Zu wenig Spektakuläres

Es wird Zeit, endlich mal ein paar Worte über eines unserer neuen Projekte zu verlieren, das uns eher unerwartet „zugeflogen“ ist. Der Kommunikationswissenschaftler Michael Schenk kam im Sommer auf mich zu und fragte zwecks Kooperation zur Bewerbung auf eine Ausschreibung der Landesanstalt für Medien NRW an. Inhalt der Ausschreibung bzw. jetzt des Projekts waren bzw. sind: „Datenschutz und Persönlichkeitsrechte in Social Networks, Foren & Co. Problembewusstsein von jungen Nutzern und Konsequenzen für medienpädagogisches Handeln“. Ein Abstract zum Projekt mit allen weiterführenden Links findet sich hier. Einen dazu passenden Blog-Beitrag mit Fokus auf dem Konzept der informationellen Selbstbestimmung, der nun auch schon etwas länger zurückliegt, kann man auch bei Jan Schmidt (hier) lesen.

Ich bin sehr froh, dass wir für dieses Projekt Jan-Mathis Schnurr anstellen konnten: Er hat bei uns in Augsburg Medien und Kommunikation studiert; ich habe seine beiden Abschlussarbeiten betreut, die ihn für das Projekt sehr gut qualifizieren.

Weil das Themas „Öffentlichkeit und Privatheit“ in sozialen Netzwerken auch in den Massenmedien viel diskutiert wird, gehe ich davon, dass an der Studie großes Interesse sein wird – jedenfalls erwarte ich da mehr als dies bei unseren ansonsten eher didaktischen Themen der Fall ist, die in der Öffentlichkeit ganz offenbar nicht als so spannend empfunden werden. Das ist mir vor kurzem auch in einem Gespräch mit dem Pressesprecher der UniBwM klar geworden, der sich für das Projekt sehr interessierte, während er Didaktik-Projekte als „eher doch sehr speziell und schwer verständlich“ einschätzte. Tja – das finde ich natürlich schon SEHR schade, weil ich der Meinung bin, dass gerade Fragen der Vermittlung von Wissen, der Förderung von Kompetenzen und der Bildung generell in unserer Gesellschaft ausgesprochen wichtig sind. Aber irgendwie fehlt es den Bildungsthemen offenbar an Außenwirkung – jedenfalls jenseits von PISA-Rankings und Bologna-Studentenproteste: Da passiert einfach zu wenig Spektakuläres, zu wenig sinnlich Wahrnehmbares … (was ist schon eine persönliche Erkenntnis gegen ein Nacktfoto im Internet).

Für mich persönlich ist das LfM-Projekt unter anderem aus interdisziplinärer Sicht interessant: Neben der Kommunikationswissenschaft arbeiten wir da auch mit Rechtsexperten zusammen. Zudem sind die in der Studie zu behandelnden Fragen relevante und wiederkehrende Punkte auch für didaktisches Handeln, wenn Web. 2.0-Anwendungen zum Einsatz kommen sollen.

Über den eigenen Tellerrand blicken

In diesem Herbst/Winter ist unser Doktorandenkolloquium relativ variantenreich: drei Writers´ Workshops (siehe z.B. hier), von denen noch einer (in zwei Wochen) aussteht, ein „normaler“ Termin mit der Vorstellung erster Dissertationsideen von angehenden Doktoranden sowie zwei Workshops mit externen Gästen. Gestern war der zweite dieser Workshops, der unter dem Thema „Tutoring-Coaching-Mentoring an Hochschulen“ stand – natürlich auch mit Bezug zur Nutzung digitaler Medien (siehe auch hier). Den Einstieg machten drei Kurzpräsentationen zur Klärung der Begriffe Tutoring, Coaching und Mentoring, was Hannah, Marianne und Silvia übernommen haben. Im Anschluss daran durften wir unsere Gast Marc Egloffstein begrüßen, der seine Forschungsarbeiten zum mediengestützten Tutoring im Rahmen eines Kurses zum wissenschaftlichen Arbeiten an der Hochschule vorstellte. In Kleingruppen haben wir dann im zweiten Teil des Kolloquiums theoretische, praktische und empirische Aspekte speziell von Tutoring und Coaching im Rahmen der Hochschule diskutiert.

