Von der Reflexion zur Selbstreflexion

Gerade noch rechtzeitig zum Jahresausklang ist die von Thomas Häcker, Wolf Hilzensauer und mir herausgegebene Ausgabe der Online-Zeitschrift Bildungsforschung zum Thema „reflexives Lernen“ online gegangen. Ich hatte mich dazu bereit erklärt, weil ich (a) auf diese Weise Thomas Häcker und seine Position näher kennenlernen konnte (der mir auf dem Papier bzw. digital mehrmals schon beim Thema E-Portfolios „begegnet“ war) und weil ich selbst eher Schwierigkeiten mit dem Begriff des „reflexiven Lernens“ habe. Ja, ist das denn die rechte Voraussetzung für die Mitherausgeberschaft eines Themenhefts? Nun, die intensivere Auseinandersetzung mit einem Thema in Verbindung mit Lehrveranstaltungen und Publikationen anzugehen, ist im Wissenschaftsbetrieb sicher nicht ungewöhnlich und ein durchaus interessantes Prozedere (das meines Wissens wissenschaftssoziologisch oder -psychologisch noch nie ernsthaft untersucht wurde – warum eigentlich nicht?). Oft ist es ja so, dass diejenigen Lehrveranstaltungen (auch Publikationen?) am besten zu verstehen sind, bei denen man selbst als Novize gestartet ist ;-).

Dass es im Editorial heißt: „Reflexives Lernen als Grundlage Lebenslangen Lernens ist nicht nur aus pädagogischer Sicht interessant, sondern auch aus historischer, philosophischer, psychologischer und praktischer Perspektive“, steht da nicht von ungefähr: Ziel war es, verschiedene wissenschaftliche Zugänge zum „reflexiven Lernen“ zusammenzustellen, wobei von vornherein klar war, dass damit auch verschiedene Auffassungen dazu verbunden sind, was unter „reflexivem Lernen“ denn nun eigentlich zu verstehen ist. Meine anfängliche und nach wie vor bestehende Position dazu ist die, dass mit Ausnahme des „Reiz-Reaktion-Lernens“ behavioristischer Manier jedes Lernen auch Reflexionsmomente bedarf – sonst würde man wohl nicht von Lernen sprechen können, das diesen Namen auch verdient. Wohl aber gibt es sehr unterschiedliche Grade, vielleicht auch Qualitäten von Reflexion – und das, so meine ich, zeigen auch die in diesem „Heft“ versammelten Aufsätze.

Gefreut hat mich, dass auch Tobias einen Beitrag geliefert hat („Ganzheiltiche Reflexion auf dem Weg zu Selbstorganisiertem Lernen„): In diesem Beitrag führt er auch unser Begleitstudium und die darauf gerichteten (qualitativen) Studien an, die dazu bereits durchgeführt wurden. Die damit verbundenen kritischen Einschätzungen unserer Versuche, Studierende auch im knappen Bachelor-Studium zu projektorientiertem Arbeiten und einer darauf bezogenen Reflexion zu bewegen, hat zu einigen Turbulenzen und internen Diskussionen geführt – und die haben ganz gewiss eine ganze Reihe Reflexionsprozesse ausgelöst. Auch wenn das anstrengend ist (zumal dann, wenn man in die Rolle des Mediators gerät), sind das für mich genau die Dinge, die ich an sich an einer Universität erwarte: Kritische Auseinandersetzungen, das Ringen um die rechte Darstellung und Folgerung, Selbstzweifel und Aushandlungsprozesse – was zwar psychologisch für die Betroffenen nicht immer einfach, aber langfristig genau die fruchtbaren Prozesse sind, die man getrost als reflexives Lernen bezeichnen kann.

Danke an der Stelle an die Herausgeber/innen der Zeitschrift Bildungsforschung für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit.

Gehts hier nach Italien?

Bald ist Weihnachten und vielleicht war das gestern am späten Nachmittag ein Weihnachtserlebnis?

