Keine große Expertise, aber eine klare Positionsbestimmung

Jetzt wird es aber Zeit, dass ich endlich auch mal auf das Papier „Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. Medienbildung für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit“ hinweise – immerhin stehe ich ja mit darauf. Allerdings war ich nur sozusagen asynchron und am Rande bei der Texterstellung beteiligt. Die Treffen lagen immer genau so, dass ich nicht dabei sein, aber doch jeweils einen Beitrag zu den verschiedenen Fassungen liefern konnte – dank digitaler Medien. Zentral ist, dass überhaupt so ein Papier vom BMBF in Auftrag gegeben wurde. Von einer großen Expertise oder gar „Studie“, wie es in manchen Pressemeldungen heißt, würde ich zwar jetzt nicht sprechen, aber von einer klaren und knappen Positionsbestimmung, die umso wichtiger ist, je leichtfertiger der Medienkonsum für soziale Probleme oder Gewalttaten allein verantwortlich gemacht und mit Verboten verschiedenster Art beantwortet wird. Auch erscheint es mir wichtig, den hartnäckigen Ruf nach der „Markttauglichkeit“ von Wissen und Können im Umgang mit digitalen Medien, gerade wenn es um Kinder und Jugendliche geht, zumindest zu relativieren und auf die Chancen und Notwendigkeiten aufmerksam zu machen, die ein kompetentes Bewegen in der heutigen Medienwelt für die einzelne Person und ihre Potenziale bedeutet.

Studierende aktivieren

Auf w.e.b.Square habe ich in diesem Blog bereits an mehreren Stellen hingewiesen (z.B. hier und hier): Sandra und das w.e.b.Square-Team zeichnen sich aus meiner Sicht durch viel Kreativität und Engagement aus. Nun versuchen sie, einen Call für diese studentische Online-Zeitschrift auch über den Studiengang Medien und Kommunikation und die Universität Augsburg hinaus zu starten: Der Call zum Thema „Social Networks“ ist an mehreren Stellen zu finden: hier z.B. und auch hier.

Ich hoffe, dass sich viele Studierende beteiligen. Zudem hoffe ich, dass viele Blog-Leser, falls sie mit Studierendne zu tun haben, diese auf den Call hinweisen. Danke schon mal im voraus.

Keine pauschale Ökonomie-Bekämpfung

Im Laufe der letzten Monate (oder sind es schon Jahre?) könnte der Eindruck entstanden sein, dass ich mich vom (auch) Wissensmanagement-Vertreter zum Ökonomie-Bekämpfer entwickelt habe. Dieser Eindruck aber – falls er denn entstehen sollte – täuscht. Und dafür habe ich Beweise ;-).

Beweis Nummer 1: Nach wie vor bearbeite ich das Thema Wissensmanagement sowohl in kommerziell tätigen als auch in Non Profit und öffentlichen Organisationen. Entsprechend schnellschüssig empfinde ich Gleichsetzungen des Wissensmanagement-Themas generell mit der auch von mir schon lange und öfter kritisierten Ökonomisierung etwa der Schul- und Hochschulbildung, wie es in einigen Beiträgen der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre zu lesen ist (wobei einige sehr interessante Beiträge dabei sind – dieser hier z.B.). Wogegen ich mich nur wehre ist, die Leitideen und Vorgehensweisen blind von einer Organisationsform auf die andere zu übertragen und dabei die Logik und den Zweck verschiedener gesellschaftlicher Referenzsysteme zu missachten. Was mir auch widerstrebt, sind unklare oder gar falsche Versprechungen etwa seitens der Wirtschaft gegenüber Vertretern der Bildung: Ich bin da für klare Verhältnisse: Unternehmen müssen gewinnorientiert arbeiten und das sollen sie ja auch tun! (wobei es durchaus ethische Grenzen einer Gewinnmaximierung gibt oder geben sollte). Wenn es dennoch Spielräume auch für andere Dinge gibt und diese genutzt werden, ist das gut, aber ein Verstecken tatsächlicher Intentionen ist nicht nur ärgerlich, sondern auch schädlich.

