Ein bisschen wie Radfahren

Die vielen „Aufbauarbeiten“ und immer wieder neuen Herausforderungen in den letzten paar Jahren haben dazu geführt, dass ich im Vergleich zu früheren Semestern eher wenige Lehrveranstaltungen angeboten habe. Im vergangenen Wintersemester dann konnte ich im Rahmen einer Blended Learning-Veranstaltung im Master of Higher Education testen, ob ich es noch kann … also okay – ist ein bisschen wie Radfahren, verlernt man nicht so schnell 😉 Im April, Mai und Juni habe ich nun die Aufgabe, jeweils dreitägige Blockveranstaltungen anzubieten. Inhaltlich und methodisch konzipiert sind alle drei Angebote zu den Themen Curriculumentwicklung, didaktische Prüfungsgestaltung und forschungsnahes Lehren und Lernen bereits. Während mir die Themen vertraut sind, sind es die Formate eher nicht: Drei Tage am Stück werden mich durchaus herausfordern. Blockveranstaltungen in dieser Länge verlangen natürlich eine ganz andere Dramaturgie als die wöchentliche Lehrveranstaltung. Ich bin gespannt, wie gut oder schlecht ich simuliert habe, was es da nun in den kommenden Tagen und Monaten umzusetzen gilt. Ich werde in jedem Fall von meinen Erfahrungen mit dieser Form von Veranstaltung (im Sommer) berichten.

Schnauze voll von der Modulherrschaft

Bereits am 18. März hat das Bundesverfassungsgericht eine Pressemitteilung (hier) verfasst, die – wie nicht anders zu erwarten – viele Kommentare ausgelöst hat. Wörtlich heißt es da im ersten Abschnitt: „Die Regelungen über die Akkreditierung von Studiengängen des Landes Nordrhein-Westfalen, wonach Studiengänge durch Agenturen „nach den geltenden Regelungen“ akkreditiert werden müssen, sind mit dem Grundgesetz (Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG) unvereinbar. Dies hat der Erste Senat mit heute veröffentlichtem Beschluss in einem Verfahren der konkreten Normenkontrolle auf Vorlage des Verwaltungsgerichts Arnsberg entschieden. Das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit steht zwar Vorgaben zur Qualitätssicherung von Studienangeboten grundsätzlich nicht entgegen. Wesentliche Entscheidungen zur Akkreditierung von Studiengängen darf der Gesetzgeber jedoch nicht anderen Akteuren überlassen. Der Landesgesetzgeber hat verfassungskonforme Regelungen mit Wirkung spätestens vom 1. Januar 2018 an zu treffen.“

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Cool auf akademisch

Es gibt Jugendsprachen und das Jugendwort des Jahres. Aber ich musste schon zustimmend (!) schmunzeln, als ich in der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre gleich auf der ersten Seite gelesen habe, dass es auch in der Akademiker-Sprache Trend-Wörter gibt. Ich zitiere einfach mal den Autor Wolfgang Kemp (Emeritus der Universität Hamburg): „Neulich nahm ich an einer Runde von Bewerbungsvorträgen teil: als „Öffentlichkeit“, als Emeritus und als Gast in einem fremden Fach. Hatte sich etwas geändert in der schwierigen Disziplin des gar nicht so heiteren Berufungsratens? Als erstes fiel mir eine Gemeinsamkeit zwischen Kommissionsmitgliedern und Bewerbern auf. Beide sagten sehr gerne „spannend“. Spannend ist geil oder cool auf akademisch. Ich selbst verwende das Wort nie, aber ich unterstütze sehr, dass andere es so oft wie möglich gebrauchen – das ist die einzige Chance, das Wort wieder loszuwerden. Was allerdings dann kommt? Das Gegenteil von spannend hieß übrigens: Ich finde das schwierig.“ Schwierig finde ich nur, wie man die spannende Strategie umsetzt, etwas loszuwerden, indem man es fördert. Ich würde mich aber sehr gern daran beteiligen :-).

 

 

Anekdotisch bis essayistisch

Forschende und lehrende Hochschuldidaktiker an Universitäten zeichnen sich dadurch aus, dass in ihrer Person Wissenschaft (die Wissenschaft vom Lehren und Lernen) und Praxis (die Praxis der Hochschullehre) verschmelzen, oder anders formuliert: Hochschuldidaktiker an Universitäten, wenn sie denn Professuren bekleiden (versus in Serviceeinrichtungen sitzen) befinden sich in der Situation, dass sie zugleich Forscher und Praktiker im gleichen Feld sind: Sie erforschen das akademische Lehren und Lernen und sind zugleich praktisch tätige Akteure in der Hochschullehre. Diese besondere Situation gilt für andere Hochschullehrer nicht der gleichen Form – selbst dann nicht, wenn sie sich im Sinne einer Scholarship for University Teaching ebenfalls forschend mit ihrer Lehre auseinandersetzen, denn nur für Hochschuldidaktiker gilt, dass ihr Praxis- und ihr Forschungsfeld zusammenfallen. „Anekdotisch bis essayistisch“ weiterlesen

