Nicht nur, aber vor allem zum Thema generative KI bekomme ich immer mal wieder Anfragen von Journalisten, ob ich für ein Interview zur Verfügung stehe. Ich weiß, dass es nicht richtig ist (denn es dient ja der Wissenschaftskommunikation), aber ich mache das nicht gerne. Da ich in der Regel aufschreibe – in klassischen Publikationen oder auch hier als Blogpost (oder in Impact Free) –, was ich zu einem Thema auf der Grundlage meiner wissenschaftlichen Arbeit weiß oder zu wissen glaube, denke ich mir meistens: Ich habe dazu gar nichts Neues zu sagen, es steht doch schon da oder da oder da. Also ja, ich bin da unwillig und es ist schon sehr gut, dass andere da anders sind. Ich hoffe, dass ich den Fehler mit meinem Blog ein wenig wettmachen kann. 😉 Gibt es die Möglichkeit, mich zu Interviewfragen schriftlich zu äußern, sage ich eher ja. Immerhin kann ich dann im Nachhinein belegen, was ich tatsächlich gesagt habe. So ist es auch aktuell mit einer Anfrage einer jungen Journalistin vom Spiegel, die mir dann 10 Fragen zu KI in der Hochschulbildung geschickt hat. Ich habe mich bemüht, mich kurz zu fassen, was schwierig war bei der Art der Fragen. Was jetzt damit passiert, weiß ich nicht, aber: Vielleicht stoßen meine Antwortversuche, wenn ich sie jetzt hier öffentlich mache, auf Interesse bei interessierten Personen – auch aus dem Journalismus.
„Was ich tatsächlich gesagt habe“ weiterlesenSchlagwort: Studium
Vom Nutzen eines fiktiven Briefs
Man kann wirklich nicht sagen, dass Universitäten und HAWs das Thema generative Künstliche Intelligenz (KI) nicht auf dem Schirm hätten – im Gegenteil: Es gibt viele Bemühungen, die Chancen, dann und wann auch die Risiken, der akademischen Nutzung von KI auf unterschiedliche Art und Weise aufzugreifen und Empfehlungen zu geben. Es ist vielleicht etwas ungeschickt, dass – so scheint es – fast jede Hochschule diese Angebote für sich (neu) erfindet und dabei ausgesprochen ähnlich vorgeht. Aber das erklärt sich vermutlich aus dem Konkurrenzverhältnis, in dem Hochschulen heute (leider) stehen. Aus dem Rahmen fällt da die Idee, sich über die alte Form des Briefs an Menschen zu wenden, die in der Hochschule zu KI greifen – speziell im Studium: Lindsay Brainard hat eine solchen fiktiven Brief verfasst und hier veröffentlicht. Ich habe die Idee aufgegriffen und lade zu einem Gedankenexperiment ein, das man hier – als Impact Free-Artikel – nachlesen kann.
„Vom Nutzen eines fiktiven Briefs“ weiterlesenHauptsache, der KI-generierte Output stimmt
Zur Künstlichen Intelligenz (KI) im Studium haben Joerg von Garrel, Jana Mayer und Markus Mühlfeld eine quantitative Befragung von Studierenden zur Nutzung von „ChatGPT & Co.“ durchgeführt und kürzlich hier online zugänglich gemacht. Die Studierenden wurden indirekt (über Kontaktpersonen an 395 Hochschulen) angesprochen. Ausgewertet wurden 6.311 ausgefüllte Fragebögen aus allen 16 Bundesländern; vertreten sind fast alle Fächer.
Selbstzufrieden
Die europäischen Minister/innen haben sich Mitte Mai 2015 wieder zur Bologna-Konferenz (siehe hier) getroffen … und sind zufrieden mit sich, wie es scheint. Jedenfalls kann man das der Pressemitteilung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (siehe hier) so entnehmen. Dort heißt es unter anderem:
„Zentrale Punkte des im Rahmen der zweitägigen Konferenz gemeinsam verabschiedeten Kommuniqués sind unter anderem der Ausbau der Studierendenzentrierung der Lehre, die Schaffung flexibler und transparenter Lernpfade und die Förderung einer Hochschulbildung, die die Beschäftigungsbefähigung der Absolventinnen und Absolventen in sich schnell verändernden Arbeitsmärkten stärkt.“ Das sei der richtige Weg, so Prof. Dr. Holger Burckhart, HRK-Vizepräsident für Lehre und Studium, Lehrerbildung und Lebenslanges Lernen. In dieser Allgemeinheit wird wohl keiner widersprechen: Wer wollte schon die Lehre von den Studierenden de-zentrieren, Lernpfade (was immer das genau heißen mag) unflexibel und intransparent gestalten und Studierende auf die Arbeitslosigkeit hin vorbereiten. Also stimmt man natürlich zu.
