Ein Oskar für das Lebenslehrwerk

„Wir haben von Ihrer Begeisterung und Ihrem Engagement profitiert, von Ihrem Feedback und Ihrem Interesse an uns und unseren Leistungen. Dafür danken wir Ihnen“. Diese Worte formulierten nicht nur mehrfach, sondern durchgängig und in verschiedenen Varianten Studierende am Tag der Lehre 2015 an der Universität Wien, zu dem ich kürzlich eingeladen war (hier der Link zum Blogbeitrag mit meinem Vortrag). Fünf Lehrende wurden an diesem Tag für ihre Lehre ausgezeichnet, und alle waren von Studierenden vorab nominiert worden. Aus diesem Grund hielten auch Studierende eine kleine Laudatio für jede/n Preisträger/in, in der sie ihre Beweggründe für die Nominierung deutlich machten.

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Ende eines Experiments

20 Monate am Bodensee: Was – so höre ich einige schon fragen – sollte das denn für ein Experiment sein? Die Frage ist berechtigt und ich habe ich sie mir selber ziemlich oft gestellt angesichts der Tatsache, dass ich nach nicht einmal zwei Jahren die Zeppelin Universität zum 31. Mai 2015 wieder verlasse. Und ja, es war ein Experiment! Im Nachhinein muss ich sagen: Es war nicht nur eine neue Herausforderung, sondern ein persönliches Bildungserlebnis, das anstrengend war und mit vielen Enttäuschungen, aber auch wichtigen Erkenntnissen über Bildungsorganisationen und Führungsstile und -kulturen einherging. Es war eine intensive Phase, in der ich auch viel über mich selbst und darüber gelernt habe, was mir wichtig ist. Mein ehrlicher und großer Dank geht an all diejenigen Studierenden, Kollegen/innen und Mitarbeiter/innen, mit denen ich trotz aller Widrigkeiten sehr wertvolle und gute Erfahrungen gemacht habe.

Nun ist es vorbei – das Experiment: Ich habe im März 2015 einen Ruf an die Universität Hamburg angenommen und beginne demnächst (im Juni) meine Arbeit als Professorin für Lehren und Lernen an Hochschulen im hohen Norden. Damit verbunden ist die Leitung des neuen Interdisziplinären Zentrums für universitäres Lehren und Lernen. Kerstin Mayrberger hat hier bereits umfängliche Aufbauarbeiten geleistet – ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihr und mit dem gesamten Team. Im September verlassen wir den Süden dann auch als Wohnort. Okay, das fällt nicht ganz so leicht, aber dann gibt es eben die nächsten rund 15 Jahre Urlaub in Lenggries statt Urlaub auf Amrum. 😉

Besser den Ton leise stellen

Aktuell läuft noch die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) in Paderborn. Gestern hatte ich zusammenmit Ludwig Huber einen Workshop zum Thema „Prüfungen und forschendes Lernen“. Ich hatte mich sehr auf die Veranstaltung und einen Dialog mit Kollegeninnen gefreut. Allerdings zwingt mich ein gebrochener Ellbogen gerade dazu, auf sämtliche Reisen zu verzichten und so musste ein vorab aufgezeichneter Vortrag herhalten, in welchem ich zwei bereits geposteten Aufsätze (siehe hier) verwendet und zu einem kurzen Impuls von 20 Minuten zusammengestellt habe. Da die Artikel ja schon verfügbar sind, verzichte ich auf einen erneuten Text, stelle aber aufgrund der Grafiken gerne an dieser Stelle die PowerPoint-Präsentation zur Verfügung – mit der Bitte, diese im Zusammenhang mit den beiden Texten zu sehen.

