Potenziell risikoreich

Die neue Interdisziplinäre Zeitschrift für Technologie und Lernen (iTeL) experimentiert mit einem offenen Begutachtungsverfahren. Der erste Open Peer Review-Prozess hat diese Woche begonnen. Das Verfahren im Detail kann man hier nachlesen.

Im Hintergrund wird das Open Journal System (OJS) verwendet (wie es z.B. auch die Zeitschrift für Hochschulentwicklung nutzt). Für das offene Verfahren ist das System an sich nicht ausgelegt, es wurde aber aus dem Kreis der Hauptherausgeber (hier nachzulesen) sozusagen „technisch nachgerüstet“, um das zu ermöglichen.

Uns ist klar, dass es lange dauern wird, bis sich da eine größere Zahl von Wissenschaftlern herantrauen wird, denn natürlich gibt es auch Argumente GEGEN ein Open Peer Review, und Erfahrungen dazu sammelt man bislang vor allem in den Naturwissenschaften, weniger aber in den Bildungswissenschaften. Die Zurückhaltung ist auch in anderen Projekten zu Open Peer Review groß – trotz der seit längerem bestehenden Möglichkeiten ist das einfach nach wie vor außerhalb des Mainstreams und damit potenziell risikoreich.

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Wollten Symposium und bekamen Arbeitsgruppe

Das Thema beschäftigt mich schon lange (siehe z.B. hier): Design-based Research (DBR) oder entwicklungsorientierte Bildungsforschung. Entsprechend groß war die Freude als bereits letztes Jahr die Nachricht kam, dass wir am diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGFE) mit diesem Thema drei Stunden füllen dürfen: Wir wollten ein Symposium, bekamen aber eine Arbeitsgruppe, wobei mir vom Umfang und vom Ablauf her die Unterschiede ehrlich gesagt nicht klar sind. Ich hatte das Konzept mit Dieter Euler eingereicht und gestern haben wir die “Arbeitsgruppe“ abgehalten: so ziemlich am Ende der Tagung mit der Befürchtung, dass nur wenige Interessierte kommen würden – aber es waren überraschend viele da, was ich als hohes Interesse am Thema werte.

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Ganze drei Tage

Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGFE) ist eine sehr große Gesellschaft – trotzdem veranstaltet sie ihren Kongress nur alle zwei Jahre, was vielleicht auch ein Modell für kleine Gesellschaften sein könnte! Vor zwei Jahren durfte ich auf dem DGFE-Kongress in Osnabrück einen Vortrag zur interdisziplinären Vermittlungswissenschaft halten (siehe hier). Nun bin ich wieder da – diesmal in Berlin und das ganze drei Tage! Das liegt daran, dass ich zum einen am Mittwoch zusammen mit Dieter Euler eine Arbeitsgruppe zu Design-based Research haben werde und gestern im Symposium Hochschuldidaktik als Diskutant mitwirken durfte. Das war unter anderem endlich mal eine schöne Gelegenheit, Ludwig Huber persönlich kennenzulernen – den Wissenschaftler, an dem man nicht vorbeikommt, wenn es um das forschende Lernen geht!

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Sträuben gegen Hochschuldidaktik

Im SozBlog schreibt Michaela Pfadenhauer Mitte Februar (hier) über ihre Erfahrungen in einem Seminar in den USA (danke an Sandra für den Link-Hinweis). Ihre (auch als didaktisch bezeichnete) Ausgangsfrage im Kontext der Gestaltung von Lehrveranstaltungen lautet: „Was tun, wenn der Vorbereitungs-Aufwand und der Beteiligungs-Ertrag in keinem Verhältnis zueinander stehen? Wenn bei allem Engagement der Eindruck bestehen bleibt, dass kein Funke überspringt?“ Vermutlich haben sich schon viele Lehrende eine solche oder ähnliche Frage gestellt … sie ist also praktisch höchst relevant.

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Erklären können

Es lässt mich ja trotz aller Schwierigkeiten nicht los – das Vermittlungsthema, das ich im Folgenden fokussieren und auf die Schiene des mündlichen Erklärens schieben möchte. Trotz der Dominanz des Textes bzw. der Schriftlichkeit in der Wissenschaft, finden sich auch Nachwuchswissenschaftler oft in Vortragssituationen bzw. in vortragsähnlichen Situationen wieder, in denen sie „ihre Sache“ erklären müssen und wollen: ihre Forschung bzw. das im Zentrum stehende eigene wissenschaftliche Thema sowie Themen, die sich um diesen Kern gruppieren. Das mündliche Erklären ist nicht einfach nur ein anderer Modus des Erklärens, wie man dies in Texten tut, denn: Auch beim Rezipienten funktioniert das Zuhören anders als das Lesen. Mündlich zu erklären, was man forscht, was der Forschung zugrunde liegt, was die Ergebnisse sind, aber auch was man wissen muss, um die Forschung zu verstehen etc., ist eine eigenständige Herausforderung. Nachwuchswissenschaftler haben wenig Gelegenheit, sich über das mündliche Erklären in verschiedenen Situationen intensiver Gedanken zu machen und die dazu nötige Form von Vermittlungskompetenz im geschützten Raum zu üben,

Zu unterscheiden sind mindestens drei verschiedene Situationsgruppen, in denen Nachwuchswissenschaftler (und natürlich nicht nur diese) eine spezielle Vermittlungskompetenz, nämlich Kompetenz zum mündlichen Erklären, haben sollten. Denn: Nachwuchswissenschaftler … „Erklären können“ weiterlesen

Pendelblick (15): Wie viel passt in einen Terminkalender?

