Denkzettel

Wie manche vielleicht schon bemerkt haben, stehen in meinem Blog ein paar Neuerungen an. Nach gut sechs Jahren war mal ein neues Design fällig. Außerdem werde ich bis Sommer die Seite um weitere Informationen ergänzen – neben Publikationen auch solche über Forschung und Lehre. Das Ganze ist also noch ein bisschen Baustelle und wird es auch noch eine Weile bleiben. Bei der Gelegenheit fand ich auch, dass ich mal den Namen ändern könnte. Mir ist schon klar, dass das immer eine schwierige Sache ist, weil sich über Jahre hinweg Bezeichnungen (in dem Fall: E-Denkarium) einprägen. Ich versuche es trotzdem – nämlich mit DENKZETTEL. Mir gefällt der Name, weil man ihn vielfältig deuten und einsetzen kann … Ansonsten wird sich nicht viel ändern: Ich werde nach wie vor versuchen, mindestens einmal pro Woche meinen digitalen Zettel mit hoffentlich brauchbaren Gedanken zu dem zu füllen, was mir so auffällt und durch den Kopf geht und öffentlich mitgeteilt werden kann 😉

Zum Bild: Nein, ich verkaufe keine Gartenmöbel, ich mag sie einfach nur – unsere bunten Stühle zuhause …

Man muss auch dran glauben

Peter Baumgartner und Claudia Bremer haben es bereits gepostet: Es wird, nachdem die „Zeitschrift für E-Learning“ (ZEL) in der gewohnten Form aus unserer Sicht nicht mehr sinnvoll war, wieder eine deutschsprachige Zeitschrift geben, die sich dem Themengebiet „Lehren, Lernen, Bildung und digitale Technologien“ widmet. Unter dem Akronym iTeL – steht für „Interdisziplinäres Journal für Technologie und Lernen“ – wollen wir künftig noch interdisziplinärer agieren und vor allem eine Open Access-Publikationsmöglichkeit mit neuem Peer Review-Verfahren auf die Beine stellen. „Wir“ sind ein (im Vergleich zur ZEL) erweiterter Kreis von Wissenschaftler/innen, die sich für das neue Vorhaben begeistern.

Ich möchte jetzt nicht wiederholen, was Claudia und vor allem, etwas ausführlicher, Peter schon über die bisherigen Entwicklungen und noch anstehenden Aufgaben gesagt haben. Am besten auf Peters Blog (hier) und dem GMW-Blog (hier) nachlesen.

Meine persönliche Hoffnung auf einen Erfolg von iTeL schöpfe ich vor allem aus dem größeren Kreis der beteiligten Personen, denn: Mehr Mitdenker schaffen einfach mehr, können sich gegenseitig besser Ideen zuspielen und unterstützen, aber auch Spitzen in der Arbeitsbelastung angemessener ausgleichen. Wichtig erscheint mir, von der dahinterstehenden Idee überzeugt zu sein, also davon, (a) dass es sich AUCH lohnt, Deutsch zu publizieren, (b) dass es trotz aller damit verbundener Schwierigkeiten möglich ist, AUCH im Open Access-Format eine hochwertige Zeitschrift zu machen, und (c) dass es NEBEN der Begutachtung zum Zwecke der Selektion noch so etwas wie eine Feedbackkultur in der wissenschaftliche Auseinandersetzung um Theorie, Empirie und Entwicklung und deren Beitrag für Wissenschaft und Praxis geben kann – auch wenn damit der Aufwand steigt. Ja, ein bisschen dran GLAUBEN muss man da schon, sonst wird es nichts – sonst holen einen die vorweggenommenen „Wenns und Abers“ schnell wieder ein, sonst gibt man bei den ersten Hürden (die sicher kommen werden) zu rasch wieder auf.