Mich persönlich haben gestern vor allem praktische und empirische Fragen bewegt:

Praktisch habe ich mir schon des Öfteren die Frage gestellt, was man eigentlich alles an studentische Tutoren delegieren kann und was nicht, wer ein Tutor sein kann und welche Unterstützung nötig ist u. ä. Ob es immer so gut ist, gerade Themen wie wissenschaftliches Arbeiten im ersten Studienabschnitt fast ausschließlich in die Hände studentischer Tutoren zu legen, bezweifle ich. Meist werden organisatorische Gründe angeführt (zu viele Studierende), aber auch Statusgründe (Profs kümmern sich allenfalls um die Absolventen in Sachen wissenschaftliches Arbeiten). Ob das wirklich sinnvoll ist? Dazu kommt, dass man wohl, so meine Überlegung, Methodenlehre und wissenschaftliches Arbeiten (im Sinne einer wissenschaftlichen Haltung sowie wissenschaftlichen Denkens und Handelns) besser verknüpfen, aufwerten und anders organisieren müsste. Tutoren sollten da eingebunden werden, aber eben „eingebunden“ und nicht alleinig beauftragt.

Empirisch sind es immer wieder ähnliche Fragen, bei denen ich hängen bleibe. Speziell bei der Forschung zum Lernen und Lernen ist mir gestern nochmal aufgefallen, dass man mehr darüber nachdenken müsste, inwieweit Erhebungen auch Interventionen sind (z.B. Interventionen zur Anregung von Reflexion), ob man das als „Störproblem“ interpretieren oder auch mal anders nutzen könnte. Außerdem haben wir ein bisschen über die Dominanz von Befragungen auf unserem Gebiet diskutiert, wofür es viele gute Gegenargumente gäbe, und wir sind mal wieder bei der Frage gelandet, wie sinnvoll die Übernahme einer eher naturwissenschaftlichen Forschungsauffassung für die Bildungswissenschaften sind.

Fazit: Ich stelle immer wieder fest, dass es eine große Bereicherung ist, Gäste im Kolloquium zu haben, die auch einen aktiven Beitrag leisten, mit uns diskutieren und über diesen Weg dabei helfen, dass man ab und zu über den Tellerrand der eigenen Gruppe blickt. Ich hoffe sehr, dass wir das im nächsten Kolloquiumszyklus (April bis Juni 2011) fortsetzen können.

Wer spricht denn von Wissensmanagement?

Ich weiß: Über das Thema Verwaltung habe ich in diesem Blog schon öfter mal geschrieben. In einer der letzten Sitzungen meinte ein Kollege ganz erzürnt, er werde doch nicht für Verwaltungsarbeit bezahlt und würde jetzt einfach mal alles liegen lassen. Wer hat sich nicht schon diese Frage gestellt und sich in kühnen Tagträumen ausgemalt, einfach mal keine Verwaltungsarbeiten mehr zu übernehmen. Gut, man ist als Professor zur „akademischen Selbstverwaltung“ verpflichtet. Es fragt sich nur, was da alles dazugehört. Sekretariatsstellen werden in München zunehmend eingestampft. Aber welcher Prof braucht heute noch eine persönliche Sekretärin? „Bändchen abtippen“, Termine vereinbaren, den Prof vor unangemeldetem Besuch schützen, Telefonate durchstellen – das ist von vorgestern und wäre wahrscheinlich vielen von uns eh nur lästig. Also okay – wir brauchen keine klassischen Sekretariate mehr. Man hatte da (in München und woanders auch?) die Idee und Hoffnung, das würde durch „Assistenzstellen“ etwa für Forschung oder Lehre ersetzt. Nun aber mehren sich die Stimmen, die meinen, das sei wohl eher ein frommer Wunsch gewesen.

