Insgeheim finden sie mich vielleicht naiv …

Wie jedes Jahr kündige ich auch jetzt, Ende Juli, eine August-Blog-Pause an. Aber diesmal kann ich das mit einer besonderen Nachricht verbinden (wer sich durch die zusätzlichen Blog-Bereiche geklickt hat, die hier vor kurzem hinzugekommen sind, weiß freilich schon Bescheid): Nach dreieinhalb Jahren an der Universität der Bundeswehr München verlasse ich diese Ende August und beginne am 1. September an der Zeppelin Universität (hier ein paar Hinweise zu den formalen Eckdaten der ZU).

Mit dem 01.09.2013 endet dann auch mein Beamtenstatus – eine Entscheidung, die in der Regel eher wenig Verständnis hervorruft. Zu diesem Thema gibt es hier auf Spiegel online ein nettes Interview (ist von Ende Januar 2013) mit einem Lehrer, der seinen Beamtenstatus aufgegeben hat. Auch er meint von seinen Kollegen: „insgeheim finden sie mich vielleicht naiv“, kontert aber mit dem Hinweis: „Ich bin auf Lebenszeit Vater – und sonst nichts.“ ;-).

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einbläuen, einpauken, einhämmern

Endlich habe ich es zu Ende gelesen – das Buch von Yehuda Elkana und Hannes Klöpper mit dem Titel „Die Universität im 21. Jahrhundert. Für eine neue Einheit von Lehre, Forschung und Gesellschaft“ (2012).

Bei socialnet gibt es sogar zwei Rezensionen (hier und hier), die den Inhalt zusammenfassen und ein kurzes, lobendes, Fazit ziehen. Teilweise kann ich mich den Rezensenten anschließen. Insbesondere die Ausführungen zu historischen Hintergründen und internationalen Zusammenhängen und Unterschieden sind gut zu lesen und verschaffen einem auf unterhaltsame Weise einen Überblick. Zudem werden viele relevante Themen angeschnitten und auch dargelegt, dass und wie diese zusammenhängen (Beispiel: heutige Forschungs- und Förderpraxis, Lehrevaluationen, Ansprüche der Anschlusssysteme etc.). Dass Zweck und Ziele der Universität umfänglich reflektiert werden und in diesem Zusammenhang auch konkrete Beispiele angeführt werden, hat das Buch für mich auf jeden Fall lesenswert gemacht (Nebenbemerkung: Das Kapitel zur „Renaissance der Rhetorik“, Kap. V., finde ich sehr interessant; ich sehe da unter anderem eine Reihe von Anknüpfungspunkten zu Herausforderungen der Vermittlung – jenseits der platten Trichtermetaphorik).

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Nein, ich will nicht "kooperieren"

Vermutlich landen im Moment nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen Bloggern vermehrt Anfragen der folgenden Art: „Mein Name ist … und ich bin von …. . Wir sind eine Agentur für (oder: Spezialisten für) ….. Wir sind stetig auf der Suche nach spannenden (oder: interessanten oder guten) Internetseiten und kompetenten Partnern. Ich bin / wir sind auf Ihren Blog … aufmerksam geworden. Können wir einen themenrelevanten Gastbeitrag veröffentlichen? Unter welchen Bedingungen? … etc.“

Der Text ist ungefähr immer der gleiche – mit ein paar Abwandlungen: mal ein bisschen länger, mal etwas kürzer, mal mehr Wissenschaft suggerierend, mal offen kommerziell. Das kommt immer wieder mal vor, aber diese Woche gleich vier Mal – was ist da los?

Antwort an alle Interessenten: Nein, danke! Gastbeiträge ermöglichen, so wie das Christian ab und zu macht, finde ich eine gute Idee: also Kollegen/innen, Studierenden etc., die keinen eigenen Blog haben möchten, aber etwas zum Blog Passendes zu sagen haben (das man nicht in einem Kommentar verstecken möchte), eine Chance des schnellen Publizierens geben. Alles andere: Nein, Leute, da habt ihr die Idee eines Wissenschaftlerblogs nicht verstanden. Ich will auch nicht kooperieren – in Bezug auf was denn, wie und wozu? Unter Kooperation verstehe ich etwas anderes als Links setzen und Werbebeiträge posten – unter welchen Bedingungen auch immer.

