Klimaneutrale Klimakonferenz

Über den Campus Innovation Newsletter bin ich auf die klimaneutrale wissenschaftliche Klimakonferenz 2008 gestoßen. Vom 3. bis 7. November 2008 geht es um: (a) die Vorstellung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf den Klimawandel, (b) die Präsentation von Projekten und sonstigen Initiativen, die sowohl in Industriestaaten als auch in Entwicklungsländern von Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, staatlichen Organisationen, und anderen durchgeführt werden, (c) die Diskussion über die Probleme, Hindernisse, Herausforderungen, Chancen und Potenziale in Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsprojekten in Europa im Allgemeinen; Anregung von Vernetzung und (d) die Förderung von Informations- und Wissensaustausch unter den Teilnehmern (Ziel: neue Kooperationsinitiativen und Entwicklung neuer Projekte). Wichtiges Thema, daher kann es nicht schaden, darauf aufmerksam zu machen!

Ich fände es einmal interessant, solche virtuellen Konferenzen auf ihre Effekte bei den Teilnehmern hin zu untersuchen. Ähnlich wie beim Lernen und Lehren ist ja zu erwarten, dass sich spezifische Vorteile und Besonderheiten ergeben, aber auch unterschiedliche Einschränkungen auftun. Ich fände es spannend, da mehr zu wissen, um künftig virtuelle Konferenzen vielleicht sogar im Wechsel im klassischen Konferenzen zu gestalten („Blended Conceferences“ sozusagen) oder andere Formate zu finden. Mir ist bislang keine Studie zu der Frage bekannt, welche Wirkungen derartige Veranstaltungen haben. Sollte da jemand etwas kennen: Ich freue mich über jeden Tipp :-).

Googelst du noch oder forscht du schon?

Googelst du noch oder forscht du schon?“ Erst dachte ich ja, hinter diesem Titel würde sich bei bildungsklick.de vielleicht ein kritischer Beitrag über die schnelle Suche im Web verbergen, die das Nachdenken, Planen, gezielte Handeln und anschließende Reflektieren (wie man es zumindest in der Forschung noch erwartet) thematisiert. Aber es war dann doch „nur“ zum einen ein Hinweis auf etwas marktschreierisch klingende Trendstudien, die den Nachwuchswissenschaftlern „Turbulenzen“ prophezeien, weil sie sich zunehmend mit den Forschern aus aller Welt messen müssten (ist das neu?).

Zum anderen informiert der Beitrag über ein neues Kommunikations- und Informationssystem für den wissenschaftlicher Nachwuchs, das noch heute (am 28. Oktober) im Rahmen der Tagung „Lust auf wissenschaftliche Karriere in Deutschland! Wege, Förderungen und Netzwerke im Überblick“ (siehe hier) online gehen soll. Na gut: Ich bin gespannt und werde mir das natürlich auch ansehen. Kann ja wahrlich nicht schaden, den wissenschaftliche Nachwuchs zu fördern, allerdings müsste man parallel zur Information auch die Bedingungen verbessern.

Der Beitrag in bildungsklick.de jedenfalls geht mir ein wenig auf die Nerven: Es ist einer dieser typischen Artikel, die auch Wissenschaft und Forschung zunehmend instrumentalisieren bzw. auf die Funktion einengen, die Wirtschaftskraft unseres Landes voranzubringen. Mehr Reichtum in unserem Land werden die wachsende sozialen, religiösen und ökologischen Probleme aber nicht lösen, ebenso wenig das alleinige Vertrauen auf technische Innovationen – vor allem wenn uns gleichzeitig die „Denkkraft“ für soziale Innovationen verloren geht.

30 Seiten mehr

… umfasst nun Rolf Schulmeisters Werk zur Netzgeneration, das – wie angekündigt (work in progress) nun überarbeitet ist: Es ist um weitere Seiten gewachsen, umfasst noch eine ganze Reihe Studien mehr und berücksichtigt stärker das Phänomen Web 2.0. Das Dokument gilt nun als „vorab abgeschlossen“. Zu lesen ist das Ganze hier. Eine Art Rezension gibt es bereits bei Mandy Schiefner (hier), die dem Text nun „weniger Emotionalität“ bescheinigt – schade eigentlich ;-).  Danke an Rolf für dieses Online-Werk: Auch ich werde ihn im Wintersemester in der Lehre einsetzen!

Frustrationstoleranz gefragt

Normalerweise nutzt man sein Blog wohl eher für „Jubelmeldungen“, können inzwischen doch mehrere Studien zeigen, dass diese Form der Kommunikation (via Blog) natürlich auch dem Selbst-Marketing dient. Aber um Eindrücke aus dem Universitätsalltag aus Professorensicht zu schilden, gehört es wohl dazu, dass man ab und zu berichtet, was alles NICHT klappt – z.B. Anträge (vor längerer Zeit habe ich über so etwas ja auch schon berichtet: siehe hier; allerdings hätte ich leider viel zu tun, würde ich das immer machen …).

