Nun wird es mal Zeit, dass ich kurz vom erfolgreichen Abschluss dreier Dissertationen berichte: Carsten Druhmann, Diana Jurjević und Markus Steidle haben alle nacheinander Anfang 2013 ihre Dissertationen abgegeben und im letzten Monat – also im Mai – ihr Kolloquium absolviert: also einen Vortrag zu ihrer Arbeit gehalten und sich der Diskussion mit drei Prüfern gestellt.
So unterschiedlich die drei Arbeiten waren, gibt es doch auch eine Gemeinsamkeit, nämlich die, dass sie alle in irgendeiner Form interdisziplinär ausgerichtet waren – mit allen Höhen und Tiefen, die damit verbunden sind.
Die Arbeit von Carsten Druhmann trägt den Titel „Individualisierung in Blended Learning Weiterbildungsszenarien: Eine Fallstudie zu individuellen Wirkungen und ökonomischen Effekten“. Hier wurde versucht, pädagogische und ökonomische Aspekte beim genannten Thema gleichzeitig zu berücksichtigen. Diana Jurjević hat sich mit der „Eignung von Social-Tagging-Systemen für die Informationssuche im Internet“ beschäftigt: Die beiden Disziplinen, die hier weitgehend gleichrangig herangezogen wurden, waren die Pädagogik und die Informatik. Die Arbeit bzw. das Thema von Markus Steidle schließlich – nämlich „Mobile Communities für Automobilhersteller. Grundlagen, Potenziale, Gestaltung und Bewertung“ – zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass das Thema Community individuelle, soziale, technische und (im gegebenen Fall) ökonomische Aspekte umfasst und daher ebenfalls nicht aus der Perspektive einer Disziplin bearbeitet werden konnte. Die Besonderheit dieser Arbeit war allerdings eher der starke Praxisbezug und die Herausforderung, eine Balance zwischen Wissenschaft und Praxis zu finden.
Wieder einmal hat sich für mich gezeigt, dass solche Arbeiten möglich sind, aber auch schwierig – schwierig für die Doktoranden und schwierig für die Betreuung und Begutachtung. Ich vermute, das liegt daran, dass wissenschaftliche Standards immer noch disziplinär geprägt sind, auch wenn überall Inter- oder gar Transdisziplinarität gefordert wird. Faktisch ist es für Nachwuchswissenschaftler schwer, zwischen disziplinären Welten Fuß zu fassen. Auch wenn man bereits bei der Betreuung bzw. Begleitung der Arbeit Kollegen/innen aus den jeweils anderen Disziplinen mit heranzieht, steht man am Ende, bei der Begutachtung, doch immer wieder vor der Schwierigkeit, wie man speziell die Leistung der Verknüpfung mehrerer Disziplinen angemessen würdigen kann. Die Gefahr ist groß, dass man eher die disziplinären Defizite (inhaltlicher und methodischer Art) wahrnimmt, weil man dafür ausreichend etablierte Kategorien hat.
Nun ist es ja in allen drei Fällen gelungen, aber leicht machen es sich Doktoraden und Betreuer nach wie vor nicht, wenn sie diesen Weg zwischen den Disziplinen gehen. Ich denke, hier müsste man mehr machen, damit nicht nur von Interdisziplinarität geredet wird, sondern interdisziplinäre Dissertationsprojekte auch eine besser planbare Chance haben.