Vortrag_Paderborn_Maerz2015

Im Workshop war ich dann auch online zugeschalten – was den SEHR negativen Effekt hatte, dass ich mir meinen eigenen Vortrag anhören musste. Ich hab dann den Ton auf ganz leise gestellt und mich auf meinen Kaffee konzentriert 😉

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FideS: Nicht nur Gottvertrauen

Nein, „fidem habere“ wird in der Regel nicht übersetzt mit „Vertrauen haben“, sondern mit „Vertrauen schenken“, ist also weniger ein Besitz denn eine Investition in eine letztlich nicht gewisse Zukunft. Und ja, man muss ein gewisses Maß an Vertrauen in Studierende, deren Interesse und Engagement, und Vertrauen in die potenziell entstehende Dynamik haben, wenn man bereits in der Studieneingangsphase erste studentische Forschungserfahrungen fördern will. Und so passte FideS als Akronym einfach hervorragend für unser neues Projekt „Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase“.

Zusammen mit Sandra Hofhues an unserem Lehrstuhl sowie mit Ulrike Lucke (Universität Potsdam) und Mandy Schiefner-Rohs (TU Kaiserslautern) als Projektpartner freue ich mich über die Bewilligung eines neuen Projekts im Rahmen der fünften Förderlinie im BMBF-Schwerpunkt Hochschulforschung, der die Aktivitäten im Qualitätspakt Lehre mit Forschungsarbeiten (siehe hier) begleiten soll (Laufzeit: 3 Jahre).

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Es hat keiner mehr Zeit …

In Berlin habe ich kürzlich nicht nur einen Vortrag gehalten (siehe hier), sondern auch eine nette Begegnung gehabt – mit einem älteren Herrn. Ich setze mich neben ihn, weil es voll ist im Cafe beim Einkaufszentrum, das gerade auf meinem Weg in Richtung Veranstaltungsort liegt und mir noch einen Cappuccino ermöglicht. Er sitzt an seinem Kaffee, schaut mich an, scheint kurz zu prüfen, ob er mich ansprechen kann, und sagt: „Vier Monate war ich jetzt weg – auf dem Boot“. Mein Gegenüber ist auf jeden Fall über 70, sieht nicht nach Seemann oder so aus (außerdem sind wir in Berlin), sodass mich das neugierig macht: „Auf dem Boot? Wo waren Sie denn damit?“ – „Die Flüsse entlang, mit meiner Frau – wir waren an vielen Orten. Das machen wir jedes Jahr seit wir in Rente sind. Aber jetzt sind wir wieder da – in Berlin. Jetzt wird es Winter und wieder langweilig“. „Dann nutzen Sie doch den Winter, um von Ihrer Reise zu erzählen“, meine ich. „Nee“, kommt die Antwort ziemlich rasch, „das interessiert ja keinen; und nach uns macht das auch keiner mehr – meine Kinder auch nicht – die haben ja alle keine Zeit. Die arbeiten nur noch …“. „Stimmt“, gebe ich ihm Recht, „die Arbeit gibt den Lebenstakt vor. Aber Sie können das jetzt!“ Mein Gesprächspartner nickt, wirkt aber nicht zufrieden: „Ja, aber wie lange noch? Ich bin jetzt 75!“ – „Na ja, so lange Sie können, oder?“ Er stimmt mir zu und verabschiedet sich: „Jetzt gehts an Boot-Reparieren; mit dem könnten noch viele fahren, aber es hat ja keiner Zeit.“ Da sagt er was, und ich frage mich in dem Moment, ob das wirklich so sein müsste ….

