Da hätte ich jetzt fast eine Expedition verpasst

Forschungsexpedition Deutschland“ – das ist eine „Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger, ihre eigene Expedition zu unternehmen“ und zwar durch die Labore und Denkfabriken der Republik, denn dort laden „Forscherteams in Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Unternehmen alle Interessierten zu einem Blick über die Schulter ein“ – so heißt es auf dem bmbf-Portal, wobei es dazu dann noch eine eigens eingerichteten Web-Seite gibt. Auweia: Habe ich da im Sumpf der Alltagswidrigkeiten gar etwas verschlafen? Nämlich die Ankündigung des Wissenschaftsjahres 2009 und die Tatsache, dass schon bald die Bürger/innen vor unserem Büro stehen und uns über die Schulter schauen wollen? Na ja, wenn noch Platz ist (ich teile mein Büro mit meiner Sekretärin, einem Vollzeit-Mitarbeiter und wer halt sonst noch da ist von unseren studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeitern) – bitte: Gerne! Wir haben an sich immer offene Türen. Und die „Überfüllung“ haben wir im Griff, wir nutzen eben auch den virtuellen Raum und der ist groß genug – also: Das passt schon so! 🙂

Nur informiert hat uns da noch keiner über diese „Forschungsexpedition“. Auch wo es hingeht („Reiseziel“), das scheint man im Bildungsministerium besser zu wissen. Aber: Ich will jetzt nicht nur meckern, sondern diese Seite und ihre Ankündigungen im Auge behalten. Vielleicht kann man sich ja irgendwo vernünftig einklinken – z.B. mit der geplanten Plattform für herrenlose kreative Ideen, abgelehnte Anträge und Low-Budget-Initiativen, die sich für Weiterentwicklungen über einen reichen Mäzen freuen würden.

Blog-Forschung und die Hoffnung auf freie Meinungsäußerung

Endlich haben wir zwei Abschlussarbeiten zum Thema Blogs online; eine dritte kommt demnächst. Es geht um zwei Bachelorarbeiten zu Lehrerblogs und eine Masterarbeit zu Wissenschaftler-Blogs.

Ich hatte die Ergebnisse bereits in einem Vortrag in Karlsruhe verwendet (hier) und versprochen, darauf hinzuweisen, wenn die Arbeiten online sind. Eher selten gelingt es, Abschlussarbeiten so auszuschreiben und (sanft) zu lenken, dass wirklich brauchbare Ergebnisse resultieren, die man auch aufeinander beziehen und in Einklang mit theoretischen Überlegungen im eigenen Team bringen kann. Bei diesen drei Arbeiten ist das sehr gut gelungen und ich möchte den drei Autorinnen dafür an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken.

Zum Thema bloggende Wissenschaftler möchte ich gleich noch auf einen Beitrag von Michael Kerres in seinem Blog hinweisen (hier): Da gibt es wohl nun doch erste Beispiele für Zensur, von denen die von uns befragten Wissenschaftler (noch) nicht berichtet haben. An unserer Universität (Augsburg) bin ich bis dato noch völlig unbehelligt und kann meine Meinung frei äußern: Ich hoffe, es liegt daran, dass die Uni Augsburg sehr liberal ist (da glaube ich jetzt einfach mal fest daran), und nicht daran, das man meinen Blog noch nicht entdeckt hat. Aber bei aller Kritik, die man ja an jeder Uni anbringen kann, kann ich in der Beziehung die Augsburger bisher nur loben.

E-Book: Theory and Practice of Online-Learning

Auch die zweite Auflage von Andersons Buch „Theorie and Practice of Online-Learning“ gibt es wieder komplett online als E-Book! Das ist hervorragend – auch für die Lehre! Man kann das Buch als Ganzes oder die Kapitel einzeln herunterladen. In einem kurzen Interview (eigener Button „Video“) erläutert Terry Andersons die Vorteile dieser Publikationsform, die ganz klar in der sehr viel weiteren Verbreitung liegen.

