Aufwand und Nutzen für Doktoranden

Am Freitag letzter Woche (05.05.2010) hatten wir bereits den zweiten Termin des Frühjahrskolloquiums. Zu den Neuerungen gehört, dass wir die Zeit von 12.30 bis 17.00 Uhr nicht mehr nur mit zwei Doktoranden füllen, die den Stand ihrer Arbeit präsentieren, sondern mit drei. Warum? Weil ich gerne in jedem Zyklus etwas mehr Zeit für (a) mindestens einen Gastvortrag und (b) allgemeine Themen, die wir eher in Form eines Workshops bearbeiten, in das Kolloquium integrieren möchte. Um aber den Doktoranden dennoch die gleiche Aufmerksamkeit wie früher zukommen lassen zu können, haben wir vereinbart, dass jeder Doktorand ca. 10 Tage vor seiner Präsentation auf ca. zwei (maximal drei) Seiten verbal zusammenfasst, was der Stand seiner Arbeit ist und vor welchen offenen Fragen er gerade steht, die er in der Gruppe vordringlich besprechen möchte. Ich bekomme zunächst diese erste Fassung und kann dann schon mal Rückmeldung geben, die ich mir im Kolloquium selbst sparen kann. Die zweite Version des kurzen Status-Berichts wird dann allen aus der Doktorandengruppe ca. eine Woche vor dem Kolloquiumstermin zur Verfügung gestellt, sodass sich jeder vorbereiten kann. Der Vorteil: Lange Präsentationen über an sich schon bekannte Dinge (vor allem wenn die Arbeiten schon länger laufen) entfallen und wir kommen schneller und intensiver ins Gespräch.

Der erste Versuch, es mal so zu machen, wie beschrieben, hat gut funktioniert. Sandra, Mandy und Detlev haben sich in das nun straffere Zeitkonzept ohne besondere Schwierigkeiten begeben können und waren mit der Besprechung ihrer Arbeiten in der Gruppe recht zufrieden. Im Nachgang soll dann noch eine kurze Reflexion über die Resultate für die eigene Arbeit aus der Diskussion verfasst werden. Auch das scheint zielführend zu sein. Besonders froh bin ich über die in Sandras Blog (hier) dargestellten Meinungen dazu. Ich empfehle auch, die kurze Diskussion zu diesem Post zu lesen, in dem der Aufwand noch einmal besprochen wird.

Wir dokumentieren die genannten Dinge (also auch die Vorbereitungen und Reflexionen) alle auf Mahara – einem System, an dem wir gerade noch ein bisschen herumbasteln (hier). Im Laufe der Zeit wird sich zeigen, wer von den Doktoranden für welche Kreise seine Aufzeichnungen zugänglich machen will. Wir wollen da nichts überstürzen und müssen uns auch alle erst mit der neuen Software vertraut machen.

Ich denke einerseits nicht, dass sich ein solches Vorgehen in Doktoranden-Veranstaltungen eins-zu-eins im BA-Studium umsetzen lässt. Andererseits habe ich auch mit BA-Studierenden schon gute Erfahrungen damit gemacht, sie ab und zu (wo es ihnen selbst wichtig ist!) zum Verschriftlichen ihrer Gedanken zu „zwingen“. Das nämlich gibt mir auch die Möglichkeit, direkt darauf (ebenfalls schriftlich) zu reagieren, was dann mehrfach nachgelesen und wirklich „verarbeitet“ werden kann; im flüchtigen Gespräch ist genau das nicht immer möglich.

Neues virtuelles Zuhause

Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir in Augsburg einen neuen Web-Auftritt für das imb erarbeitet haben – dummerweise konnte ich davon nicht lange zehren. Aber so ist das eben, wenn man etwas (bzw. sich selbst) verändern will, wenn man was Neues anfangen und neue Erfahrungen sammeln möchte, wozu eben auch Kontextwechsel gehören. Und das bedeutet natürlich viel Neu-Aufbau – auch was die Web-Präsenz (http://lernen-unibw.de/) betrifft, die nun weitgehend steht – wie üblich mit noch einigen „Baustellen“. Vielen Dank an der Stelle vor allem an Alex und alle anderen, die mitgeholfen haben und weiter mithelfen.

