Männer unter sich

Andrea Back hat mich auf einen sehr interessanten Text bzw. auf ein Memorandum vom September 2010 aufmerksam gemacht, in dem sich führende Wirtschaftsinformatiker aus Deutschland für eine „gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik“ stark machen. An anderer Stelle in diesem Blog (hier) habe ich bereits auf einige aus meiner Sicht bestehende Parallelen in der methodischen und wissenschaftstheoretischen Diskussion zwischen der Wirtschaftsinformatik einerseits und den Bildungswissenschaften, speziell der Mediendidaktik andererseits hingewiesen. Das Memorandum ist erfreulicherweise online (nämlich hier) zugänglich.

Ausgangspunkt des Papiers ist die aktuelle Entwicklung in der Wirtschaftsinformatik, die sich „von einer innovativ gestaltenden zu einer beschreibenden Disziplin entwickelt“. Grund sind die im englischsprachigen Bereich vorherrschenden Forschungsstrategien, die im weitesten Sinne experimentell und quantitativ ausgerichtet sind. Da auch in der Wirtschaftsinformatik Internationalität gefragt ist und entsprechend englischsprachige Zeitschriften im Fokus des Interesses von Forschern stehen, passen sich diese den dort gesetzten Normen an. Gerade bei dieser Skizze der Ausgangslage und aktuellen Entwicklung sind die Parallelen zur Bildungswissenschaft sehr deutlich zu erkennen – da könnte man einfach ein paar Worte austauschen und schon würde es auch für unsere Disziplin gelten.

Im weiteren Verlauf wird deutlich gemacht, dass es nicht darum gehe, eine gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik in den Vordergrund zu stellen, sondern ein Verdrängen derselben zu verhindern und einen Methodenpluralismus anzustreben und zu praktizieren. Als Erkenntnisziele werden sowohl die „Entdeckung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen“ als auch „Handlungsanleitungen (normative, praktisch verwendbare Ziel-Mittel-Aussagen)“ genannt. Auch das lässt sich fast schon eins-zu-eins in die Bildungswissenschaft übertragen. Allerdings vertrete ich persönlich die Meinung, dass auch Entwicklungsarbeiten unter bestimmten Bedingungen einen grundlagenorientierten Erkenntniswert haben können.

Am Ende des Memorandums wird versucht, gewisse Prinzipien man könnte vielleicht auch sagen: erste, grobe Standards, zu formulieren, die jede Form von Forschung in der Wirtschaftsinformatik, auch die gestaltungsorientierte, einhalten muss: Abstraktion, Originalität, Begründung und Nutzen (das habe ich schon mal in Ulrich Franks Texten gelesen, der auch zu den Autoren gehört). Unter anderem heißt es dann noch: „Die Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich mit der Gestaltung soziotechnischer Systeme und hat es daher mit einer sehr große Zahl von Faktoren zu tun, die deterministische Lösungen weitgehend ausschließt. Artefakte der Wirtschaftsinformatik sind selten (formal) beweisbar, sondern basieren darauf, dass sie von Experten, die den Stand der Wissenschaft und Praxis kennen, anhand der vorgelegten Begründung oder auf Basis ihrer Implementierung … akzeptiert werden“. Wenn das schon der Wirtschaftsinformatiker sagen kann, wie viele Argumente hätte dann der Bildungswissenschaftler für einen Methodenpluralismus einschließlich gestaltungsorientierter Strategien?

Ich finde, wir bräuchten auch so ein Memorandum, oder?

Nebenbei sei noch bemerkt: Auffällig ist, dass unter den insgesamt zehn Autoren keine einzige Frau ist – gibt es die nicht in der Wirtschaftsinformatik oder haben sie nichts zu sagen? 😉

Lieber Herr Professor Lenzen

Lieber Herr Professor Lenzen,

vielen Dank für Ihre Kritik an der projektorientierten Universität (ich beziehe mich auf diese Online-Version vom 04. November 2010). Sie thematisieren damit etliche Dinge, über die sich viele von uns schon lange wundern, gegen die sich einige von uns ebenso lange gewehrt haben, und mit denen wenige von uns zu Herren über Projektimperien aufgestiegen sind. Ich stimme Ihren Analysen zu: Wir leben und arbeiten in den Hochschulen heute kurzatmig und oft am Rande des „Burn-out“. Wir beschäftigen fast alle wissenschaftlichen Mitarbeiter befristet und sind auf deren Bereitschaft zur Mehrarbeit angewiesen etc.