Wie recht er hat: Ich habe auch den Eindruck, dass unsere online zugänglichen Arbeitsberichte viel mehr gelesen werden als andere Publikationen. Leider gelten diese Publikationen nach wie vor nichts für die wissenschaftliche Karreire. Umso wichtiger sind sämtliche Open-Bewegungen, die darauf hinarbeiten, dass auch Publikationen mit Peer-Review endlich online verfügbar sind, dass man zusammen mit Verlagen neue Strategien findet, die sowohl den Unternehmen eine Existenzberechtigung geben und Gewinne bescheren als auch der Wissenschaft und den dort Tätigen etwas bringen. Leicht ist das nicht, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Es bleibt also noch viel zu tun 😉 … Auch was das genannte Buch angeht: Es sind einige Kapitel, die mich sehr interessieren – der Stapel an Lesestoff wächst, wann ich wohl die Zeit dafür haben werde?

Elektronische Prüfungen: Nur eine Frage der Technik?

Auf den Seiten der HIS GmbH kann man sich die Vortragsfolien der Referenten einer Tagung zum Thema „elektronische Prüfungen in Hochschulen“ (November 2008) anschauen. Hier findet man sehr interessante Beispiele, Hinweise auf Erfahrungen und erste Studien.  Der Schwerpunkt liegt auf verschiedenen Formen von Klausuren, deren Notwendigkeit mir durchaus einleuchten. In vielen der Vortargsfolien wird auch darauf hingewiesen, dass mit der Bologna-Reform der Bedarf an elektronischer Unterstützung aufgrund des erhöhten Prüfungsaufkommens steigt. Die Gründe für die Bemühungen um das Thema E-Assessment sind also allem voran quantitativer Natur. Ob das im Sinne der ersten Bologna-Deklaration war, darf allerdings bezweifelt werden: Sollte es nicht auch um mehr Qualität in der Lehre (und damit auch Prüfungen) gehen? Um eine Kompetenzorientierung? Ich befürchte, wir haben bereits die Chance auf eine grundlegende Reform unseres Prüfungswesens verpasst: Bologna hätte – theoretisch zumindest – auch Anlass sein können, die Art des Prüfens grundsätzlich zu überdenken. Neue Entwicklungen auf dem Sektor der digitalen Technologien hätten ebenfalls eine (kleine) Chance hierzu sein können, die ja auch z.B. in verschiedenen E-Portfolio-Initiativen zumindest durchscheint.

Die Realität aber ist getrieben von den quantitativen Argumenten – das ist wie ein Strudel, der einen immer weiter runterzieht. Um nicht missverstanden zu werden: Ich denke, man kann/muss schon auch Klausuren schreiben und da bieten gute technische Systeme sicher eine ganze Reihe Erleichterungen (Stichwort E-Assessment). Die Vorträge bzw. das, was man als Nicht-Teilnehmer an dieser Veranstaltung aus den Vortragsfolien herausziehen kann, zeigen genau das gut. Trotzdem vermisse ich eine ernsthafte Diskussion über die Prüfungskultur und die damit zusammenhängenden Folgen für Lernen und Lehren. Allein der letzte Vortrag von Cornelia Ruedel aus Zürich hat darauf stellenweise Bezug genommen (dort habe ich dann auch einer meiner eigenen Folien entdeckt, die ich bei einem Online-Vortrag  bei e-teaching.org im Dezember 07 gehalten hatte).

Für mich ist das Assessment ein Schlüsselthema und zwar in Schule, Hochschule und Weiterbildung gleichermaßen: Bldungsinsitutionen sind immer auch Orte der Selektion, sie sind Gate-Keeper für die weitere Laufbahn und sie vergeben Zertifikate, wodurch sie einen hohen Machtfaktor erlangen. Durch Evaluationen, Kundenorientierung und andere Marktprinzipien mag das an vielen Stellen aufweichen und gar nicht mal immer Entwicklungen in bessere Richtungen anstoßen. Fakt ist, dass das Lernen wie auch das Lehren durch die Art des Prüfens mitbestimmt wird. Von daher bräuchten wir hier viel größere Anstrengungen als sie bisher erkennbar sind – und zwar Anstrenungen nicht nur technischer, sondern auch methodischer, inhaltlicher und normativer Art!

Klicken und lernen?

„Klicken und Lernen. Bildung im Wandel“ – unter diesem nicht gerade glücklich gewählten Motto (wer ist wohl auf das „Klicken“ gekommen?) stand der D21-Jahreskongress am 14. November 2008 in Berlin, den ich nach der GMW-Vorstandssitzung gleich im Anschluss besucht habe. Durch diese Terminüberschneidung konnte ich leider den Vormittag und damit die Vorträge unserer Bildungsministerin und Prof. Dueck (IBM) sowie die anschließende Podiumsdiskussion nicht miterleben (offenbar aber gibt es eine Videoaufzeichnung, habe aber noch nicht durchschaut, ob da die Beiträge wechseln oder einiges fehlt: hier).

