Es lässt mich ja trotz aller Schwierigkeiten nicht los – das Vermittlungsthema, das ich im Folgenden fokussieren und auf die Schiene des mündlichen Erklärens schieben möchte. Trotz der Dominanz des Textes bzw. der Schriftlichkeit in der Wissenschaft, finden sich auch Nachwuchswissenschaftler oft in Vortragssituationen bzw. in vortragsähnlichen Situationen wieder, in denen sie „ihre Sache“ erklären müssen und wollen: ihre Forschung bzw. das im Zentrum stehende eigene wissenschaftliche Thema sowie Themen, die sich um diesen Kern gruppieren. Das mündliche Erklären ist nicht einfach nur ein anderer Modus des Erklärens, wie man dies in Texten tut, denn: Auch beim Rezipienten funktioniert das Zuhören anders als das Lesen. Mündlich zu erklären, was man forscht, was der Forschung zugrunde liegt, was die Ergebnisse sind, aber auch was man wissen muss, um die Forschung zu verstehen etc., ist eine eigenständige Herausforderung. Nachwuchswissenschaftler haben wenig Gelegenheit, sich über das mündliche Erklären in verschiedenen Situationen intensiver Gedanken zu machen und die dazu nötige Form von Vermittlungskompetenz im geschützten Raum zu üben,
Zu unterscheiden sind mindestens drei verschiedene Situationsgruppen, in denen Nachwuchswissenschaftler (und natürlich nicht nur diese) eine spezielle Vermittlungskompetenz, nämlich Kompetenz zum mündlichen Erklären, haben sollten. Denn: Nachwuchswissenschaftler …
- übernehmen Lehrveranstaltungen und haben dort in kleinerem oder größerem Umfang die Aufgabe, Studierenden etwas zu vermitteln, indem sie es erklären und zwar mündlich, oft gestützt durch Visualisierungen; die Rezipienten in diesen Situationen sind Novizen.
- gehen auf Fachtagungen und -kongresse und halten dort Vorträge, in denen sie ihre Forschung und deren Ergebnisse dem Publikum erklären; ähnlich (wenn auch keinesfalls gleich) ist die Situation etwa in der Promotionsprüfung; die Rezipienten in diesen Situationen sind Experten.
- beteiligen sich mitunter an Kooperationen mit Schulen und Unternehmen, gehen auf fachübergreifende Messen, lassen sich in den Massenmedien interviewen etc. und erklären dort sich und ihre Sache auf einem wieder anderen Niveau; die Rezipienten in diesen Situationen sind Laien.
Ein Coaching-Angebot speziell vor der mündlichen Prüfung im Rahmen der Promotion mache ich nun bereits sein mehreren Jahren. Dieses Angebot möchte auch verbessern und ausbauen. Gleichzeitig halte ich es für sinnvoll, neben dem „akuten Coaching“ vor dem Prüfungsvortrag den breiteren Fokus „Erklären Können“ auch als Lernangebot für Nachwuchswissenschaftler auf- und auszubauen. Wie das aussehen könnte, haben wir jetzt kürzlich (Februar 2014) an der Zeppelin Universität im Rahmen des PhD-Programms erprobt – mit einem Blended Workshop, bestehende aus zwei Online-Phasen und einem ganztägigen Präsenz-Workshop. Zentral für das Konzept des Workshops ist die oben angedeutete Unterscheidung verschiedener Erklär-Situationen. Die diesem Blogbeitrag angehängte Tabelle soll dies noch einmal genauer verdeutlichen.
In den kommenden Monaten möchte ich – mit Unterstützung einiger meiner Doktoranden – an der inhaltlichen und methodischen Gestaltung dieses Angebots weiter arbeiten. Einen Anfang haben wir mit unserem erwähnten Workshop bereits gemacht. Dabei haben wir auch viel praktisch gearbeitet, also Erklär-Videos gedreht, die dabei gemachten Erfahrungen ausgetauscht, die Ergebnisse verglichen und bewertet. Wir sind vorläufig zu folgendem Schluss gekommen: Einerseits sind Heuristiken sowohl für die Vorbereitung von Vermittlungs- bzw. Erklärsituationen als auch für das Coaching z.B. vor wichtigen Vorträgen hilfreich und wichtig sind. Andererseits aber sind die Einflussfaktoren darauf, was am Ende „gut“ ist, so vielfältig, dass einfache Rezepte letztlich nicht sinnvoll erscheinen. Dagegen stellen sich Selbstreflexion, Diskussion, Üben und die Orientierung auch an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu diesem Thema (die wir zusammentragen wollen) als bereichernd heraus.
Ein Gedanke zu „Erklären können“