Das Kreuz mit dem Neuen

Wieder nichts Neues gehört – wer kennt dieses Gefühl nicht auf Tagungen und Messen, von denen viele dann gerne sagen, dass es ja ohnehin so zu erwarten ist und nur die soziale Interaktion und das „Networking“ investierte Zeit und Kosten rechtfertigen. Und so beklagt auch Jochen Robes (hier) am Ende der Campus Innovation 2009 in Hamburg, innovative Lernszenarien seien kein Thema gewesen. (Eine schöne Zusammenfassung speziell des E-Learning-Tracks der Konferenz befindet sich übrigens hier und Frank hat seine Eindrücke ebenfalls bereits hier zusammengefasst.)

Wo bleiben die Innovationen? Warum hören wir nichts Neues? Wir hören alle gerne etwas Neues, denn das vertreibt die Langeweile. Wir hören auch gerne etwas Provokatives, denn das fordert unsere Aufmerksamkeit. Man kann das auf Tagungen gut beobachten: Schlaue Redner nutzen diesen Effekt. Sie polarisieren, wagen konträre Thesen zum Mainstream, sprechen den Zuhörer an und liefern spektakuläre Beispiele. Das ist einerseits in Ordnung so, denn das regt Diskussionen an. Es ist andererseits auch gefährlich, weil es die Vernunft auch mal zeitweise vernebeln kann. Nun mag das bei unseren Themen nicht so schlimm sein (anders als bei politischen Themen), aber zum Problem wird es dann doch, wenn die Kluft zwischen dem Bildungsalltag und den Vortragsinhalten zu groß wird.

Also schön auf dem Teppich bleiben? Einen Großteil eines Vortrags nutzen, um Kooperationspartner in Projekten aufzuzählen, die immer gleichen gesellschaftlichen, institutionellen und organisationalen Rahmenbedingungen vortragen und am Ende bei einem Screenshot landen? Nein, wollen wir auch nicht. Das unterhält einen nicht und beinhaltet keine überraschenden Momente, auf die der Mensch nun mal gepolt ist. Aber Moment: Brauchen wir das Neue, die Innovation nur zur Unterhaltung? Manchmal habe ich genau diesen Eindruck.

Seien wir doch mal ehrlich: Wenn wir z.B. an der Hochschule etwas verändern, wenn wir die Lehre an einzelnen Stellen besser machen und was Neues ausprobieren, dann ist das als „Erzählstoff“ meistens nicht so rasend spannend. Es sind in der Regel „inkrementelle Innovationen“, die per definitionem keine nach außen deutlich erkennbaren Veränderungen anstoßen, weil sie am Bestehenden ansetzen und dieses weiterentwickeln. Es gibt viele (nein, bestimmt nicht die Mehrheit, das ist auch klar) Lehrende, die genau das jedes Semester machen oder versuchen. Flammende Reden kann man darüber leider kaum schwingen. Innovationen, die auf einen Schlag zeigen, dass man es auch anders machen kann, sind in der Bildungspraxis, so meine Ansicht, wohl in hohem Maße daran gekoppelt, dass man neben Medien und Methoden in der Lehre auch Rahmenbedingungen ändert. Die wohl wirkungsvollste Rahmenbedingung ist das Prüfungswesen, das jedes Studium lenkt wie kein anderer Umstand. Ein anderer Aspekt sind hier sicher die Ressourcen und auf jeden Fall auch Dinge, wie die Länge eines Studiums (weshalb ja auch Bologna deutlich sichtbare Veränderungen bewirkt hat) oder die schleichende bis offene Ökonomisierung der Bildungslandschaft. Das ist der Stoff für Keynotes, hier kann man bestehende Bedingungen anprangern und Visionen für die Zukunft ausmalen und wenn es hier tatsächlich mal zu revolutionären Änderungen käme, hätte man von einer deutlichen Innovation zu berichten.