Nun ging bzw. geht es aber diesmal nicht um ein ganzes Institut (aber das gab es 2001 in Augsburg auch nicht), sondern nur um eine kleine Professur – „back to the roots“ sozusagen. Wir fangen also wieder klein an – und es gibt womöglich auch gute Gründe, klein zu bleiben … na ja, mal sehen, was die Zukunft bringt.

Einstieg in den Ausstieg

Von wegen keine Kommentarkultur: Es kommt eben auf die Art der Meldung an, ob und wie viele Kommentare man erhält. Persönliche Meldungen, die uns berühren, regen offenbar mehr dazu an, sich mitzuteilen, als wissenschaftliche Beiträge. Und wenn es dann noch eine Ankündigung des Einstiegs in einen weitgehenden Aussteig aus der Web 2.0-Welt ist, dann ist das auf diesem Kommunikationskanal (also Blogs) wohl nur verständlich. Christian fühlt sich im Netz verstrickt und kappt konsequenterweise etliche Verbindungen – ohne uns aber (wie er ankündigt) komplett verloren zu gehen. Ein sicher sinnvoller Schritt … und interessante zahlreiche Reaktionen – hier nachzulesen.

Nachtrag (08.05.2010): Christian hat seinen Ausstieg nun doch etwas näher erläutert (hier), worauf ich der Vollständigkeit halber noch kurz verweisen möchte.

Neue Münchner Runde

Letzten Freitag hatten wir das erste Doktorandenkolloquium in München. Trotz Trimester werden wir unseren Rhythmus beibehalten und uns jeweils im Frühjahr/Sommer (April bis Juni) sowie im Herbst/Winter (Oktober bis Dezember) sechs bis sieben Freitag-Nachmittage treffen, um zum einen den aktuellen Stand der Dissertationen zu besprechen und zum anderen spezielle Themen anzugehen, die die Gruppe gerade bewegen. Auch Vorträge von Gästen werden wir an dieser Stelle aufnehmen. Mit dem „Umzug“ nach München sind wir auch eine neue technische Unterstützung des Doktorandenkolloquiums angegangen: Alex und Silvia haben mich von Mahara überzeugt – wir sind aber noch nicht ganz fertig, sodass ich erst zu einem etwas späteren Zeitpunkt darauf verweisen werde. Ich habe mir vorgenommen, über die Kolloquien auch öffentlich etwas mehr zu berichten – in kurzer Form als Information für Interessierte. Sobald wir online mehr verfügbar haben, werden dann auch die Zeitpläne verfügbar sein, an denen man sehen kann, welche Themen oder Präsentationen anstehen. Über eine kurze informelle Anmeldung kann man dann auch als Gast im Kolloquium teilnehmen.

Anbei nun ein kurzes Ergebnisprotokoll über die erste Sitzung im neuen Münchener Kontext: Zusammenfassung_30_04_10

Ein Problem des mittleren Erwachsenenalters?

Ja, es ist schon eine Weile her, als ich bei meinen Recherchen feststellte, dass das mittlere Erwachsenenalter interessanter Weise recht wenig erforscht ist – jedenfalls wenn man es mit Kindheit, Jugend oder Alter vergleicht. Das war 2006, als ich eine Anfrage zur Mitarbeite an einem Buch über Bildungspsychologie erhielt (hier der damalige Blogbeitrag dazu). Nun – vier Jahre später – ist es endlich soweit: Herausgegeben von Christiane Spiel et al. ist der Band „Bildungspsychologie“ beim Hogrefe Verlag erschienen.

