Der dritte Tag der Jahrestagung des Universitätskollegs (UK) (hier Eindrücke zu den ersten beiden Tagen) bot Raum für eine weitere externe Referentin, die im Kontext von Hochschulentwicklung ähnlich wie Dieter Eule sehr bekannt sein dürfte: Anke Haft von der Universität Oldenburg. Sie beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der Frage der Nachhaltigkeit der Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre durch Projektförderungen wie dem Qualitätspakt Lehre (QPL) – eine enorm wichtige Frage, welche wohl all jene umtreibt, die durch den QPL Fördergelder erhalten.
Die Nachhaltigkeit, so Anke Hanft, sei im QPL quasi angelegt: Es gehe hier nicht um die Erforschung von neuen Lehrinitiativen, sondern um Reformen. Allerdings, und das räumte sie an mehreren Stellen ein, fehle oft das hochschulinterne Commitment. Akteure in der Hochschule würden zudem immer noch zu sehr von ihrem Wissenschaftssystem aus denken, was Reformen in Studium und Lehre sowie den gezielten Einsatz der dazu verfügbaren Ressourcen erschwere. Das konnte ich – neben anderen angesprochenen Chancen und Grenzen – zwar einerseits nachvollziehen. Andererseits habe ich mich aber gefragt, ob es nicht letztendlich gut und notwendig ist, dass Professoren das Wissenschaftssystem als Leitsystem beibehalten. Ich würde da nicht nur nach mehr Flexibilität seitens der Professoren rufen, sondern auch nach mehr Anpassungsfähigkeit der Förderinstrumente an die Belange von Universitäten – übrigens auch mit einem Blick für die Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen. In jedem Fall aber war der Vortrag sehr passend für die Jahrestagung des UK, anregend und Diskussionsstoff liefernd.
Zwei interne Redner rundeten die Jahrestagung schließlich ab: Der Prodekan für Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg, Andreas Guse, der im Universitätskolleg seit langem aktiv ist und sich unter anderem für Brückenkurse engagiert, berichtete in seinem Beitrag über den Aufbau des Modellstudiengangs iMED und die ersten nun vorliegenden Erfahrungen. Seine Schilderung machte aus meiner Sicht hervorragend deutlich, wie langwierig und komplex eine echte Lehrreform ist, wenn sie eine große Zahl von Studierenden betrifft und eine entsprechend große Zahl an Lehrenden mitgenommen werden muss. Beeindruckt haben mich auch die Erkenntnis und daraus gezogene Folgerungen, dass Lehrforschung motivierend auf die beteiligten wissenschaftlichen Mitarbeiter wirkt – also eine begleitende Forschung, die durchaus auch jenseits der allgemein-didaktischen Publikationsorgane erfolgreich veröffentlicht werden kann.
Den Abschluss bildete ein Beitrag des Präsidenten der Uni Hamburg: Dieter Lenzen sprach sich in seinem Epilog zur Tagung für eine mehrdimensionale Bildung aus, die teils arbeitsteilig (also in den Fakultäten), teils kooperativ (etwa durch Einrichtungen wie das Universitätskolleg) zu fördern und wissenschaftlich zu begleiten sei. Die Ziele und Wege mehrdimensionaler Bildung, so sein Fazit, müssten das Produkt fachwissenschaftlicher und bildungswissenschaftlicher Expertise sein. Persönlichkeitsbildung und Bildung durch Wissenschaft waren Stichworte, die mehrfach fielen – Ziele, die auf der einen Seite extrem wichtig erscheinen und auf der anderen Seite stets um ihre Berechtigung kämpfen müssen – wohl auch deshalb, weil sie (immer) noch den schwierigen Weg vor sich haben, fachspezifisch und fachübergreifend konkretisiert zu werden (weitere Ausführungen in diese Richtung finden sich übrigens auch in einem Buch, über das ich hier bereits letztes Jahr berichtet habe).
Schade war, dass von den Studierenden, die noch kurz vorher zur Verleihung des Hamburger Tutorienpreises 2016 so zahlreich erschienen waren, nicht zumindest ein kleiner Teil noch für die letzten Vorträge da geblieben ist, denn: Es hätte noch Raum für eine Diskussion mit dem Präsidenten gegeben – eine Gelegenheit, die man ja an einer großen Universität nicht jeden Tag hat. Immerhin aber haben die Studierenden am dritten Tag mit den Füßen deutlich gemacht, dass ihnen die Begleitung durch Tutoren ganz besonders wichtig ist. Und hier (nämlich bei der Tutorenqualifizierung) ist auch das (künftige) Universitätskolleg aktiv – zu Recht, wie es scheint.