Vielleicht müssten wir uns auf Konferenzen hierüber mehr Klarheit verschaffen. Wenn man auf einer Konferenz ein, zwei „echte“ Keynotes hört, die unterhaltsam sind, weil sie handwerklich gut gemacht sind und inhaltlich durch deutlich erkennbar neue Ideen und Gedanken zum Nachdenken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auffordern, und wenn man darüber hinaus über Projektbeispiele und die dort gemachten Erfahrungen mit den naturgemäß mühsamen und langsamen kleinen Schritten informiert wird, dann ist das aus meiner Sich durchaus in Ordnung so. Wir müssten uns vielleicht klarer über unsere Erwartungen werden und nicht mit einem diffusen Unterhaltungsbedürfnis im Plenum sitzen: Was leistet eine gute Keynote, was leistet ein Projektbericht und was erwarten wir uns von den Diskussionen, die hoffentlich auch noch stattfinden, und was erhoffen wir uns von anderen Formaten wie BarCamps u. ä.? Eine ähnliche Frage kann man schließlich auch inhaltlich stellen: Was erwarten wir uns von Innovationen in der Bildung, wie viel Neues brauchen wir und was genau müssten wir erneuern? Wie viel revolutionäre Ideen brauchen wir (und wir brauchen sie), wie viele sind aber auch genug und wo mangelt es eher an den vielen kleinen, aber konkreten Beispielen für neue Strukturen und Prozesse für die Lehre? Es kann auf keinen Fall sein, dass wir Konzepte entsorgen, weil sie als Schlagwort nicht mehr ziehen und bei der Umsetzung (erwartungsgemäß) Probleme bereiten, um uns auf die Suche nach wieder neuen Begriffen zu machen – die erneut zur Unterhaltung taugen.

E-Portfolios: Königsweg oder Sackgasse?

Viele bekannte Namen tummeln sich auf der diesjährigen Campus Innovation-Konferenz, die zusammen mit dem VI. Konferenztag Studium und Lehre in Hamburg (vom 26. bis 27.11.2009) veranstaltet wird. Das Programm kann man hier abrufen. Meinen Vortrag am Morgen des zweiten Konferenztages, der dem Thema E-Portfolios gewidmet ist, stelle ich gerne als Textfassung bzw. als Preprint zu Verfügung. Ich weiß, dass ich wieder mal (zu) viele Informationen und Gedanken hineingepackt habe, hoffe aber, dass sich das durch die verfügbare Textfassung zum Nachlesen kompensieren lässt. Unterstützt hat mich bei der Erarbeitung des Beitrags Silvia Sippel.

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Experiment mit ungewissem Ausgang

Diese Woche ist es soweit: Mein „Experiment“ zur Podcast-Vorlesung startet an diesem Mittwoch (28.10.2009), an dem ich die Einführung mache und den Studierenden das Konzept erkläre (hier die Folien: Einfuehrungsfolien). Am Donnerstag dann wird der erste Themen-Podcast hochgeladen. Aktuell kann man schon mal den Einstiegspodcast (hier) anhören – zur Rahmung der Story sozusagen.

Ich habe in diesem Blog bereits mehrfach über die Podcast-Vorlesung, ihre theoretischen Grundlagen (hier und hier) und das Konzept (hier) berichtet. Zum Vorlesungsblog, auf dem die Podcasts abzurufen sind geht es hier. Natürlich werden wir diesen Versuch wissenschaftlich begleiten. Ich bin selbst sehr gespannt, was am Konzept funktionieren wird, wo wir nachbessern müssen und an welchen Stellen (hoffentlich wenige oder keine) negative Effekte auftreten.

Ich habe für dieses Vorhaben mehrere Helfer: Christian Jocher-Wiltschka ist unser Podcast-Experte und wird mit seiner Abschlussarbeit in die wissenschaftliche Begleitung einsteigen. Unterstützt wird er dabei nicht nur von mir, sondern auch von Marianne Kamper. Beide werden zusammen mit Tamara Specht die Studierenden zudem tutoriell begleiten. Das in die Vorlesung integrierte Tutorium zum wissenschaftlichen Arbeiten übernimmt Hannah Dürnberger. Und ohne Frank gäbe es keinen Podcast – er hat sich mutig auf die „Vorlesungsgespräche“ eingelassen, die uns letztlich beiden viel Spaß gemacht haben. Jetzt gilt es zu hoffen, dass sie auch beiden Studierenden positiv ankommen und vor allem ihren Zweck erreichen.

