Erklären, was Philosophen tun

Was hat Hochschuldidaktik mit Philosophie zu tun? Vermutlich würden viele darauf antworten: Nichts! Faktisch ist es auch so, dass sowohl im deutsch- als auch im englischsprachigen Bereich Forschung auf Datensammeln beschränkt wird und philosophisches Argumentieren darin eher nichts zu suchen hat. Zu diesem Schluss kommt auch der Neuseeländer Clinton Golding in einem Text von 2013:

Golding, C. (2013). Must we gather data? A place for the philosophical study of higher education. Higher Education Research & Development, 32 (1), 152-155.

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Preußische Strenge und rheinische Gelassenheit

Den „Expertenworkshop Lehr-/Lernformen“, veranstaltet von der Koordinierungsstelle der Begleitforschung des Qualitätspakts Lehre kann man wohl auch als eine Art Netzwerkveranstaltung (wie hier) bezeichnen. Sechs Begleitforschungsprojekte, darunter unser FideS-Projekt, haben am ersten Tag den Stand ihrer Arbeiten präsentiert und – sofern dazu jeweils noch Zeit war – mit den Zuhörern diskutiert. Die Einblicke in die verschiedenen Studien waren für mich sehr interessant und haben die Eindrücke aus der Forschungstagung am HUL wenige Tage zuvor sehr gut ergänzt bzw. erweitert. Eileen, mit der ich zusammen auf der Veranstaltung war, und mir waren die Ergebnisse aus dem Projekt ForschenLernen am vertrautesten, weil wir angesichts der thematisch großen Nähe mit diesem Projekt in einem engen Austausch stehen. Zu den anderen Projekten dagegen hatte ich wenige Kenntnisse. Deutlich geworden ist, dass die psychologisch orientierte Lehr-Lernforschung dominiert: Kompetenzmodelle und dazugehörige Instrumente, Kompetenzen zu erfassen (bei Lehrenden – hier – wie auch bei Tutoren – hier), spielen eine zentrale Rolle in zwei Projekten. Forschung zur Wirkungsweise von Beratungen auf der Basis von Evaluationen – hier – lassen sich ebenfalls gut in diesen thematischen Rahmen einordnen, d.h. auch hier liegt eine lernpsychologische Herangehensweise vor. Mit dem Einsatz digitaler Medien als Interventions- und Forschungsinstrument experimentiert ein Projekt zur studentischen Selbstregulation – hier.

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Rhetorische Macht eines Begriffs

Nun bin ich tatsächlich im Verzug mit Infos über die zurückliegenden Veranstaltungen zur hochschuldidaktischen Forschung, in die ich involviert war. Die vergangenen beiden Tage standen im Zeichen der Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre im Cluster Lehr-Lernformen (siehe hier). Und am Donnerstag und Freitag letzter Woche hatten wir am HUL eine Forschungstagung (siehe hier) mit rund 40 aktiv Beitragenden aus verschiedenen Forschungsrichtungen. Ich bleibe besser im chronologischen Modus und beginne mit letzter Woche.

Ziel der Forschungstagung war es, diejenigen zusammenzubringen und zu vernetzen, die nicht nur aktuell aufgrund laufender Projekte, sondern langfristig an einer hochschuldidaktischen Forschung interessiert sind und daran arbeiten, die Hochschuldidaktik (oftmals auch umschrieben als Lehren und Lernen an der Hochschule) als eigene wissenschaftliche Disziplin voranzubringen. Es gab einen Call zur Veranstaltung und das Interesse daran war gerade so passend, dass wir die anvisierte Zahl von acht Symposien (jeweils zwei davon parallel) an zwei halben Tagen zusammenstellen konnten – mit viel Zeit zum Austausch dazwischen. Bereits die Abstracts im Vorfeld der Veranstaltung hatten deutlich gemacht, dass – wie erhofft – ganz verschiedene Zugänge zu Fragen des Lehrens und Lernens an Hochschulen vertreten sein werden.

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Unplanbar?

Agile Software-Entwicklung kennt man – aber agile Hochschuldidaktik? Die gibt es auch, und es gibt ein Buch darüber von Christof Arn (Hochschule Luzern). Mir war der Autor bis dato nicht bekannt, aber Infos zum Buch hatten mich neugierig gemacht. Die Neugier hat sich gelohnt. Mit großem Gewinn habe ich Arns Buch gelesen: Ich würde sein Thema eher als situative Didaktik bezeichnen, die er der „Plandidaktik“ gegenüberstellt. Gemeint sind (vereinfacht gesagt) die Entscheidungen in der Lehr-Lernsituation, die nicht geplant waren oder grundsätzlich unplanbar sind. Es geht um das „Hier-und-Jetzt“ der sozialen Interaktion zwischen Lehrenden, Lernenden und – so möchte ich ergänzen – der Sache.