(Zu) Späte Selbsterkenntnis?
Über den GMW-Blog (hier) bin ich auf die Ankündigung einer Veranstaltung zum „Self-Assessment“ an der Universität Kassel (hier) gestoßen. Ich weise nicht darauf hin, weil ich plane hinzufahren (was zeitlich leider nicht geht), sondern weil das einer von doch mehreren Hinweisen auf das Thema „Self-Assessment“ im letzten Jahr ist. Ich habe mich damit noch nicht näher beschäftigt – müsste ich aber mal, denn: Es gehört auf jeden Fall in den Themenkreis „Assessment“: diagnostisches, formatives und summatives Assessment (einen knappen Überblick dazu gibt e-teaching.org hier).
Self-Assessment wird häufig als diagnostisches Instrument vor dem Studium oder in der Studieneingangsphase eingesetzt, kann aber natürlich auch als formatives Assessment-Instrument verwendet werden. Am häufigsten stolpert man aktuell allerdings darüber, wenn es um die Diagnose VOR dem Studium geht (siehe z.B. hier und hier). Und genau das macht mich etwas skeptisch.
Sollte man nicht machen
Gestern, am 27.01.2012, fand der zweite Teil der Tagung „Studium 2020“ statt, über die ich im letzten Beitrag bereits kurz (und sehr ausschnitthaft) berichtet hatte. Nach einem Vortrag von Uwe Wilkesmann mit empirschen Daten zur Heterogenität der Studierenden an drei Universitäten fanden noch einmal drei parallele Foren statt. Eines davon war ein „mediendidaktisches Forum“, in welchem Wolfgang Nejdl und ich je einen Impulsvortrag gehalten haben. An sich passiert es mir nicht so oft, dass ich mit der Zeit nicht klar komme, aber diese verkürzten Vortragszeiten von 20 Minuten scheine ich einfach nicht drauf zu haben – Wolfgang Neijdl allerdings noch weniger ;-). Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich unbedingt ein paar Dinge loswerden musste, die mir noch vom Vortag auf der Zunge lagen – das sollte man halt nicht machen. Da ich über ein paar Dinge etwas schnell hinweggehen musste, möchte ich an der Stelle noch einmal eine schriftliche Fassung des Vortrags inklusive der Folien zur Verfügung stellen. Schön war, dass sich eine angeregte Diskussion um das Thema „Betreuung von Studierenden“ anschloss. Mehrer Wortmeldungen zeigten, dass es an verschiedenen Orten durchaus vergleichbare Probleme gibt (Aufwandsprobleme, Probleme bei der Rezeption von Feedback etc.).
Pastorales Lehren?
Aktuell findet gerade die Veranstaltung „Studium 2020“ in Berlin statt: Noch bis heute Mittag geht es um verschiedenste Fragen rund um das Studium – nicht nur um didaktische, sondern auch um organisationale (hier das Programm). Gestern bin ich leider etwas zu spät gekommen, aber immerhin pünktlich zum Vortrag von Dieter Euler. Anschließend gab es einen Beitrag von Rolf Arnold und schließlich habe ich mich ins Forum gesetzt, in dem Rolf Schulmeister und John Erpenbeck didaktischen Fragen zum Studium der Zukunft nachgegangen sind. Mein Einwand in der sich anschließenden Diskussion, der sich vor allem auf die Ausführungen von Arnold und Erpenbeck bezog, nämlich dass Sätze wie „Wissensvermittlung ist keine Kompetenzentwicklung“ wenig hilfreich für didaktische Neuerungen und eher ein Kategorienfehler sind, ist offenbar ein bisschen so angekommen, als sei ich ein Spielverderber. Jedenfalls wurde in den Erwiderungen das Ganze wieder einmal um die eigene Achse gedreht und ließ meinen Einwand so aussehen, als sei ich ein Befürworter nutzloser Vorlesungen. Vielleicht nochmal auf diesem Wege zur Klarstellung: Es ist ein Unding, ein Studium vor allem auf darbietenden Lehrformen wie z.B. Vorlesungen aufzubauen. Notwendig ist meiner Auffassung nach ein gut überlegter, auf die Phase eines Studiums abgestimmter Mix aus verschiedenen Formaten. Ich kann allerdings nicht die Auffassung teilen, dass jede Form von darbietendem oder auch anleitendem Lehren etwas grundsätzlich „Pastorales“ hat – es kommt ja darauf an, WIE man das macht. Nur weil es so viele schlechte Vorlesungen gibt, kann man daraus doch nicht schließen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, auch mal durch Zuhören (oder Zusehen) etwa zu lernen. Logisch ist, das man dabei (im besten Fall) etwas anderes lernt als in einem Projektseminar, und dort wieder etwas anderes als in einer Übung, und dort wieder etwas anderes als beim freien oder angeleiteten Selbststudium oder in einem Praktikum. Ich denke jedenfalls, dass uns diese unsäglichen Dichotomien (siehe auch hier) für eine bessere Gestaltung von Studiengängen NICHT weiterhelfen.