Beweis Nummer 2: Im Schuljahr 2007/08 haben wir (das sind Sandra und ich, unterstützt von Tamara und Silvia) das Projekts „business@school“ (Infos zum Projekt finden sich hier und auch auf unserem Portal hier) evaluiert: Seit einigen Wochen ist der Abschlussbericht fertig, aber leider noch nicht in der Gänze verfügbar. Wohl aber gibt es inzwischen eine Ergebniszusammenfassung, die allerdings nur als „Teaser“ online ist (nämlich hier), aber immerhin per Mail bestellt werden kann. „Business in der Schule“ – und das unterstützen wir? Ja, wir haben das Projekt evaluiert, weil mich vor allem das dahinter stehende (didaktische) Konzept überzeugt hat. Es ist problemorientiert und eröffnet den teilnehmenden Schulen bzw. Schülern gänzlich neue Lernerfahrungen – und zwar über ein ganzes Schuljahr hinweg. Und ja, das finde ich sinnvoll und das ist für mich auch eine verantwortungsvolle Form der Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft. Schade ist freilich, dass nur wenige Schulen und damit auch nur wenige Schüler in den Genuss dieses (aufwändigen) Projekts kommen: Insofern sehe ich in business@school auch ein Modell für weitere Projektideen in diese Richtung. business@school will betriebswirtschaftliches Wissen und Verständnis vermitteln und konzentriert sich entsprechend auf die Entwicklung von Produktideen. Das ist eine Möglichkeit. Besonders schön fände ich es, wenn öffentliche oder privatwirtschaftliche Initiativen entstehen würden, die die Erfolgsfaktoren von business@school z.B. für die Entwicklung sozialer Innovationen heranziehen. Auch hier – da bin ich mir sicher – würden Schüler eine ganze Menge an Engagement und Kreativität entwickeln. Allerdings sind solche Projekt eben nicht mal nebenher (als Marketing-Gag) zu machen; sie sind für alle Beteiligten aufwändig – auch für die Wirtschaftsvertreter. Vielleicht ist das der Grund, warum es – selbst nach 10 Jahren – an sich keine Nachahmer gibt?

Nachtrag: Seit heute (7.5.09) gibt es nun die längere Pressemitteilung online, nämlich hier.

Rückendeckung auf Verbandsebene

Im aktuellen Newsletter des Deutschen Hochschulverbands (DHV) heißt es: „Der Deutsche Hochschulverband (DHV) will seinen Forderungen nach einer grundlegenden Umgestaltung des Akkreditierungswesens in Deutschland notfalls dadurch Nachdruck verleihen, dass er seine 24.000 Mitglieder aufrufen wird, sich als Gutachter für Programmakkreditierungen zukünftig nicht mehr zur Verfügung zu stellen.“ (Pressemeldung) Wieso „notfalls“? Wieso überhaupt ein Aufruf? Wenn man selbst drüber nachdenkt (siehe hier), kommt an sich auch allein drauf, dass an diesem System etwas nicht stimmen kann. Aber klar: Es wäre schon gut so ein Aufruf vom DHV, denn sowohl der Newsletter als auch die Zeitschrift „Forschung und Lehre“ werden viel gelesen. Und mein Vorschlag in der Kleinst-Community der bloggenden Hochschullehrer hätte Rückendeckung auf Verbandsebene. Das wär doch was 🙂

Neue Adresse für das e-Denkarium

Gesagt – getan. Ab sofort hat das e-Denkarium ein neues Zuhause und ist erreichbar unter: http://gabi-reinmann.de

Ich bitte also alle Blogleser und die, welche auf das e-Denkarium verweisen, die Adresse zu ändern. Ein Vorteil ist, dass das jetzt auch in Bezug auf den Server ein rein privates Blog ist – man weiß ja nie, was noch kommt (ich denke nur an die einen oder anderen in der Blogosphäre diskutierten Zensurversuche). Manchmal wandert man besser präventiv auf neutralen Boden aus. Ich hoffe, die Unterbrechungen, wie sie vor allem in der letzten Woche auftraten, werden jetzt seltener.

Kopfzerbrechen über Qualität, Kompetenz und Assessment

Was könnte man vor und während Ostern alles machen? Eier anmalen, Kuchen backen, Zeitung lesen, gemütliche Kafferunden …. man kann sich aber auch den Kopf über Qualität, Kompetenz und Assessment beim E-Learning zerbrechen – wenn man will. Ich habe im Eifer des Gefechts dieses Thema für die Tagung „Interdisziplinäre Zugänge zu technologiegestütztem Lernen“ bzw. da für die Session „Qualität und Kompetenz“ vorgeschlagen und wäre in den letzten Tagen fast verzweifelt daran, weil man vom Zehnten ins Tausendste kommt und sich zudem auch noch rasch im Kreis dreht. Nun habe ich einen Artikel dazu weitgehend fertig, aber es wäre zu früh, ihn online zu stellen. Zudem muss ich daraus erst noch einen Vortrag basteln, denn es ist leider ziemlich komplex geworden. Was ich aber gerne machen kann, ist schon mal die Einführung und damit auch eine Art Abstract sowie den Anhang in Form von zwei Tabellen verfügbar machen. Vielleicht regt es ja zur Diskussion an. Im Juni kommt dann ein vollständiger Preprint.