Durchgestylte Podiumsdiskussion

Mit Podiumsdiskussionen kann man es niemandem Recht machen: Entweder sie sind langweilig, weil sich endlose Monologe ohne gegenseitige Bezugnahme aneinanderreihen, oder die Diskussion gerät aus dem Ruder, was – die richtigen Diskussionspartner mal vorausgesetzt – mitunter noch den höchsten Unterhaltungswert hat. Beides fand während der abschließenden Podiumsdiskussion auf der GMW 2009 dank einer dominanten und durchgestylten Diskussionsleitung nicht statt: Die Moderatorin (Verena Metze-Mangold) hatte die Diskutanten ziemlich im Griff und zudem selbst einen recht hohen Redeanteil. Das ist schade, zeigten sich doch in den einzelnen Aussagen von Heidi Schelhowe, Horst Niesyto, Peter Baumgartner, Oliver Vornberger und Thea Payome durchaus recht unterschiedliche Positionen, die man durch geschickte Fragen (die man halt spontan hätte stellen müssen) aus meiner Sicht durchaus deutlicher hätte herausarbeiten können. Dann wäre wohl auch ein beträchtliches Streitpotenzial zum Vorschein gekommen, das einen zumindest gedanklich etwas weiter gebracht hätte. Ein paar Beispiele:

  • Dass niemand was gegen Medienkritik als eine Komponente von Medienkompetenz hat, dürfte klar sein. Welchen Stellenwert das aber heute in Schule und Hochschule tatsächlich hat und inwiefern das von gesellschaftlichen Gruppen (u.a. von Vertretern der Wirtschaft) wirklich gewünscht und gefördert wird, ist sicher alles andere als klar.
  • Keiner hat nachgehakt, was Peter Baumgartner denn eigentlich genau unter „user-generated context“ versteht: Ist das jedem klar gewesen? Mir nicht – aber das Publikum hat leider keine Chance erhalten, selbst Kommentare oder Fragen zu formulieren.
  • Lernen aus der Praxis – so ein Motto auf die Frage, wie denn der optimale „virtual classroom“ aussieht (wobei man die Frage selbst schon hätte auseinandernehmen können) – schien konsensfähig zu sein. Aber ist das das wirklich? Gleichzeitig nämlich wurde betont, wie wichtig „Orientierungswissen“ ist: Was ist denn das für ein Wissen und in welchem Verhältnis steht es zur Praxis? Wissen wir das? Ich weiß es nicht. Ich frage mich das bei jeder Lehrveranstaltung, die ich mache, aufs Neue: Was sollte man nur mal gehört haben, was sollte man zumindest wiedererkennen und was sollte man wirklich in dem Sinne „wissen“, dass man es artikulieren und anwenden kann? Orientierungswissen – das sagt sich so leicht, klingt gut und scheint uns von der Mühe zu entlasten, inhaltlich zu werden.
  • Auch in der Diskussion wurde klar, dass wir didaktischen Anforderungen kaum mehr ohne gleichzeitigen Blick auf die bildungspolitischen Rahmenbedingungen begegnen können. Folgerichtig fiel auch das Stichwort von der „Ökonomisierung der Bildung“ – eine Steilvorlage, die mehr als eine spannende Nachfrage ermöglicht hätte. Man begnügte sich mit der Klage, dass der Begriff Bildung im „Kanzlerduell“ kaum eine Rolle spielte und der Bachelor nur mehr zur Berufsausbildung diene.
  • Es klang an, dass die Hochschullehrer daran nicht ganz unschuldig sind (was auch stimmt): Sie würden keine Lobbyarbeit betreiben (man könnte nachfragen: Sind wir Politiker?) und sie würden sich unverständlich artikulieren (man könnte nachfragen: Sind wir Journalisten)? Ja, natürlich wär es super, wenn wir Forscher, Lehrer, Politiker und Journalisten in einem wären. Manche bekommen das ja auch hin – aber ist das eine flächendeckende Lösung für Probleme in der Hochschullandschaft? Dazu hätte ich gerne die Meinung der Diskutanten gehört – unter anderem.

Ich will jetzt die Podiumsdiskussion und vor allem auf keinen Fall die Teilnehmer/innen schlecht machen, die meiner Ansicht nach sorgfältig ausgewählt waren. Gute Podiumsdiskussionen sind vielleicht auch ein Glücksfall – zu viele Faktoren müssen stimmen, damit das wirklich gelingt. Worauf ich aber hinweisen wollte, sind die aus meiner Sicht nicht eben wenigen offenen Fragen, die man hätte aufgreifen und als Anker für einen weiterführenden Meinungs- und Ideenaustausch hätte nutzen können, wenn (a) etwas mehr Zeit gewesen wäre, (b) die Moderatorin etwas sensibler und zurückhaltender gewesen wäre und (c) am Ende noch Raum für Publikumsfragen gewährt worden wäre.