Ich ergänze also Peters „Unterstützt uns!“ durch ein „Glaubt dran!“ 😉 (auch wenn es LEIDER keine Sicherheiten gibt)

Professoren – eine schwierige Klientel

Gestern und heute war ich an der Uni Gießen auf einer Veranstaltung zum Thema „Lehrkompetenzen für die wissenschaftliche Weiterbildung“ (hier mehr Infos). Elf Referenten (geplant waren zwölf, aber im Winter kommen nun mal ab und zu Krankheiten dazwischen) haben aus verschiedenen Perspektiven (methodisch, begrifflich-theoretisch, praktisch) von ihren Konzepten, Projekten, Erkenntnissen und Erfahrungen rund um Lehrkompetenzen an Hochschulen berichtet. Leider habe ich die letzten drei Vorträge nicht mehr mitverfolgen können (ich hoffe, man kommt noch anderweitig an die Inhalte), aber selbst ohne die Beiträge von Carola Iller (Linz), Karin Reiber (Esslingen) und Wolfgang Jütte & Markus Walber (Bielefeld) bleibt bei mir ein vielfältiges Bild verschiedenster Beschäftigungen mit dem Thema im Gedächtnis.

Zwei Beiträge stammten von den Veranstaltern der Tagung (Ivo Steininger und Olaf Hartung) und zeigten, wie über qualitative Einzelfallforschung Lehrkompetenzen in der wissenschaftlichen Weiterbildung untersucht werden. Mit besonderem Interesse aufgrund unserer eigenen Projekte zum Thema Videoreflexion habe ich die Beiträge aus der Uni Tübingen von Josef Schrader und Annika Goeze verfolgt. Alles in allem habe ich aus jedem der gehörten Vorträge interessante Perspektiven mitgenommen. Deutlich wurde (und das gilt auch für meinen eigenen Beitrag), dass es bereits schwierig ist, Lehrkompetenzen an Hochschulen für die grundständige Lehre zu bestimmen, aber dass es noch einmal weniger Erkenntnisse zu der Frage gibt, was spezifisch für das Lehren in der wissenschaftlichen Weiterbildung ist. In den Diskussionen zeichnete sich aus meiner Sicht ein gewisser Konsens dahingehend ab, dass Wissenschaft als Gegenstand des Lehrens und Lernens ein Spezifikum ist, das als deutliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Kontexten dienen könnte, in denen Lehrkompetenzen gebraucht werden. Festhalten kann man auch die offenbar weit verbreitete Erfahrung, dass speziell Professoren eine schwierige Klientel sind, wenn es um die Förderung von Lehrkompetenzen geht – ein Umstand, auf den ich vor einiger Zeit ja auch schon in einem Vortrag hingewiesen habe (hier).

Ausnahmsweise kann ich meinen Vortrag an dieser Stelle noch nicht öffentlich machen. Ich habe dazu auch einen schriftlichen Beitrag verfasst, der im Juni erscheinen wird – Open Access! Ich bitte daher einfach um ein klein wenig Geduld, weil ich der Publikation nicht vorgreifen will.

Durchhalten!?

Ich möchte in diesem Blog-Post ein (vielleicht typisches?) hochschuldidaktisches Problem schildern.

Ausgangslage: Über drei Veranstaltungen hinweg (innerhalb eines Studienjahres, denn bei uns gibt es Trimester) sieht der Leistungsnachweis für ein Modul so aus, dass eine kleine – ich sage mal – E-Portfolio-ähnliche Zusammenstellung der Bearbeitung von drei Aufgaben zu Modulende abzugeben ist. Jede Aufgabe besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil sucht man sich als Studierender eine Frage aus einer Liste von acht bis zehn Fragen aus, die man mit Hilfe von Literatur und der im Seminar erworbenen Kenntnisse auf ca. zwei Seiten beantwortet. Die Fragen sind so formuliert, dass sie genau zu den Inhalten in der Veranstaltung passen und jedem die Möglichkeit geben, das, was er/sie im Seminar erarbeitet hat, auch nochmal zu nutzen. Da aus jeder der drei Veranstaltungen zudem kleinere „Produkte“ resultieren (z.B. eine durchgeführte Unterrichtseinheit, ein selbst gestaltetes Medium, Ergebnisse einer eigenen Evaluation – alles Teamprodukte), besteht die zweite Hälfte der Aufgabe darin, auf maximal einer Seite, das jeweilige „Produkt“ kurz zu beschreiben und selbstkritisch einzuschätzen. Wie das genau aussehen soll, ist in einem Merkblatt (Merkblatt_Leistungsnachweis_Portfolio) festgehalten.