Also macht man alles selber!? Drittmittelanmeldungen, Personaleinstellungen, Finanzberechnungen, Kontrolle kryptischer Kontoauszüge, Materialbestellungen usw. usw. Nun wäre das an sich vielleicht gar nicht das Schlimmste. Was mir aber wirklich den letzten Nerv raubt ist, dass viele dieser Vorgänge pseudoformalisiert, in Wirklichkeit aber überhaupt nicht vernünftig und vor allem nicht systematisch festgeschrieben und natürlich nirgendwo dokumentiert sind. Seit über einem halben Jahr bin ich permanent auf der Suche nach Informationen, die ich mir an den verschiedensten Stellen zusammensuche – bisweilen mit der Erkenntnis, dass die Auskunft von zwei Stellen zum selben Vorgang keineswegs identisch sein muss. „Muggling through“ – das scheint eine wichtige Strategie zu sein, die aber dann nicht mehr funktioniert, wenn sich die Vorgänge häufen, die man unter einen Hut bringen muss. Ich verstehe das einfach nicht, warum Universitätsverwaltungen dieses Problem nicht vernünftig in den Griff bekommen. Wer spricht denn von Wissensmanagement? Es geht um simples Informationsmanagement, um die prägnante, online zugängliche Dokumentation von Abläufen in einer verständlichen Sprache, die auch für Wissenschaftler nachvollziehbar ist.

Was wir bräuchten, wären so was wie „Schnittellenmanager“ zwischen den Fakultäten (und da am besten getrennt für Forschung und Lehre) und der Verwaltung, damit wir – die Wissenschaftler – feste Ansprechpartner hätten und nicht rumgereicht werden müssten wie Valentins Buchbinder Wanninger. Die Verwaltungsangestellten können dafür in der Regel nichts, das ist ein strukturelles Problem, das man mal „Top-down“ lösen müsste.

In der Zwischenzeit kann man wohl nur selbst versuchen, solche Dokumentationen zu erstellen, und sollte diese dann altruistisch anderen – vor allem neuen Kollegen/innen – zur Verfügung stellen. Und klar, da fragt man sich dann schon: Wird man dafür tatsächlich bezahlt?

Mehr als therapeutischer Charakter

Besorgt war ich nicht, denn unsere Doktorandengruppe ist nicht nur engagiert, sondern experimentierfreudig und insgesamt mit weitgehend guten Nerven ausgestattet, aber etwas angespannt schon: Gestern Nachmittag nämlich stand der erste Writers´ Workshop im Doktorandenkolloquium an. Angesichts der Tatsache, dass ich selbst noch nie einen solchen Workshop besucht hatte und das Konzept quasi nur vom Hörensagen und aus der Literatur kannte, war es schon ein bisschen gewagt, so etwas gleich selbst zu organisieren. Aber es hat erstaunlich gut geklappt. Auf der Kolloquiumsseite (hier) habe ich die bereits die aus meiner Sicht wichtigsten Erkenntnisse dargestellt, aber weil es wirklich eine besondere Erfahrung war, möchte ich es hier in meinem Blog schon auch nochmal bringen.

Sehr schön war, dass wir zu unserem ersten Writers´ Workshop-Experiment Reinhard Bauer zu Gast hatten. An sich nämlich hat er mit seinem Vorschlag, Writers´ Workshops im Rahmen von Doktorandenkolloquien durchzuführen, den Stein ins Rollen gebracht. Mir leuchtete das Konzept schnell ein und gerne habe ich daher mit ihm auf kurzem Wege vor nicht allzu langer Zeit eine Forschungsnotiz erstellt, mit der wir sozusagen gleich Nägel mit Köpfen gemacht haben.

Wie war es jetzt also? Im Prinzip ließ sich alles wie geplant umsetzen; auch mit der Zeit sind wir recht gut ausgekommen. Es war anstrengend, aber machbar. Folgende Dinge haben sich aus meiner Sicht besonders bewährt: (a) Es ist sinnvoll, wenn – wie in unserem Fall bei drei Textbesprechungen – drei verschiedene Moderatoren tätig sind. Ihr Zeitmanagement und ihre Zusammenfassungen sind wichtig und verteilen sich so auf mehrere Schultern. (b) Dass sich der Autor bei der Textbesprechung von der Gruppe abwendet, erschien mir zunächst seltsam, aber es hat sich ebenfalls als sehr wichtig herausgestellt: Auf diese Weise spricht man wirklich über den Text und es kommt gar nicht erst der Verdacht (wie sonst oft) auf, man würde direkt die Person kritisieren. Vielmehr sind es wirklich die Sätze, Abschnitte und der Text als Ganzes, den man „im Blick“ hat. (c) Dazu gehört, dass sich der Autor NICHT verteidigt, sondern sich die Textbesprechung einfach erst mal kommentarlos anhört. Das mag schwer fallen, hat aber etwas Entlastendes – für alle Beteiligten. (d) Bedeutsam ist aus meiner Sicht zudem, zunächst einmal die positiven Aspekte des Beitrags herauszuheben: Zunächst wirkte das auf mich als etwas, was ein bisschen „therapeutischen Charakter“ hat, und letztlich verzichtbar ist (weil gut ist, was man nicht kritisiert). Aber in der Situation selbst ist es dann doch nicht so: Ich habe es als zur Textbesprechung notwendig dazugehörend erlebt. (e) Schließlich ist es nicht nur ein ungewöhnliches Ritual, sondern sinnvoll, dem Autor am Ende zu danken, denn: Man hat allen Grund dazu. Nicht nur der Autor lernt nämlich etwas bei so einer Textbesprechung, sondern ich denke, wir haben ALLE etwas dabei gelernt. Man lernt am Beispiel des anderen.

