Im Januar 2022 mussten viele Lehrpersonen an Hochschulen kurz vor Semesterschluss wieder umdisponieren und teilweise wieder von Präsenz- auf digitale Lehre umstellen. Für mich war das ein Anlass, darüber nachzudenken, was diese permamnete Unsicherheit für uns alle bedeutet. Mein Blick richtet sich zunächst auf die Lehrenden und deren Gestaltungsaufgaben in der Lehre. Im Rahmen unseres Professor:innen-Programms am HUL biete ich zu diesem Thema demnächst ein „wissenschaftsdidaktisches Gespräch“ an.
Kategorie: geschehen
(K)ein spießbürgerliches Anliegen
„Wir haben unser Projekt ‚Hochschullehre erforschen‘ 2019 begonnen und konnten nicht absehen, vor welchen Herausforderungen wir in der ersten Hochphase der Corona-Krise im Jahr 2020 stehen würden. Die Pandemie hat die Hochschulen, wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche, erheblich durchgeschüttelt. Aber auch wenn sich manches geändert hat: die Hochschullehre zu erforschen ist eines der wichtigsten Anliegen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik. Wir sind froh, dass es uns trotz der widrigen Umstände gelungen ist, dieses Projekt inmitten dieser Krise zu einem Abschluss zu führen.“ So beginnt das (kurze) Vorwort zum nun erschienen Buch „Hochschullehre erforschen. Innovative Impulse für das Scholarship of Teaching and Learning„, herausgegeben von Uwe Fahr, Alessandra Kenner, Holger Angenent und Alexandra Eßer-Lüghausen. Es ist ein umfangreicher Band mit fast 500 Seiten, der zum einen fünf Grundlagen-Texte zum Thema umfasst und zum anderen zahlreiche Anwendungsbeispiele aus unterschiedlichen Fächern sowie Beispiele zu Fragen der Implementierung.
Nicht überrascht und doch verwundert
Im Zuge der Exzellenzstrategie unterstützt die Universität Hamburg nun im dritten Jahr Studierende dabei, bereits während des Studiums eigene Forschungsvorhaben anzugehen – also forschend zu lernen. Das Ganz läuft unter dem Titel „Studentische Forschungsgruppen“. Am HUL beschäftigen wir uns ja nun schon seit längerem mit dem forschenden Lernen.
Kleine Inseln im Meer
Eine Woche mit gleich drei Kolloquien ist selten; die jetzt zu Ende gehende Woche war eine solche: von einem kürzeren Doktorandenkolloquium im kleinen Kreis über ein größeres Kolloquium für Nachwuchswissenschaftlerinnen im Kontext unseres DBR-Netzwerks bis zu einem Forschungskolloquium mittlere Größe zum Thema Design-Based Research (DBR) und didaktische Entwurfsmuster.
Alt (bekannt) und aktuell zugleich
Bereits Ende des letzten Jahres sind Mitarbeiterinnen der Universität Passau zwecks Veröffentlichung eines Textes in der Impact Free-Reihe auf mich zugekommen (hier veröffentlicht). Nun haben gibt es aus Passau einen zweiten Beitrag – erstmals bei Impact Free in englischer Sprache. Das Thema: Individualisierung des Lernens in digitalen Umgebungen unter Nutzung von ILIAS. Der genaue Titel des Textes von Tamara Rachbauer und Nina de Forest lautet: “Designing individualized digital learning environments in ILIAS using ladders of learning: Practical experiences from University of Passau” – hier online.
Aus didaktischer Sicht bedenkenswert
Nachdem wir am HUL Ende Oktober den Bericht zur Lehrendenbefragung an der Universität Hamburg (UHH) online gestellt hatten (siehe hier), folgt nun die Veröffentlichung der Ergebnisse der Studierendenbefragung seitens des Teams Evaluation an unserem Zentrum (hier). Es sich um die Ergebnisse aus dem Sommersemester 2021 – dem dritten Semester, in dem pandemiebedingt fast ausschließlich digitale Lehre an der UHH stattfand.
Hybrid Spaces aus besonderer Perspektive
Tamara Rachbauer und Kathrin Eveline Plank von der Universität Passau haben um Veröffentlichung eines Beitrags in Impact Free gebeten, der ein wichtiges Thema anschneidet, das es in letzter Zeit oft im Fokus steht: die Verschmelzung materieller und virtueller Räume. Kontext ist hier die Lehrerbildung; inhaltlich geht es um ein historisches Thema und um die Frage, was man tun kann, um dem „Verschwinden von Zeitzeugen“ entgegenzuwirken. Hier geht es zum Beitrag mit dem Titel „Mapping Memory? Begründungslinien und Möglichkeiten der digitalen Verortung von Erinnerung in Vermittlungskontexten an einem Beispiel aus der Lehrer*innenBildung“.
Dynamisch bis chaotisch
Hat in diesen dauer-verrückten Zeiten eigentlich noch jemand ein Ohr für Scholarship of Teaching and Learning? Im Oktober hatte ich (hier) auf einen Text hingewiesen, in dem die Autoren dazu ihre Zweifel äußerten (SoTL under stress). Trotzdem habe ich es gewagt, einen Termin im Professor:innen-Programm „Wissenschaftsdidaktik im Gespräch“ anzubieten, der sich dem Thema SoTL widmet.
Wie fühlte sich das gleich wieder an?
Ende November 2019 war ich auf der Campus Innovation, die unter dem Motto „Nachhaltigkeit und Innovation“ stand. Es war meine letzte Präsenz-Konferenz vor der COVID-19-Pandemie. Nichtsahnend, was da alles auf uns zukommt, haben wir ganz selbstverständlich – dicht gedrängt – in den Räumen und Fluren des Curio Hauses in Hamburg zusammengestanden, gegen den Lärm ankämpfend kurze, aber interessante Seitengespräche geführt, Vorträge gehört und vielleicht auch selbst gehalten. Am letzten Donnerstag und Freitag nun – zwei Jahre später: 2021 – eine digitale Campus Innovation: auf der Web-Seite im neuen Design, dennoch ähnlich wirkend wie vor zwei Jahren, doch ganz anders und gleichzeitig schon irgendwie gewohnt …. Wie fühlte sich das nochmal an – so mitten unter Menschen auf dem Podium zu stehen und in interessierte oder gelangweilte, nickende oder leicht kopfschüttelnde Gesichter zu blicken, die Stille oder Unruhe wahrzunehmen und auf diese Weise ein Gefühl zu entwickeln, was wohl wie von dem angekommen ist, das man, gut vorbereitet, aber immer auf unsicherer Grundlage, an Thesen und Folgerungen mitgebracht hat? Mein Zeitgefühl mutet mir – am Beispiel Campus Innovation – selbst schon paradox an: Auf der einen Seite ist es, als wäre mein letzte Präsenz-Tagung im November 2019 gerade erst gewesen; auf der anderen Seite ist eben diese schon seltsam weit in die Ferne gerückt …
Wo bleibt jetzt die Didaktik?
Jetzt ist die Technik da und wo bleibt nun die Didaktik? Im Moment scheinen gar nicht wenige Hochschuldidaktikerinnen im Zusammenhang mit hybrider Lehre (sinngemäß) auf solche Fragen zu stoßen. Viele Hochschulen haben nachgerüstet und Technik beschafft, die Hörsäle und/oder Seminarräume „hybrid-tauglich“ machen – also geeignet für die doppelte Präsenz: vor Ort und gleichzeitig online.