Allerbeste Forschung

Einmal im Monat kommt per E-Mail der DHV-Newsletter. Vor ein paar Tagen habe ich die dritte Ausgabe von 2016 geöffnet; die erste drei Kurzmeldungen trugen die Titel: Eckpunkte der Exzellenzinitiative sollen stehen – Hochschulleitungen für exzellente Förderung über Spitzenforschung hinaus – Neue Förderpläne für innovative Hochschulen, wobei es auch unter dem dritten Titel um Leistung und Exzellenz geht. Letzten Monat (siehe hier) sah es ganz ähnlich aus; da hieß es: Exzellenzinitiative I: Imboden-Kommission legt Bericht und Empfehlungen vor – Exzellenzinitiative II: DHV will Neuausrichtung – Exzellenzinitiative III: HRK gegen Exzellenzregionen.

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Neue Inhaltlichkeit

Zufällig bin ich auf die Zeitschrift erwachsenenbildung.at gestoßen. Die Ausgabe 20 vom Oktober 2013 trägt den Titel „Didaktik im Spiegel. Das Ringen um den Kern der Professionalität“, wobei die Professionalität der Erwachsenenbildner gemeint ist.

Die Beiträge von Martin Lehner und Stephan Frank thematisieren die Vernachlässigung des Inhalts in der Didaktik der vergangenen Jahrzehnte – eine Beobachtung, auf die ich erst kürzlich im Zuge der Erarbeitung einer Veranstaltung zur Curriculumentwicklung (hier) aufmerksam gemacht habe.

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Praxis des Vernunftgebrauchs

Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase (FideS) ist das Thema unseres Forschungsprojekts im Rahmen des Programms Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre. Eine unserer Fragen im Rahmen dieses Projekts dreht sich um das Verständnis und die Ausprägung der Forschungsorientierung in der Lehre in Abhängigkeit von verschiedenen Disziplinen. Um hier ein Stück weiter zu kommen, haben wir unter dem Titel „Forschendes Lernen und Wissenschaftsdisziplinen“ am Dienstag einen Expertenworkshop mit rund 30 Personen veranstaltet, die in verschiedenen Rollen mit dem Thema beschäftigt sind: als Lehrende, als Koordinatoren oder Mitarbeiter im Qualitätspakt Lehre, als Forschende. Wir sind mit vielen Fragen und Interessen in den Workshop gegangen:

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Erniedrigungsbürokratie

Manchmal liest man ja was und weiß sofort: Da schreibt jemand öffentlich auf, was man sich selber bisher nur getraut hat zu denken, ohne es laut auszusprechen. Kommt vor! Kam jetzt auch wieder vor, als ich ein Interview mit Reinhard Sprenger gelesen habe, der sich in der Managementliteratur einen Namen gemacht hat. Normalerweise interessiert ich das nicht sonderlich, aber da ich bin hängen geblieben: Sprenger spricht im Interview (hier) von der Entmündigung in großen Unternehmen, von Erniedrigungsbürokratie, psychosozialer Zudringlichkeit und Therapeutisierung. Ein Transfer auf Hochschulen fällt nicht allzu schwer.

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Abschied vom Bildungsinhalt

Curriculumentwicklung – das klingt im Rahmen der Didaktik selbstverständlich. Man sollte also wissen, was das heißt. Ist das so? Im April werde ich eine dreitägige Veranstaltung zur Curriculumentwicklung anbieten. Es ist klar, dass ich mich da nicht darauf verlasse, schon zu wissen, was alles dahintersteckt. Der Beginn der Planung besteht also darin, erst mal das Feld für diese Veranstaltung inhaltlich abzustecken – und ja, noch VOR den Zielen. Nach meinen Recherchen hat sich meine Vermutung erhärtet, dass speziell im Kontext Hochschule keineswegs klar ist, was jemand meint, wenn er Curriculumentwicklung sagt.

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Um keinen Deut besser

Der Stifterverband hat seit diesem Jahr ein neues Online-Magazin: Merton! Namensgeber ist der Unternehmer und Politiker Richard Merton, der sich als Wissenschaftsmäzen einen Namen gemacht und wohl auch den Stifterverband geprägt hat. Der Untertitel des Magazins macht deutlich: Es geht im Bildung, Wissenschaft und Innovation. Ich denke, man kann das neue Informationsangebot in die Wissenschaftskommunikation einordnen. Im jüngsten Interview (hier) streiten Julian Nida Rümelin und Thomas Sattelberger darum, ob wir zu viele oder zu wenige Akademiker haben, ob hohe Abbruchraten von Studierenden von der schlechten Lehre oder davon herrühren, dass nicht alle, die ein Studium beginnen, auch für ein Studium geeignet sind. Über Nida-Rümelins Buch hatte ich (hier) bereits mal geschrieben. Ich konnte seiner Argumentation gut folgen; im Interview sind die Statements etwas schwach, aber die Parolen Sattelbergers leider um keinen Deut besser. Das Interview bricht an der Stelle ab, an der es hätte interessant werden können. Na ja, vielleicht kann man es als Aufhänger für eigene Diskussionen verwenden, für mehr sicher nicht.

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