Geld vernichten

In schöner Regelmäßigkeit kann man in wissenschaftlichen wie populärwissenschaftlichen Texten lesen, dass und warum das Wissenschaftssystem mit seinen bewährten Formen des Peer Review an seine Grenzen gerät. Im duz Magazin (06/17) war es hier Ende Juni mal wieder so weit. Anlass war vermutlich die Ankündigung des Wissenschaftsrats, im Herbst Peer-Review-Empfehlungen zu geben.

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Thematische Nähe in weiter Ferne

Sehr weit weg, im fernen Dunedin in Neuseeland, beschäftigt sich Tony Harland an der University of Otago mit Themen und Fragen, die auch für uns am HUL von höchstem Interesse sind. Nur durch Zufall bin ich auf ihn gestoßen. Eine seiner aktuellen Publikationen dreht sich um das Konstrukt Authentizität in der Lehre, speziell in der forschungsorientierten Lehre (teaching through research).

Unter dem Titel „A framework for authenticity in designing a research-based curriculum“ beschreibt er zusammen mit Navé Wald die Entwicklung eines Rahmenkonzepts für die Gestaltung forschungsorientierter Lehre unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte von Authentizität. Der Text gibt einen guten Überblick über verschiedene Auffassungen und Deutungen von Authentizität im Kontext der Hochschulbildung.

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Inszenierter Auftritt

Im Newsletter des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) wird für ein Beratungsangebot geworben, das die Chancen der Begutachtung von Verbundprojekten erhöhen soll. Das Angebot soll (Zitat) „dabei helfen, Forschungsergebnisse vor einer Gutachtergruppe im Rahmen eines Drittmittelvergabeverfahrens profilierter, aussagekräftiger und zielführender zu präsentieren“.  Mit dem Angebot würden Wissenschaftler bei der Optimierung ihres Auftritts vor einer Gutachterkommission unterstützt werden“. Und zwar so:

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Bildung 0.4

„Warum berufen sich Fürsprecher der Digitalisierung der Bildung wie Meinel oder Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, immer wieder auf Humboldt? Diese Frage ist nicht so trivial, wie man zunächst annehmen könnte, denn Wilhelm von Humboldt steht wie kaum ein anderer Denker für ein Bildungsideal, das einerseits sperrig und schwer verständlich wirkt und andererseits für eine Blüte deutscher Geistesgeschichte steht, auf die man nur stolz sein kann.“ In einer Replik auf einen Jubelartikel auf die Digitalisierung von Christoph Meinel, der Humboldt posthum zum Fan der „Bildungscloud“ erklärt, nimmt Markus Deimann deutlich Stellung zum technologischen Instrumentalismus, der in der aktuellen Diskussion zu digitalen Medien in der Hochschulbildung zunehmend unhinterfragt sein Unwesen treibt.

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Pustekuchen

Danke an Sandra, die mich mit ihrem Blogbeitrag auf die Seite Vorbild Pusteblume aufmerksam gemacht hat. „Agil, sichtbar und gut verankert“ werden hier Stimmen zum Positionspapier des Wissenschaftsrats zu Strategien für die Hochschullehre (siehe auch hier) zusammengestellt. Da sind interessante Kommentare dabei – eine gute Idee, verschiedene Stimmen einzufangen, die selbst als Wissenschaftler großes Engagement in der Lehre zeigen. Aber ob man der Hochschuldidaktik mit dem Bild der Pusteblume wirklich einen Gefallen tut oder nicht doch eher das Gegenteil erreicht, nämlich die Lehre wieder mal ein wenig der Lächerlichkeit preisgibt? Pustekuchen! – sagt man laut Duden dann, wenn gerade das Gegenteil von dem eintritt, was man sich vorgestellt oder gewünscht hat.

Dazu komme ich nicht mehr

Gleich zwei Herausgeberbände zur Hochschuldidaktik sind aktuell erschienen und liefern eine große Vielfalt an Themen und Diskussionen zum akademischen Lehren und Lernen:

Webler, W.-D. & Jung-Paarmann, H.  Hrsg.), Zwischen Wissenschaftsforschung, Wissenschaftspropädeutik und Hochschulpolitik. Hochschuldidaktik als lebendige Werkstatt. Bielefeld: UniversitätsVerlagWebler.

Mieg, H.A. & Lehmann, J. (Hrsg.) (2017). Forschendes Lernen. Wie die Lehre in Universität und Fachhochschule erneuert werden kann. Frankfurt: Campus.