Ich habe aber viele Fragen, was Ihre Lösungsvorschläge betrifft: (a) Wir sollen das Tempo verlangsamen, mit dem immer neue Projekte beantragt werden. Gute Idee, aber wie finanziere ich den Nachwuchs, für den ich mich verantwortlich fühle, den ich fördern und die Chance geben möchte, wenigstens die Dissertation fertigzustellen? (b) Wir sollen gründlich sein beim Analysieren und Veröffentlichen und dabei ruhig Zeit beanspruchen. Auch eine gute Idee, aber werden das die nächsten Berufungskommissionen auch so sehen, denen sich junge Wissenschaftler oder solche stellen, die nochmal wechseln wollen? (c) Sie fordern längere Beschäftigungszeiten und Konstanz einer Gruppe. Da werden Sie nur Zustimmung ernten, aber wer zahlt? (d) Sie fordern Vertrauen in die Leistungsbereitschaft der Wissensproduzenten statt immer neuer Prüfungen und Bewährungsverfahren. Das klingt gut und nach „guten alten Zeiten“, die wohl all die, die zwischen 30 und 45 sind, nur vom Hörensagen kennen. Aber wer hat uns das eigentlich eingebrockt? Bezeichnend nämlich ist, dass die inzwischen schärfsten Kritiker der jetzigen Zustände in der Regel der Wissenschaftlergeneration angehören, die sich für Neuerungen wie das New Public Management oder Internationalisierung (als Selbstzweck) vehement eingesetzt haben, die eine Projektkultur gefordert und gefördert haben, um die Leistungs- und Innovationsbereitschaft unserer verstaubten Universitäten auf Vordermann zu bringen.

Gegen diesen Sinneswandel habe ich im Prinzip nichts. Im Gegenteil: Gott sei Dank werden die Stimmen der Kritiker lauter. Erfahrung macht klüger, und man kann begründet seine Meinung ändern. Aber was jetzt kommen muss, sind Taten! Und da – so meine ich – müssen die vorangehen, die zu Machtpromotoren aufgestiegen sind, die Universitäten leiten, die die Verbindung zur Politik herstellen können. Und von denen wünsche ich mir mutige Sätze und ein starkes Engagement für eine selbstverantwortliche Wissenschaft ebenso wie für die von Ihnen angesprochenen kulturellen und sozialen Innovationen, die wir neben den technischen Innovationen wohl dringender brauchen denn je.

Lieber Herr Professor Lenzen, wenn Sie es schaffen, das, was Sie sagen und schreiben, an Ihrer Universität umzusetzen, wenn Sie ein Modell liefern, wie es geht, und nicht nur eines, wie es sein könnte, dann würde wohl die Mehrheit der Wissenschaftler zu Recht mit Bewunderung und (hoffentlich) Nachahmungsdrang nach Hamburg blicken.

Viele Grüße

Gabi Reinmann

Lieber Herr Professor Lenzen,

vielen Dank für Ihre Kritik an der projektorientierten Universität (ich beziehe mich auf diese Online-Version vom 04. November 2010). Sie thematisieren damit viele Dinge, über die sich viele von uns schon lange wundern, gegen die sich einige von uns ebenso lange gewehrt haben, und mit denen wenige von uns zu Herren über Projektimperien aufgestiegene sind. Ich stimme Ihren Analysen zu: Wir leben und arbeiten in den Hochschulen heute kurzatmig und oft am Rande des „Burn-out“. Wir beschäftigen fast alle wissenschaftlichen Mitarbeiter befristet und sind auf deren Bereitschaft zur Mehrarbeit angewiesen etc.

Ich habe aber viele Fragen, was Ihre Lösungsvorschläge betrifft: (a) Wir sollen das Tempo verlangsamen, mit dem immer neue Projekte beantragt werden. Gute Idee, aber wie finanziere ich den Nachwuchs, für den ich mich verantwortlich fühle, den ich fördern und die Chance geben möchte, wenigstens die Dissertation fertigzustellen? (b) Wir sollen gründlich sein beim Analysieren und Veröffentlichen und dabei ruhig Zeit beanspruchen. Auch eine gute Idee, aber werden das die nächsten Berufungskommissionen auch so sehen, denen sich junge Wissenschaftler oder solche stellen, die nochmal wechseln wollen? (c) Sie fordern längere Beschäftigungszeiten und Konstanz einer Gruppe. Da werden Sie nur Zustimmung ernten, aber wer zahlt? (d) Sie fordern Vertrauen in die Leistungsbereitschaft der Wissensproduzenten statt immer neuer Prüfungen und Bewährungsverfahren. Das klingt gut und nach „guten alten Zeiten“, die wohl all die, die zwischen 30 und 45 sind, nur vom Hörensagen kennen. Aber wer hat uns das eigentlich eingebrockt? Bezeichnend nämlich ist, dass die inzwischen schärfsten Kritiker der jetzigen Zustände in der Regel der Wissenschaftlergeneration angehören, die sich für Neuerungen wie das New Public Management oder Internationalisierung (als Selbstzweck) vehement eingesetzt haben, die eine Projektkultur gefordert und gefördert haben, um die Leistungs- und Innovationsbereitschaft unserer verstaubten Universitäten auf Vordermann zu bringen. Dagegen habe ich im Prinzip nichts. Im Gegenteil: Gott sei Dank werden die Stimmen der Kritiker lauter. Erfahrung macht klüger, und man kann begründet seine Meinung ändern. Aber was jetzt kommen muss, sind Taten! Und da – so meine ich – müssen die vorangehen, die zu Machtpromotoren aufgestiegen sind, die Universitäten leiten, die die Verbindung zur Politik herstellen können. Und von denen wünsche ich mir mutige Sätze und ein starkes Engagement für eine selbstverantwortliche Wissenschaft ebenso wie für die von Ihnen angesprochenen kulturellen und sozialen Innovationen, die wir neben den technischen Innovationen wohl dringender brauchen denn je.