Vom vor kurzem skizzierten Antragsmarathon liegen erste, leider negative Ergebnisse vor: Das mir wichtigste Thema – nämlich ein Projekt zum Assessment an der Hochschule – wurde beim bmbf abgelehnt, obschon aus meiner Sicht das Konsortium gut besetzt war und das Thema sollte nun eigentlich strategisch mehr als bedeutsam sein. Ich bin ja fest davon überzeugt, dass wir Prüfungen und Feedback im Rahmen von Bologna dringend angehen müssen, wenn wir auch nur irgendwas unserer didaktischen Ideen in die nächsten Jahre retten wollen. Nun ja, traurig ist, dass es keinerlei Begründungen gibt (also kein Feedback, aus dem man lernen könnte), sondern einfach nur eine Absage

Gleiches gilt für einen EU-Antrag, in welchem der Ansatz der Open Educational Resources im Vordergrund stand – allerdings recht themen- und kontextspezifisch (was das Ganze aber konkreter macht): Auch da noch keine Begründung, aber immerhin soll im Oktober eine kommen (bin gespannt, welche Defizite da hervorgehoben werden). Dieser EU-Antrag war der schlimmste für mich und hat mich die ganzen Osterfeiertage gekostet – wer solche Formulare konzipiert, der sollte ein Jahr lang dazu verdonnert werden, diese selbst mehrfach auszufüllen. Auch das OER-Thema ist ja angeblich politisch gewollt; trotzdem hat es nicht geklappt.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass es bei Forschungsanträgen besser ist, auf dem Mainstream zu schwimmen, vor allem aber bloß nicht vorneweg zu marschieren und es mit Ideen zu versuchen, die ein gewisses Risikopotenzial bergen, weil man was Neues ausprobieren will. Forschungsförderung scheint – so mein zunehmender Eindruck in den letzten Jahren – doch eher konservativ zu sein, vielleicht, weil man das besser beurteilen kann oder weil man sich so besser vor Fehlschlägen schützt? Ich weiß es nicht, aber es ist halt schon ein Jammer, wie viel Zeit man in manche Dinge investiert, die dann nichts werden, und die man ja angesichts der mageren oder gar nicht vorhandene Grundausstattung dann nicht einfach anderweitig umsetzen kann. Ebenso habe ich so meine Probleme mit der vielleicht erfolgreicheren Strategie, einfach anzubieten und zu beantragen, was gerade gefragt bzw. angesagt und gut akzeptiert ist – ich habe da so etwas von „Freiheit von Forschung und Lehre“ im Kopf, die sich mit einer solchen „Nachfrageorientierung“ ja schon etwas beißt. In jedem Fall ist – das kann ich mal festhalten – eine gewisse Frustrationstoleranz gefragt, wenn es heute darum geht, an Geld zu kommen, um das zu machen, wofür man eigentlich seine Ernennungsurkunde erhalten hat: Forschung.

Ich bin jetzt erst mal urlaubsreif und verabschiede mich heute für mind. zwei Wochen in den Urlaub – offline, versteht sich 😉

Web 2.0 in Unternehmen

Web 2.0-Anwendungen sind auch in der Wirtschaft auf dem Vormarsch – so jedenfalls legen es die Ergebnisse der zweiten-Umfrage von The McKinsey Quarterly, durchgeführt im Juni 2008 mit insgesamt 1.988 Führungskräften weltweit. Im Vergleich zur Vorjahresstudie (an der sich mehr Personen beteiligt haben), sind Zuwachsraten bei Investitionen in Web 2.0-Anwendungen zu verzeichnen – wobei es natürlich sein kann, dass sich Vertreter von Web 2.0-affinen Organisationen schlicht mehr an der Befragungen beteiligt haben. Überhaupt finden sich leider kaum methodische Hinweise z.B. zur Akquise der befragten Zielgruppe. Aus den Abbildungen zu Ergebnissen lassen sich aber immerhin die gestallten Fragen weitgehend erahnen. Interessant finde ich zum eine, dass Wissensmanagement zu den wichtigsten internen Funktionen gehört, wenn Web 2.0-Annendungen zum Einsatz kommen. Die häufig formulierte These, Web 2.0 hätte dem in die Jahre gekommenen Wissensmanagement wieder auf die Beine geholfen, scheint also durchaus auch empirischen Rückenwind zu erhalten. Zum anderen fiel mir der Befund auf, dass Organisationen, die sich mit ihrem Web 2.0-Einsatz zufrieden zeigen, mehr Veränderungen in Organisationsprozessen und -strukturen infolge von Web 2.0 wahrnehmen als Organisationen, die hier Enttäuschungen zu berichten haben. Dies deckt sich mit unseren (kleinen) Beobachtungen z.B. in sozialen Organisationen und Bildungsinstitutionen: Der Einsatz von Web 2.0-Anwendungen, so unsere Erfahrungen, verändern Auffassungen von Lehren und Lernen, vor allem auch von Rollen im Lehr-Lerngeschehen ebenso wie Abläufe und die dazu nötigen (auch zeitlichen) Strukturen.