Feedbackangebot: Die Studierenden haben die Möglichkeit, ihre drei nacheinander zu erarbeitenden Aufgabenlösungen bis zu einer bestimmten Deadline (ca. zwei Wochen nach Veranstaltungsende) bei mir einzureichen, um ein Feedback zu erhalten. Mit diesem Feedback können sie ihre Arbeit verbessern. Ohne dass es negative Auswirkungen auf eine Note hat, kann also jeder vorab eine Einschätzung zur Qualität seiner Texte bekommen und kann sich im Prozess verbessern. Das Ergebnis am Ende kann dann eigentlich nicht mehr wirklich schlecht sein – im Idealfall (und das sollte die Studierenden freuen, ist aber auch ein Stein des Anstoßes etwa für den Wissenschaftsrat, der ja zu gute Noten beklagt – siehe z.B. hier).

Jetzt die große Frage: Wie viele von 49 Studierenden nehmen wohl diese Möglichkeit wahr? Sieben! Oder anders formuliert: im aktuellen Jahrgang nur jeder siebte Studierende. Nun wird vermutlich der Einwand kommen: Die Deadline ist zu knapp gesetzt. Das mag sein, erscheint mir aber letztlich nicht wirklich stichhaltig, denn wie sinnvoll ist es denn, mehrere Wochen oder gar Monate verstreichen zu lassen, wenn man dann die relevanten Inhalte für die Aufgabe nicht mehr frisch im Kopf und am Ende viel mehr Mühe hat? Und kann man nicht eine rudimentäre Zeitplanung erwarten, wenn Anforderungen und Termine alle rechtzeitig bekannt sind?

Wie geht man damit um? Dass theoretisch sinnvolle didaktische Angebote praktisch scheitern, ist nicht neu – also auch nicht neu für mich! Schwierig zu klären ist aus meiner Sicht, wie man am besten reagiert: (a) Das Angebot einstellen – erscheint mir nicht sinnvoll, denn man „bestraft“ diejenigen, die es ja annehmen. (b) Das Angebot ändern, sodass es „angenehmer“ wird – kommt ebenfalls für mich eher nicht in Frage; habe ich früher tendenziell gemacht; heute bin ich da zurückhaltender, denn Lernerfolge erfordern eben schon auch Anstrengung auf Seiten der Studierenden; ich sehe keinen Sinn darin, den „Wohlfühlfaktor“ permanent zu erhöhen, weil das am Ziel vorbeigeht. (c) Das Angebot beibehalten und durchhalten – liegt wohl am nächsten, weil es auch eine Frage der „Lehr-Lernkultur“ ist, wie man mit Feedback umgeht; und das ist nun mal ein eher längerer Prozess.

Weihnachten, wie man es möchte

Nein, ich bin einfach kein Weihnachtsfan, aber ja, ich mag diese Tage vor und nach Weihnachten, an denen alle mit Weihnachten (IHREM Weihnachten) beschäftigt sind, weil es dann nämlich ruhiger ist. Und das ist ja ganz hervorragend! 🙂

Ich habe die letzten Tage genutzt, um mal wieder so einiges zum Thema „Kompetenzen“ zu lesen – unter anderem, weil ich dazu Anfang Februar einen Vortrag in Gießen halten werde. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mir einerseits dabei denke: Ja, das ist sinnvoll investierte Zeit, denn man muss sich über Begriffe, aus denen auch umfänglichere Konzepte werden, Gedanken machen – zumal über solche, die in Forschung und Politik (u. a. in der Forschungsförderung) erheblichen Einfluss ausüben (und das trifft ja wohl alles auf den Kompetenzbegriff zu). Andererseits mehren sich dann mit jeder fortschreitenden Stunde alsbald andere Gedanken: Nein, also besser in den Papierkorb damit und was Vernünftigeres machen, denn wenn ich unter anderem lese, wie lange man sich da schon streitet und der Gewinner ohnehin seit mindestens 2000 feststeht, dann könnte es sich doch um eine zeitliche Fehlinvestition handeln. Nun gut, mal sehen, was bis Ende Januar dabei herauskommt.