Im Vorwort heißt es: „Die kürzeste Zeitspanne zwischen der Zusage ein Buchkapitel zu verfassen und der Einreichung der Erstversion betrug 3 ½ Monate, die längste Zeitspanne ziemlich genau 4 Jahre“. Nun, da kann ich mich ja ganz gut verorten und interessieren würde es mich schon, wer so wichtig ist, dass man es gestattet, die Deadline gleich um ein paar Jahre zu überschreiten. Ich persönlich ärgere mich über mangelnde Disziplin bei Autoren/innen immer wieder sehr, denn wenn die Zeit zu knapp ist, dann lässt man es halt sein – was ist daran so schwierig? Vielleicht ist es ein Problem vor allem des mittleren Erwachsenenalters, weil das eine Zeit ist, in der ALLES wichtig ist? Beruf, Familie, Kinder, persönliche Entwicklung?

Nun gut: Jetzt bin ich erst mal gespannt auf die einzelnen Kapitel, aber auch darauf, wie das Buch aufgenommen wird. Immerhin mischt sich da ein genuin pädagogischer Begriff, nämlich der der Bildung, mit der Psychologie, und das dürfte durchaus verschiedene Deutungen und Urteile hervorrufen. Leider wurde es untersagt, ein Preprint es eigenen Beitrags online zu stellen.

Quietschende Turnschuhe

Ich gebe es zu: Sport gehörte in der Schule nicht eben zu meinen Lieblingsfächern. Das Quietschen der Turnschuhe auf dem Hallenboden, mörderische Geräte, Sand in den Schuhen beim Weitspringen – nein, das war nicht meine Welt. Und jetzt das: Aktivitäten zum E-Learning im Sport? Genau das.

Am Freitag und Samstag war ich mit Marianne auf einer Veranstaltung des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), nämlich dem „Fachforum Bildung 2010“ in Lübeck (zum Thema Bildung beim DOSB siehe z.B. hier). Dort trafen sich vor allem die Lehrreferenten der Landessportbünde bzw. Landessportverbände, der Spitzenverbände und der Sportverbände mit besonderen Aufgaben. Neben dem Kernthema „Qualität in der Aus-, Fort- und Weiterbildung“ ging es auch um E-Learning. Zunehmend wird nämlich im organisierten Sport erkannt, dass speziell für die zahlreichen Qualifizierungsmaßnahmen für Übungsleiter, Trainer etc. der Einsatz digitaler Medien von Vorteil sein kann. Seit Jahresbeginn haben wir den Auftrag, genau dafür eine kleine Expertise zu erstellen. Am Freitag haben wir in Lübeck (in der Bundespolizei-Akademie, was irgendwie eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gelände des Universität der Bundeswehr hat ;-)) unser Vorgehen vorgestellt. Die Expertise soll bis zum Sommer fertig sein. Ich werde dann zu geeigneter Zeit mehr dazu berichten. Das Themenfeld jedenfalls stellt sich als sehr spannend heraus. Es ist ein prototypisches Beispiel für E-Learning in Non Profit-Organisationen, worüber die Erkenntnislage insgesamt noch recht dünn ist.

Da sieht man mal wieder, dass einen auch schlechte Kindheits- und Jugenderfahrungen nicht ein Leben lang traumatisieren müssen.

Ob man das mit einem Mann auch machen würde?

Dass an Universitäten Raummangel herrscht, ist nichts Neues. Dass vorzugsweise bestimmte Disziplinen davon besonders betroffen sind, während es andere da besser haben, ist auch ein allgemein bekanntes Phänomen. Dass Fakultäten wegen des Kampfes um Räume im Dauerstreit leben (wobei die Räume oft Symbole der Macht sind – vor allem deren Größe und Lage), soll es ja auch geben. Dass man mit seinen Mitarbeitern aber ganz ohne Räume bleibt und irgendwie nicht absehbar ist, wie lange dieser Zustand anhält, kommt mir doch ungewöhnlich vor. Ich bin ja aus Augsburg in dieser Hinsicht schon einiges gewöhnt …. und ich frage mich: Würde man das eigentlich mit einem Mann auch machen? Ein Gender- oder doch eher ein Charakter-Effekt? Oder ist es purer Zufall und ich habe in punkto Räume einfach Pech? Es bleibt das Prinzip Hoffnung …

