Die Kraft der Beispiele

Ein neuer Text von Taiga Brahm in der Zeitschrift Educational Design Research (EDeR) – online hier abzurufen – beschreibt anschaulich den Forschungsprozess zur Entwicklung von Interventionen, die Jugendlichen auf einer überfachlichen Ebene (Stichwort Resilienz) im Übergang zwischen Schule und Beruf helfen sollen. Im Fokus steht der Aufbau von Wissen und Können zum Umgang mit Konflikten, zur Zuschreibung von Ursachen und zur Selbstwirksamkeit. Die Autorin beschreibt ihr Vorgehen entlang des Design-Based Research-Ansatzes (mit drei Zyklen) und liefert auf diesem Wege ein instruktives Beispiel für den Einsatz von DBR im Bildungskontext.

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Dehumanisierung im Kleinen

Nein, es ist kein wissenschaftlicher Text und er stammt auch nicht aus der Feder eines Wissenschaftlers, aber die darin enthaltenen Ansichten und Einschätzungen sollten ruhig Eingang in die Wissenschaft finden: „Wir brauchen einen neuen radikalen Humanismus“ von Tim Leberecht. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass aktuelle Debatten, Studien und Regierungsprogramme zu einseitig die potenziell möglichen Vorzüge der Digitalisierung (insbesondere der KI und der damit verbundenen Verschmelzung von Mensch und Maschine) im Blick haben, und die Risiken ignorieren oder unterschätzen. Die wohl größte Gefahr inmitten des Versprechens von der exponentiellen Weltverbesserung sei nämlich „die schleichende, unsichtbare Dehumanisierung im Kleinen.“

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Ludwik Fleck – Kreativ, widerspenstig und gefährlich

Zwischen dem sechsten und dem letzten Aufsatz von Ludwik Fleck im Band „Erfahrung und Tatsache“ mit dem Titel „Krise in der Wissenschaft. Zu einer freien und menschlicheren Naturwissenschaft“ gibt es zeitlich einen etwas größeren Sprung. Fleck hat den Text 1960 verfasst, er wurde aber erst posthum veröffentlicht. Die Kommentare zu den anderen Texten finden sich hier, hier, hier, hier, hier, und hier (zum Verfahren siehe hier).

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Ludwik Fleck – die Einleitung als Lesehilfe

Im Blog unseres HUL-Forschungskolloquiums kann man hier nachlesen, mit welchem neuen Format wir Ende September experimentieren wollen: „Impulsgeber“ der gemeinsamen Kolloquiumssitzung am 29. September 2017 (13.00 bis 16.00) ist eine wissenschaftliche Literaturquelle, nämlich: die gesammelten Aufsätze des polnischen Mediziners und Wissenschaftstheoretikers Ludwik Fleck [Fleck, L. (1983). Erfahrung und Tatsache. Gesammelte Aufsätze. Frankfurt am Main: Suhrkamp]. Mehr zum Konzept und zur Idee, die dem zugrunde liegt, findet sich in diesem Artikel hier.

Für alle, die sich dazu entschlossen haben, bis Ende September Ludwik Flecks „Erfahrung und Tatsache“ zu lesen, ist es allerhöchste Zeit, zumindest mal mit der Einführung von Lothar Schäfer und Thomas Schnelle zu beginnen.

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Ein mächtiger Rahmen

Die Hochschulrektorenkonferenz und die Kultusministerkonferenz haben in Abstimmung mit dem BMBF Anfang 2017 eine Neufassung des „Qualifikationsrahmens für deutsche Hochschulabschlüsse“ (kurz HQR) beschlossen (siehe hier). Es handelt sich dabei um eine „systematische Beschreibung der Qualifikationen, die das Bildungssystem eines Landes hervorbringt“ (S. 2). Ziel ist es, Qualifikationen (also auch verschiedene Hochschulabschlüsse) besser vergleichbar zu machen. Seit ein paar Wochen kann man das hier online abrufen. Ich bin unschlüssig, was ich davon halten soll.

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Wo sind die Aeblis und Klafkis?