Aktiv beteiligt war ich in einem der vier parallelen Diskussionsforen am Nachmittag: Zusammen mit Stephan Becker-Sonnenschein (O2), Olaf Kleinschmidt (ehemals Lehrer und heute Unternehmer), Jochen Moll (EMC) und Frank Sauerland (Lehrerbildung Hessen) ging es um das Thema „Medienkompetenz und digitale Didaktik – Lern- und Lehrkultur“. Im Eingangsstatement sollte ich mich in ca. zwei Minuten zur digitalen Kompetenz äußern. Nun ja, das muss man ein bisschen vorbereiten und daher bin ich in der Lage, diese Gedanken auch hier anzubieten (brauchen-wir-eine-digitale-kompetenz).

Irgendwie sind Podiumsdiskussionen ja nie so besonders weltbewegend und unsere Diskussion war es auch nicht. Immerhin aber war der Moderator in meinen Augen gut, und positiv fand ich die doch zahlreichen Beiträge aus dem Publikum: Zum einen ist es gut, dass auf diesem Wege mehrere Personen mit verschiedenen Perspektiven zu Wort kommen, zum anderen ist es ein wichtiger Anker für Klarstellungen: Infolge der Zuhörer-Statements wird immer wieder deutlich, dass man oft missverstanden wird. Ob es daran liegt, dass manche nicht richtig zuhören, dass man als Sprecher einfach nie für alle anschlussfähig reden kann oder dass man halt nur hört, was man hören will, weiß ich nicht. Gott sei Dank meldete sich auch ein Schüler zu Wort: Er prangerte vor allem die miserable Ausstattung seiner Schule an und nahm sogar seine Lehrer in Schutz, die ja eine andere Lehr-Lernkultur wollten, aber nicht könnten. Gleich im Anschluss daran, merkte der nächste Redner an, dass es doch wahrlich nicht am Geld läge – als hätte der Schüler da halluziniert. Auch müsse halt mehr an der Basis passieren und nicht immer nur auf den Segen von oben gewartet werden, was schon stimmt, aber eben auch wieder nicht, denn wir sonst ist es zu erklären, dass ein Lehrer, der zum „IT-fitesten Lehrer“ erklärt wird, seinen Beruf an den Nagel hängt? Ich kann Leute in verschiedenen Bildungskontexten verstehen, die nach zehn Jahre Pionierarbeit und ausbleibenden Erfolgen resignieren, ohne dass ich damit für ein Abwarten an der Basis plädiere. Aber engagierte Personen sollten ja doch unterstützt und nicht ausgebremst werden!! Vielleicht müsste man die ganze Förderpraxis ändern, stattdessen durch die Schulen ziehen und nach guten Beispiele Ausschau halten, denen man dann finanzielle und andere materielle und immaterielle Unterstützung gibt (gibts ja schon – ich weiß – aber eher als Medienspektakel und weniger als politisches Förderinstrument): Also eine aktive Suche nach Pionieren, nach Neuerungen, nach Erfolgen. Wenn engagierte Personen Gewissheit hätten, dass sich ihre Mühe auszahlt, dass Leistungen belohnt werden, dann würden das auch mehr machen. Wenn aber die Vergabe von Fördermitteln, von Projekten, von „Auszeichnungen“ auf undurchschaubare Weise erfolgt, dann ist das wenig motivierend.

Es gab auch eine Preisverleihung anlässlich der D21-Initiative mit Referendaren, auf die ich bereits anderweitig verwiesen habe (hier). Näheres dazu im D21-Projektblog.

GMW-Vorstandstreffen

Fast acht Stunden, verteilt auf zwei halbe Tage – da kann man schon eine Menge diskutieren und das haben wir auch die letzten beiden Tage in Berlin gemacht: auf der für mich ersten GMW-Vorstandssitzung. Zwar hatten wir bereits während der GMW-Tagung in Krems im September einige wichtige Punkte besprochen, die speziell die nächste GMW-Tagung betraf. Die GMW-Tagung 2009 in Berlin und der Medidaprix waren natürlich wichtige und dringende Diskussionspunkte; doch ging es in den letzten beiden Tagen schon weit darüber hinaus.