Lieber Herr Lenzen, wenn Sie es schaffen, das, was Sie sagen und schreiben, an Ihrer Universität umzusetzen, wenn Sie ein Modell liefern, wie es geht, und nicht nur eines, wie es sein könnte, dann würden alle Wissenschaftler zu Recht nach Hamburg blicken.

Viele Grüße

Gabi Reinmann

Trotzdem

Es gibt Ereignisse, die lassen vieles, was man jeden Tag so macht und denkt, ganz klein und unwichtig erscheinen – Ereignisse, die einen innehalten lassen, einen gewaltsam festhalten und dazu zwingen, auf das zu blicken, was man Alltag nennt: Wie wichtig ist das, noch den letzten unmotivierten Studierenden für etwas zu begeistern? Wie wichtig ist das, einen weiteren Antrag zu schreiben, um an neue Drittmittel zu kommen? Wie wichtig ist das, um Module und Ressourcen zu ringen und dafür stundenlang in Sitzungen zu verbringen? Wie wichtig ist das, sich wegen schlechter Noten von Sohn oder Tochter Sorgen zu machen? Wie wichtig ist das, politische Rahmenbedingungen zu beklagen, die guten Konzepten im Wege stehen? Wie wichtig ist das, über Bildung zu streiten …. etc. Was aber würde passieren, wenn wir uns nur noch um die existenziellen Ereignisse kümmern würden? Würden wir das aushalten? Würde es die Welt besser machen? Stehen nicht die kleinen, selbst scheinbar unwichtigen Dinge des täglichen Lebens mit denen in Verbindung, die uns so aus der Bahn werfen können? Und so denke ich, dass wir es TROTZDEM tun müssen: uns um die kleinen, vielleicht nur scheinbar unwichtigen Dinge Gedanken machen, auch wenn sie erst mal abstrakt erscheinen – uns für die uns anvertrauten Menschen und Aufgaben engagieren, auch wenn sie jetzt und unmittelbar keine Leben retten – uns dort einbringen, wo wir überhaupt etwas bewirken können, auch wenn diese Wirkungen nicht genau absehbar sind.

Es kann sein, dass es in diesem Blog in nächster Zeit etwas ruhiger zugeht. Es kostet etwas Anstrengung, die Dinge trotzdem zu tun, die man – und wahrscheinlich ist das gut so – durch die genannten Ereignisse in Frage stellt, die existenziellen Charakter haben. Es ist mir klar, dass das hier etwas rätselhaft klingt; ich bitte die Leser, mir das nachzusehen. Aber dieser Blog ist ein Blog in meiner Rolle als Hochschullehrerin und Wissenschaftlerin, kein privater Blog. Und dennoch tangiert das Private das Berufliche – und ich möchte dem zumindest in dieser abstrakten Form (bei der es bleiben muss) ein wenig Ausdruck verleihen. Bis demnächst – mit anderen (wichtigen und weniger wichtigen) Themen!

Weltraummüll

Christian Spannagel hat – neben einigen anderen interessanten Berichten aus Maputo – in seinem Blog am Ende des letzten Beitrags über den Einsatz von Wikis auf ein aus meiner Sicht wichtiges Problem hingewiesen, zu dem sich auch einige Leser in Kommentaren geäußert haben. Er schreibt: „Es ist zwar gut verstanden worden, wie man mit einem Wiki arbeitet und wofür das gut ist. Allerdings sind die inhaltlichen Ergebnisse nicht sonderlich überzeugend. Problem: Was macht man jetzt? Die Studierenden arbeiten nicht mehr darin, und die Ergebnisse stehen nun mehr oder weniger halbfertig und halbkorrekt im Internet. Soll ich das als Dozent verbessern? Soll ich einen Kommentar auf die Seite schreiben, der die Inhalte relativiert?“ Den Kommentaren kann man entnehmen, dass diese Erfahrung unabhängig von der Nationalität der Lernenden und von der Person des Lehrenden ist: Viele Angebote, gerade auch solche, die man mit Hilfe von Web 2.0-Anwendungen, macht, werden von wenigen oder auch mal gar keinen Studierenden aufgegriffen, sofern es nicht unmittelbar prüfungsrelevant oder sonst irgendwie „erzwungen“ ist. Für die Qualität dieser Inhalte kann man auch nicht die Hand ins Feuer legen – das kann sehr gut, okay oder auch schon mal einfach nur schlecht und/oder schlampig sein. Sind diese Dinge öffentlich zugänglich, ist Christians Frage, wie man damit umgehen soll, auf jeden Fall gerechtfertigt.