Aber eigentlich wollte ich in diesem letzten Blogbeitrag des Jahres 2012 auf ein paar Sachen hinweisen, die ich interessant fand und noch schnell weitergeben möchte:

Da ist zum einen Rolf Schulmeisters kritischer Vortrag über MOOCS (hier abzurufen), den sicher schon viele gehört haben. Wer ihn noch nicht gehört hat: Empfehlenswert (etwa wenn man sich beim Verwandtschaftsbesuch mal absetzen möchte)!

Da ist zum anderen Christians lautes Denken über das Flipped Classroom-Konzept und die dazugehörige Diskussion (hier und hier). Wenn ich das so lese, wie sich da der Gestaltungsprozess entwickelt, habe ich schon ein wenig den Eindruck (mindestens aber die Hoffnung), dass mein Studientext zum Didaktischen Design eine gewisse praktische Relevanz hat (dessen Struktur auch eher induktiv auf der Basis eigener didaktischer Erfahrungen entstanden ist).

Außerdem möchte ich noch einen kurzen Text von Georg Hans Neuweg empfehlen: In einem fiktiven Streitgespräch denkt er laut darüber nach, was guter Unterricht ist (hier). Vor zwei Jahren saß ich über Weihnachten an einem Vortragstext, aus dem dann auch ein Artikel entstanden ist (hier), und die Ähnlichkeiten der Botschaften sind deutlich (leider habe ich mich mit Herrn Neuweg noch nie austauschen können). Neuweg hat es aber eindeutig unterhaltsamer beschrieben!

Ich denke, es ist nun Zeit für zwei Wochen Blogpause; es sind ja eh alle mit anderem als mit Blog-Lesen – nämlich mit Weihnachten und danach mit Silvester (auch so ein „Zwangsfest“, dem man nur mit viel Mühe entkommt) – beschäftigt. Ich hoffe, dass ihr alle die kommenden Tage so verbringen könnt, wie ihr das möchtet, und natürlich wünsche ich allen ein abwechslungsreiches und glückliches neues Jahr 2013.

Gut, dass wir dazu mal was gemacht haben

Auf der Seite UniGestalten, auf der man die Ergebnisse des gleichnamigen Wettbewerbs vom Herbst/Winter 2011 ansehen kann, sind inzwischen auch einige „E-Papers“ verfügbar. Eines davon dreht sich um das Thema „Kommunikation und Medien“. Vor einigen Monaten war ich gebeten worden, dafür ein paar Zeilen zu schreiben (S. 39-40). Ich freue mich natürlich sehr, dass zwei Projekte unter den Gewinnern aus der Uni Augsburg kommen – also aus meiner früheren „Wirkungsstätte“, wie man so schön sagt. Interessant wäre zu wissen, was nun mit all diesen interessanten Projekten weiter passiert. Immerhin gibt es auf der Seite auch ein E-Paper zur Nachhaltigkeit. Nur leider ist da von der Nachhaltigkeit der Projekte nicht die Rede.

Das ist ja auch ein bekanntes Problem des „Projektgeschäfts“: Es wird da in der Tat viel bewegt, aber eben meistens nur zeitlich begrenzt – nach dem Motto: „Gut, dass wir dazu mal was gemacht haben“. Ehrlich gesagt hilft da auch nicht viel, wenn man bei Anträgen zur Forschungs- und Entwicklungsförderung inzwischen darlegen muss, wie man die Nachhaltigkeit sichert. Es mag manchmal gelingen, Ressourcen-neutral eine Veränderung zu bewirken, die Bestand hat – das will ich nicht bestreiten. Oftmals aber geht genau das nicht. Und dann frage ich mich: Welche Förderinstitution erwartet denn ernsthaft, das sich die Ressourcen von allein vermehren?