Der The McKinsey Quarterly-Artikel kann hier (nach Registrierung) kostenlos heruntergeladen werden.

Antragsmarathon – eine Sache, die Verrückte macht

Was müssen das früher an den Universitäten für Zeiten gewesen sein? Man hatte Mitarbeiter – einfach so: Die waren einem zugeordnet, weil man meinte, dass dies notwendig sei, um unabhängig forschen und lehren zu können. Heute meint das kaum noch jemand – jedenfalls nicht, wenn es sich um C3- oder W2-Professuren handelt, die ihre Ausstattung gefälligst selbst erarbeiten sollen – was sollte man auch schon gegen das Leistungsprinzip haben? Heute ist es also so, dass wir z.B. zweimal im Jahr lange Berichte und Anträge schreiben, damit wir aus Studiengebühren für kurze Zeiträume Mitarbeiter für die Lehre bekommen, die wir allerdings nicht lange beschäftigen können und die sich dann – logischerweise – bei der nächsten Gelegenheit wieder wegbewerben. Diese Mitarbeiter sollen auch bitte nur für die Studierenden da sein, dürfen sich also nicht an den zig Versuchen beteiligen, an Forschungsgelder zu kommen, obschon es ja schon immer wieder (zu Recht) heißt, dass wir die Lehre an die Forschung koppeln sollen – also falls das die Studierenden überhaupt noch wollen, denn die Berufs- und Praxisorientierung steht in der Gunst der Studierenden dann doch viel höher. Antragsskizzen und Anträge für die Förderung von Forschungsprojekten ebenso wie Gutachten für das Einwerben von Stipendien für begabte Nachwuchskräfte – das gehört neben den Rechenschaftsberichten für Lehre und Co. und zu den noch gar nicht erwähnten unseligen Anträgen an die Verwaltung (wegen zusätzlicher Sekretariat-Stunden, neuer Stellen etc.) inzwischen zum Tagesgeschäft. In den letzten Wochen habe ich das Gefühl, dass ich nur noch Anträge schreibe ….

… und manchmal komme ich mir vor wie Asterix, der sich redlich bemüht, an einen Passierschein – den Passierschein A 38 – zu kommen. Wer es nicht kennt: Man kann sich genau diesen Ausschnitt, den ich meine bei YouTube anschauen:

YouTube: Asterix: Das Haus, das Verrückte macht

Also die Szene, die passt natürlich am besten auf den Antragsmarathon in Uni-Verwaltungen, aber Förderinstitutionen machen es einem mitunter auch nicht gerade leichter … und wenn ich daran denke, dass z.B. alle fünf aktuell laufenden Bemühungen um neue Forschungsgelder nichts werden und ich wieder von vorne anfangen darf, dann muss ich mir schon mal was bei Asterix abschauen, wie er dem Verrücktwerden entgeht.

Noch ein Ranking – diesmal größer und vom CHE

So, nun liegt für unseren Studiengang Medien und Kommunikation das zweite CHE-Ranking vor – das erste war 2005. Erfreulicherweise – und hier gilt mein Dank den Augsburger-Studierenden für ihre positiven Wertungen – werden wir auf allen studienrelevanten Dimensionen (Studienorganisation, Praxisbezug, Betreuung, Studiensituation insgesamt) sehr positiv eingeschätzt und landen damit (zusammen mit Düsseldorf. Eichstätt, Erfurt, Friedrichshafen, Hannover, Hohenheim, Ilmenau, Münster und Potsdam) in der Spitzengruppe (Tabelle siehe hier). Das freut mich/uns natürlich sehr, zeigt es doch, dass sich das Bemühen lohnt – trotz der vergleichsweise schlechten Rahmenbedingungen und knappen Ressourcen (im Moment stemmen wir den Studiengang zum größten Teil mit zwei Professuren). Aber Besserung ist in Sicht – auch ressourcentechnisch (doch weil da alles noch nicht unterschriftsreif ist, kann mich darüber in einem öffentlichen Blog leider noch nicht äußern).

