemühen, mir die Zuhörer/innen vorzustellen. 🙂 Wer keine Zeit vor dem Mittagessen (nämlich um 11.00 Uhr hat) – macht nichts: Der Vortrag wird auch aufgezeichnet.

Nachtrag: Link zur Aufzeichnung.