Open ist nicht gleich umsonst

Es ist ja schon lange kein Geheimnis mehr, dass wir die Zeitschrift für E-Learning (und wir, das sind Andrea Back, Peter Baumgartner, Rolf Schulmeister und ich) mit der vierten Ausgabe von 2012, die demnächst erscheint, auslaufen lassen – jedenfalls in der Form, wie man sie nun sieben Jahre lang gekannt hat. Wir haben das auf der Web-Seite der Zeitschrift schon vor einiger Zeit angekündigt (siehe hier).

Angekündigt haben wir dort allerdings auch eine Neuausrichtung. Es ist in dieser Hinsicht (wir waren nicht faul) auch viel passiert: Wir hatten zahlreiche Überlegungen, eine ganze Reihe von Treffen, bereits eine konkrete Option, die dann aber wieder über Bord geworfen werden musste, viele Gespräche etc. Nun sind wir seit Montag dieser Woche an einem Punkt, wo wir uns trauen, zumindest auf unseren Blogs informell ersten Optimismus zu streuen und einen Neuanfang anzukündigen, ohne dass wir allerdings schon offizielle Dokumente oder gar eine Web-Seite hätten. Aber wir haben eine ganze Reihe neuer wichtiger Mitstreiter, die sich engagieren und dabei helfen wollen, den so lang erwarteten Open Access-Gedanken für eine neue wissenschaftliche Zeitschrift zu realisieren (weil ich nicht ganz genau weiß, der da jetzt genannt werden möchte, lasse ich das an der Stelle offen – es gibt ja ein Kommentarfeld, um sich da selber zu melden). Die neue Zeitschrift wird sich etwas breiter als bisher interdisziplinär mit „Technologie und Lernen“ beschäftigen und dabei auch mit neuen Formen des Peer Review experimentieren.

Mitstreiter und Engagement braucht man auch für so ein Projekt – besser mehr als weniger, denn: Natürlich ist eine Open Access-Zeitschrift keine, die ohne finanzielle Unterstützung zustande kommt (neben dem unbezahlten Engagement, das man zusätzlich braucht): Open ist nicht gleich umsonst, auch wenn diese Einsicht offenbar manchmal schwer fällt. Da in unseren Fächern Bezahlmodelle über Autoren aus unserer Sicht ausscheiden, muss also Geld von anderer Seite kommen und da zielt unsere Strategie darauf ab, die jährlichen Kosten auf möglichst viele Schultern von Organisationen (Unis, Institute, Vereine) zu verteilen, denen das Thema „Technologie und Lernen“ ebenfalls am Herzen liegt.

Wir sind also optimistisch. Es ist so etwas wie ein Nukleus da. Ob nun unser Plan, 2014 mit der ersten Ausgabe zu erscheinen, Wirklichkeit wird, hängt auch ein wenig davon ab, wie viele wir noch dafür begeistern können, sich in irgendeiner Weise einzubringen: als aktive Mitglieder in einem erweiterten Herausgeberkreis, als Fürsprecher in Organisationen, die sich an der Finanzierung beteiligen könnten, als Leser, die bereit sind, z.B. bei Mitgliedsbeiträgen beteiligter Institutionen ein paar Euro im Jahr mehr zu zahlen etc. Man kann es nur noch einmal wiederholen: Open ist nicht gleich umsonst, sondern fordert, dass viele einen kleinen Beitrag leisten (materiell, aber natürlich auch ideell) und aktiv daran mitarbeiten, den Open-Gedanken im akademischen Arbeitsalltag (!) tatsächlich zu leben.

Nachtrag (13.12.2012): Peter Baumgartner hat jetzt noch einmal ausführlichere Informationen (hier) zum Vorhaben zur Verfügung gestellt.