Aber vielleicht besser kein Raum als ein maroder, der krank macht? Zufällig bin ich über einen Fotowettbewerb vom AStA der Universität des Saarlandes gestolpert mit dem Titel „Marode Hochschule“ – auch schön anzusehen, nämlich hier. 😉 Ein Glück, dass der Staat ja schon vor einiger Zeit die Bildungsrepublik Deutschland ausgerufen hat – da wird das bestimmt alles bald besser …  also falls nicht wieder eine Euro- oder Bankenkrise dazwischenkommt.

Blogs – bloß nicht in Unternehmen?

Dass es mit Weblogs in Unternehmen nicht immer ganz einfach ist, vor allem, wenn man den Bloggern Autonomie zugestehen will, dürfte allgemein bekannt sein. Trotzdem bewirbt man diese Web 2.0-Anwendung gern als mögliches Wissensmanagement-Instrument. Karsten Ehms hat sich in mehrjähriger Arbeit den Spekulationen um die Möglichkeiten und Grenzen von Blogs in Unternehmen empirisch, aber auch theoretisch gewidmet und Ende des Jahres 2009 seine Dissertation dazu abgeschlossen. Nun endlich ist sie auch online zugänglich, nämlich hier.

Ich freue mich sehr darüber, dass diese Arbeit positiv abgeschlossenen werden konnte. Berufsbegleitende Promotionen sind keine einfache Sache; inzwischen ist mir klar, dass das viele auch unterschätzen. Da braucht man schon Durchhaltevermögen – Karsten hat es bewiesen. Herzlichen Glückwunsch Dr. Ehms! 🙂

Ich bin dann mal weg

Viele Dinge glaube ich immer erst, wenn sie auch wirklich eingetreten sind. Ernennungen gehören auch dazu. Jetzt habe ich sie in der Hand: exakt zum 01.04.2010 und keinen Tag früher – nämlich die Ernennungsurkunde. Wer denkt, es sei ein Leichtes, aus einem Beamtenverhältnis in ein neues zu treten, der irrt – offenbar liegen vor allem zwischen Bund und Ländern auch in dieser Hinsicht Gräben, die es zu überschreiten gilt. Phasenweise hätte ich am liebsten über den Graben geschrien, dass ich auf den ganzen Zirkus jetzt doch lieber verzichte. Aber nun ist es geschafft (ich habe nicht geschrien): Ich bin ab heute offiziell an der Universität der Bundeswehr München tätig und habe dort eine W3-Professur für Lehren und Lernen mit Medien an der Fakultät für Pädagogik. Vor wenigen Wochen habe ich bereits unseren Studierenden in Augsburg eine entsprechende Nachricht zukommen lassen (hier) – und ein Geheimnis ist ja längst nicht mehr, aber offiziell eben tatsächlich erst jetzt.