Ein Blick in die detaillierte Auflistung (hier) offenbart, dass uns das Thema E-Learning besonders gut gelingt – na das will ich aber auch hoffen, sonst wären unsere ganzen Projekte, Vorträge, Workshops und Publikationen ja auch wirklich für die Katz ;-). Für die IT-Infrastruktur, Bibliothek und sonstige technische Ausstattung haben wir leider nur bedingt Einfluss, aber hier hat sich gerade in den letzten zehn Monaten (dank des ITS-Projekts, an dem maßgeblich das Medienlabor beteiligt ist) einiges getan – das wurde natürlich letztes Jahr, als die Befragungen stattfanden, noch nicht erfasst. Mit den restlichen Einschätzungen, denke ich, können wir zufrieden sein, denn klar ist: Allen kann man es freilich nicht recht machen.

Ja, aber damit man nicht übermütig wird, kommt die Ohrfeige gleich mitgeliefert: Schlussgruppe in der Forschungsreputation (wie die Schlussgruppe in der Reputation in Studium und Lehre zustande kommt, nachdem die Studierenden doch so zufrieden sind, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Vielleicht kann mir das mal jemand vom CHE erklären). Also, da schaut man natürlich mal, wie das zustande kommt: Das kleine (i) führt einen zu folgender Erklärung: „Welche Hochschulen laut Urteil der Professor/-innen in der Forschung führend sind. Die Professorinnen und Professoren wurden gebeten, bis zu fünf Universitäten zu nennen, die sie in ihrem eigenen Fach für in der Forschung führend halten. Nennungen der eigenen Hochschule wurden nicht berücksichtigt. Angegeben wird, von wie viel Prozent der Professorinnen und Professoren die jeweilige Hochschule genannt wurde.“ Aha. Aber dann gibt es ja noch Kriterien (die findet man hier) und die lauten wie folgt

  1. Besonderheiten Forschung & Entwicklung (hmm – haben wir da wirklich nichts zu bieten? Man kann sich hier und hier jetzt mal exemplarisch für Medienpädagogik ein eigenes Bild machen)
  2. Besonderheiten in der Forschung (ist das nicht eine Doppelung?)
  3. Erfindungen pro 10 Wissenschaftler (ui, wie macht man das bei nur zwei Professoren oder wer zählt alles als Wissenschaftler? Und was gilt als „Erfindung“ in einer Sozialwissenschaft? Wir können ja mal unsere Ideen zählen und sie dem CHE schicken)
  4. Forschungsgelder pro Professor (also ich habe z.B. in den letzten 3 Jahren zwar keine Millionen eingeworben, aber ca. 220.00,- sind seit 2006 auch zusammen gekommen – zu wenig? Offenbar!)
  5. Forschungsverbünde (na ja, also immerhin haben wir ein laufendes EU-Projekt und ein zweites gerade beantragt und beim bmbf versuchen wir auch gerade in einem Forschungsverbund unser Glück – und warum immer nur die finanziell sichtbaren Verbünde zählen, gelten andere Kooperationen, bei denen eben wenig oder kein Geld fließt, denn nichts?)
  6. Graduiertenkolleg (gut, haben wir nicht, dafür sind wir aber auch viel zu klein)
  7. Habilitationen pro Jahr (wie denn, wenn ich nicht mal eine Assistentenstelle habe?)
  8. International sichtbare Publikationen (tja, das Credo der Internationalität geht halt über alles; immerhin liest man uns in Österreich, in der Schweiz und auch in Holland ;-))
  9. Möglichkeiten, an Forschung zu partizipieren (na klar, u.a. machen wir uns auch deshalb so eine Mühe mit unserem Begleitstudiumsangebot: siehe hier)
  10. Promotionen pro Professor (ja, leider haben sie beim CHE das Jahr 2008 nicht mitgezählt – da werden sechs bis sieben Doktoranden fertig – siehe hier)
  11. Stiftungsprofessoren (ne, haben wir nicht – aber wir würden schon eine nehmen – ehrlich!)
  12. Veröffentlichungen pro Professor/Wissenschaftler (ehrlich – ist das nicht genug, was wir haben? Hier geht’s zu unseren Publikationen)
  13. Zitationen pro Publikation (na ja, darüber gibt es ja durchaus Streit, wohin das führt, wenn man nur noch publiziert, um in gereviewten (oh – was für ein Anglizismus) Journals wiederum zitiert zu werden – okay, mit dem Manko müssen wir dann leben).

Ja, also: So ganz schlau werde ich aus dieser Bewertung im Hinblick auf die Forschung nicht – aber das kann man jetzt nicht ändern. Vielleicht ist das auch eine gute Stelle, um nochmal an Richard Münchs Buch von der „akademischen Elite“ zu erinnern (ich habe letzten Sommer hier davon berichtet). Soweit …