Education unlimited

„Change: Offene Hochschule = education Unlimited? Zwischen Humboldt und Fachkräftemangel“ – unter diesem Motto steht die diesjährige Campus Innovation in Hamburg am 22. und 23.11.1012. Zahlreiche bekannte Namen umfasst das interessante Programm (hier) und verspricht eine ertragreiche Veranstaltung. Leider ist mein letzter Besuch auf der Campus Innovation schon wieder ein paar Jahre her, aber Hamburg eben nicht um die Ecke 😉

Der Ankündigungstext klingt stellenweise recht ähnlich den Aussagen, die im Januar 2012 in Berlin als Grundlage für Vorträge und Diskussionen dienten (studium 2020: siehe hier). Das Thema „Durchlässigkeit des Hochschulsystems“ ist aber wohl komplex genug, um mehrere Tagungen dazu zu veranstalten, denn einfache Antworten wird es auf die Frage, für wen welche Hochschulen in welcher Weise mit welcher Zielsetzung offen sein sollten, nicht geben. Ich denke, speziell die Zielsetzung spielt hier eine zentrale Rolle.

Ich persönlich schwanke bei der Frage, für wen insbesondere die Universität offen sein sollte, regelmäßig zwischen einem „möglichst vielen – wäre doch toll, wenn eine wachsende Zahl von Menschen sich in und mit Wissenschaft bildet“ und einem „möglichst den Passenden – wäre doch schade, wenn wir nur noch Mittelmaß haben und die Wissenschaft in der Bildung verschwindet“. Ursache für diese Schwankungen sind eigene Erlebnisse und Erfahrungen, manchmal aber auch Bücher und Artikel.

Ich hoffe auf viele Videos und andere Einblicke in die Meinungen der Vortragenden und der Tagungsteilnehmer. Vielleicht kommen ja neue Argumente, gute Beispiele und Erkenntnisse zum Vorschein.

Ein Gerücht

„Sagen Sie mal, Herr Vohle, ich habe da das Gerücht gehört, dass Sie und Frau Reinmann …“ Ein Gerücht ist eine unverbürgte (also unklare und fragliche) Nachricht bzw. ein „umlaufendes Gerede“ (laut Herkunftswörterbuch). Ja, das hat man halt davon, wenn man nicht heiratet UND sich dann auch nicht auf den gleichen Namen (meistens natürlich den des Mannes) einigt (ich höre es schon einige sagen ;-)). Mir war gar nicht bewusst, dass da „Gerüchte“ kursieren in Fach-Communities, in denen wir uns halt so aufhalten. Das lässt sich freilich klären: Wir leben seit 13 Jahren zusammen; seit 13 Jahren kleben drei verschiedene Namen auf unserem Briefkasten: der von Frank, der von mir und der von unserem (bereits volljährigen) Sohn, der dann den dritten Nachnamen hat. Drei Namen – sozusagen eine Quelle für Gerüchte. Aber es ist ganz einfach: Wir sind eine Familie – schon lange! Das können wir verbürgen. 🙂

Es lohnt sich!

Nun ist es schon über ein Jahr her, dass ich in einem Blogbeitrag (hier) über das Format „Forschungskooperation“ der Zeitschrift „Erwägen – Wissen – Ethik“ (EWE) berichtet habe. In diesem Beitrag habe ich die Phasen der in dieser Zeitschrift neu erprobten „Forschungskooperation“ vorgestellt. Es sind insgesamt fünf und wir sind nun bei der letzten Phase angekommen. Abgeschlossen werden soll das Projekt im Februar 2013; erscheinen wird das Heft dann voraussichtlich im März 2013. Ich möchte an der Stelle nochmals diese fünf Phasen darstellen und kurz kommentieren, wie ich diese erlebt habe.

Forschungsprozess I: „Auftakt“. Dabei handelt es sich um den Ausgangsartikel, der deutlich länger ist als der übliche Zeitschriftenartikel und bis zu 90.000 Zeichen umfassen kann.

Über diesen Text, der die Möglichkeit einer interdisziplinären Vermittlungswissenschaft behandelt, habe ich vergleichsweise lange gesessen und dabei auch viel mit mir gerungen. Mir war bewusst, dass der Akzent der Vermittlung eine Art Querschläger ist und möglicherweise als Angriff auf Lerner- und Kompetenzorientierung empfunden werden kann. Ich habe eine gekürzte Fassung auch auf dem Kongress der DGFE in Osnabrück vorgetragen und hier über meine Erfahrungen berichtet.