Für mich als Betreuerin der Arbeiten war es ausgesprochen positiv, auch mal das Thema Stil und Sprache in wissenschaftlichen Texten mit allen zusammen zum Thema machen zu können. Genau das nämlich läuft üblicherweise in Zwiegesprächen ab. Und das ist an sich schade, denn auf viele typische „Fehler“ und Fallstricke beim Schreiben treffen fast ALLE (in unterschiedlicher Verteilung und Gewichtung) und man kann daher auf jeden Fall auch „am  Modell lernen“. Einige Kommentare gestern haben darauf hingewiesen, dass das nicht nur mein persönlicher Eindruck ist. Üblicherweise haben wir in den Kolloquien nur die Inhalte im Blick. Diese sind ja auch erst mal primär, aber man muss seine Gedanken ja auch zu Papier bringen und diesen Schritt, den vollzieht dann doch jeder gewissermaßen „in Einsamkeit“. Genau das bricht man mit einem Writers´ Workshop exemplarisch auf und dabei ergeben sich eine Menge Lernchancen. In einem Monat findet der zweite Workshop statt; den letzten haben wir dann im Dezember. Ich lasse nebenher eine kleine (interne) Evaluation laufen und werde die Ergebnisse an Weihnachten auf jeden Fall an alle Interessierten kommunizieren.

Nachtrag (17.10.2010): Weitere Einschätzungen gibt es bereits bei Tamara und Frank.

Sitzungsgeschädigt

Sitzungen an der Universität sind unvermeidlich und wohl auch unverzichtbar. Die Übernahme von Ämtern in der akademischen Selbstverwaltung ist ebenfalls eine Notwendigkeit und Professoren sind dazu verpflichtet – es gehört AUCH in ihr Aufgabengebiet. Je mehr Aufgaben und Ämter es gibt und je stärker bürokratische Vorgänge aufgebläht werden, umso höher wird der Informations- und Kommunikationsbedarf an den Fakultäten. Das wiederum führt zu zahlreichen Sitzungen, und die – so meine zunehmende Erfahrung – laufen im harmlosen Fall einfach nur ineffizient, im schlimmsten Fall zermürbend ab. Zermürbend wird es dann, wenn man zu keinen oder nur halben Entscheidungen kommt, obschon man großen Informations- und Kommunikationsaufwand betrieben hat. Ich denke, jeder kennt es: Es kommt leider oft vor, wenn auch sicher nicht immer. Ich jedenfalls fühle mich zunehmend sitzungsgeschädigt. Insbesondere zweifle ich am Sinn besonders vieler und langer Sitzungen, die manche für notwendig halten, um etwas auszudiskutieren. Aber: Bereits nach zwei Stunden lässt bei den meisten die Konzentration nach und die Stimmung wird gereizter.