Was man sich öfter leisten sollte
Das ZEITLast-Projekt, auf das ich in diesem Blog bereits verwiesen habe (hier), hat großes Interesse auch in den Massenmedien auf sich gezogen. Aber, so Rolf Schulmeister: „Unsere Ergebnisse werden … auch immer wieder ungläubig betrachtet und angesichts so gewichtiger Befragungen wie des Studierendensurveys oder der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks angezweifelt, in Kommentaren zu Zeitungsartikeln im SPIEGEL, der ZEIT etc., in Briefen an uns und in Artikeln anderer Wissenschaftler.“ Die Zweifel, so Schulmeister, könnten daher rühren, dass die Methodik nicht eingehend studiert werde, wie sie im Buch (leider nicht online zugänglich) dargestellt werde. Nun gibt es online einen Text zu lesen (hier), der die Kritik kritisiert und auf einige Probleme anderer Studien und darauf hinweist, wie die ZEITLast-Studie „richtig“ zu lesen ist.
Über die Studie und die spezielle Kritik plus Metakritik hinaus finde ich es sehr sinnvoll, solche Auseinandersetzungen in dieser Form zu führen. Viel zu wenig setzen wir uns wirklich intensiv mit einzelnen Konzepten oder Studien in Zeitschriftenartikeln oder Büchern auseinander – immer in der Zeitnot, die unter dem Druck entsteht, selbst ausreichend zu publizieren. Den Erkenntnisfortschritt befördert das sicher nicht. Von daher lohnt die Lektüre auch als Beispiel für einen textbasierten Dialog, den wir uns öfter „leisten“ sollten.
Schlafmützen, Pampers und Professoren … der Kaffepod ist gestartet
Für das Wissenschaftsjahr 2009 hat es nicht gereicht (Bericht dazu hier), aber nun hat es der Kaffeepod immerhin in die nächste Auswahlrunde der Initiative Generation-D geschafft (also unter die nun fest stehenden 20 Projekte, aus denen dann die Finalisten ausgewählt werden). Natürlich ist es besser, wenn man die Projektidee nicht nur am Konzept, sondern anhand der ersten Umsetzungen beurteilen kann, die nun vorliegen: Die erste Folge schildert ein paar Grundlagen, die jedem der ein paar Semester studiert hat, schon sonnenklar sind, aber am Anfang durchaus Probleme machen können (Folge 1: Von Koffein und Studium: Lernen und Lehren an einer Universität). Die zweite Folge nimmt sich bereits einem spezifischen Thema an, nämlich der Herausforderung, den Nachwuchs in sein Studium zu integrieren bzw. besser umgekehrt: das Studium in ein neues Leben mit Kind zu integrieren (Folge 2: Zwischen Pampers und Laptop: Studieren mit Kind). Ich finde, das Kaffeepod-Team hat hier bereits zum Projekt-Start eine tolle Arbeit geleistet und mal wieder gezeigt, dass wir genug Kreativität an unseren Universitäten haben – man muss sie nur zum Vorschein kommen lassen.
Offene Bildungsinitiativen: Eine langfristige Angelegenheit
Mitarbeiter (Sandra, Hannah und Tom) bei uns am imb werden auf der diesjährigen GMW während der Pre-Conference einen Thementisch zu offenen Bildungsinitiativen im Hochschulkontext veranstalten. Ich finde das sehr sinnvoll, schafft es doch eine gute Verbindung zur letzen GMW in Krems, die ganz im Zeichen der „Open-Bewegungen“ stand, die ja eine langfristige Entwicklung kennzeichnen. Nun rufen die drei zu Beiträgen sowohl für den Thementisch als auch für die sich daran anschließende Publikation auf (cfp_offene-bildungsinitiativen). Das Besondere: Auch Studierende sollen sich mit ihren Beispielen und Empfehlungen zu Wort melden. Hoffen wir also, dass sie das trotz Praktika und Auslandssemester in drei Jahren tun werden und dem Thementisch in Berlin einen regen Zulauf bescheren. Infos dazu gibt es auch in Sandras Blog (hier z.B.).