Es ist Freitag und ein dunkler Nachmittag in Augsburg an der Haunstetter-Straße: Ich steige aus der Straßenbahn und gehe die Treppen hoch zum Bahngleis in der Hoffnung, dass die Regionalbahn nach München bald kommt. Aber ich bin wie immer zu früh dran, es ist unangenehm nasskalt – Schneeregen, der Bahnsteig ist ohne Dach. Ich gehe wieder runter und warte lieber an der Straßenbahnhaltestelle, die unter den Bahngleisen und daher überdacht ist. Eine Bahn aus der Stadtmitte kommt und ein Mädchen steigt aus – Grundschulter – mit einem überdimensionalen Schulranzen – jedenfalls im Verhältnis zur Größe des Mädchens. Sie wirkt unschlüssig und geht in Richtung Treppe, schaut hoch, geht zwei Stufen hinauf und blickt neugierig nach oben, geht zurück und mustert die umstehenden Leute. Dann entdeckt sie mich, schaut mich kurz an und kommt auf mich zu: „Weißt du, was da oben ist?“ fragt sie und deutet die Treppen hinauf zum Bahnsteig. Ich denke erst, sie hat sich vielleicht verirrt: „Der Bahnsteig ist da oben. Wieso? Wo musst denn hin?“ „Ich will nur wissen, was da oben ist“, gibt sie mir zur Antwort, „ … ich bin jetzt schon neun Jahre alt und war noch nie da oben.“ Sie geht wieder ein paar Schritte zur Treppe und blickt nach oben:“Kannst du mit mir da mal raufgehen?“ „Ja, natürlich, ich muss sowieso da hoch“, und schon läuft sie vor, nicht ohne sich zu vergewissern, ob ich auch hinter ihr bin. Schnell ist sie oben und fragt: „Und was fährt hier?“ „Züge fahren hier. Manche fahren nur vorbei, aber die Regionalbahnen, die halten hier.“ Sie schaut mich ungewöhnlich begeistert an und will es genauer wissen:“ Wohin fahren die?“ Ich zeige nach rechts: „Hier fahren sie weiter zum Augsburger Hauptbahnhof. Und hier …“, ich zeige nach links, „nach München“. „Und nach Italien? Gehts hier nach Italien?“ Ich muss ein wenig lachen: „Nach Italien? Also …, nicht direkt. Aber du kannst nach München fahren und von da aus dann direkt ab nach Italien!“ „Toll!“ , die Begeisterung der Kleinen steigert sich. Ich bin jetzt ein wenig besorgt; hoffentlich steigt sie nicht einfach in den nächsten Zug: „Musst du nicht nach Hause. Vielleicht nimmst du lieber deine nächste Straßenbahn?“ „Ja“, sagt sie und macht schon kehrt: „Tschüss!“, sie läuft die Treppe runter, dreht sich nochmal um und winkt: „Tschüss!“ „Tschüss“, ich winke auch. Ein Mann blickt mich mürrisch an, die Frau dahinter verzieht keine Miene. Na ja, es ist halt kalt und der Schneeregen ist nicht schön … ich hatte es aber ein paar Minuten vergessen.

Suum cuique

Ja, das wusste ich noch aus dem Lateinunterricht und es fiel mir halt gleich ein, als mir Sandra und Frederic den Link zur neuen w.e.b.Square-Ausgabe geschickt haben (hier ein Überblick über alle weiteren Beteiligten):  Unter dem Motto „Jedem das Seine: Der Siegeszug von Social Software und Web 2.0“ bündelt diese Ausgabe zum Jahresende einige Abschlussarbeiten (BA und MA) aus unserem Studiengang „Medien und Kommunikation“ (auf die Blog-Arbeiten hatte ich schon an anderer Stelle hingewiesen) sowie die Dokumentation eines Seminarprojekts aus einem Seminar von Alex.

Auch wenn man darüber streiten kann, ob es wirklich schon einen Siegszug des WEb 2.0 gibt (sowohl Rolf Schulmeisters Werk zur Netzgeneration als auch die HIS-Studie legen ja eher nahe, dass die aktive Partizipation im Netz selbst unter Studierenden wohl eher Wunschtraum als Realität ist. Aber bei uns ist es Realität, wobei man in einem Medienstudiengang natürlich keine repräsentative Auswahl von aktuell Studierenden hat. Wie auch immer: Ich danke allen Beteiligten für diese gute Arbeit und hoffe, dass die durch w.e.b.Square verbreiteten Arbeiten viele Leser finden und nicht, wie es bei vielen Abschlussarbeiten der Fall ist, in Archiven vor sich hinstauben.