  • Sehr wichtig finde ich die besprochenen Pläne, die GMW-Mitglieder mehr einzubeziehen, und mit der kürzlich gelaufenen GMW-Mitgliederbefragung ist hier ein erster Schritt erfolgt. Es liegen erste Ergebnisse vor, die aber, bevor sie den Befragten zurückgemeldet wird, noch eine genauere Auswertung hinsichtlich bestimmter Fragen erfahren sollen, was sinnvoll ist.
  • Auch das Thema Nachwuchsförderung wurde lange und – wie ich finde – mit guten Ideen diskutiert: Wir hatten Konsens, dass dieser Punkt in den nächsten Jahren durch verschiedene Maßnahmen verstärkt werden soll.
  • Zudem soll die GMW attraktiver für Personen werden, die auch in anderen Fachgesellschaften vertreten sind, denn Lernen, Lehren, Kommunizieren und Forschen mit digitalen Medien (und all das gehört schließlich dazu, wenn es um Medien in der Wissenschaft geht) ist ein querliegendes Thema und eben nicht nur für Pädagogen, Psychologen und Informatiker interessant.
  • Wo und wie man sich internationalen Aspekten öffnen kann, wurde ebenfalls erörtert; hier haben wir mit Ulf Ehlers eine gute Möglichkeiten, neue Wege zu gehen.
  • Neuerungen soll es auch bei den GMW-Workshops geben, und der Einsatz digitaler Medien bei der GMW selbst einschließlich Web-Präsenz, Blogs und Wikis stand ebenfalls auf der Agenda.

Natürlich lassen sich die vielen Punkte, die wir besprochen haben, nicht alle auf einmal umsetzen – da spielt nicht nur die Zeit, sondern auch das Geld gegen uns. Auf einem weiteren Treffen im März 09 werden wir sehen, was in den nächsten Monaten schon mal passieren kann und was sich in welchen Zeiträumen wie konkretisieren lässt.

Ich fand das Treffen fruchtbar, die Diskussionen konstruktiv und ich hatte den Eindruck, dass mit der aktuellen Zusammensetzung des Vorstands durchaus unterschiedliche Perspektiven gewinnbringend aufeinandertreffen. Ich werde mich in den kommenden beiden Jahren bemühen, einen brauchbaren Beitrag zur Weiterentwicklung der GMW zu leisten. Zusammen mit den anderen Vorstandsmitgliedern hoffe ich, dass wir die Mitgliederzahl erhöhen und auf diese Weise mehr Chancen nutzen können, dass wir mehr innovative Köpfe und auch junge Leute anziehen und zahlreiche Kooperationen hinbekommen.

Ist die Ökonomsierung der Bildung ökonomisch?

2008 veranstaltet(e) unser Verein Ökonomie und Bildung zusammen mit der Hanns-Seidel-Stiftung eine Workshopreihe mit dem Titel: „Ist die Ökonomisierung unserer Bildung ökonomisch?“ Mit dieser recht schwierigen Frage hat sich im Oktober bereits ein Expertenkreis getroffen und im Kontext Kindergarten Ökonomisierungstendenzen und deren Folgen diskutiert. Leider konnte ich bei dieser Sitzung nicht anwesend sein. Gestern nun war der Kontext Schule dran und im Dezember folgt die Hochschule. In allen drei Kontexten kamen und kommen Vertreter aus Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft zu Wort.

Gestern nun, am 10. November 2008, waren folgende Experten geladen: Josef Erhard, Amtschef im Bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Bernd Zymek, Erziehungswissenschaftler der Universität Münster, und Prof. Dr. Ludger Wößmann, Bildungsökonom an der LMU. Mit in der Runde war auch Fritz Böhle, Professor für Sozioökonomie, der auch Mitglied unseres Vereins ist. Der Workshop war mit ca. 35 Personen gut besucht (jedenfalls waren alle Plätze komplett belegt und der Raum voll). Auch eine ganze Reihe von Studierenden von uns waren dabei und zudem für ein kurzes Rollenspiel aktiv. Die Moderation (eine Redakteurin der SZ) war leider etwas eigenwillig und so bekam das durchaus engagierte Publikum nur wenig Chancen zum Mitreden. Na ja, vielleicht kann man das beim nächsten Mal besser hinbekommen.