Es ist jetzt schon wieder mindestens fünf Jahre her, dass ich mit Heinz Mandl intensiver über die Zukunft der Hochschuldidaktik gesprochen habe. Ich kann mich erinnern, dass ich damals sagte, die Hochschuldidaktik brauche einen Hans Aebli und einen Wolfgang Klafki – beides Wissenschaftler, die sich fast ausschließlich der Schule gewidmet hatten. Nachdem ich mich nun doch schon einige Jahre (zunächst an der Zeppelin Universität und seit Juni 2015 an der Universität Hamburg) gezielt und ausschließlich mit der Hochschuldidaktik beschäftigen darf, kann ich meine damalige Vermutung nur bekräftigen: Die Hochschuldidaktik bräuchte einen Aebli und einen Klafki. Es ist klar, dass das nach einer Erläuterung verlangt ;-).

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Mitteilungswürdig?

Jedes Jahr dasselbe. Zu Jahresbeginn beliefern uns die Medien mit allerlei Neuerungsmeldungen: Welche neuen Gesetze es 2017 gibt, wo wir 2017 Geld sparen können oder – häufiger – mehr Geld ausgeben müssen, was sich 2017 für Autofahrer ändert und welche Highlights uns Kino und Fernsehen 2017 bieten werden. Allein schon die Auswahl der mitteilungswürdigen Neuerungen spricht für sich. Für gewöhnlich halten sich ganz persönliche Neuerungen ja eher nicht an ein Kalenderdatum wie den Jahreswechsel. Manchmal aber kommt das durchaus vor:

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In den Ring steigen

Üblicherweise bezeichnet man eine Vortragsreihe dann als Ringvorlesung, wenn sich verschiedene Dozenten ein Semester lang (in der Regel im wöchentlichen Rhythmus) einem Thema widmen. Im Rahmen des neuen Master of Higher Education nun bemühen wir den Begriff, obwohl wir ein wenig davon abweichen und erst einmal „nur“ zwei Vorträge pro Semester (zu Beginn und am Ende jedes Semesters) zum akademischen Lehren und Lernen (mit allen dazu passenden Aspekten bzw. Themen) anbieten. Den Auftakt macht Rolf Schulmeister, was mich ganz besonders freut, ist er doch der Urheber des deutschlandweit einzigen Masterstudiengangs zur Hochschuldidaktik. Am Donnerstag, den 6. Oktober 2016 um 18:00 Uhr s.t. (Schlüterstraße 51, 2. OG.) wird er über „Workload, Motivation und Studierverhalten im Bachelor. Eine empirische Annäherung“ sprechen (siehe auch hier). Für den zweiten Vortrag haben wir bereits von Peter Baumgartner eine Zusage, dass er mit „in den Ring“ hochschuldidaktischer Vorträge steigt.

Warum Scheitern kein Fehler ist

Was ist eine Tagungsphänographie? Nach Theo Wehner ist das ein subjektiver Bericht, der beschreibend und vor allem anschlussfähig für die ist, die an einer Tagung teilgenommen haben, der zudem nicht hoch-reflektiert, aber doch in der Lage ist, selbst bei denen, die nicht dabei waren, Interesse zu wecken.

Eine solche Tagungsphänographie hat Theo Wehner – offiziell als „Kongressbeobachter“ auf der Probem-Based Learning-Veranstaltung in Zürich bezeichnet – am Ende der Veranstaltung mündlich (Video) vorgetragen sowie schriftlich (Text) festgehalten. Offenbar ist es ihm mit dem (sehr versöhnlichen) Streitgespräch (siehe hier) ähnlich gegangen wie mir, findet dafür aber Erklärungen und nutzt den fehlenden Disput als Aufhänger für seine Beobachtungen. Zu diesen gehören unter anderem, dass die Beiträge zum Problem-based Learning einen weitgehend kognitiven Fokus hatten, praktische Fertigkeiten und emotionale Empfindungen dagegen weitgehend außen vor blieben. Außerdem regt Wehner an, nicht nur nach Erfolgsbedingungen zu suchen, sondern sich auch dem Scheitern zuzuwenden.

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Drei Tage am Stück

Drei Tage Blockkurs zum forschungsnahen Lehren und Lernen mit einer heterogenen Teilnehmer-Gruppe liegen diese Woche hinter mir. Es war nun das dritte Lehrangebot dieser Art (also drei Tage am Stück ohne E-Learning-Anteile), sodass ich inzwischen Vor- und Nachteile zumindest mal benennen kann (ich hatte hier schon mal darauf hingewiesen, dass ich mich dazu nochmal äußern würde).

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