Im Moment antworte ich noch höflich, obschon ich mir das wahrscheinlich sparen könnte, weil die gleiche Mail sicher zig Mal versandt wird. Daher: Künftig wandern diese Anfragen besser gleich in den Papierkorb.

Nicht fehlerfrei

Wie man auf der linken Seite des Blogs sieht, habe ich ein paar Erweiterungen vorgenommen. Unter http://gabi-reinmann.de findet sich künftig nicht nur mein Blog (seit einiger Zeit unter neuem Namen: Denkzettel), sondern dort stehen nun auch Informationen zu Publikationen, Lehrtätigkeit sowie Forschung und Entwicklung. Wer mal reinschauen möchte, wird sehen, dass im Herbst (genauer: ab September) bei mir ein paar Veränderungen anstehen. Ich werde dazu vor der August-Sommerpause noch etwas sagen. Im Moment bin ich grad noch mit anderen Dingen beschäftigt. Sollten jemandem zufällig falsche Links oder andere Fehler auffallen – ich freue mich natürlich über Hinweise via Kommentar oder E-Mail. Bei diesen Mengen an Information dürfte das nicht fehlerfrei über die Bühne gehen, fürchte ich. Also schon mal Danke!

Kompetenz-Bedenken und akademische Medienkompetenz

Im Zuge der Mitarbeit bei der Initiative „Keine Bildung ohne Medien“ entsteht aktuell ein Buch. Wir haben uns sehr gefreut, dass auch wir angefragt worden sind, einen Beitrag zu leisten. Unser Artikel zur akademischen Medienkompetenz wurde angenommen, allerdings mussten wir die Literatur kürzen. Da wir aber natürlich nicht verschweigen wollen, welche Autoren wir letztlich herangezogen haben, auch wenn wir sie nicht unmittelbar zitieren, stellen wir (Silvia Hartung, Alexander Florian und ich) den Beitrag mit der vollständigen Literaturliste online als Preprint zur Verfügung.

So ganz überzeugt bin ich nach wie vor nicht, dass uns der Medienkompetenzbegriff wirklich näher bringt. Aber wenn wir ihn verwenden, dann ist es meine Überzeugung, dass man die damit verbundenen Implikationen für das akademische Umfeld spezifischer bestimmen muss. Wir hoffen, dass unser Artikel in diese Richtung geht und ein paar brauchbare Impulse gibt.

AkademischeMedienkompetenz_Reinmann_Hartung_Florian

Zeit und Geld

Nun ist es soweit: Der Träger-Verein für die Open-Access-Zeitschrift iTeL (Interdisziplinäres Journal für Technologie und Lernen) ist ordnungsgemäß gegründet (hier habe ich von der Gründungssitzung der Zeitschrift Mitte April berichtet) – eine wichtige Voraussetzung, um auch formal (ohne Verlag) beginnen zu können. Zunächst gibt es eine Art Interimswebseite (hier), auf der ab nächster Woche die wichtigsten Dokumente für einen allmählichen Start öffentlich zugänglich sein werden (Darstellung des offenen Begutachtungsverfahrens, an dem mir persönlich besonders viel liegt, Autorenrichtlinien, erster Call etc.).

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Nicht nur von Interdisziplinarität reden

Nun wird es mal Zeit, dass ich kurz vom erfolgreichen Abschluss dreier Dissertationen berichte: Carsten Druhmann, Diana Jurjević und Markus Steidle haben alle nacheinander Anfang 2013 ihre Dissertationen abgegeben und im letzten Monat – also im Mai – ihr Kolloquium absolviert: also einen Vortrag zu ihrer Arbeit gehalten und sich der Diskussion mit drei Prüfern gestellt.

So unterschiedlich die drei Arbeiten waren, gibt es doch auch eine Gemeinsamkeit, nämlich die, dass sie alle in irgendeiner Form interdisziplinär ausgerichtet waren – mit allen Höhen und Tiefen, die damit verbunden sind.