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Wo sollte das hinführen?

Es ist bestimmt schon zehn Jahre her (und daher finde ich es leider auch nicht mehr), dass ich von Axel Hacke eine kleine Geschichte über seinen Sohn Luis (damals im Kindergartenalter) gelesen habe: Luis trödelt morgens, obwohl es eilt, und es entsteht ein Dialog zwischen Vater und Sohn. An einer Stelle erklärt Luis, was er sich für den heutigen Tag vornimmt: „Ich werde heute kein Bild malen“. Der Vorsatz ist also einer, etwas nicht zu tun – nicht in dem Sinne, etwas zu unterlassen, was man eh nicht tun sollte, sondern in dem Sinne, etwas bewusst nicht zu machen, was man erwartungsgemäß so tut.

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Eine zu respektierende Entscheidung

Ich bin Psychologin – „von Haus aus“, wie man so schön sagt. 1990 habe ich mein Diplom gemacht. Und sogar meine Habilitation fand immerhin (2000) noch in der Psychologie statt. Aber von einer „theoretischen Psychologie“ hatte ich nie (bewusst) gehört. Psychologie war für mich immer eine „empirische Wissenschaft“. Und heute ist sie eine naturwissenschaftlich-empirische Wissenschaft, und den Dr. phil. (wie meiner noch lautet) gibt es vermutlich auch kaum noch irgendwo in der Psychologie. Und jetzt, 2016, lese ich dieses Buch von Uwe Laucken mit dem spröden Titel „Theoretische Psychologie“ – und von einem spröden Text kann nicht die Rede sein. 434 Seiten – unscheinbar gedruckt an der Universität Oldenburg, gebunden wie eine Dissertation, die vor allem dazu bestimmt ist, im Regal zu stehen. Wie schade! Denn dieses Buch hat mich beeindruckt; dieses Buch sollte genau nicht im Regal verstauben, sondern gelesen werden; dieses Buch hat mir „meine“ Psychologie wieder ein bisschen zurückgegeben.

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Weg aus der schulpädagogischen Engführung

Vor einiger Zeit habe ich das Buch „Allgemeine Didaktik. Ein erziehungstheoretischer Umriss“ von Rotraud Coriand gelesen (Kohlhammer Verlag 2015). Von besonderem Interesse war für mich, wie die Autorin die Allgemeine Didaktik konzipiert und in den erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Gesamtzusammenhang einordnet, denn: Auch die Hochschuldidaktik ist in weiten Teilen eine allgemeine Didaktik; die Auseinandersetzung mit eben dieser scheint mir daher ganz besonderes wichtig zu sein.

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In den Ring steigen

Üblicherweise bezeichnet man eine Vortragsreihe dann als Ringvorlesung, wenn sich verschiedene Dozenten ein Semester lang (in der Regel im wöchentlichen Rhythmus) einem Thema widmen. Im Rahmen des neuen Master of Higher Education nun bemühen wir den Begriff, obwohl wir ein wenig davon abweichen und erst einmal „nur“ zwei Vorträge pro Semester (zu Beginn und am Ende jedes Semesters) zum akademischen Lehren und Lernen (mit allen dazu passenden Aspekten bzw. Themen) anbieten. Den Auftakt macht Rolf Schulmeister, was mich ganz besonders freut, ist er doch der Urheber des deutschlandweit einzigen Masterstudiengangs zur Hochschuldidaktik. Am Donnerstag, den 6. Oktober 2016 um 18:00 Uhr s.t. (Schlüterstraße 51, 2. OG.) wird er über „Workload, Motivation und Studierverhalten im Bachelor. Eine empirische Annäherung“ sprechen (siehe auch hier). Für den zweiten Vortrag haben wir bereits von Peter Baumgartner eine Zusage, dass er mit „in den Ring“ hochschuldidaktischer Vorträge steigt.

Autoethnografisch

An anderer Stelle (hier) habe ich bereits auf ein Thema verwiesen, das in der Methodologie der Bildungsforschung allenfalls am Rande mal thematisiert wird: die Autoethnografie. Inzwischen habe ich mich zusammen mit Tobias noch etwas näher mit diesem Ansatz beschäftigt. Als erstes „Produkt“ ist ein gemeinsamer Impact Free-Artikel (Impact Free 3) entstanden (alle bisherigen Texte unter dieser Rubrik siehe hier), der wiederum der Nukleus für einen (noch zu erarbeitenden) längeren Text mit Bezug zu Design-Based Research sein soll. Wir freuen uns über Kommentare!

Übrigens könnten sich auch Wissenschaftlerblogs als autoethnografisches Instrument eignen. Schade nur, dass dieses Genre nach einer Hochzeit Mitte 2000 doch wieder auf ein eher ernüchterndes Maß zurück gefallen ist.