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PS: Unsere Uni-Server sind in den letzten Tagen hoffnungslos überlastet. Darunter leidet auch mein Blog. Ich bitte das zu entschuldigen. Ich denke, ich werde in Kürze umziehen, um das in Zukunft zu vermeiden.

Informationskompetenz, Medienkompetenz, digitale Kompetenz oder noch was anderes?

Alexander Botte vom DIPF (die Abkürzung für Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung bzw. auf der neuen Web-Seite heißt es: Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) hatte auf dem Internationalem Symposium für Informationswissenschaft (ISI) gestern zu einer Diskussion eingeladen mit dem Titel „Informationskompetenz früh und nachhaltig fördern“. Diskutiert haben Helga Hofmann von der Stadtbibliothek Frankfurt, die sich viel im Kontext Schulbibliotheken und Kooperationen mit Schülern kümmert (siehe z.B. hier), Benno Hohmann von der Universitätsbibliothek Heidelberg, der u.a. zahlreiche Online-Schulungen anbietet (siehe z.B. hier), Dr. Andreas Vogel vom BMBF, Prof. Christian Wolff von der Uni Regensburg und ich. Eingelassen habe ich mich auf die Diskussion (diese Diskussionen sind ja meist nicht so erhellend und ich meide sie daher eher), weil das DIPF immerhin ein neues Modul von Tech Pi und Mali Bu – nämlich zur Informationskompetenz – finanziert hat und es ja nun auch um dieses Thema gehen soll (wobei Tech Pi nur indirekt zur Sprache kam – schade eigentlich, denn ich finde, es ist gelungen: Man überzeuge sich selbst, nämlich hier). Der Diskussion zugrunde lag die Denkschrift der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis zur Förderung der Informationskompetenz im Bildungssektor. Welche Diskussionsergebnisse kann man festhalten?

Wir waren uns alle in einem Punkt recht einig: Wenn es um die Schule geht, dann setzt die Förderung von Informationskompetenz (im Sinne der oben genannten Denkschrift) vor allem entsprechende Kompetenzen bei den Lehrern voraus, und dafür sorgt man (in der Lehrerausbildung) bis dato zu wenig. Frau Hoffmann meinte, der Lehrer könne sich ja nicht um alles kümmern, daher wären ja auch die Partnerschaften mit Bibliotheken so wichtig. In diesem Punkt aber gab es heftigen Widerspruch, denn: Neben der Recherche von Fachinformation mit digitalen Werkzeugen gehören zur Informationskompetenz sehr grundlegende Dinge: unter anderem ein Informationsbedürfnis zu haben, zu erkennen und genau zu beschreiben (was voraussetzt, dass man Fragen hat) und dann die Informationsqualität auch zu beurteilen – und das sind genuine Bildungsaufgaben, die man nicht auslagern kann. Dennoch seien natürlich solche Kooperationen wünschenswert, nur eben nicht als Ersatz für Lehrerkompetenz und deren Engagement.

Herr Vogel plädierte konsequenterweise für eine Verbindung des Begriffs Informationskompetenz und Medienkompetenz. Da könnte man auch gleich die „digitale Kompetenz“ mit dazu nehmen, meine ich, um die es in der Diskussion auf dem D21-Kongress im November 2008 ging (ich habe hier davon berichtet). Es bringt einfach nicht viel, zig Kompetenzen zu postulieren, um auf diesem Wege jeden Fachverband zufriedenzustellen. Vielleicht sollten wir da sogar noch radikaler sein und einfach alle 10 Jahre besser klären, was wir von der Bildung erwarten, welche „Handlungskompetenz“ wir im Auge haben, zu der dann natürlich auch alle IuK-Technologien gehören.