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James Dean for a day

Kann man es mutiger, prägnanter und anschaulicher sagen? Ich meine nein, und spreche von der Präsidentin der Universität Augsburg – Prof. Döring-Manteuffel – und ihrem „Standpunkt“ in der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre. In diesem macht sie klar, was sie von Zielvereinbarungen, von der Abfrage von Leistungsparametern, vom Wissenschaftszeitvertragsgesetz und weiteren Resultaten der sich nun schon weitgehend etablierten Regulierungs- und Steuerungswut hält – nämlich nichts. Insbesondere Zielvereinbarungen erteilt die Präsidentin eine klare Absage – und zwar so (das muss man einfach zitieren):

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Anderes Denken im Gepäck der Sprache

Oft angekündigt, mit Spannung erwartet – jetzt ist es da: das Positionspapier vom Wissenschaftsrat zu „Strategien für die Hochschullehre“. Für diejenigen von uns, die sich mit dem akademischen Lehren und Lernen wissenschaftlich beschäftigen, ist es zunächst einmal höchst erfreulich, dass das Thema Hochschullehre derzeit so weit oben auf der Agenda steht – auch beim Wissenschaftsrat. Positiv aufgefallen ist mir an dem Papier, dass ein paar sehr grundlegende Dinge, die man endlich in Angriff nehmen müsste, angesprochen werden: unter anderem „alternative Berechnungsmodelle für die Gesamtheit von Lehraufgaben“ (S. 18) inklusive einer (rechtlichen) Reform der Lehrverpflichtungsverordnungen der Länder (S. 30) sowie eine ausreichende finanzielle Grundlage für bessere Lehrbedingungen (S. 33 f.) statt temporärer Förderprogramme. Hinweise darauf, dass auch die Studierenden selbst Verantwortung für ihren „Bildungserfolg“ tragen, dass Lehre in der individuellen Verantwortung der Lehrenden UND in der institutionellen Verantwortung der Hochschulen liegt, Hochschullehre mithin eine gemeinsame Aufgabe ist, bieten zwar nichts Neues, aber es kann in der Tat nicht schaden, wenn man das ab und zu neu begründet und wiederholt.

Es gäbe viel zu sagen zu dem Positionspapier und ich denke, es wird uns auch noch eine Weile beschäftigen. An dieser Stelle nur mal ein paar erste (noch unsystematische) Kommentare.

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Ideen säen

Dirk Baecker – inzwischen wieder an der Universität Witten-Herdecke – schreibt im Blog der Fakultät für Kulturreflexion – hier über die Universität als Plattform. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe. Plattformen, so Baecker, seien ein Versprechen: Sie würden Vorhersagen über die Erwartungen und Wünsche ihrer Nutzer treffen und auf Netzwerkeffekte setzen, dabei aber nicht notwendig manipulativ, sondern tendenziell einladend sein. „Die Pointe dieses Versprechens ist allerdings, dass nur der Nutzer selbst es erfüllen kann. Mein eigenes Verhalten ist dafür verantwortlich, dass die Plattform für mich leistet, was ich mir von ihr versprochen habe“ – ein Satz, der mir deswegen gut gefällt, weil er klar macht, dass die Verantwortung für akademische Bildung eine geteilte ist.

Konkreter wird es mit der Frage: „Bietet eine Bildungsplattform Seminare und Vorlesungen oder Kurse oder etwas Drittes, noch Unbenanntes an?“ Hier möchte ich Baecker ausführlicher zitieren, weil er meiner Einschätzung nach gut auf den Punkt bringt, wie sich Lehrformate verändert haben:

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Schicke Web-Seiten und Broschüren

Wenn es um digitale Medien in der Hochschullehre geht, kennt man ihn in der Regel: Jörn Loviscach – Professor an der FH Bielefeld, zuständig für den Lehrbereich Ingenieurmathematik und Technische Informatik. Inzwischen dürfte er auch den weniger medienaffinen Hochschullehrenden bekannt sein, denn Journalisten suchen ihn gerne auf, wenn es mal wieder um die „Digitalisierung der Lehre“ geht. In einem Papier von 2016, also relativ aktuell, setzt sich Loviscach mit einigen zentralen Fragen zur „Digitalisierung der Hochschulbildung“ auseinander – nämlich hier.

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