Forschungsprozess II: „Weiterführung“. Dies sind im weitesten Sinne Stellungnahmen und Kritiken, die allerdings vor allem diskursiv gestaltet, also darauf ausgelegt sind, den im Hauptartikel begonnen Prozess fortzuführen.

An dieser Weiterführung haben sich 23 Autoren mit insgesamt 21 Texten beteiligt, die ganze 52 sehr dicht bedruckte Seiten ergeben haben. Ich muss sagen, das war eine völlig neue und höchst interessante, auch lehrreiche Erfahrung für mich. Die Beiträge stammen von Personen aus verschiedenen Disziplinen, waren sehr unterschiedlich gestaltet und umfassten auch eine große inhaltliche Breite. Ich habe aus den Texten gute Erweiterungsideen ebenso wie nachvollziehbare Kritikpunkte entnehmen können; manche Passagen konnte ich schwerer verstehen und bei einigen wurde mir mal wieder klar, wie oft wir doch Missverständnisse auch unter Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Gründen produzieren.

Forschungsprozess III: „Zwischenfazit“. Das Zwischenfazit übernimmt wieder der Autor des Hauptartikels (also eine Art Replik) und stellt eine weitere Station im Forschungsprozess dar.

Auch dieses Zwischenfazit ist bereits verfasst; es ging im Sommer an die 23 Autoren der Weiterführung. Das Zwischenfazit habe ich für eine Art Inhaltsanalyse der Texte genutzt wie auch dazu, einige meiner Vorstellungen und Ziele zum Thema Vermittlungswissenschaft zu revidieren.

Forschungsprozess IV: „Synopse“. Gemeint ist damit eine Art Wissenschaftsmediation des bisherigen Diskurses seitens der Herausgeber (bzw. einzelner Personen aus dem Herausgeberteam), in dem vergleichende Betrachtungen, Systematisierungsvorschläge und offene Fragen zusammengestellt werden.

Auch dieser Text – nämlich von Bettina Blanck – liegt nun allen Beteiligten an der Forschungskooperation seit ungefähr drei Wochen vor. Die „Erwägungssynopse“ sprengt in hohem Maße meine Erwartungen – vom Umfang her (sie ist fast sechs Seiten länger als der ohnehin schon recht umfangreiche Auftaktartikel) wie auch im Hinblick auf die Intensität der Auseinandersetzung mit dem Auftakt und der Weiterführung. Insbesondere zeigen mir dieser Text und dessen Perspektive noch einmal, wie begrenzt man oft in seiner eigenen Auffassung ist, die sich dann auch bei der Rezeption der Texte anderer Autoren breit macht.

Forschungsprozess V: „Bilanz“. In dieser Phase haben alle am Forschungsprozess Beteiligten die Möglichkeit, auf der Basis aller fertig gestellten Beiträge aus den Forschungsprozessen I bis IV noch einmal Stellung zum gesamten Prozess zu nehmen und eine Bilanz zu ziehen.

In dieser Phase nun sind wir aktuell: Jeder Beteiligte hat jetzt noch bis Februar Zeit, eine kurze Bilanz zu ziehen. Ich möchte das auf jeden Fall noch in diesem Jahr tun.

Wenn die „Forschungskooperation“ abgeschlossen ist, möchte ich den gesamten Prozess noch einmal genauer reflektieren, den ich unabhängig vom Thema, das ich gewählt hatte, äußerst fruchtbar finde. Das Prozedere ist zugegebenermaßen lang und aufwändig und man muss schon Zeit dafür freischaufeln – aber es lohnt sich! Das neue Format „Forschungskooperation“ der Zeitschrift EWE sticht aus allen mir bisher bekannten Prozessen des Austausches und der gegenseitigen Kritik deutlich hervor und bietet aus meiner Sicht und nach meinen bisherigen Erfahrungen ein großes Potenzial für den einzelnen Wissenschaftler wie auch dafür, ein Thema voranzubringen. Schade nur, dass das alles nicht offen zugänglich ist.