Ein interessanter Punkt in der Diskussion war aus meiner Sicht die Verbindung mit der Didaktik: Obschon speziell von Herrn Botte postuliert wurde, dass es ein Basismodell zur Informationskompetenz geben müsse, das über alle Fächer und Disziplinen hinweg gilt, sollte diese doch disziplin- und fachbezogen vermittelt werden. Wenn man sich darin einig ist, dann heißt das, dass man die Förderung von Informationskompetenz auch mit didaktischen Aufgaben verknüpfen muss. Insbesondere die erste „Stufe“ der Informationskompetenz, nämlich überhaupt Fragen zu haben und einen Informationsbedarf zu erkennen, kann ja wohl nur erreicht werden, wenn die Lernumgebungen Lernende genau dazu auch einladen bzw. veranlassen (Frank hat mir da für die Diskussion mit seinem Zuhörerbeitrag einen guten Anker geliefert). Ob und inwieweit die aktuelle Output-Orientierung in Schule und Hochschule für „eigene Fragen fördernde Lernumgebungen“ günstig oder hinderlich ist, darüber herrschte keine so rechte Einigkeit: Ich habe die Auffassung vertreten, dass die Output-Orientierung an sich eine tolle Sache ist, aber das Problem besteht darin, dass man diesen Output nun auch ständig erfassen muss. Dann sind wir wieder mal beim Assessment-Thema und bei dem Problem, dass Kompetenz auf einmal vor allem das ist, was man erfassen kann. Und genau das kann es ja wohl nicht sein.

Andere Zeitschriften, andere Sitten

Ende des Jahres 2008 hatte ich mich (siehe hier) davon überzeugen lassen, dass es sinnvoll ist, ein Themenheft zum Assessment für die Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZFHE) herauszugeben. Es war schon ein bisschen eine Feuerwehraktion und ich bin sehr froh, dass es doch ausreichend Einreichungen (wenn auch nicht übermäßig viele) gegeben hat. Danke an alle, die sich da beteiligt haben! (Bei der Gelegenheit: Der Call für Abstracts zum E-Assessment bei der Zeitschrift für E-Learning läuft bis Ende Juni: siehe hier). Aber zurück zur ZFHE:

Hier stand ich ein bisschen auf der Leitung und habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass das Prozedere etwas anders abläuft. Die Redaktion der ZFHE hat mich da jetzt auf Nachfragen etwas genauer aufklärt: Die ZFHE versucht, so die Erklärung an mich, zwei tendenziell widersprüchliche Anforderungen unter einen Hut zu bringen: nämlich das Konzept der „Ausgabe“ oder „Nummer“ einer Zeitschrift als abgeschlossenes Werk (wie bei reinen Papier-Formen) und die schnellst mögliche Publikation eines fertigen Beitrags (als Vorteil der Online-Publikation). Daher werde jeder Beitrag sofort online gestellt, sobald er den Review- und Produktionsprozess positiv durchlaufen hat. Eine konkrete Nummer werde dagegen erst dann fertiggestellt, wenn alle Einzelbeiträge online sind oder zumindest bekannt ist, welche (nach positivem Review und ggf. Überarbeitung) in diese aufgenommen werden. Jetzt habe ich es verstanden! Die Begründung ist nachvollziehbar. Wie es die Leser sehen, weiß ich nicht. An sich sage ich jetzt mal spontan, dass es da nichts dagegen einzuwenden gibt. Nun gut, also mit so etwas wie einem Editorial muss ich natürlich warten, bis alles da ist. Ich habe zwar alle eingereichten Beiträge gelesen, um mir ein Bild zu machen, die dann aber an je zwei Gutachter gegangen sind.

Es gilt also, noch ein bisschen zu warten. Ich freue mich aber ganz besonders, dass Silvia (mit der ich gerade an einem DFG-Antrag sitze) mit ihrem Beitrag bei den Reviewern ohne nennenswerte Beanstandungen erfolgreich UND schnell war und nun sogar den Beginn zur „Themenreihe (?) Assessment“ macht: Ihr Beitrag ist bereits online (hier).

