Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Ausdruck von Hilflosigkeit

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Unter dem Titel „Dauerproblem Gleichstellung“ findet sich in der duz mal wieder ein Beitrag zum Thema Quote – nun für Frauen in der Wissenschaft (hier). „Um sie jedoch zu erreichen, fordern Experten Sanktionsmöglichkeiten über die Drittmittelvergabe“. Frauenquote in der Wissenschaft inklusive Androhung von Sanktionen, natürlich in Form von Geldentzug, was ja bekanntlich immer am wirksamsten ist: Wird das was bringen? Wie wäre es mit einer Männerquote – in Kinderkrippen und Kindergärten, in der Grundschule, in der Altenpflege und überall da, wo man den Männern nach wie vor keine echte Chance eingeräumt hat, sich zu entfalten? Wenn es Frauenquoten gibt, dann bin ich im Gegenzug auch für Männerquoten. Überhaupt: Mädchen sind besser in der Schule und das weibliche Geschlecht insgesamt weniger kriminell etc. Lasst uns also doch den Männern helfen, oder?

Meine persönliche Erfahrung z.B. in Berufungskommissionen ist die: Externe Vorgaben werden formal abgehakt. Manchmal entstehen auch skurrile Diskussionen zum Thema Gleichstellung – als wäre Frausein schon ein Qualitätsmarkmal – natürlich nur formal. Informell ist ja eher das Gegenteil der Fall: Wie viel gewichtiger klingt doch ein Argument, wenn es mit einer lauten und tiefen Stimme vorgetragen wird. Dafür können aber nun die Männer nichts. Da stimmt etwas nicht mit unserer Wahrnehmung, mit unserer Kultur, mit unseren Routinen etc.

Susanne Keil fragt in ihrem Artikel in der duz: „Quotenforderungen sind meist Ausdruck von Hilflosigkeit. Was soll man noch tun, wenn man alles versucht hat?“ Hat man alles versucht? Glaube ich nicht: Ich meine, Ziel müsste es sein, dass Männer UND Frauen ein gemeinsames Leben, vor allem eines mit Kind oder Kindern, so gestalten, dass alle Beteiligten ihre Begabungen und Interessen einbringen können und nicht aufgrund des Geschlechts in eine bestimmte Rolle fallen. Und das gilt für Frauen ebenso wie für Männer. Zudem müssen wir wohl erst noch mühsam lernen, ansozialisierte Urteilsschemata abzulegen, die uns ebenso alle begleiten: Immer noch hat man ein Grinsen im Gesicht, wenn ein Mann unter vielen Frauen am Spielplatz sitzt oder gar im Kindergarten mit „seiner“ Gruppe Ball spielt. Immer noch ist es ein Problem, wenn Frauen in Führungspositionen unangenehme Entscheidungen gegenüber Männern treffen usw.

Was ich sagen will: Meiner Ansicht nach geht das Problem der Ungleichheit von Männern und Frauen auch in der Wissenschaft viel tiefer als dass man dem mit Quoten begegnen kann. Quoten werden immer geschickt umgangen werden können und sie sind ja auch dort sinnlos, wo es z.B. an geeigneten Frauen für eine Position fehlt.

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