Vom Haushalt zum Eventmarketing

„Das Haushälterische gehört zu den Tugenden des Menschen“, so Professor Mittestrass am letzten Montag auf einer Veranstaltung der Hanns-Seidel-Stiftung in Kooperation mit dem Verein Ökonomie und Bildung (Programm). Zusammen mit dem Präsidenten der TU München – Professor Herrmann – diskutierte er über die Frage, ob und inwieweit die Ökonomisierung speziell der Hochschule und Hochschulbildung ökonomisch ist. Neben dem obigen Satz, dass man natürlich mit begrenzten Ressourcen, wie man sie auch an der Hochschule hat, effizient umgehen und in diesem Sinne ökonomisch handeln muss, gab es durchaus einige weitere Gemeinsamkeiten. Nun ist es natürlich auch einleuchtend, dass selbst eine Hochschule nicht über ihre Verhältnisse leben kann und eben „haushalten“ muss. Leider aber hat man in einem so kurzen Zeitrahmen natürlich keine Zeit, genau das zu konkretisieren – denn dann wäre man sich wahrscheinlich nicht mehr so einig. Spannender waren letztlich die Unterschiede in den Auffassungen der beiden „Hauptgäste“: So sprach sich Mittelstrass z.B. klar dagegen aus, den Wissenden zum „Dienstleister“, den Studierenden zum „Kunden“, die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit zur „Wissensbörse“ bzw. letztlich die Bildung zur Ware zu machen. Bereits die Sprache sei ein Problem, denn (und da stimme ich zu): „Begriffe beeinflussen das Denken“.

Herrmann dagegen argumentierte weniger auf dieser Ebene der „Idee der Universität“, sondern mehr auf der Ebene der Führung einer Organisation, und da geht es um finanzielle und personelle Ressourcen, um Anreizstrukturen, aber auch um klare Entscheidungen „von oben“. Wo denn da das demokratische Moment bleibe, so wollten z.B. Studierendenvertreter aus dem Plenum wissen – eine berechtigte Frage, die Mittelstrass interessanter Weise in etwa so beantwortete, dass die Universität durchaus kein Experimentierfeld für Demokratie sei. Womit er nicht sagen wollte, dass Entscheidungen an der Universität selbstherrlich getroffen werden (sollten). Wie und wo das demokratische Element an der Hochschule wichtig oder auch hemmend ist, blieb offen. Ein aus meiner Sicht wichtiger Punkt war dann unter anderem die Frage nach der (an sich zugesicherten) Freiheit des Forschers, mit der es ja – so meine Meinung – nicht unbedingt mehr so weit her ist: Die Vorgaben für die Lehre wachsen immens und angesichts der Tatsache, dass man in seiner Forschung zunehmend von Drittmitteln abhängig ist, schrumpft der Spielraum für freie Entscheidungen im Forschungsfeld schon gewaltig. Es wäre interessant gewesen, das weiter zu vertiefen.

Eine schöne Gegenüberstellung der beiden Hauptgäste findet sich bei Frank – ich empfehle sehr, das nachzulesen. Unter anderem macht er deutlich, dass beide eher nicht dazu geeignet waren, die Verhältnisse an einer „ganz normalen Universität“ darzulegen bzw. zu vertreten. Auch Sandra und Tamara haben in ihren Blogs bereits ihre Eindrücke geschildert – sodass ich fast schon ein bisschen spät dran bin. Ebenfalls Empfehlenswert: Sandras Tipp auf einen Beitrag von Heiner Keupp, dem das „Eventmarketing“ an deutschen Universitäten schön länger ein Dorn im Auge ist.

Mr. Pisa an der TU München

„Mr. Pisa“ soll „School of Education“ aufbauen – so leitet die „Welt online – München“ die Nachricht ein, dass an der TU München eine neue Fakultät aus dem ehemaligen TUM-Zentralinstitut für Lehrerbildung und Lehrerfortbildung (ZLL) entsteht – angeführt von Professor Manfred Prenzel vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel, der den Aufbau der Fakultät maßgeblich leiten soll. Die Pressemeldung kann man sich hier (information-zur-tum-school) genauer anschauen. Darin heißt es u.a.: „Landesweit wird damit zum ersten Mal eine Institution geschaffen, die neben der Lehrerbildung auch hochkarätige Bildungsforschung betreibt und beide Bereiche eng verzahnt.“ Das wird man an vielen universitären Stätten der Lehrerbildung nicht gerne hören, impliziert es doch ziemlich direkt, dass dort bisher keine nennenswerte Forschung betrieben wurde. Aber vielleicht ist es ja auch so gemeint, dass man beim Aufbau dieser neuen Fakultät auf einen sinnvollen Betreuungsschlüssel achten wird, der neben der Lehre Forschung möglich macht?

