Eine interessante aktuelle Diskussion zu Gütekriterien qualitativer Sozialforschung, findet sich in der Zeitschrift für Soziologie 2018 (47/2) in einem Text von Strübing, Hirschauer, Ayaß, Krähnke & Scheffer, der erfreulicherweise auch online (hier) zugänglich ist.
Auf sich wirken lassen
Nachhaltigkeit und Digitalisierung – wie geht das zusammen? Hat die Campus Innovation 2019, die unter eben diesem Motto stand, dazu Antworten geliefert? Nun, das muss sicher jeder für sich beantworten, und das wohl auch in Abhängigkeit von den besuchten Veranstaltungen. Dazu kommt, dass die Campus Innovation gekoppelt war mit dem „U15 Dialog zur Zukunft universitärer Lehre“, der wiederum die „Forschungsorientierung“ ins Zentrum gestellt hatte. Daneben gab es auch Digitalisierungsthemen ohne unmittelbaren Nachhaltigkeitsbezug, was sicher gut so war. Zu manchen Zeiten hätte man sich zwei- oder gar dreiteilen müssen ;-); vieles habe ich also gar nicht gehört.
Wider dogmatische Verkürzungen
Im Zuge einer Recherche aktueller Beiträge zu Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) bin ich auf den Herausgeberband „Kritische Hochschullehre. Impulse für eine innovative Lehr- und Lernkultur“. Einer der darin versammelten Texte von Fahr und Zacherl trägt den Titel „Hochschullehre und Reflexion – Ein multimodales Lehr-Lern-Konzept am Beispiel eines Hochschuldidaktik-Kurses“ (S. 281-393), worunter ich erst mal nicht vermutet hätte, dass sich hier interessante Überlegungen zu SoTL und Wissenschaftsdidaktik finden lassen.
Wirkliche Promotionskultur
Die Promotion ist immer mal wieder Gegenstand der Kritik. Bisher ging diese Kritik tendenziell dahin, dass die Ausbildung von Doktoranden zu unstrukturiert, letztlich auch zu wenig (nur über das Ergebnis der Dissertation selbst) kontrollierbar sei. André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, schlägt nun andere Töne an.
So wichtig wie lange nicht
„Hochschulen sind nicht nur Hüter wissenschaftlicher Debatten, sondern auch ein Diskursraum, in dem Meinungsfreiheit gilt – im Rahmen des Grundgesetzes und der Demokratie. Auch wenn es nun zu unangenehmen Diskussionen und Momenten kommt, die den gesellschaftlichen Wertekonsens infrage stellen, bietet das Ermöglichen einer solchen Debattenkultur Chancen für die Hochschulkommunikation. Beweist sie sich als Ort des argumentativen Austausches, stärkt sie das nach innen und außen – und nutzt ihr mehr als Hochglanzflyer und schmucke Webseiten“, so Eric Wallis in einem Beitrag (hier) im Oktober 2019 in der DUZ.
Eine Geschichte des Scheiterns
Heute habe ich einen für mich sehr interessanten Text von Wilfried Rudloff gelesen:
Rudloff, W. (2011). Die Studienreform in der Hochphase der Hochschulexpansion: Zwischen Effektivierung und Projektstudium. In R. Pöppinghege & D. Klenke (Hrsg.), Hochschulreform früher und heute. Zwischen Autonomie und gesellschaftlichem Gestaltungsanspruch (S. 186-216). Köln: shVerlag.
Rudloff beleuchtet hier den für die Hochschuldidaktik höchst relevanten Zeitraum vom Ende der 1950er bis Mitte der 1970er Jahre – ein Zeitraum der Studienreformen, deren Folgen und Anregungen sowie Erfahrungen des Scheiterns bis heute wirken.
Tagungen und Begrenzungen
Wie wichtig sind für mich und meine Arbeit Tagungen und Konferenzen verschiedenster Art? Ich sehe einerseits die Vorzüge deutlich: Es gibt die Möglichkeit zum Austausch und zur Kommunikation, man kann Kontakte knüpfen und pflegen, ab und zu neue Formen der Präsentation und Aktivierung kennenlernen, und wenn man Glück hat, nimmt man auch etwas Neues oder inspirierende Gedanken mit. Andererseits fühle ich mich nach einer Tagung eher selten so richtig zufrieden und bereichert. Wie kommt das?
Leere lehren?
Der Titel mutet etwas seltsam an, aber vermutlich ist er durchaus geeignet, Aufmerksamkeit zu wecken: „Die Leere lehren lernen“. Der Stifterverband und die Baden-Württemberg Stiftung haben zu dieser Veranstaltung (Lehr-/Lernkonferenz) eingeladen. Und ab und zu besuche ich gerne Symposien oder Tagungen, ohne selbst etwas anzubieten – als einfache Teilnehmerin, die sich ganz auf das konzentrieren kann, was andere zu sagen und zu zeigen haben. Ich bin also nun auf dem Weg nach Berlin und gespannt auf den heutigen Tag.
Was lange währt, ….
… wird endlich gut, so die sprichwörtliche Hoffnung bei zeitaufwändigen Dingen, wie es nun auch beim Buch zum forschenden Lernen der Fall war, das ich zusammen mit Ludwig Huber verfasst und im April 2019 als Manuskript an den Verlag gesendet hatte. Nun ist es digital erhältlich und in einigen Tagen wohl auch gedruckt. Richtig gut kann es freilich nicht mehr werden – ohne Ludwig, dem nun verwehrt ist, das Ergebnis in den Händen zu halten.
Anerkennung statt Anreize
Im Kontext der Hochschullehre ist oft von „Anreizen“ die Rede: Man müsse Anreize setzen, damit sich Hochschullehrende mehr engagieren – also für die Lehre, die ja nun eigentlich in ihrer Berufsbezeichnung steckt. Einerseits ist das schon richtig, wenn man insbesondere das Verhältnis von Forschung und Lehre im Hinblick auf Reputation, Karrierechancen, Anerkennung oder Wertschätzung im Blick hat. Andererseits erscheint mir hier aber „Anreiz“ ein grundlegend falscher Begriff zu sein, klingt er doch vor allem nach Konditionierung: auf einen gesetzten (An-)Reiz folgt die erhoffte Reaktion bzw. mit der Belohnung als nachfolgenden (An-)Reiz bekommt man das Verhalten da hin, wo man es haben möchte: Shaping nennt man das.