Dass das – wie einige Kommentatoren meinen – „nicht so schlimm“ sei und man sich „keinen Stress machen“ solle, ist mir zu einfach. Müssen wir als Lehrende wirklich auch noch dazu beitragen, dass global verstreute Inhalte, die nichts taugen, an Umfang wachsen und dann wie Weltraummüll nicht mehr eingefangen werden können? Dass man – so ein anderer Vorschlag – das Ergebnis umbenennen solle „weg vom Inhalt hin zum Prozess“ (als „work in progress“) erscheint mir schon sinnvoller, aber auch nicht optimal, denn: Wenn man eh weiß (oder erwartet), dass z.B. das Wiki ein Friedhof bleiben wird, ist dann der Hinweis auf einen wie auch immer gearteten Fortschritt wirklich gerechtfertigt? Dann also besser keine Öffentlichkeit für “Wissensprodukte“, die aus der Lehre kommen? Das wäre dann auch eine extreme Reaktion, denn es gibt sie auch – die tollen Ergebnisse, auf die man als Lehrender stolz ist. Deswegen bin ich auch ein bisschen stolz auf das immer noch existierende w.e.b.Square in Augsburg, wo wir zumindest mal EINE Lösung für einen TEIL des skizzierten Problems gefunden haben. Jedenfalls bin ich inzwischen der Meinung, dass man besser nicht alle möglichen studentischen Inhalte gleich veröffentlichen sollte, dass man als Lehrender auf die Qualität der öffentlich zugänglichen Inhalte achten oder andere Strategien einführen muss, dass so etwas wie Qualitätssicherung stattfindet, und dass halbfertige oder schlechte Inhalte zwar öffentlich reflektiert werden können, aber ansonsten (ohne Reflexion) besser den Papierkorb wandern sollten.

Opium für die Frauen

Vor kurzem hatte ich mal wieder einen kurzes Austausch zur Frage der Gender-neutralen Sprache in wissenschaftlichen Artikeln. Da nehmen es ja die Schweizer/innen und Österreicher/innen bekanntlich noch genauer als die Deutschen (oh – das ist ja schon Gender-neutral ;-)). Ich bin da schon mehrmals angeeckt, weil ich die weiblichen Formen zwar durchaus aus einer bestimmten Perspektive für wichtig und nachvollziehbar halte, letztlich aber der Meinung bin, dass es Wichtigeres gibt – also Wichtigeres in Sachen „Gender“: Bisweilen habe ich den Verdacht, dass man die Frauen auf diesem Wege beschäftigt, damit sie Ruhe geben und schon zufrieden sind, wenn eine weibliche Form auf irgendwelchen Urkunden steht (wenn man jetzt mal an der Hochschule bleiben will). Meine Erfahrung ist eher die, dass Ungleichbehandlung auf ganz anderen Gebieten wesentlich gravierender und vor allem subtiler ist, dass man sich um diese aber nach wie vor zu wenig kümmert. Das merkt man in Sitzungen, das wird allzu deutlich, je mehr es um höhere Positionen geht, und das ist nach wie vor flächendeckend, wenn Familien gegründet werden und die Frage ansteht, wie man jetzt Kindererziehung, Hausarbeit und berufliche Karriere verteilt. Und siehe da: Der oben erwähnte Austausch mit zwei Frauen brachte sogleich zwei Beispiele zutage, die meiner Einschätzung nach keineswegs persönliche (also einmalige) Anekdoten sind (wie man dann schnell meint), sondern strukturellen Charakter haben:

Beispiel 1: Ein Frauenförderprogramm für Postdocs, das zur Bedingung macht, dass man in Vollzeit arbeiten muss. Bravo: Angesichts der Tatsache, dass die meisten Frauen nach der Promotion in einem Alter sind, in dem es ja wohl normal ist (oder wäre) Kinder zu haben, ist das eine sehr weitsichtige Entscheidung!

Beispiel 2: Folgendes Argument für die Absicht, eine weiterfinanzierte Stelle nicht mit der bisherigen Stelleninhaberin, sondern einem Kollegen zu besetzen: Sie sei ja jetzt eh schwanger, und der männliche Kollege sei doch gerade Vater geworden, sodass dieser jetzt eine Familie zu ernähren habe. Hier ein ganz besonders großes Bravo für diese vorbildliche Zementierung alter Rollenbilder.

