Every curriculum tells a story

Wie wenig einfallsreich wir an unseren Universitäten oft sind, wenn es um die Entwicklung von Curricula bzw. Studienordnungen geht, zeigt Roger Schank anschaulich anhand einer analogen Geschichte, in der es darum geht, junge Menschen zum Drachentöten auszubilden – was kläglich misslingt. Diese Geschichte bildet den Einstieg für einen kurzen Text, den man – Interesse an der Gestaltung von Lernumgebungen vorausgesetzt – auf jeden fall lesen sollte (online hier verfügbar).

Schank plädiert – so interpretiere ich das – in diesem Text für mehr Kohärenz in Studiengängen, die auf eindeutige Ziele in der Arbeitswelt hin zusteuern (was natürlich nicht bei allen Studiengängen der Fall ist). Ein zentrales Kohärenzprinzip sieht er in der Entwicklung von Storys; damit meint er keine Märchen oder Anekdoten, sondern die Verknüpfung sinnvoller Aktivitäten unter Einnahme verschiedener Rollen auf ein bestimmtes Ziel hin (so genannte story centred curricula). Weitere Forderungen Schanks gehen in Richtung Blended Learning, mehr kooperatives Arbeiten und selbstorganisiertes, projekt- und produktorientiertes Lernen – allerdings unter intensiver Begleitung von Lehrenden, deren Anregung, vor allem aber Rückmeldung essentiell ist. Doch das kostet – nämlich Personal.

Das ist freilich auch an unseren Universitäten derzeit keine günstige Ausgangsposition für eine Diskussion in Richtung story centered curricula – obschon gerade die neuen, angeblich berufsorientierten Bachelor-Studiengänge prädestiniert dafür sind (übrigens: ich finde auch die Lehrerbildung wäre dafür geeignet!). Aber – und da nehme ich unseren Studiengang „Medien und Kommunikation“ gar nicht aus: Wir (als Universitäten) benehmen uns noch wie die Entwickler des Drachentöter-Curriculums in Schanks Geschichte. Nur einzelne Personen (ich hoffe, man kann mich dazu zählen) bemühen sich immerhin, in ihren frei gestaltbaren Nischen alternative Wege zu gehen. Und vieles davon geht sehr wohl in Schanks Richtung.

Microlearning zum Microlearning

Passend zum Microlearning-Kongress in Innsbruck, für den ich leider wieder mal keine Zeit habe, hat Stefan Mosel den Versuch gemacht, sich an einem Micro-Content zum Microleaning im Podcast-Format zu versuchen: „… ganz kleine Microleaning-Sequenzen über den Tag vereilt …“ – ja das wäre es doch, oder? Wer mal reinhören möchte:

Teil 1 und Teil 2

Ich hab mir noch keine rechte Meinung gebildet: Microlearning – in welcher Form und Einbettung wird das was bringen? Wann ist es sinnvoll und wann suggerieren die Wissenshappen nur, dass man etwas gelernt hat? Für welche Inhalte eignet sich diese Form des „Minuten-Lernens“ (vielleicht in Analogie zum Sekunden-Schlaf?) und bei welchen Inhalten (und Zielen) sollte man es besser bleiben lassen und nach größeren, ja auch längeren Sinneinheiten Ausschau halten? Es gibt also eine Menge Forschungsbedarf, würde ich sagen – und leider mehren sich die Fragen zu solchen und ähnlichen Phänomenen schnelle als dass man mit den Antworten nachkommen kann. Schade, dass es noch keine Microresearch“ gibt, dann würden wir uns vielleicht leichter tun.

Bildungsbericht für Deutschland

Vielen Dank an Jochen Robes für Hinweis und Kommentar zum ersten Bildunsgbericht für Deutschland. Erfreulicherweise bezieht der Bericht das Lernen und Lehren in allen Lebensphasen mit ein; auch das Thema Migration wird berücksichtigt. Wer in der glücklichen Lage ist und (Pfingst-)Ferien hat, kann sich vielleicht mit dem Wälzer von 330 Seiten intensiv auseinandersetzen (Bildung in Deutschland). Wer es schneller haben möchte und sich einen Überblick über die wichtigsten Befunde verschaffen will, kann es mit der offiziellen Presseinformation (34 Seiten) versuchen. Ich werde auch bei letzterem anfangen. 🙂

Die Zukunft des E-Learning in Organisationen

Ich möchte hiermit auf einen Beitrag von Jochen Robes verweisen, der einen neuen Forschungsbericht zur Zukunft des E-Learning in Organisationen zitiert und auf einige interessante Ergebnisse aufmerksam macht. Den Bericht selbst kann man ebenfalls hier kostenlos herunterladen. Gott sei Dank – so kann man aus den Egebnissen schließen – bleibt der Inhalt des Lerensn am wichtigsten.