Auf Wanderschaft

Es gibt einige Promotionen (bzw. die dazugehörigen Doktoranden), die gewissermaßen zusammen mit mir auf Wanderschaft durch die Universitäten gegangen sind. Eine davon ist die Arbeit von Hannah Dürnberger zum forschenden Lernen – und zwar zum forschenden Lernen, das (im besten Fall) erfolgt, wenn Studierende ihre Bachelorarbeit schreiben, und das – wiederum im Idealfall – Schlüsselkompetenzen fördert, die sie auch in der Berufswelt brauchen können. Ob und wie man das Verfassen einer Bachelorarbeit als besondere Form des forschenden Lernens sehen und dann vor allem auch fördern und mit digitalen Medien unterstützen kann, sind Fragen, die Hannahs Arbeit theoretisch, empirisch und konzeptionell-praktisch behandelt hat. Und mit dieser Arbeit hat sie begonnen, als ich noch an der Uni Augsburg war, ist dann als Doktorandin mit mir an die Universität der Bundeswehr München gegangen und hat ihr Werk nun, noch kurz vor Ablauf meines ersten Jahres in Friedrichshafen, an der Zeppelin Universität erfolgreich zu einem Ende gebracht. Die Prüfung war bereits im Juli und nun ist die Arbeit online abrufbar – und zwar (vorübergehend bis die ZU dazu eigene Möglichkeiten hat) am Ort ihres Beginns: nämlich der Uni Augsburg (hier), womit sich der Kreis gewissermaßen schließt ;-).

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Züge einer Oskar-Verleihung

Endlich Abi – Herr Rau hat bereits aus der Großstadt berichtet, wie die Verleihung das Abi-Zeugnisses heutzutage so abläuft (hier) und Frank hat beigesteuert, wie das am Ende des Münchner S-Bahn-Bereichs aussieht (hier) – also SEHR ähnlich. Ich berichte hier ja normalerweise nicht über private Dinge, aber das Ereignis war für mich ja auch außerhalb der Elternrolle interessant: Wie gestalten angehende Studierende ihren letzten Tag an der Schule? Im Vorfeld hat jemand zu mir gesagt: Das hat inzwischen Züge einer Oskar-Verleihung. Ich habe ungläubig gelacht, vergeblich versucht, mich daran zu erinnern, wie ich selbst vor nunmehr fast 30 (!!) Jahren mein Abi-Zeugnis erhalten habe, aber: Da ist was dran – jedenfalls, wenn man den Abend dazu zählt, der einer Modeschau glich und dem Einzelhandel zusammen genommen eine Vorfreude auf das Weihnachtsgeschäft bereitet haben muss.

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Unverzichtbares Instrument oder verzichtbare Gängelei?

Evaluation ist ein Thema, das in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten in der deutschen Hochschullandschaft kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat. Erfasst und bewertet wird alles, was sich irgendwie greifen lässt: Forschungsleistungen, Publikationen, Forschungsanträge, Reputation, und eben auch die Lehre und die Lehrenden. 2008 ist ein Buch mit dem Titel „Wissenschaft unter Beobachtung“ erschienen. Bruno Frey spricht darin von einer neuen Krankheit: der Evaluitis.

Lehrevaluationen gelten den einen als unverzichtbares Instrument der Qualitätssicherung und -entwicklung, den anderen als verzichtbare Gängelei von Lehrenden und Studierenden. Einerseits wird Transparenz in der Lehre gefordert, andererseits sind kleine Beteiligungsquoten überall ein Problem. Von nützlichen Rückmeldungen für eine bessere Lehre ist ebenso die Rede wie unnützen Befindlichkeitsmessungen. Lehrevaluationen erhitzen schnell die Gemüter und polarisieren mitunter stark.

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Hochschuldidaktik im Nischenbereich

„Diversität: jenseits von sozialen Kategorien? Heterogenität von Studierenden und Lernerverschiedenheit neu denken“ – so lautete der Titel eines Expertengesprächs organisiert vom Projekt nexus (der HRK) im Universitätsclub Bonn am 01.04.2014. Bei der Veranstaltung handelte es sich um einen ganztätigen Workshop mit rund 30 eingeladenen Gästen. Es gab vier Vorträge und Diskussionen im gesamten Plenum. Die Veranstaltung beschäftigte sich mit Unterschieden (a) im Lernerverhalten (pädagogisches und psychologisches Thema) und (b) in der (soziale) Herkunft (soziologisches Thema) und der damit zusammenhängenden Frage, mit welchen Maßnahmen man der wachsenden Diversität an Hochschulen begegnen kann.

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