Mut zur Geduld gegen die unaufhörliche Leistungsschau

Und noch eine Rede (online hier) – mit der gleichen Stoßrichtung wie die Rede von Peter Strohschneider (siehe hier), gehalten von Peter-André Alt, Präsident der FU Berlin am 30. November 2017 (im Allianz-Forum Berlin). Auch in dieser Rede geht es um die Wissenschaft und ihre gesellschaftliche Verantwortung, um die aktuelle Wissenschaftsfeindlichkeit, um Populismus und Vereinfachung, aber auch um Fehlentwicklungen im Wissenschaftsbetrieb. Ich finde, noch mehr als Strohschneider bringt Alt auf den Punkt, was uns verloren zu gehen droht, wenn er schreibt:

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Die Kraft der Beispiele

Ein neuer Text von Taiga Brahm in der Zeitschrift Educational Design Research (EDeR) – online hier abzurufen – beschreibt anschaulich den Forschungsprozess zur Entwicklung von Interventionen, die Jugendlichen auf einer überfachlichen Ebene (Stichwort Resilienz) im Übergang zwischen Schule und Beruf helfen sollen. Im Fokus steht der Aufbau von Wissen und Können zum Umgang mit Konflikten, zur Zuschreibung von Ursachen und zur Selbstwirksamkeit. Die Autorin beschreibt ihr Vorgehen entlang des Design-Based Research-Ansatzes (mit drei Zyklen) und liefert auf diesem Wege ein instruktives Beispiel für den Einsatz von DBR im Bildungskontext.

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Nichtstun?

Das Schöne an Weihnachtsmärkten ist, dass sie an Weihnachten schließen. Das haben sie mit dem Oktoberfest gemein, das auch immer dann (fast) vorüber ist, wenn es Oktober wird. Die Ruhe, die dann einkehrt, lässt sich durch den Kontrast besonders spüren, und vielleicht ist das sogar der tiefere Sinn? Mein Herkunftswörterbuch führt „Ruhe“ auf „ruhen“ zurück und definiert es als „sich durch Nichtstun erholen“. Nun, ich werde es in den nächsten zwei Wochen wohl nicht schaffen, nichts zu tun, aber Ruhe suche ich allemal und ruhiger wird es daher auch in diesem Blog. Ich wünsche allen geruhsame Tage – auch über den Jahreswechsel – und melde mich im Januar wieder: ausgeruht.

Von Verfasstheiten und Verfassungen der Lehre

Es geht gerade etwas chaotisch zu mit dem Begriff der Lehrverfassung. Im Mai 2017 hieß es in einem Positionspapier des Wissenschaftsrates, dass jede Hochschule eine Lehrverfassung brauche, die „ein verbindliches Leitbild für die Lehre“ (WR, 2017, S. 16) beschreibt. Die Fußnote dazu erläutert, dass Verbindlichkeit nicht im juristischen Sinne zu verstehen sei, „sondern als interpersonelle ideelle Norm, die an der jeweiligen Hochschule gemeinsam entwickelt wird und von ihren Mitgliedern als Maxime akzeptiert werden soll“ (S. 16). Eine Frage, die sich bei dieser Definition von Lehrverfassung als verbindliches Leitbild wohl sofort gestellt hat, war die, ob die Leitbilder, die sich viele Hochschulen für die Lehre inzwischen gegeben haben (und einige davon sind sicher auch in umfänglicher Gremienarbeit formuliert worden), nun als „Verfassung“ taugen.

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Is there anybody out there …

to discuss articles about design-based research? Zwei neue Artikel haben wir in der Zeitschrift EDeR (Journal of Educational Design Research), die unterschiedlicher nicht sein könnten und daher schön die Spannbreite von EDeR aufzeigen: einer deutsch, der andere englisch – einer theoretisch, der andere empirisch – einer bezogen auf die Hochschule, der andere in die Schule hineinreichend usw. Was sie eint: Sie warten auf Diskutanten, also auf Leser, die gerne ausführlicher kommentieren, zustimmen, widersprechen, ergänzen, weiterdenken und auf diesem Wege selbst zu Autoren von „discussion articles“ auf EDeR werden wollen.