Ich weiß, dass nicht alle in meinem näheren und weiteren Umfeld meine Entscheidung nachvollziehen können: Ich habe einen Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg auf eine Professur für Lerninnovation (zugegebenermaßen die kürzeste und beste Bezeichnung) sowie einen Ruf an die Universität Hamburg auf eine Professur für „Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Hochschuldidaktik unter besonderer Berücksichtigung der Hochschulentwicklung, Organisationsentwicklung und Personalentwicklung“ (begrifflich so ungefähr das Gegenbeispiel zu Lerninnovation) und ein Bleibeangebot in Augsburg abgelehnt, um den Münchner Ruf anzunehmen. Es gibt zwei Universitäten der Bundeswehr in Deutschland: eine in Hamburg und eine München. Für deren Gründung hat sich Helmut Schmidt eingesetzt, weshalb die in Hamburg geschickter Weise „Helmut-Schmidt-Universität“ heißt. Das ist ein Jammer, dass man sich da für München nicht was ähnlich Attraktives in der Namensgebung hat einfallen lassen. Langjährige Professoren an der UniBw München (so die Abkürzung) haben mir leider versichert, dass der Rechtfertigungsdruck, auf SO EINER Uni zu sein, nicht aufhört – was aber hauptsächlich nur für die gelte, die nicht mit einem zusammenarbeiten und das Innenleben sowie die Forschungs- und Lehrbedingungen dort kennenlernen. Nun, ich lasse mich überraschen. Zuständig bin ich in München mit neun anderen Professoren/innen für den Studiengang „Bildungswissenschaft, insbesondere interkulturelle, Medien- und Erwachsenbildung“. Konzentrieren kann ich mich da auf das Lehren und Lernen mit Medien.

Neben den vielen rationalen Gründen, die man bei so einer Entscheidung monatelang hin- und her wälzt, sind es letztlich auch „Bauchgründe“, von denen man nur ahnt, dass es sie gibt, ohne sie richtig in Worte fassen oder gar anderen wirklich verständlich machen zu können. Wenn ich jetzt sage, ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, dann ist das einerseits falsch, weil ich mich selbstverständlich sehr intensiv mit jeder zur Debatte gestandenen Universität, der jeweiligen Professur und der Stadt beschäftigt habe. Es ist aber andererseits auch richtig, denn was man dann, wenn man vor Ort ist, mit Kollegen, Studierenden, Unileitung und Umfeld tatsächlich erlebt, welche Gestaltungsfreiheiten man hat, was man bewirken kann etc., lässt sich letztlich kaum verlässlich vorhersehen. Wie ich mich auch entschieden hätte, es wäre immer ein Restzweifel geblieben, ob es die richtige Entscheidung war.

Was Räume betrifft, ziehe ich immer einen besonderen Joker – vielleicht nehmen mich die Leute schon „semivirtuell“ wahr und verdrängen die Raumfrage (auch gut): In Augsburg waren wir immer 3 plus x in EINEM Raum. Was erst völlig unakzeptabel erschien, hat sich zu einem Lebens- und Arbeitskonzept entwickelt – über acht Jahre lang – acht Jahre, die ich auf keinen Fall missen möchte. Nun gut, während die einen zu Ostern Eier suchen, suchen die anderen eben Räume 😉 – aber das wird schon und wurde mir auch heute nochmal versichert. Ich glaub mal dran.

Gestern war mein letzter Tag in Augsburg. Ich habe noch einige Prüfungen gemacht und den Schlüssel abgegeben. Es ist dann doch ein seltsames Gefühl zu wissen, dass man allenfalls noch einmal zu Besuch kommen wird. Wichtige Wegmarken schwirrten mir gestern mehrfach durch den Kopf: Eine für mich damals (2001/02) unglaublich große Fachschaft, mit der ich mich anfangs jede Woche getroffen habe, weil die Probleme so groß waren. Es galt, einen völlig überfüllten Magisterhauptfach-Studiengang allein ohne festen Mitarbeiter irgendwie abzuwickeln. Erst allmählich lichtete sich die Dichte der Lehraufgaben und ich konnte mit engagierten und netten studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeitern langsam ein ausgesprochen arbeitsfähiges und kreatives Team aufbauen. Die Doktorandengruppe wuchs und die Kolloquien haben immer auch ein paar Gäste zu uns gelockt. Das hat immer Spaß gemacht – auch am Freitag Nachmittag! Der Bachelor und Master „Medien und Kommunikation“ hat allerdings auch viele Ressourcen gefressen, aber es entstand im Gegenzug ein anerkannter Studiengang. Bis zum Schluss allerdings habe ich mit dem Problem gekämpft, dass die meisten an sich am liebsten ausschließlich Kommunikationswissenschaft studieren würden. Dann 2007 die Gründung des Instituts für Medien und Bildungstechnologie – das war ein Kraftakt, weil nicht gerade jeder in der Fakultät/Universität von dieser Idee begeistert war. Dass das imb im September 2009 den Publikumspreis beim MedidaPrix gewonnen hat, war aus meiner „scheidenden Perspektive“ natürlich ein toller Abschluss. Da fragt man sich: Ist das ein guter oder ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um zu gehen? Aber die Frage ist müßig, denn nun BIN ich weg. Das „Heimweh“ werden Silvia, Alex, Tamara und eine kurze Zeit auch Marianne ebenso lindern helfen wie der größte Teil meiner Doktoranden, die den Sprung über den Graben ebenfalls wagen (und Frank natürlich auch!).