Insbesondere der Schlagabtausch zwischen Bernd Zymek und Ludger Wößmann war in meinen Augen sehr spannend und ich versuche, im angehängten Dokument (erkenntnisse_workshop) die wichtigsten mir in Erinnerung gebliebenen Argumente zusammenzufassen. Die Diskussion verlief aus meiner Sicht auf einem recht hohen Niveau; schade, wie gesagt, dass die Beiträge aus dem Plenum kaum sinnvoll eingebunden und manche interessanten Gedankengänge ein wenig abgewürgt wurden. Frank und Sandra haben ihre  Eindrücke übrigens auch schon gepostet.

Personal Learning Environments in der Schule

Wieder ein „me-too-Beitrag“? 😉 Bei Beat habe ich die Ankündigung zu einer interessanten Tagung mit dem Titel „Personal Learning Environments“ in der Schule gelesen, die am 13.03.2009 in Goldau stattfindet. Dabei heißt es im Ankündigungstext u.a.: „Die Tagung erweitert den Begriff des Personal Learning Environments um alle medialen Werkzeuge, mit denen Lernende ihren Lernprozess verstärkt selbst gestalten können. Persönliche Hardware und Software unterstützen Lernende darin, eigene Lernziele zu setzen, ihren Lernprozess zu organisieren und zu steuern, Materialien und Ergebnisse zu sammeln und zu verknüpfen und sich mit anderen auszutauschen. E-Portfolios, elektronische Lerntagebücher und persönliche Geräte begleiten damit das eigene Wissensmanagement im Lernprozess.“

Das klingt zum einen sehr interessant; vor allem finde ich wichtig und spannend, wenn man (endlich) beginnt, die bestehende mediale Umwelt der Schüler, die sie außerhalb des Unterrichts ganz selbstverständlich nutzen, auch in der Schule endlich zur Kenntnis zu nehmen und daran anzuknüpfen.

Zum anderen könnte man fast von einem Déjà-Vu-Erlebnis sprechen, denn ich kann mich noch gut an die Diskussionen um den Begriff der „Lernumgebung“ anstelle des Begriffs „Unterricht“ erinnern – das war Mitte der 1990er Jahre, als man sich noch scheute, selbst von einer „Lernumgebung“ zu sprechen, die genau das auch umfassen sollte, was der obige Ankündigungstext verspricht: nämlich ein Arrangement von Materialien, Medien, aber auch situationalen Gegebenheiten. Auch dass der Wissensmanagement-Begriff nun wie selbstverständlich auftaucht, war noch Mitte der 1990er Jahre undenkbar: Allein die Assoziationen, die das „Management“ hervorrief, führte zu gewaltigen Abwehrreaktionen unter den pädagogisch orientierten Wissenschaftlern. Ein Fortschritt?

Heute gehe ich mitunter selbst etwas auf Distanz zum Wissensmanagement-Begriff, auch wenn mich das Thema weiterhin begleitet! Aber man muss sich in Acht nehmen, dass damit (im hier gegebenen Kontext) nicht eine verkürzte Sichtweise transportiert wird, die suggeriert, mit der Verfügbarkeit geeigneter (technischer) Werkzeuge ließen sich Informations- und Kommunikationsherausforderungen von heute spielend bewerkstelligen und „in den Griff bekommen“.

Das „Handwerkszeug“ der Sprache möglichst gut beherrschen, lernen, (wieder) Fragen zu stellen, zu hinterfragen, aber sich auch ausreichend informieren, bevor man die Dinge in Frage stellt – all das dürfen wir auch in einer Personal Learning Environment nicht vergessen. Und ich sehe nicht, wo und wie man sich genau darum in unserem Bildungssystem wirklich ernsthaft mit ausreichend Zeit und Energie bemüht …. Aber sollten uns die digitalen Medien hierfür wieder eine Art Trojanisches Pferd bieten – na klar, dann bin ich dabei :-).  Dumm ist dann nur wieder, dass wir lange erklären müssen, worum es uns eigentlich geht, weil wir die Medien vor uns hertragen und den Verdacht streuen, wir würden diese (als Selbstzweck?) ins Zentrum stellen.

Aber vielleicht wird das ja auch auf dieser Tagung diskutiert, die in jedem Fall (das wollte ich nicht in Abrede stellen) ein wichtiges Thema aufgreift. Viel Erfolg!!