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Das Didaktik-Axiom

Paul Watzlawick, Janet H. Beavin und Don D. Jackson haben im Jahr 1967 – auf Deutsch im Jahr 1969 – erstmals ein Axiom verkündet, das sich alsbald in alle Köpfe gepflanzt hat und – nicht ohne Grund – heute als selbstverständlich gilt (Titel: Menschliche Kommunikation. 2011 in der 12. Auflage erschienen). Das berühmte Axiom lautet: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Die Begründung ist: Jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) sei Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten könne, könne man nicht nicht kommunizieren.

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Ludwik Fleck – das Kollektiv

Von 1947 stammt der sechste Aufsatz im Band „Erfahrung und Tatsache“, dem Fleck den schönen Titel „Schauen, sehen, wissen“ gegeben hat – ein Text, der erstmals auch Abbildungen enthält und mich an vielen Stellen an Aussagen der Gestaltpsychologie erinnert hat. Doch zunächst noch einmal der kurze Hinweis auf die bereits bestehenden Kommentare zu Flecks anderen Aufsätzen: hier, hier, hier, hier, hier (zum Verfahren siehe hier).

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Didaktik-Bashing

„Ich hatte schon immer das Gefühl, dass wir in Deutschland eine falsche Bildungsdiskussion führen, denn bei uns steht immer die Didaktik im Vordergrund, anstatt auch mal … Technik oder auch Usability und User Experience zu erwähnen“, schreibt hier Andreas Wittke und erläutert im dazugehörigen Blogbeitrag seine Position. Ich finde, da beginnt (und endet) der Autor mit einer steilen These, die durchaus interessant ist; auch kann ich in diesem Beitrag einiges finden, das ich unterschreiben würde …

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Ludwik Fleck – Genauso wie die Kunst

„Wissenschaftstheoretische Probleme“, so lautet der Titel des fünften Aufsatzes von Ludwik Fleck in dem Bändchen „Erfahrung und Tatsache“; er stammt aus dem Jahre 1946 – der erste Text (aus dem Band) also, den Fleck nach dem Zweiten Weltkrieg verfasst hat. Hier verarbeitet Fleck offenbar – übrigens in Dialogform – auch Erlebnisse aus dem Krieg (und deutet sie vor dem Hintergrund seiner Theorie von den Denkkollektiven), worauf die Herausgeber und Übersetzer in der Einleitung (dazu hier) näher eingehen. Ich werde diese Kommentierung knapper gestalten als sonst: Ohne die Erläuterung der Herausgeber sind diese Darstellungen schwierig einzuordnen. In Kürze folgen dann noch die Kommentare zu den letzten beiden Texten – rechtzeitig bis zu unserem Kolloquium (siehe dazu hier). Wer nochmal nachlesen will, welche Passagen mir in den Texten davor besonders aufgefallen sind, kann dies an folgenden Stellen tun: hier, hier, hier und hier.

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Blogpause

August – Sommerpause in meinem Blog. Ein für mich sehr anstrengendes Jahr liegt hinter mir – ein Jahr mit ein paar Enttäuschungen (im wahrsten Sinne des Wortes) wie auch herben persönlichen Verlusten, die dazu geeignet sind, einen (mal wieder) wachzurütteln, um sich selber zuzurufen: Verliere den Sinn nicht aus den Augen, den das Leben haben kann! Verstricke dich nicht in allzu vielen unnötigen, weil letztlich unwichtigen Kontroversen oder gar Kämpfen! Mache das Beste aus dem, was da ist – und gebe vor allem selbst immer das Beste (und zwar den eigenen Überzeugungen entsprechend)! Das gelingt nicht immer, es gelingt wohl viel zu oft nicht, aber um die Chancen zu erhöhen, muss ich jetzt mal einen Schritt zur Seite treten – auch im digitalen Raum. Bis September! 🙂