Gestern war wieder so ein Tag und dann stelle ich mir schon die Frage, ob man dieses Problem nicht zumindest angehen müsste. Zum einen ist es ein strukturelles Problem, das man nicht individuell lösen kann: Es ist ein Unding, dass der Zeitanteil für Aufgaben außerhalb von Forschung und Lehre dermaßen überdimensional wird. Warum kann man sich dagegen nicht wehren? Meine These ist, dass einer der Gründe für diesen Umstand darin besteht, an den Universitäten (und nicht nur dort) wirklich ALLES regeln zu wollen, was dann die bürokratischen Vorgänge wachsen lässt. Zum anderen ist es aber auch ein operatives Problem. Ich denke, in vielen Aspekten könnte man mit verfügbaren Sitzungszeiten auch effizienter umgehen: Eine stringente virtuelle Vor- und Nachbereitung könnte schon mal Entlastung schaffen und – so meine nächste These – die Qualität von Diskussionen und Entscheidungen auch verbessern. Das aber erfordert Disziplin und eine gewisse Medienkompetenz (was wir ja auch von den Studierenden fordern). Und da hakt es schon mal. Daher wird es wohl vorerst dabei bleiben, dass man so manchen Abend sitzungsgeschädigt nur noch mit völlig leerem Kopf etwas Anspruchsloses konsumieren kann.

Keine Zwangsmaßnahmen

Und schon ist Oktober – ein neues Studienjahr beginnt und eine neue Runde unseres Doktorandenkolloquiums, das mir in den vielen Jahren besonders ans Herz gewachsen ist (ich bekomme diese Veranstaltung übrigens nicht mal im Lehrdeputat angerechnet). Der erste Termin war dem Thema Fallstudien gewidmet und stellte ein konkretes Beispiel, nämlich das Fallstudiennetzwerk Enterprise 2.0,  in den Mittelpunkt. Das Gute dabei: Wir hatten die „Macher“ als Gäste dabei. Auf unserer Kolloquiumswebseite findet sich ein kurzes Resümee zur Veranstaltung (hier).

Meine persönliche Hoffnung ist, dass man sich mit der Umsetzung der Bologna-Idee für ein „Strukturiertes Doktorandenstudium“ an möglichst vielen Unis Zeit lässt. Warum? Weil ich es SEHR schätze, meine Doktoranden in dieser Phase inhalts- und personenangemessen begleiten und mit frei gestaltbaren Veranstaltungen unterstützen zu können – und zwar so, wie ich es für richtig halte. Auch da Vorgaben, Credit Points und Zwangsmaßnahmen umsetzen zu müssen, das würde mir wahrscheinlich die bisherigen Freude an der Doktorandenbetreuung verderben. Natürlich weiß und sehe ich, dass es leider auch ganz viele Doktoranden gibt, die schlecht betreut werden und die würden von mehr Vorgaben wahrscheinlich profitieren. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Fakultäten im Falle von Bologna-Vorgaben zum Promotionsstudium selbst entscheiden können, wie sie das handhaben. Dann nämlich könnte man berücksichtigen, ob das Engagement einzelner Wissenschaftler ausreicht oder ob man Vorgaben braucht.

E-Learning im Sport – angekommen?

Im April 2010 habe ich schon mal das Thema „Sport und digitale Medien“ erwähnt (hier). Zeitgerecht haben Marianne und ich Ende Juni unsere Expertise zum E-Learning in Sportorganisationen fertig gestellt … und eine ganze Menge dabei gelernt, nämlich wie Vereine und Verbände mit diesem Thema umgehen. Nun ist die Expertise erfreulicherweise online und kann hier abgerufen werden. Frank hat (hier) bereits vor einigen Tagen darüber berichtet.

Ich hoffe, dass die Expertise ein wenig zur Transparenz zum Thema Lernen und Lehren mit digitalen Medien im Bereich der Aus- und Fortbildung in Sportorganisationen beiträgt. Wie in anderen Kontexten auch, ist speziell der E-Learning-Begriff im Sport mit recht diffusen Vorstellungen verbunden. Je nachdem, auf welchem Weg Ausbilder und Trainer mit dem Thema in Berührung kommen, prägt das ihre Vorstellungen und Annahmen, was machbar und sinnvoll ist. Da kann man sich an die Diskussion auf der letzten GMW (2009 in Berlin) und die dort geführte Diskussion um den E-Learning-Begriff zurückerinnern (z.B. hier): Ist er noch nützlich oder schon schädlich? Gibt es da bereits zu viel verbrannte Erde oder lassen sich falsche Assoziationen reduzieren? Eine wirklich schlüssige Antwort habe ich da immer noch nicht … Die Expertise jedenfalls könnte für die Zielgruppe in dieser Hinsicht eine Hilfe sein – hoffentlich!