Und wo bitte sind da die Frauenbeauftragten? Bekommen sie das vielleicht gar nicht mit, weil sie damit beschäftigt sind, für das „innen“ zu kämpfen? Liegt es da nicht nahe, die Sprachgerechtigkeit als eine Art „Opium für die Frauen“ zu interpretieren? Ich weiß, das wird jetzt Proteste hageln – und es mag überzeichnet sein. Aber nachdenken sollte man schon mal drüber.

Nicht ohne Seitenhieb

Jetzt ist sie schon wieder vorbei – die GMW 2010 in Zürich. Es waren dichte drei Tage – vor allem auch wegen meiner Vorstandstätigkeit, die zusätzliche Sitzungen ab den Morgenstunden am Montag bescherte. Turnusmäßig endete jetzt im September 2010 meine Amtszeit und ich habe nicht noch einmal kandidiert, weil ich mich in den kommenden beiden Jahren sonst auf zu viele Dinge gleichzeitig konzentrieren müsste. Ich muss aber abschließend sagen, dass die beiden Jahre erfahrungsreich waren und die Arbeit im Vorstand fast immer viel Spaß gemacht hat, auch wenn wir nicht alles umsetzen konnten, was wir uns in den ersten Treffen so alles gedacht hatten. Aber ich denke, ein bisschen was haben wir schon verändert und das kann jetzt mit ein paar neuen Personen fortgesetzt werden. Das gilt ja z.B. schon mal für das Tagungsformat: Die abschließende Podiumsdiskussion am Mittwoch hatte gezeigt, dass das Konzept „educamp meets GMW“ (siehe z.B. hier) gut angekommen ist – natürlich inklusive konkreter Verbesserungsmöglichkeiten. Wenn man die GMW-Tagung mit anderen „traditionellen“ Tagungen vergleicht, dann denke ich schon, dass wir längst ein Klima erreicht haben, das sich deutlich von anderen unterscheidet – man nimmt das nur in der eigenen Community mitunter gar nicht mehr so recht wahr.

Was wird aus diesen drei Tagen besonders in Erinnerung bleiben? Erst mal am Montag am Ende des Educamps das überdimensionale Sofa – das war wirklich eine schöne (zufällig vorhandene) Kulisse, die zeigte, dass Räumlichkeiten und Sitzordnungen eine große Rolle dafür spielen, in welcher Atmosphäre Dialoge, Diskussionen, aber auch Lernprozesse ablaufen. Das „Bildungssofa“ war inhaltlich freilich ein wenig oberflächlich, aber lustig und anregend. Die zwei Educamp-Sessions, in denen ich war, fand ich jetzt nicht so weltbewegend anders und besser als andere Workshops. Eher sehe ich ähnliche Probleme, nämlich mangelnde Tiefe und Ergebnisorientierung. Aber das ist eine Frage des Zwecks (was auch in der Podiumsdiskussion am Mittwoch kurz zur Sprache kam), weshalb ich zunehmend der Meinung bin, dass wir verschiedene Tagungsformate auf keine Fall gegeneinander ausspielen sollten, denn: Sie dienen einfach verschiedenen Zielen. Damit will ich nicht sagen, dass diese Ziele immer erreicht werden – im Gegenteil: Die meisten Tagungsformate dürften Verbesserungen vertragen, um IHRE Ziele klarer zu erreichen. Aber das ist eine andere Folgerung als die, ein bestimmtes Format zum Königsweg zu erklären.

Die beiden Beiträge, die wir aus München eingereicht hatten (zum Peer Review und zur Erfassung empirischer Studien), hatten wir bewusst als interaktive Formate eingereicht, weil wir das mal ausprobieren wollten. Dabei habe ich bei mir festgestellt, dass ich interaktive Poster-Sessions recht anregend finde (Näheres zu unserem Beitrag findet sich bereits hier in Mandys Blog). Ich denke aber, dass dies nur für bestimmte Beitragsarten wirklich gut geeignet ist. Mit Learning Cafés dagegen werde ich persönlich nicht so recht warm. Das ist jetzt das zweite Learning Café, das ich mitgemacht habe, und ich kann da nicht allzu viel rausziehen, aber das ist eine persönliche Meinung. Jedenfalls würde ich mir wünschen, dass man weiter und mehr mit solchen Formaten experimentiert, wobei sich auf jeden Fall wesentlich mehr Einreicher entschließen müssten, daran teilzunehmen. Das war auf der GMW 2010 (also bei den Einreichungen) ausgesprochen dünn.