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Hochschuldidaktik 2014

Es nun schon wieder fast zwei Monate her, dass ich den Studientext Didaktisches Design nun das letzte Mal aktualisiert habe – allerdings nur im Hinblick auf ein paar wenige zusätzliche Literaturquellen und wieder mal die Bereinigung einiger Tippfehler.

Hier die aktualisierte Version:

Studientext_DD_April13

Ein letztes Mal aktualisiert heißt: In dieser Form werde ich den Studientext nicht mehr fortführen. Vielmehr wird der (lange gewachsene) Text der Kern einer neuen Schrift zum Didaktischen Design in der Hochschullehre werden. Zusammen mit Sandra Hofhues und Silvia Hartung soll dieses Buchprojekt (keine Sorge: auch im Open Access-Format) realisiert werden. Einen genauen Titel haben wir noch nicht, aber feststeht: Wir wollen ein hochschuldidaktisches Buch machen und damit unter anderem auch UNSER Verständnis von Hochschuldidaktik explizieren.

Heute hatten wir dazu unser „Auftakttreffen“. Wir werden das Buch allerdings nicht in drei Stunden schreiben und auch sonst keinen Geschwindigkeitsrekord an den Tag legen, aber auch kein Jahrhundertwerk daraus machen: Geplant ist, das Buch im Frühsommer 2014 fertig zu haben – ich denke, das schaffen wir. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in diesem Team mit Personen, deren Arbeitsweise mir vertraut ist. Das nämlich ist aus meiner Sicht eine ganz wesentliche Voraussetzung für ein solches gemeinsames Vorhaben, dem ich zuversichtlich entgegensehe.

Vortragskonserve

Wegen eigener Veranstaltungen konnte ich gestern leider nicht persönlich der Einladung folgen, auf der Nachwuchstagung der Fachgesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd), Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW), Sektion Medienpädagogik (DGfE) und der Fachgruppe E-Learning (GI) an der Universität Potsdam (hier das Programm) einen Vortrag zu Design-Research zu halten. Daher habe ich eine kleine „Vortragskonserve“ gemacht und gehe davon aus, dass Sandra und Mandy, die mich ja gut kennen, mit diesem Inhalt vor Ort eine gute Diskussion in Gang bringen konnten. Den Vortrag kann man online hier abrufen (falls das nicht funktioniert, bitte über diesen Link gehen).

Jetzt regen sich die Männer auf

Vor kurzem habe ich den jungen Kabarettisten Till Reiners (toll!) gehört und mir ist folgende Passage (hier nur sinngemäß skizziert) im Kopf hängen geblieben: Man regt sich ja oft über Dinge auf, die genau genommen ziemlich irrelevant sind – z.B. darüber, dass kaum mehr jemand das Futur II richtig verwenden kann. Man regt sich darüber dann so auf, dass für Meldungen über Waffenlieferungen in Krisengebiete keine Wutreserven mehr da sind. Die sind verbraucht – z.B. für das Futur II.

Das ist mir eben wieder eingefallen, als ich gelesen habe: „Uni Leipzig verweiblicht ihre Grundordnung“. Weil es Streit über die ewigen Bindestrichschreibweisen gab, hat man kurzerhand entschieden, jetzt nur noch die weibliche Form zu nutzen. Ja, warum nicht? Von mir aus; Hauptsache diese sprachlichen Stacheldrähte sind weg. Auf die Frage „Ist das ein Signal für das Binnenklima an den Hochschulen?“ erklärt Prof. Dr. Friederike Maier von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin in einem kurzen duz-Interview: „Natürlich, denn wenn wir Frauen klagen, dass wir uns ausgegrenzt fühlen, dann ruft das in der Regel ein mildes Lächeln der Kollegen hervor. Jetzt läuft das mal andersrum und die Männer regen sich auf.“

Und die Frauen lächeln milde oder schadenfroh? Was für eine Wende – ich bin beeindruckt, denke dann aber doch noch lieber über das Futur II nach. Wenn wir nämlich das verlieren, dann fehlen uns vielleicht irgendwann die Möglichkeiten, in Gedanken durchzuspielen, was sein wird, wenn wir die Leipziger Regelung flächendeckend durchgeführt haben werden.