Ich bin jedenfalls gespannt, wie das weitergeht. Gespannt bin ich auch auf die Reaktionen derjenigen, die an den anderen bayerischen Universitäten Lehrerbildung betreiben (wir an der Professur für Medienpädagogik sind ja in punkto Schule und Lehrerbildung nur in der Forschung unterwegs und in die Ausbildung angehender Lehrer/innen nicht eingebunden). Ob man wohl daran denkt, dass sich die Medienwelten von Kindern und Jugendlichen ebenso gewandelt haben und wie die Möglichkeiten der Entwicklung didaktischer Konzepte dank digitaler Technologien? Auch darauf darf man gespannt sein :-).

Noch mehr Calls

Auch bei der Zeitschrift für E-Learning wird dafür gesorgt, dass es niemandem über Weihnachten langweilig wird ;-). An der Stelle möchte ich daher noch auf zwei Calls hinweisen, die sehr viel langfristiger geplant sind als die Feuerwehraktion bei der ZFHE, wobei ich da trotzdem weitere Löschfahrzeuge hoffe 🙂 :

  • Es können bei Stefan Aufenanger noch Abstracts bis Ende Dezember für das Thema „E-Learning in der Schule“ eingereicht werden.
  • Ganz neu ist der Call von Michael Wagner zu „Serious Games“ in allen möglichen Kontexten (Schule, Hochschle, Erwachsenenbildung, Betrieb). Hier können bis Ende März Abstracts eingereicht werden.

Call zum Thema Assessment

Vergleichsweise kurzfristig habe ich mich bereit erklärt, bei der Zeitschrift für Hochschulentwicklung ein Themenheft zu „Assessment im Hochschulunterricht“ herauszugeben. Gezögert habe ich, weil der Zeitplan verdammt eng ist (warum, das weiß ich leider als Externe nicht) und so natürlich die Gefahr besteht, dass nicht allzu viele Beiträge in hoher Qualität eingereicht werden. Aber ich setze jetzt mal darauf, dass in den den verschiedenen Fachcommunities, die sich mit der Hochschullehre aus unterschiedlichen Perspektiven beschäftigen, das brisante Thema gewissermaßen immer unterschwellig vorhanden ist, immer wieder als wichtig erlebbar ist und inzwischen auch häufiger diskutiert wird – und demnach auch bis Ende Februar aktivierbar ist :-). Was mich letztlich zur Zusage bewogen hat, ist die meiner Ansicht nach große Bedeutung des Assessments für die Lehr-Lernkultur an unseren Hochschulen – zwar nicht erst seit, aber vor allem sehr deutlich seit bzw. mit Bologna.

Hier der Call (zfhe-call-for-paper-assessment), den ich nun auch schon ein wenig verteilt habe und der natürlich auch in meinem Blog nicht fehlen soll.

Wichtig: Es geht um Assessment generell, nicht um das spezielle Assessment mit digitalen Medien. Dazu nämlich (zum E-Assessmen)  planen wir in der Zeitschrift für E-Learning selbst ein Themenheft für 2010 (was weit weg klingt, aber eben langfristiger geplant ist). Auch freue mich sehr darüber, dass wir Karsten Wolf als Herausgeber dafür gewinnen konnten.

Wer aber JETZT schon darauf brennt, seine Erkenntnisse loszuwerden, den bitte ich um Beiträge für das „eilige“ Themenheft der ZFHD. Lasst mich nicht im Stich! 😉

Vier Jahre Kooperation mit Intel

Vier Jahre wissenschaftliche Begleitung des Blended Learning-Lehrerfortbildungsprogramms „Intel® Lehren – Aufbaukurs Online“ gehen im Dezember 2008 zu Ende. Wer nachvollziehen möchte, was wir innerhalb dieser vier Jahre alles gemacht haben, kann sich an den Arbeitsberichten orientieren:

Aktuell wird gerade ein Reporting-System für die Trainingsplattform fertig gestellt, zu dem noch kein Bericht existiert. Mit diesem Modus der Evaluation sollen einzelne Module der Plattform durch die Nutzer/innen bewertet werden – schnell, einfach und abgekopppelt von der Zertifizierung (bei Absolvieren des gesamten Fortbildungsangebots). Denn es hat sich gezeigt, dass die Plattform viel mehr Besucher/innen hat als das Fortbildungsprogramm Teilnehmer/innen, so dass viele Nutzer/innen bei der „großen“ Evaluation nicht erfasst werden können.