Gespannt war ich auch auf die Keynote-Beiträge. Wie zu erwarten, hat es Rolf Schulmeister mit seinem Vortrag zur „Invasion der beruflichen Bildung“ in die Universitäten wieder einmal sehr gut verstanden, zum Nachdenken anzuregen: Rolf lieferte eine akribisch genaue Beschreibung der sich scheinbar zyklisch wiederholenden Akademisierung der beruflichen Bildung, wobei er sich einen – leider falsch eingereihten – Seitenhieb auf die Universität der Bundeswehr einfach nicht verkneifen konnte. In ihrer Eindringlichkeit wird diese Darstellung sicher vielen im Gedächtnis haften bleiben. Am Ende war aber dann die Zeit für ein Fazit viel zu kurz. Eine Diskussion – hier vielleicht auch ein Learning Café – im Anschluss zur Auseinandersetzung mit den Folgen der dargestellten Entwicklung, wäre bestimmt höchst spannend gewesen. Weniger spannend dagegen fand ich die etwas langatmige Darstellung der Geschichte der Universität Straßburg und ihrer IT-Strategie – ich finde, das ist für einen Keynote-Vortrag eher wenig geeignet. Immerhin emotional bewegt, nämlich latent aggressiv gemacht hat mich der Herr von Disney Research – das hätte an sich gut an einigen Stellen in Rolfs Vortrag gepasst, an denen es um die Verflechtung staatlicher mit wirtschaftlichen Interessen ging. Die Botschaft des Films als Vorschau auf die GMW 2011 am Ende der Tagung schließlich ist mir leider verschlossen geblieben … aber vielleicht war ja das Medium die Borschaft? 😉

Fazit: Es war für mich eine gelungene Tagung, weil sie Anker für Gespräche genauso wie Anker für Kritik und Anlässe zum Nachdenken lieferte, weil sie einfach auch an einem sehr schönen Ort stattfand und gut organisiert war, und weil es schön ist, immer wieder alt bekannte und neue Gesichter in einer alles in allem sehr angenehmen Atmosphäre zu sehen. Ich finde, das spricht eindeutig FÜR die GMW!

Fantasielose Reproduktion von Wissenschaftsritualen

Eher zufällig bin ich auf einen Beitrag von Ulrich Frank, Wirtschaftsinformatiker, gestoßen, in dem er sich mit der Vernachlässigung wissenschaftstheoretischer Herausforderungen in der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik auseinandersetzt. Der Beitrag wurde bereits 2003 in der Zeitschrift DBW veröffentlicht und ist hier online zu lesen. Nun kann man sich fragen, was die Wirtschaftsinformatik mit bildungswissenschaftlichen Themen zu tun hat: auf einer formalen Ebene gar nicht mal so wenig, was z.B. der kurze Enzyklopädie-Artikel desselben Autors zur „konstruktionsorientierten Forschung“ zeigt (worauf ich jetzt aber nicht näher eingehe). Als „vernachlässigte Probleme“ werden im Text von 2003 z.B. die Grenzen empirischer Forschung herausgearbeitet und diskutiert, in welchem Verhältnis die aktuelle (und eine mögliche) Wissenschaftskultur zum wissenschaftlichen Fortschritt steht. Diskutiert werden auch die Bedeutung der Praxis in und für die Forschung (eine Diskussion, bei der man durchaus Parallelen zur Bildungswissenschaft ziehen kann) sowie die Folgen der sich vollziehenden Universitäts- und Wissenschaftsreform (Bologna, Exzellenzinitiativen etc.). Spannend sind am Ende des Textes vor allem die drei Thesen von Ulrich Frank zum Thema Wissenschaftstheorie in seiner Disziplin:

  • „Forschungsmethoden sind bedeutsam – und hinderlich“: Bedeutsam sind sie, weil die Reflexion über Designs und Methoden das Selbstverständnis von Wissenschaftlern prägen und in ihrer Anwendung die für Wissenschaft geforderte Systematik sicherstellen. Hinderlich werden sie, wenn „sie bei naiver Interpretation ein schematisches Vorgehen über das Interesse an Erkenntnis stellen und damit kontraproduktiv sind“. Da kann ich nur zustimmen; meiner Ansicht nach passt das auch eins-zu-eins auf die Bildungsforschung.
  • „Der Elfenbeinturm verspricht eine weitreichende Aussicht“, womit gemeint ist, dass Zeit und Muße etwa zur Konstruktion von Leitideen und zur Reflexion von Begriffen keine unnötige Spielerei im hektischen Wissenschaftsbetrieb, sondern umgekehrt geradezu lebensnotwendig sind, um Wissenschaften weiterzuentwickeln. Auch dies würde ich für die Bildungswissenschaft unterstreichen, wobei hier die zum Teil großen Unterschiede (z.B. geisteswissenschaftliche und psychologische Ausläufer) zu beachten sind.
  • „Zu einer alternativen Wissenschaftskultur gehört ein … intellektueller Hedonismus“ als Gegenpol zur fantasielosen Reproduktion von Ritualen an unseren Hochschulen. Frank schlägt hierzu zum einen Rahmenbedingungen in der täglichen Arbeit vor, „die den Genuss wissenschaftlicher Diskurse und die Freude am gemeinsamen Lernen fördern“. Zum anderen verweist er auf „organisierten Freiraum für fruchtbare wissenschaftliche Auseinandersetzungen jenseits der Ablenkungen des Tagesgeschäfts“ etwa auf Konferenzen. Er verweist dabei auf die früheren philosophischen Treffen in Alpach, deren Charakter man sehr schön in den Briefwechseln von Feyerabend und Albert nachvollziehen kann (z.B. hier). Auch die Chancen der digitalen Medien werden von Frank genannt – angesichts des Entstehungsdatums des Artikels also noch VOR dem Web 2.0-Hype (wobei man auch sehen muss, dass sich da Widersprüche ergeben können, z.B. dann, wenn die permanente Online-Erreichbarkeit gerade wieder die soziale Präsenz auf Tagungen stört).