Rasende Zeit

Körpergröße und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind ein besonders anschaulicher Spiegel für das unerbittliche Fortschreiten von Zeit: Was ist ein bloßes Datum (obschon es einem dasselbe sagt) gegen das Wachstum von 49 cm auf 186 cm in 17 Jahren? Geburstage laden dazu ein, sich dieses Phänomens besonders bewusst zu werden – und bei uns ist das immer mitten in der Sommerpause der Fall, wenn mein Sohn Geburstag hat. Während man als Mutter oder Vater erst Jahre in gebückter Haltung verbringt, um den lieben Kleinen nah zu sein, dreht sich der Spieß so schnell, dass man das Gefühl hat, irgendwas verpasst zu haben. Bald ist mein Sohn im selben Alter wie die Studierenden, mit denen ich fast täglich zu tun habe … schon ein sonderbares Gefühl. Es wird Zeit, dass ich die Blog-Pause beende und mich inhalltichen Dingen zuwende … auch wenn genau das die rasende Zeit wohl kaum aufhalten wird.

Call für die Sommerpause

Ein neuer Call für die Zeitschrift für E-Learning steht an: Es geht um den Einsatz von digitalen Medien in Praxisphasen des Studiums – ein Thema, das Rolf Schulmeister und mir recht viel versprechend erscheint, weshalb wir schon vor längerer Zeit beschlossen hatten, dass dazu mal ein Themenheft her müsste. Unter „Praxisphasen“ verstehen wir keine praktischen Abschnitte innerhalb von Lehrveranstaltungen, sondern: Kurzpraktika z.B. von vier Wochen Dauer, Praktika von einem Semester Länge, Exkursionen und Auslandsaufenthalte – also Phasen des Studiums, zu denen man den Lernort quasi nach „draußen“ (außerhalb der (Heimat-)Universität) verlegt. Kurze Exposés können an Rolf Schulmeister und mich bis Ende September gesendet werden. Der Call findet sich hier.

Am besten also gleich den Urlaubsmonat August dazu nutzen, bevor im September wieder der Tagungsmarathon beginnt. Ich werde nämlich den August ebenfalls wieder „kürzer treten“ und eine Blogpause einlegen. Leider steht dieses Jahr kein Inselurlaub an (erstes nächstes Jahr wieder) und wir müssen uns mit einem Kurzurlaub begnügen. Aber wir werden zuhause etwas mehr „die Füße hochlegen“, ich möchte mir etwas Zeit zum Nachdenken gönnen, Wandern und Schwimmen gehen und hoffe, dass ich mich im September wieder mit neuer Energie zurückmelden kann. Bis dann und allen einen schönen (Spät-)Sommer.

Schreiben lernen

Reinhard Bauer von der Donau Universität Krems (Mitarbeiter von Peter Baumgartner) ist mit einer spannenden Idee auf mich zugekommen, nämlich „Writers´ Workshops“ in der Nachwuchsförderung, genauer in Doktorandenveranstaltungen, einzusetzen. Seine guten Erfahrungen damit im Zuge von Konferenzen zur Musterforschung haben ihn dazu veranlasst (auch Peter hat darüber hier in seinem Blog berichtet). Was ich wirklich bemerkenswert fand ist, dass Reinhard gleich einen konkreten Vorschlag für eine Forschungsnotiz gemacht hat! Ich habe das sehr gerne aufgegriffen und innerhalb weniger Tage haben wir auf diesem Wege eine Forschungsnotiz (sie ist hier bereits online zugänglich) erstellt, in der nicht nur beschrieben wird, was „Writers´ Workshops“ sind (weswegen ich das jetzt hier nicht extra erkläre). Man kann da auch lesen, wie wir das im Doktoranden-Kolleg „Lifelong Learning“ der Universitäten Graz, Klagenfurt und Krems einerseits und im Doktorandenkolleg der Professur für „Lehren und Lernen mit Medien“ an der UniBw München andererseits mal ausprobieren wollen. Quasi wie von selbst sind wir da zu unserem ersten „Gastautor“ bei unseren Forschungsnotizen gekommen – unkompliziert und schnell. Wäre ja eine tolle Sache, wenn das öfter mal passiert. Ein großer Dank geht da an Reinhards Engagement!

Ich bin gespannt, wie uns die Umsetzung gelingt, ob meine Doktoranden jetzt nicht komplett davon überfahren sind und auch mitziehen, und welche Erfahrungen wir damit machen.