Forschendes Lernen

Hier nun wie versprochen die Schriftfassung meines Vortrags auf dem Fernausbildungskongress in Hamburg 2009. Ich hoffe, dass der Beitrag ein paar Leser/innen findet, denn: Zuhörer/innen gab es eher wenige. Auch muss ich selbstkritisch sagen, dass der Beitrag wohl eher wenig in die „Kongresslandschaft“ gepasst hat, obschon ich mich sehr wohl an einem der drei Schwerpunkte des Kongresses, nämlich „Theorie praktisch denken“ orientiert habe. Leider war der Kongress doch eher auf besondere Anliegen der Bundeswehr ausgerichtet (so jedenfalls mein Eindruck); zumindest war das wissenschaftliche Publikum spärlich (vor allem am letzten Kongresstag) und folglich die Passung meines Vortrags vor ebenso spärlicher Zuhörerschaft eher nicht so hoch ;-). Ein Grund war sicher auch die etwas unglückliche Platzierung des Beitrags, was mir aber auch erst hinterher aufgefallen ist. Nun ja, man hat ja auch als Referent keinen Einfluss auf die Agenda. Meine „beratende Funktion“ im Programm-Kommittee beschränkte sich auf eine Rückmeldung der inhaltlichen Ausrichtung, die über die drei Schwerpunkte erfolgte. Verweisen möchte ich noch auf Franks nette Interpretation meines Vortrags (hier).

Für mich selbst war der Theorie-Beitrag quasi eine Fortsetzung des Vortrags im Juni (ebenfalls in Hamburg), der sich auf die Frage beschränkte. Was wir in puncto forschendes Lernen (und wissenschaftliches Prüfen) seit 1970 alles (nicht) erreicht haben. Auf einem in diesem Jahr dann aber wirklich letzten Hamburg-Vortrag auf der Campus-Innovation im November folgt dann Teil 3: E-Portfolios für das forschende Lernen. Es ergeben sich durch diesen „Fortsetzungsroman“ einige Überlappungen, damit die Beiträge auch für sich stehend verständlich bleiben. Ich hoffe aber, dass die verschiedenen Akzente erkennbar sind (bzw. sein werden), nicht langweilen und ein paar Impulse für eine Diskussion um das forschende Lernen in Zeiten von Bologna bilden.

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Zwischenbilanz

Eine Zwischenblanz versucht der 50. Band der GMW-Reihe mit dem Titel: „E-Learning: Eine Zwischenbilanz. Kritischer Rückblick als Basis eines Aufbruchs„. Das ist eine gute Idee, hilft es doch tatsächlich oft für weitere Entwicklungen, wenn man mal zurückblickt und sortiert, was alles gelungen, was misslungen und was offen geblieben ist und welche Gründe es dafür geben könnte. Aufschlussreich sind die Beiträge von Simone Haug und Joachim Wedekind (eine Bilanzierung zu Förderprojekten) einerseits und Peter Baumgartner und Reinhard Bauer (eine Bilanzierung zum Medidaprix) andererseits und in Ergänzung dazu das Expertenstatement von Michael Kindt, weil sie deutlich machen, wie stark die Bemühungen um das Lernen und Lehren mit digitalen Medien (an der Hochschule) von Faktoren außerhalb der Hochschule, allem voran vom bildungspolitischen Klima und dazugehörigen Entscheidungen (bei denen es schlicht ums Geld geht) beeinflusst werden. Speziell die Föderalismusreform hat in Deutschland diesbezüglich gravierende Folgen gehabt. Michael Kindt (S. 98) formuliert es eher vorsichtig, was nach der letzen 2006 ausgelaufenen Förderrunde aktuell der Fall ist: „Weder Bund noch Länder fühlen sich wirklich veranlasst, die mit enormen Aufwand initiierten Entwicklungsstränge auszuwerten, z. B. auf Einflussfaktoren zu untersuchen, die im Sinne der Zielsetzungen förderlich oder hinderlich waren oder evtl. weitere Perspektiven und einen entsprechenden Förderbedarf auszuloten.“ Man könnte es auch drastischer sagen: Niemand hat mehr einen Überblick, jedes Land hat seine eigene Strategie, aber es eint sie der Versuch, die Verantwortung an die einzelnen Hochschulen weiterzureichen, die aus finanzieller Not nur da investieren, wo ein rascher „Return on Investment“ zu erwarten ist. Um den zu finden (und man finden ihn in der Bildung meistens nicht, weil die Effekte zwar nachhaltig, aber äußerst träge sind) und zu nutzen, scheuen manche Hochschulleitungen auch vor Beratungs- und Marketingfirmen nicht mehr zurück.