Da brauchen wir (k)einen Mann

Bahnsteige sind geradezu ein Marktplatz für kleine, unscheinbare Ereignisse, die es manchmal (z.B. auch hier) vielleicht doch wert sind, erzählt zu werden.  So auch dieses:

Es zieht am Züricher Bahnsteig – vor allem wenn trotz Frühlingsanfang ein Schneesturm tobt, den man allenfalls im Januar erwarten würde. Da steht man nicht gerne herum, sondern sucht sich schnell seinen Platz im EC nach München. Ich auch. Ich steure die nächste Tür an, vor der eine alte Dame mit einem ziemlich großen Koffer steht und suchend um sich blickt. Sie wirkt ein wenig beunruhigt und will offenbar in den Zug mit ihrem Ungetüm. „Soll ich Ihnen mit dem Koffer helfen?“, frage ich sie. „Nein, da brauchen wir einen Mann!“ Ihre Antwort kommt schnell und bestimmt. „Ach was,“, ist meine spontane Reaktion, „… da brauchen wir keinen Mann!“ Ich stelle meine Tasche zur Seite und greife nach dem Koffer. Doch die alte Dame ist alles andere als überzeugt und geht dazwischen: „Der ist schwer. Da brauchen wir einen Mann!“ Sie ist nicht davon abzubringen. Aber so schnell lasse auch ich mich nicht überzeugen. „Wenn wir immer auf die Männer warten würden … so weit kommt es noch“. Nun bin ich schneller und packe den Koffer, bevor sie einschreiten kann. Der ist in der Tat ziemlich schwer. Die erste Grifftechnik versagt. Das geht aber natürlich jetzt gar nicht, nachdem ich den Mund so voll genommen habe. Das Ding muss in den Zug. Ich packe das Monstrum anders und hieve es über die steilen Stufen in den Waggon. Ich bin erleichtert, denn es wäre mir jetzt schon schwer gefallen, auf einen Mann zu warten. Die alte Dame ist auch erleichtert und schenkt mir ein Lächeln, das entweder Be- oder Verwunderung ausdrückt. „Danke – also da haben Sie mir jetzt wirklich sehr geholfen“. Sie steigt ein und ist sichtlich zufrieden. Womit, das weiß ich natürlich nicht: damit, dass der Koffer endlich drin ist, oder damit, dass wir keinen Mann gebraucht haben.

Aktualisierungen

Das doch recht komplexe und vor allem unübersichtliche Thema Wissensmanagement Novizen nahezubringen, ist nicht leicht. Ihnen als Einstieg eine geeignete Textgrundlage zu geben, die eine Orientierung ermöglicht, erst recht nicht – vor allem nicht, wenn man nicht verlangen oder erwarten kann, dass mal eben ein paar Bücher gelesen werden. Studierende sind klare Rechner geworden – jede Seite lesen und verstehen geht in den „Workload“ ein und fast jedes freiwillige „Add-on“ kann man sich an sich von vornherein sparen. Aus diesem Grund habe ich bereits vor einigen Jahren einen Studientext verfasst, der Basis eines Grundkurses ist. Das war 2004. Fünf Jahre später ist es dringend an der Zeit, diesen Studientext komplett zu erneuern und zu aktualisieren.

Ich hatte dafür ca. acht volle Tage eingeplant. Aber die haben leider nicht gereicht, denn es ist in weiten Teilen ein neuer Text entstanden: Es ist unglaublich, wie wenig ich guten Gewissens stehen lassen konnte, was mehrere Gründe hat: Es hat einerseits faktisch insbesondere über den Web 2.0-Boom viele Neuerungen, vor allem aber auch wieder viel neue Literatur gegeben. Andererseits haben sich aber auch meine Einschätzungen und Urteile ein wenig geändert und auch wenn ich einen sachlichen Überblick und Einstieg in das Wissensmanagement geben möchte, so sind doch mein Wissen und meine Überzeugungen lenkend für die Auswahl, Anordnung und Art der Darstellung. Aus diesem Grund war es in den letzten Tagen auch etwas ruhig in diesem Blog (und nicht nur da), weil ich diesen Studientext nun endlich zu Ende bringen muss. Anbei – wen es interessiert – das Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis WM-Studientext

Bis auf das letzte Kapitel, das wohl erst während des Semesters entstehen muss, ist das „Werk“ weitgehend fertig. Übersichtstabellen oder lernerleichternde Abbildungen fehlen allerdings auch noch – vielleicht werde ich die einfach zusammen mit den Studierenden erarbeiten. Mal sehen. Im Laufe des Sommers werde ich den Text öffentlich zugänglich machen, wobei mir neben einem Open Access auch eine günstige Book-on-Demand-Variante vorschwebt – immerhin ist es schöner, einen kleinen 120-Seiten Band ordentlich gebunden in der Hand zu halten als einen Zettel-Salat.