Ich mochte es noch nie – Outlook. Jetzt muss ich es trotzdem nutzen – allein schon wegen des elektronischen Kalenders, der in vielen Organisationen genutzt wird – auch an der Zeppelin Universität (ZU). Dieser Kalender führt dazu, dass auch andere diesen füllen (können), mindestens aber Terminanfragen versenden. Was kommt zusammen an einer Woche? Ein Beispiel – nämlich die gerade zu Ende gehende Woche:

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Alle spielen das Spiel mit

Drittmittel – ein Zauberwort in der Wissenschaft: Wörtlich gibt ein Dritter Geld, damit man an der Universität forschen kann. Kürzlich habe ich darüber nachgedacht, ob es nicht auch Viertmittel geben könnte oder müsste (also als Begriff): Spenden z.B. von Mäzenen der Forschung oder aus Crowdfunding oder das Geld, das externe Doktoranden selbst einbringen, um sich zu finanzieren, die Forschung aber an der Universität machen. Hört sich aber nicht so gut an … In der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre (Ausgabe 2 2014) sind Drittmittel das Leitthema. Darunter ein Beitrag von Stefan Kühl. 2012 bin ich schon mal auf ihn gestoßen (siehe hier) – bzw. auf seine Streitschrift zur Bürokratisierung an Hochschulen (der Sudoku-Effekt). Nun hat er einen Beitrag verfasst, in dem er dafür plädiert, die Logik der Forschungsförderung umzudrehen: nicht Pläne für Forschungsleistungen in der Zukunft, sondern bestehende Forschungsleistungen zu belohnen.

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Wie mache ich das eigentlich?

Kürzlich habe ich einen Artikel (hier) über Funktion, Ziel und Aufgabe von Gutachten am Ende der Promotion gelesen – verfasst von Tassilo Schmitt, Professor für Alte Geschichte an der Universität Bremen. Der Beitrag liefert gewissermaßen Qualitätskriterien für ein gutes Dissertationsgutachten. Wer hier – weil z.B. zum ersten Mal ein Dissertationsgutachten ansteht – unsicher ist, kann sich in diesem Text gute Anregungen holen.

Ich habe den Text auch unter der Frage gelesen, wie meine eigenen Gutachten zu den empfohlenen Kriterien stehen: Sind sie nah dran oder weit davon weg? Ich komme (mit Erleichterung ;-)) zu dem Schluss: ziemlich nah dran:

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Pendelblick (14): Längsdenker auf ausgeflaggten Trampelpfaden

Nach einer längeren Pause, die ich (JA!) für Forschungstätigkeiten genutzt habe, heute endlich mal wieder ein Blick zurück auf die letzte Woche an der Zeppelin Universität (ZU): Semesterbeginn, von dem ich als Noch-nicht-Lehrende zwar nicht allzu viel direkt mitbekomme – allenfalls als Beteiligte an der Einführungswoche. Aber darüber möchte ich heute gar nicht berichten, weil ich nur meine eigene Einführung (zusammen mit Sandra, die dazu unter anderem sehr schöne Videoanker von Studierenden eingeholt hat) miterlebt hatte. Nein, kurz berichten möchte ich über etwas ganz anders bzw. (wieder mal) über einen ganz anderen, nämlich den ZU-Vizepräsidenten Alfred Kieser. Zwar hatte ich natürlich in den letzten Monaten des Öfteren mit ihm zu tun, aber am Anfang der Woche habe ich erst so richtig festgestellt, das er eine Leidenschaft mit mir teilt – er nennt es „Open Evaluation“ in Anlehnung an einen Artikel von Nikolaus Kriegeskorte (erfreulicherweise online zugänglich hier). Ich hatte es bislang immer unter der Bezeichnung „Open Peer Review“ geführt (siehe z.B. hier und an der Stelle natürlich auch zum Open Peer Review-Prozess von iTeL hier). Möglichst bald möchte ich zu dem eben genannten Artikel separat etwas sagen – zum Lesen empfehlen, kann ich ihn aber an dieser Stelle schon mal. Doch zurück zu Alfred Kieser:

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Rund 100 Seiten in fast 10 Jahren

Zum neuen Jahr habe ich ein paar Aktualisierungen unter Freie Bildungsressourcen vorgenommen: Den Studientext „Didaktisches Design“ habe ich vom UniBw-Design befreit, denn das ist ja nun nicht mehr gültig ;-). Zudem habe ich den Reader zur entwicklungsorientierten Bildungsforschung mit einem Preprint ergänzt (hier). Letzterer ist nun bereits auf fast 100 Seiten (bei relativ kleiner Schrift und einzeilig) angewachsen. Das Thema dürfen wir erfreulicherweise auch auf dem kommenden Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (Link zur Tagung hier) präsentieren (zusammen mit Dieter Euler, Peter Sloane, Taiga Brahm und Isa Jahnke); dazu in Bälde mehr. So ein Reader ist letztlich eine Art „Text-Portfolio“, zumal wenn er Beiträge aus einem Zeitraum von nunmehr schon fast 10 Jahren umfasst. 10 Jahre – das klingt so unglaublich lang und ist – noch unglaublicher – doch so kurz. Deutlich wird daran auch, wie lange man braucht, um ein Thema zu platzieren: Jedenfalls war 2013 ein Jahr, an dem es wesentlich mehr Interesse gab an „Educational Design Research“ bzw. didaktischer Entwicklungsforschung (oder wie immer man den Ansatz nennen will, der in den Bildungswissenschaften den Akt der Entwicklung in das wissenschaftliche Denken und Handeln explizit aufnimmt) als in den Jahren zuvor. Hoffen wir mal, dass das so bleibt oder sich steigert und dazu beiträgt, dass die bildungswissenschaftliche Forschungslandschaft noch pluraler wird.