Leider hat Ulrich Frank dieses wissenschaftstheoretische Thema in aktuelleren Schriften nicht weiter vertieft, was ich sehr schade finde. Aber es ist ja auch meine Erfahrung, dass Beiträge dieser Art eher wenig rezipiert werden und vor allem wenig aktiv aufgegriffen werden – das Tagesgeschäft belohnt halt andere Themen einfach wesentlich mehr …

Kalt erwischt

Mein erstes „Trimester“ liegt nun schon wieder zwei Monate hinter mir. Bald folgt die lange „Vorlesungsphase“ – nur von ganz wenigen Wochen (Weihnachten z.B.) unterbrochen, und ich bin mal gespannt, wie sich das so auf meine Arbeitsroutinen auswirkt, wenn die „Pause“ von Mitte/Ende Februar bis bitte April fehlt. Das ist das eine, das andere sind meine ersten Erfahrungen mit den Studierenden der UniBw. Wie fange ich da jetzt an? Vielleicht mit meiner falschen Annahme, ich wüsste, wie man Lehrveranstaltungen so gestaltet, dass zumindest die Mehrheit der Studierenden mitzieht und am Ende zufriedenstellende Ergebnisse resultieren. Genau das nämlich ist mir zwischen April und Juni 2010 eher nicht gelungen. Nun muss ich allerdings (zur Vermeidung allzu einseitiger Zuschreibungen) dazu sagen, dass ich bereits im letzten Augsburger „Vorlesungsexperiment“ (siehe z.B. hier) ziemlich ernüchtert war und auch im MuK-Studiengang Veränderungen in den letzten Semestern festgestellt hatte, was z.B. Experimentierfreude, Basisfähigkeiten und Engagement der Studierenden betrifft (wofür es viele Gründe geben kann, auf die ich hier jetzt nicht eingehe). Trotz dieser Relativierung muss ich zugeben, dass es mich in München erst mal besonders kalt erwischt hat. Zum Thema Didaktisches Design habe ich auf der Grundlage meines Studientextes (hier) eine Veranstaltung für insgesamt 70 Studierende angeboten und diese – so meine ich – einigermaßen interaktiv aufgebaut. Damit man sich ein Bild machen kann, hier das Konzept (der Leitfaden quasi für mich und meine beiden Mitarbeiter).

VL_Konzept_Doz_Leitfaden_2010

Ähnlich habe ich bereits in Augsburg mehrfach gearbeitet, etwa zum Thema Wissensmanagement, zu dem es einen analogen Studientext gibt (hier). Die Erfahrungen waren bei diesem Konzept immer recht positiv. Das war der Plan. Aber einiges kam anders. Da mein Laut-Denk-Protokoll etwas länger geworden ist, habe ich es in einem Dokument gespeichert. Hier ist es:

Gedankenprotokoll_erstes_Trimester_2010

Wettbewerb über alles

An den Hochschulen werden weiter fleißig Studiengänge akkreditiert. Für diesen Zweck wird vor allem tonnenweise Papier produziert – dicke Wälzer, die Ausdruck von Fleißarbeiten ohne Gleichen sind. Dass das nicht sinnvoll sein kann, hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) schon seit längerer Zeit erkannt. Nun gibt es eine neue aktuelle Pressemeldung (hier), in der die HRK dafür plädiert, die „eklatanten Schwächen“ in der Akkreditierungspraxis zu beseitigen. Das Losungswort heißt: institutionelle Audits, in denen begutachtet wird, „ob die Strukturen und Prozesse einer Hochschule geeignet sind, die von ihr selbst gewählten Qualitätsziele in Lehre und Studium zu erreichen“.

Die Audits sollen nach international anerkannten Evaluationsprinzipien durchgeführt werden, wobei leider nicht gesagt wird, wie das genau gemeint ist. Orientieren sich aktuelle Akkreditierungen nicht danach? Die Hochschulen sollen dabei vor allem unterstützt werden, ihre Aufgaben in Studium und Lehre besser wahrzunehmen. Das wäre immerhin ein Fortschritt, wenn man an die Stelle der derzeitigen Behinderung durch Akkreditierungen eine Unterstützung anbietet. Es soll ein „Qualitätssiegel“ vergeben werden – und zwar als Nachweis für die hohe Qualität der Lehre. Das wiederum ist eine seltsame Folgerung, denn aus einem handwerklich gut gestalteten Studiengang folgt noch keine qualitativ gute Lehre auf der Veranstaltungsebene. Und dann wird natürlich wieder der „Wettbewerb der Hochschulen untereinander“ ins Feld geführt – Wettbewerb über alles, eine Art Mantra aus dem Hoffnungsland der Marktwirtschaft. Das ist mir ein Rätsel, dass man diesem Irrglauben, man könne Bildung und Universitäten nach diesen Prinzipien besser machen, so beharrlich anhängt – trotz aller gegenteiliger Erfahrungen.