Wer glaubt an uns?

So, nun ist der nächste Antrag gescheitert (Wissensmanagement im Sport bzw. genauer: bei Trainern im Leistungssport, wobei das schwer artikulierbare Erfahrungswissen im Mittelpunkt stand), der zumindest in der zweiten Runde war. Offenbar waren auch alle zentralen Kriterien erfüllt, denn die Begründung für die Ablehnung (ein Satz!) wirkte denn doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Okay – 2008 ist an sich ein gutes Jahr: Obama hat die Wahl gewonnen (und so sieht der Jubel aus: hier) und wen kümmern da (meine Person mal ausgenommen) abgelehnte Anträge aus einem Fach, dessen Beitrag zu Innovation und Wirtschaftskraft unseres Landes nicht eben hoch gehandelt wird.

Aber zum Verzweifeln ist es trotzdem: Noch nie habe ich so viele Anträge mit verschiedenen Strategien und Partnerschaften auf den Weg gebracht wie dieses Jahr (mir dabei Ostern und einen Teil meines Sommerurlaubs um die Ohren geschlagen) und noch wie war die Drittmittel-„Ausbeute“ so klein (oder besser mickrig) wie dieses Jahr. Also es ist ja ein Glück, dass ich meine Identitätskrise mit dem Übergang ins zweite Lebensjahrzehnt und das Scheitern meiner Ehe im Übergang zum dritten Lebensjahrzehnt hinter mich gebracht habe, so dass ich jetzt zumindest nicht flankiert von persönlichen Tiefs ins vierte Lebensjahrzehnt eine Art berufliche Krise mitnehme (ja okay, ich bin schon 43). Denn ein bisschen kommt mir das schon so vor: Sowohl in der Lehre (Stichwort Bologna) als auch in der Forschung (Stichwort Fördergelder) wird der Scherbenhaufen vor meinen Füßen größer. Was Bologna angeht, so bin ich bald soweit, dass ich meine Aussagen, die ich noch 2006 gemacht habe, revidiere: Was man via Akkreditierung aus der Bologna-Idee macht, kann man an sich als vernünftiger Mensch nicht mehr mittragen wollen (dass man dann quasi dazu gezwungen wird, es doch zu tun, fördert nicht gerade das persönliche Wohlbefinden). Und was die Forschungsförderung betrifft, so schwanke ich zwischen Resignation, Wut und Selbstbeschwichtigung, dass es zum einen keinen Sinn hat, sich aufzuregen und den Eindruck zu erwecken, beleidigt zu sein, und dass es zum anderen wahrscheinlichen vielen wie mir geht (und nur wenigen anderen eben anders).

Vielleicht sollte man eine Datenbank eröffnen mit gescheiterten Anträgen? Aber das hätte womöglich nur eine Art Friedhofscharakter. Dann vielleicht ein Portal mit „low budget-Projekten“, bei denen man potenziellen Förderern zeigt, was man schon geleistet hat, statt nur zu versprechen, was man mit Geld alles leisten könnte? Das wäre vielleicht konstruktiver. Und das könnten wir dann mit dem Titel belegen: „Wer glaubt an uns (und unser Institut) und fördert unsere Arbeit und Ziele?“ Wenigstens glauben die Amerikaner an Obama – und das ist freilich wichtiger – jetzt ohne jede Ironie! 🙂

me-too-Beitrag

Das ist ja eine schöne Bezeichnung von Beat (hier) für das, was man im Blog so oft macht: Man liest etwas bei einem Blogger und wenn es einem so wichtig ist, dass ein Kommentar zu wenig erscheint, schreibt man gleich noch selbt einen Beitrag dazu – und gibt höflich oder dankend die Quelle an :-). Vielleicht hat sich das ja schon eingebürgert, diese Posts als „me-too-Beitrag“ zu bezeichnen und ich habe es nur nicht mitbekommen? Überhaupt kenne ich den Begriff erst seit unserer Evaluation des Projekts business@school. Ja, ich weiß, darüber habe ich noch nicht berichtet (Sandra hat hier die Projektleitung) und das kann ich auch erst ausführlicher, wenn die Ergebnisse generell an die Öffenrtlichkeit sollen. Und in diesem Kontext habe ich erstmal svon Geschäftsideen gehört, die in gewisser Weise „Nachahmer-Produkte“ sind – me too eben.