Bildungsserver Blog

Seit März 2008 gibt es einen eigenen Blog des Bildungsservers, in dem Aktuelles zu Bildungsthemen berichtet, diskutiert und kommentiert werden soll (Link zum Blog). Alle Bildungskontexte sollen vertreten sein: Elementarbildung, Schule, Hochschule, Weiterbildung. Man hofft auch auf eine rege Beteiligung der Landesbildungsserver. Finde ich sehr positiv, habe den Blog auch gleich in meine Liste aufgenommen. Da ich im Moment leider nicht auf allen Seiten immer auf dem Laufenden bin und auch den Informationsdienst Wissenschaft mitunter nicht ganz so aufmerksam verfolge (wo bleibt eigentlich nur immer die Zeit?), bin ich mit der Meldung leider ein bisschen spät dran – aber na ja … was ist schon ein Monat angesichts der heutigen Lebenserwartung.

Interaktionsmodi zwischen Wissenschaft und Praxis

Einen schönen Überblick über verschiedene Interaktionsmodi zwischen Wissenschaft und Praxis liefert Fritz C. Staub in seinem Text „Fachspezifisch-Pädagogisches Coaching: Ein Beispiel zur Entwicklung von Lehrerfortbildung und Unterrichtskompetenz als Kooperation“ (Seite 118 bis 124) erschienen in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 2004, 7(3), 113-141.

Leider bin ich (über Frank) erst jetzt auf diesen Beitrag gestoßen – leider deswegen, weil die Frage nach dem Nutzen der Bildungswissenschaft bzw. danach, welchen Stellenwert der (praktische) Nutzen in der Bildungswissenschaft haben darf oder muss, ja ein Thema ist, das mich immer wieder beschäftigt (siehe ältere Blogeinträge: z.B. hier). Staub bemängelt, dass es zwar eine immense Forschungsleistung in der Bildungswissenschaft gibt, die davon ausgehenden Wirkungen auf die Praxis allerdings eher dürftig sind. Er weist anhand seines Beispiels (fachspezifisch-pädagogisches Coaching) u.a. darauf hin, dass es für eine nutzenorientierte Forschung insitutioneller Rahmenbedingungen (einschließlich Fördergelder) bedarf und die bloße Bereitschaft zur Kooperation keineswegs ausreicht (auch wenn diese natürlich unabdingbar ist).

Ich meine ja, es ist generell an der Zeit, den Begriff vor allem der empirischen Bildungsforschung differenzierter zu behandeln, auszuarbeiten und die Förderpolitik entsprechend vielfältiger zu gestalten, denn : Es kann nicht sein, dass man bei einem so komplexen Feld wie der Bildung darauf setzt (und hofft), mit einer Monokultur in der empirischen Forschung sichtbare und umsetzbare Fortschritte zu erzielen – und zwar sichtbar und umsetzbar für die Praxis.

Gibt es eine "net generation"?

Die allgegenwärtige Behauptung, dass die zukünftigen Studierenden der Net Generation anders sind und anders lernen, und zwar so grundlegend anders, dass genau das die wichtigste Begründung dafür sei, dass wir neue Konzepte für die Lehre benötigen, das ist Rolf Schulmeister schon seit längerem ein Dorn im Auge. Für ihn ist diese Begründung teils schwach, teils sogar unseriös und er zeigt in seinem über 100 Seiten fassenden Dokument mit dem Titel „Gibt es eine ´net generation´?“, wie und warum er zu diesem Urteil kommt. Er tut dies mit vielen Hinweisen auf interessante Studien und Befunde und mit ebenso zahlreichen Argumenten gegen die mitunter raschen und oberflächlichen Behauptungen und Interpretationen von Forschern und Experten, die es eben damit nicht so genau nehmen. Man mag nicht mit allen Interpretationen und Folgerungen mit Rolf Schulmeister übereinstimmen – muss man ja auch nicht, denn was wäre die Wissenschaft, wenn wir immer aller Meinung sind. Aber ich meine, man kann ihm nur voll und ganz zustimmen, dass wir eines nötig brauchen: Eine transparente und sorgfältige Auseinandersetzung zu diesem Thema, Redlichkeit bei den Aussagen, Beachtung empirischer Studien und eine verantwortliche Deutung der Ergebnisse – aber auch Mut, dem Mainstream zu widersprechen, wenn es denn sinnvoll ist.

Rolf Schulmeister stellt seinen Beitrag online zur Verfügung – ich bin gespannt auf die Reaktionen. Hier der Link.