Mir selbst fällt (negativ) auf (und es wird mit beim Lesen des neuen Bandes wieder klar), dass der Einfluss der E-Learning Community auf die Bildungsforschung insgesamt sehr klein ist (was ich damit meine, kann man genauer hier nachlesen). Das ist ausgesprochen bedauerlich und ob ich mit meinen Überlegungen, woran das liegen könnte, richtig liege, weiß ich letztlich nicht genau. Allerdings wären die Gründe schon wichtig zu kennen, denn dann fiele es leichter gegenzusteuern und den Einfluss zu erweitern. Ich denke nämlich schon, dass im Umkreis des E-Learning zahlreiche interessante Befunde und Erfahrungen ebenso wie theoretische Ideen entstanden sind und entstehen, die für Fragen des Lernens und Lehren an der Hochschule (und darüber hinaus!) von genereller Bedeutung sind (über die Medien hinausgehend).

Was ich bislang nicht so ganz verstehe ist, warum (auch im „Jubiläumsband“) die GMW, deren Kürzel immerhin für „Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft“ steht, auf „E-Learning“, also auf Fragen des Medieneinsatzes in der Hochschullehre eingeengt wird. Zwar hat es über Aspekte wie Hochschulentwicklung durch digitale Medien bereits ausgehend vom E-Learning einzelne Erweiterungen gegeben. Aber auch der Einsatz von Medien in der Forschung ebenso wie in der Wissens- und Wissenschaftskommunikation nach Innen und Außen sollten meiner Ansicht nach dazugehören. Wir haben das im Vorstand bereits andiskutiert und es ist mir ein Anliegen, da dran zu bleiben. Denn vielleicht wäre das ja auch ein Baustein für eine Strategie, den Einfluss der GMW nicht nur auf die Bildungsforschung, sondern z.B. auch auf die Hochschulforschung auszuweiten. Zudem könnte dies eine Erweiterung der Zielgruppen bedeuten, von der die GMW ja nur profitieren würde.

Ich habe noch nicht alle Beiträge des Bandes gelesen, aber nach der Lektüre einiger ausgewählter Texte und einem Überblick über die andere Beiträge, muss ich Joachim zustimmen, dass es sich lohnt, sich ein wenig mehr Zeit für den Band zu nehmen (auch wenn nicht alle Artikel auf demselben Niveau sind). Abschließend möchte ich noch Rolf Schulmeister (S. 321) zustimmen, der auf ein aus meiner Sicht wichtiges Spanungsfeld beim Einsatz aktueller digitaler Medien speziell in Bildungsinstitutionen hinweist: „Es ist zu erwarten, dass sich auf diese Weise ein Widerspruch zwischen der naturwüchsigen Innovation und der ungeordneten Vielfalt an Methoden im Internet einerseits und den Bemühungen um Standardisierung der Schnittstellen, die für die Kooperation notwendig sind, einstellen wird, der die Fähigkeit zur Kooperation einschränken kann.“

Was in 40 Jahren alles nicht passiert

Wie vor kurzem bereits angekündigt, habe ich am 9. Juni an der Universität Hamburg im Rahmen der Ringvorlesung „Medien und Bildung“ einen Vortrag zum „forschenden Lernen und wissenschaftlichen Prüfen“ gehalten. Ausgangspunkt meines Vortrags ist eine fast 40 Jahre alte Schrift der Bundesassistentenkonferenz zum forschenden Lernen und wissenschaftlichen Prüfen, die lange Zeit vergriffen war und nun wieder neu aufgelegt wurde (Infos dazu siehe hier). Ich stelle wieder mein Redemanuskript zur Verfügung. Diesmal biete ich auch die (Text-)Folien an, weil die da zu findende Gegenüberstellung „1970 – 2009“ zum besseren Verständnis möglicherweise hilfreich ist. Ich freue mich übrigens auch über Kommentare :-).