Podcast zum Zweiten – Chance für die Pädagogik?

Ich danke Jochen Robes für den Hinweis zum Artikel „Podcasts als neues Medienformat für die Erwachsenenbildung“ (DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung). Hier wird zumindest mal laut darüber nachgedacht, wie man auch bei uns diesen neuen Trend für Bildungszwecke nutzen könnte. Ich denke, es wäre an der Zeit, hier einmal ein bisschen Empirie zu betreiben. Nur schade, dass uns an der Uni aufgrund der vielen adminstrativen Verpflichtungen, wachsender Lehrbelastung sowie des beständigen Zwangs zum Eintreiben von Drittmitteln (bei doch recht knappen Ressourcen) immer weniger Zeit bleibt, flexibel und einigermaßen rasch auf solche Phänomene zu reagieren ….

European Educational Research Journal

Bei meiner Suche nach einem Aufsatz von Graham Badley (The crisis in educational research: a pragmatic approach) bin ich auf die Online-Zeitschrift European Educational Research Journal aufmerksam geworden, die es seit 2002 gibt und alle Beiträge als pdf anbietet.

Zwar kommt das Thema E-Learning nur vereinzelt vor; da aber Fragen des Lernens und Lehrens mit neuen Medien ohnehin nie abgekoppelt von der sonstigen Lehr-Lernforschung (i.w.S.) vonstatten gehen kann, ist diese Quelle auch für E-Learning interessant.

Literaturliste zum Design-Based Research

Eine aktuelle Literaturliste mit Kommentaren zum Design-Based Research findet sich auf der Website des Canadian Institute of Distance Education Research (CIDER). CIDER ist eine Forschungsgruppe des Centre for Distance Education an der Athabasca University – Canada’s Open University. Die Literaturliste enthält Hinweise auf Beiträge (zum Teil als Volltext im Internet verfügbar), die sich mit dem Design-Based Research-Ansatz und mit der Bedeutung der Entwicklungsforschung für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Lernen und Lehren (mit neuen Medien) beschäftigen. Darunter sind auch Aufsätze, die sich kritisch mit diesem Ansatz auseinandersetzen.

Ich halte diesen Ansatz als Ergänzung zur traditionellen Lehr-Lernforschung für sehr fruchtbar; auch unsere eigene Forschungsphilosophie an der Medienpädagogik der Universität Augsburg geht in diese Richtung. Auf unserer neuen Homepage, die bald online geht, wird es mehr Informationen darüber geben. Wann es soweit ist, wird hier selbstverständlich bekannt gegeben.

Forschungshinweise zur Qualität des Lernens und Lehrens mit neuen Medien

Eine interessant Sammlung von Links, Texten und Buchhinweisen zu Fragen des Mehrwerts und der Qualität von Lernen und Lehren mit neuen Medien (hier der Link) findet sich auf einer Seite des WCET; das Kürzel steht für Western Cooperative for Educational Telecommunications. Leider wurde diese Ressourcen-Seite seit über einem Jahr nicht mehr aktualisiert. Trotzdem sind die Hinweise relativ aktuell, einige Titel (vor allem Meta-Analysen) klingen viel versprechend. Ich werde mir diese Seiten in nächster Zeit sicher noch genauer ansehen.

What is "good" educational research?

Die entscheidende Frage nach dem Wozu pädagogischer wie auch pädagogisch-psychologischer Forschung (wozu die Forschung um Lernen mit neuen Medien auch auch gehört), wird meiner Meinung nach viel zu wenig gestellt, geschweige denn diskutiert. Umso interessierter habe ich einen Artikel im Educational Researcher von Karl Hostetler mit dem Titel: What is „good“ educational research? gelesen.

In diesem Beitrag wird die Diskussion darum, wann Forschung auf dem weiten Feld der Bildung gut oder schlecht ist, nicht an methodologischen Aspekten festgemacht, sondern an der eben recht vernachlässigten Frage nach dem Wozu. Man könnte sagen, es geht in diesem Beitrag um die ethischen Grundlagen von „education research“. Die meisten dieser Aussagen sind aus meiner Sicht wichtig – sehr wichtig in Zeiten einer Wissenschaftspolitik, die uns glauben lassen möchte, nur hoch dotierte, drittmittelgeförderte Forschung ist „gute Forschung“ und zwar völlig unabhängig davon, ob diese Forschung irgendeinen gesellschaftlich relevanten Nutzen für diegenigen hat, die lernen und/oder lehren.