Im neuen Jahr haben wir (das sind Alex, Eva und Jojo) vor, die verschiedenen Phasen der Evaluation in einem längeren Dokument darzustellen – mit exemplarischen Ergebnissen, vor allem auch mit Erfahrungen, die eine längerfristige Begleitung eines solchen Programms mit sich bringt. Für weitere Evaluationsarbeiten werden wir uns bei Intel nicht mehr bewerben, nicht weil die Zusammenarbeit nicht gut gewesen wäre, sondern weil die Anforderungen für die kommenden Evaluationsrunden doch so umfangreich geworden sind, dass Universitäten das wohl nicht werden leisten können (und wir damit eben auch nicht). Denn wir können nicht – wie z.B. kommerziell tätige Forschungsinstitute – mit einem festen Stammpersonal und freien Mitarbeitern arbeiten, sondern müssen nun mal „teure“ Mitarbeiter/innen extra einstellen (was nicht heißt, das ein wissenschaftlicher Mitarbeiter viel verdient ;-)). Zudem meine ich, dass es durchaus gut ist, wenn Evaluationspartner wechseln, denn auch als externe Evaluatoren kann man betriebsblind werden.

Alex hat mit dem Intel-Projekt seine Dissertation geschrieben. Eva konnte nach ihrer Dissertation viele neue Erfahrungen innerhalb des Projekts sammeln und dies mit ihrer Tätigkeit an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung verbinden, der wir (vor allem Johannes Böttcher) weiter gerne verbunden bleiben. Leider endet Evas Anstellung mit Projektende bei uns – und das ist natürlich ein wenig traurig: Eva gehört zu meinen längsten Wegbegleiter/innen in Augsburg und ich möchte ihr hier an der Stelle offiziell und öffentlich für die hervorragende Zusammenarbeit danken.

Was mir noch wichtig ist zu sagen: Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist eine Herausforderung und nicht vergleichbar mit Projekten, bei denen der Drittmittelgeber zwar auch an Ergebnissen interessiert ist, aber diese nichts selbst unmittelbar benötigt. Kompromisse sind mitunter nötig, die Sprache ist nicht immer die gleiche, Werte klaffen bisweilen auseinander, aber machbar und zufriedenstellend kann eine solche Kooperation durchaus erfolgen: Intel hat uns als Universitätspartner stets respektvoll behandelt und keinen Einfluss auf unsere Arbeiten in der Form ausgeübt, dass wir dies nicht vorab untereinander ausgehandelt hätten. Ich denke auch, nur unter solchen Bedingungen machen Kooperationen einen Sinn und ich bin froh, dass wir da keine gegenteiligen Erfahrungen gemacht haben.

Blog-Forschung und die Hoffnung auf freie Meinungsäußerung

Endlich haben wir zwei Abschlussarbeiten zum Thema Blogs online; eine dritte kommt demnächst. Es geht um zwei Bachelorarbeiten zu Lehrerblogs und eine Masterarbeit zu Wissenschaftler-Blogs.

Ich hatte die Ergebnisse bereits in einem Vortrag in Karlsruhe verwendet (hier) und versprochen, darauf hinzuweisen, wenn die Arbeiten online sind. Eher selten gelingt es, Abschlussarbeiten so auszuschreiben und (sanft) zu lenken, dass wirklich brauchbare Ergebnisse resultieren, die man auch aufeinander beziehen und in Einklang mit theoretischen Überlegungen im eigenen Team bringen kann. Bei diesen drei Arbeiten ist das sehr gut gelungen und ich möchte den drei Autorinnen dafür an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken.

Zum Thema bloggende Wissenschaftler möchte ich gleich noch auf einen Beitrag von Michael Kerres in seinem Blog hinweisen (hier): Da gibt es wohl nun doch erste Beispiele für Zensur, von denen die von uns befragten Wissenschaftler (noch) nicht berichtet haben. An unserer Universität (Augsburg) bin ich bis dato noch völlig unbehelligt und kann meine Meinung frei äußern: Ich hoffe, es liegt daran, dass die Uni Augsburg sehr liberal ist (da glaube ich jetzt einfach mal fest daran), und nicht daran, das man meinen Blog noch nicht entdeckt hat. Aber bei aller Kritik, die man ja an jeder Uni anbringen kann, kann ich in der Beziehung die Augsburger bisher nur loben.