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Falls wir was zu erzählen haben

Es dauert noch ein wenig, bis die GMW 2009 in Berlin ihre diesjährige Jahrestagung startet. Gelaufen aber sind bereits die Paper-Einreichungen und ich freue mich, dass gleich mehrere aus unserer Nachwuchstruppe mit Beiträgen vertreten sein werden. Mein eigener Beitrag wurde auch angenommen und trägt den Titel: „iTunes statt Hörsaal: Gedanken zur mündlichen Weitergabe wissenschaftlichen Wissens“. Da ich nicht vorhabe, den Inhalt des Textes noch einmal eins-zu-eins in einer Präsentation auf der Tagung darzustellen, biete ich diesen als Preprint gleich mal zum Lesen an. Ich werde in Berlin versuchen, die theoretischen Gedanken zu veranschaulichen. Den Text habe ich nicht nur so aus Lust und Laune geschrieben, sondern weil ich mit den dort dargestellten Überlegungen auch praktisch experimentieren will. Von daher fand ich den letzten Satz eines Gutachters in seinem (sonst positiven) Votum lustig: „Allerdings erscheinen die konkreten Anwendungen des Ansatzes aus dieser Perspektive noch weit entfernt“. Okay, das fordert mich jetzt heraus: Das werden wir ja sehen, ob das noch weit entfernt ist 😉

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Bananenverordnung

Michael Kerres berichtet in seinem Blog (hier) von den wundersamen Wandlungen bei den Vorgaben im Akkreditierungsverfahren. Ihm fallen z.B. die wachsenden Details in den Vorgaben auf: „So darf es nach neuesten Vorgaben keine Abschlussprüfung mehr geben. … Der europäische Standardisierungsprozess sieht eine solche Prüfungsleistung nicht mehr vor. Ähnliche Vorgaben gibt es jetzt für die vorgeschriebene Modulgröße, für den Umfang von Masterarbeiten, für die Dauer von Prüfungen etc. Dabei gelten wesentliche Vorgaben von vor fünf Jahren jetzt nicht mehr. Vor fünf Jahren MUSSTE der Studiengang z.B. englisch firmieren (was ich damals für falsch hielt), nun MUSS er deutsch heißen“. Letzteres belegt zum einen, welche Nichtigkeiten da ins Visier geraten, was wohl anzeigt, dass wir uns offenbar in Richtung Bananenverordnung der EU bewegen. Zum anderen wird deutlich, dass man Dinge zur Vorschrift macht, für die es wenig stichhaltige und vor allem offenbar kaum lange haltbare Argumente gibt.

Vortrag zur Studiengangentwicklung

Heute hätte ich eigentlich einen Votrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik halten sollen. Die Tagung hat heute begonnen und geht bis zum 4.3.09. Das Programm kann man hier anschauen.  Obschon die Anfrage vergleichsweise kurzfristig kam, habe ich gerne zugesagt, denn das Thema ist bedeutsam und aus verschiedenen Gründen auch brisant: Studiengangentwicklung aus hochschuldidaktischer Sicht. Aus gewichtigen privaten Gründen musste ich mein Kommen absagen, konnte den Vortrag (den ich schon vorbereitet hatte) aber vorab als Audio aufnehmen. Audio plus Präsentation habe ich nach Freiburg gesendet: Ob es geklappt hat, den Vortrag auf diesem Wege zu präsentieren, weiß ich noch nicht. Ich habe gehofft und hoffe, dass mit diesem Vorschlag keine Lücke durch mein physisches Fehlen entstanden ist. Jedenfalls habe ich zusätzlich versprochen, das Vortragsmanuskript auch zum  Nachlesen zur Verfügung zu stellen sowie Fragen zu beantworten, falls diese per Mail oder aber – noch besser – als Kommentar in diesem Blog gestellt werden.  Das will ich natürlich gerne tun.

Hier nun der versprochene Text zum Vortrag: vortrag_freiburg_maerz09

Ich hoffe, dass ich bald dazu komme, daraus einen schriftlichen Beitrag mit einigen Erörterungen mehr sowie dann natürlich auch mit Literturangaben zu machen und z.B. als Arbeitsbericht zur Verfügung zu stellen.