Ciao, Augsburg!

Muss Uni so trocken sein?

Jetzt wird freilich die Antwort „Nein“ erwartet und dann kommt ein lebendiges Beispiel. Das ist gut so, denn anders als in der Schule haben wir – auch in Zeiten von Bologna – an den Hochschulen viel mehr Möglichkeiten in der Lehre, Neues und Ungewöhnliches auszuprobieren, was die „Trockenheit“ vergessen lässt. Die jährliche w.e.b.Square-Tagung, von der ich in diesem Blog bereits mehrfach berichtet habe (z.B. hier und hier) ist so ein Beispiel. Nun haben die Studierenden unter Sandras Leitung noch einen Film dazu gemacht, der wirklich sehr ansprechend geworden ist. Man kann ihn hier anschauen. Allerdings ist der Weg zu solchen Veranstaltungen und Ereignissen kein leichter: Das werden Sandra und die beteiligten studentischen Mitarbeiter/innen denen, die das genau wissen wollen, sicher berichten können. Das Glück bei solchen Veranstaltungen ist, dass sie in der Regel freiwillig besucht werden können und entsprechend engagierte Studierende anzieht. Beispiele wie diese sind ausgesprochen wichtig, um zu zeigen, dass mit Engagement und Begeisterung VIEL geht. Sie sind weniger geeignet, um zu zeigen, wie der der Lehralltag an Universitäten generell aussehen sollte. Generell nämlich kann es nicht Ziel und Zweck sein, vor allem Events zu organisieren (oder deren Organisation anzuleiten), um die Uni „weniger trocken“ zu machen (auch wenn dieses Motto für den Einstieg sicher geeignet ist). Vielmehr muss es uns gelingen, auch für das scheinbar Trockene oder zumindest für Ausschnitte aus genuin wissenschaftlichen Erkenntnissen (theoretischer und empirischer Art), die zunächst trocken wirken mögen, Interesse zu wecken – für Wissenschaft zu begeistern. Veranstaltungen wie w.e.b.Square sind dafür auf jeden Fall geeignet – aber eben als Einzelereignis (z.B. einmal im Jahr). Und was passiert bis zum nächsten Jahr?

Ich meine wir müssen die Möglichkeiten an unseren Unis viel mehr komplementär sehen – die Vorlesungen und Seminare, die Projekte und Events, die Lehrenden, die gut erzählen können, und die mit immer neuen Ideen etc. Es erscheint mir wenig sinnvoll, das eine gegen das andere auszuspielen. Stellt man auf Tagungen oder Workshops Beispiele vor, läuft man oft Gefahr, in dieser Hinsicht falsch interpretiert werden: nämlich als wolle man mit seinem Beispiel nun die Lehre reformieren. Das ist doch Quatsch. Niemand will nur Vorlesungen hören, niemand will immer nur Projekte machen und wenn es sechs studentische Tagungen im Jahr gäbe, würde das niemanden mehr interessieren. Ideal wäre es, wenn jeder Studierender von ALLEM etwas mitbekäme, alles kennenlernen und die verschiedene Wege, sich mit Wissenschaft zu beschäftige, erfahren könnte. Leider aber haben wir genau das bis jetzt nicht hinbekommen!