Klicken und lernen?

„Klicken und Lernen. Bildung im Wandel“ – unter diesem nicht gerade glücklich gewählten Motto (wer ist wohl auf das „Klicken“ gekommen?) stand der D21-Jahreskongress am 14. November 2008 in Berlin, den ich nach der GMW-Vorstandssitzung gleich im Anschluss besucht habe. Durch diese Terminüberschneidung konnte ich leider den Vormittag und damit die Vorträge unserer Bildungsministerin und Prof. Dueck (IBM) sowie die anschließende Podiumsdiskussion nicht miterleben (offenbar aber gibt es eine Videoaufzeichnung, habe aber noch nicht durchschaut, ob da die Beiträge wechseln oder einiges fehlt: hier).

Aktiv beteiligt war ich in einem der vier parallelen Diskussionsforen am Nachmittag: Zusammen mit Stephan Becker-Sonnenschein (O2), Olaf Kleinschmidt (ehemals Lehrer und heute Unternehmer), Jochen Moll (EMC) und Frank Sauerland (Lehrerbildung Hessen) ging es um das Thema „Medienkompetenz und digitale Didaktik – Lern- und Lehrkultur“. Im Eingangsstatement sollte ich mich in ca. zwei Minuten zur digitalen Kompetenz äußern. Nun ja, das muss man ein bisschen vorbereiten und daher bin ich in der Lage, diese Gedanken auch hier anzubieten (brauchen-wir-eine-digitale-kompetenz).

Irgendwie sind Podiumsdiskussionen ja nie so besonders weltbewegend und unsere Diskussion war es auch nicht. Immerhin aber war der Moderator in meinen Augen gut, und positiv fand ich die doch zahlreichen Beiträge aus dem Publikum: Zum einen ist es gut, dass auf diesem Wege mehrere Personen mit verschiedenen Perspektiven zu Wort kommen, zum anderen ist es ein wichtiger Anker für Klarstellungen: Infolge der Zuhörer-Statements wird immer wieder deutlich, dass man oft missverstanden wird. Ob es daran liegt, dass manche nicht richtig zuhören, dass man als Sprecher einfach nie für alle anschlussfähig reden kann oder dass man halt nur hört, was man hören will, weiß ich nicht. Gott sei Dank meldete sich auch ein Schüler zu Wort: Er prangerte vor allem die miserable Ausstattung seiner Schule an und nahm sogar seine Lehrer in Schutz, die ja eine andere Lehr-Lernkultur wollten, aber nicht könnten. Gleich im Anschluss daran, merkte der nächste Redner an, dass es doch wahrlich nicht am Geld läge – als hätte der Schüler da halluziniert. Auch müsse halt mehr an der Basis passieren und nicht immer nur auf den Segen von oben gewartet werden, was schon stimmt, aber eben auch wieder nicht, denn wir sonst ist es zu erklären, dass ein Lehrer, der zum „IT-fitesten Lehrer“ erklärt wird, seinen Beruf an den Nagel hängt? Ich kann Leute in verschiedenen Bildungskontexten verstehen, die nach zehn Jahre Pionierarbeit und ausbleibenden Erfolgen resignieren, ohne dass ich damit für ein Abwarten an der Basis plädiere. Aber engagierte Personen sollten ja doch unterstützt und nicht ausgebremst werden!! Vielleicht müsste man die ganze Förderpraxis ändern, stattdessen durch die Schulen ziehen und nach guten Beispiele Ausschau halten, denen man dann finanzielle und andere materielle und immaterielle Unterstützung gibt (gibts ja schon – ich weiß – aber eher als Medienspektakel und weniger als politisches Förderinstrument): Also eine aktive Suche nach Pionieren, nach Neuerungen, nach Erfolgen. Wenn engagierte Personen Gewissheit hätten, dass sich ihre Mühe auszahlt, dass Leistungen belohnt werden, dann würden das auch mehr machen. Wenn aber die Vergabe von Fördermitteln, von Projekten, von „Auszeichnungen“ auf undurchschaubare Weise erfolgt, dann ist das wenig motivierend.

Es gab auch eine Preisverleihung anlässlich der D21-Initiative mit Referendaren, auf die ich bereits anderweitig verwiesen habe (hier). Näheres dazu im D21-Projektblog.