Fazit: Schön, dass die HRK es anstoßen will, diesen Akkreditierungswahnsinn einzudämmen. Schön auch, dass es neue Ideen gibt, es anders zu machen. Schade aber, dass Rhetorik doch wieder wichtiger ist als Inhalte. Und schade vor allem, dass das ökonomische Primat nach wie vor ungebrochen zu sein scheint.

Bekenntnis zum "macro-learning"

Ich weiß nicht … vielleicht liegt es an meinem Arbeitsumfeld oder an mir als Person, dass ich mich mit dem Beschleunigungswahn nicht anfreunden kann, den das im Moment wieder häufig ins Netz geworfene micro-learning mit sich bringt: Ins Grübeln gekommen bin ich über den Blog-Beitrag von Jochen Robes (hier) zum micro-learning. Wieder wird da u.a. die „neue Generation“ beschworen, die einfach nicht mehr so lernen würde (oder wolle) wie früher, will heißen: sich z.B. nicht mehr über längere oder lange Zeit beispielsweise mit einem nicht unterhaltsam aufbereiteten Text auseinandersetzen kann und will, der mehr als 10 Seiten umfasst.

Also, es ist keineswegs so, dass ich Veränderungen und neue Ideen in unserem Bildungssystem für unnötig halte – im Gegenteil, obschon man immerhin zugeben muss, dass es auch ein paar (wenige) positive Trends gibt: z.B. Initiativen, dass man für die Grundschule zwischen drei und fünf Jahren brauchen darf. Das ist eine Idee, die mir übrigens sehr gut gefällt, weil sie den Faktor Zeit (und um den geht es ja auch beim micro-learning) individualisiert: Menschen – da bin ich mir sicher – haben nun einmal individuelle Geschwindigkeiten darin, wie sie sich entwickeln, wie sie arbeiten, kommunizieren und eben auch lernen. Manchmal muss man versuchen, das bis zu einem gewissen Grad zu harmonisieren (bei Veranstaltungen oder in der Teamarbeit). Aber ich denke, es gibt an sich sehr viele Spielräume in allen Bildungskontexten, die man nutzen könnte und müsste, um Lehren, Lernen und Bildung nicht einem standardisierten Zeitdiktat zu unterwerfen. Aber um wieder zum micro-learning zurückzukehren: Ich frage mich halt: Was kann man in drei bis fünf Minuten lernen? Vielleicht, wie ich eine Kaffeemaschine bediene; eventuell auch vier, fünf neue Vokabeln in einer Fremdsprache, ein interessantes Detail aus irgendeiner Domäne …. Geht es uns darum? Wo und warum geht es uns darum? Ist es sinnvoll, die so verschiedenen Formen des Lernens inklusive unterschiedlicher Lernziele und entsprechend auch äußerst variabler Lehrangebote gegeneinander auszuspielen? Vor allem an der  „2.0-, Micro- und Co.-Debatte“ geht mir dieses Durcheinander, das entsteht, wenn gar nicht klar gesagt wird, was denn wozu unter welchen Bedingungen gelernt werden soll, gehörig auf die Nerven. Hauptsache neu, Hauptsache hip formuliert. Das führt auch nur dazu, dass das außer einer kleinen Minderheit niemand ernst nimmt – schon gar nicht an den bildungspolitischen Stellen, wo es nötig wäre.

Ich bekenne mich zum „macro-learning“ – auch wenn es das als Begriff noch gar nicht gibt. In meiner Lehre jedenfalls will ich, dass Lernende eine Idee vom Ganzen bekommen, Zusammenhänge erkennen, und in diesem Zusammenhang(!) lernen, eigene Fragen zu stellen. Und dazu muss man auch lesen – und zwar in manchen Phasen auch viel lesen und sich Gedanken machen und sich dabei Zeit lassen. Wenn Lernende mal zu einem Themengebiet oder Thema so etwas wie mentale Modelle bzw. eine gewisse Orientierung aufgebaut haben, dann mag auch mal ein „micro-learning“ sinnvoll sein, um Details zu klären, um kleine Lernphasen z.B. in Projektarbeiten einzubinden etc. Und wenn Menschen in ihrer Freizeit oder am Arbeitsplatz neue Dinge via micro-learning erfahren, ist das natürlich auch schön – aber doch bitte nicht als eine „neue Lernform für eine neue Generation“!