Was ist der Unterschied zwischen Digitalisierung und Digitalität? In vielen Fachkreisen liest man davon, dass es sich hier um Gegensätze handeln würde – nach dem Motto: Von Digitalisierung sprechen die, die allein den technologischen Wandel im Blick haben und eine technische Perspektive einnehmen; Digitalität dagegen sagen die, die den kulturellen Wandel vor Augen haben und die Welt aus einer sozialen Perspektive betrachten. Tatsächlich kann man die Autorinnen von Texten inzwischen recht gut in verschiedene (wissenschaftliche) „Lager“ einordnen, wenn man danach schaut, welche der beiden Begriffe vermehrt und in welcher Form verwendet werden. Ist das aber tatsächlich sinnvoll? Ich meine nicht, und möchte das kurz begründen:
Kein Projekt
E-Teaching.org hat uns (David Ziegenhagen und mich) zu unserem Lehrpfad interviewt, der eine wichtige Orientierung für die Selbstlernmaterialien am Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen bildet. Das Interview ist hier zugänglich. Wir erläutern unter anderem den Begriff und die Funktion des Lehrpfads und wie man diesen als Lehrperson nutzen kann. Aufgefallen ist uns, das quasi automatisch angenommen wurde, es handele sich bei diesem Angebot um ein Projekt – also ein zeitlich befristetes Vorhaben. Dem ist glücklicherweise nicht so: Die Arbeit an den Selbstlernmaterialien mit dem Lehrpfad als Herzstück ist eine Daueraufgabe am HUL, also personell entsprechend verankert – mit gutem Grund: Es gibt immer wieder neue Themen, das Vorhandende muss gepflegt bzw. aktualisiert werden etc. Dass man heute offenbar gar nicht mehr anders denken kann als in Projektförmigkeit, ist auffällig und aus meiner Sicht ein Problem, denn: Es hilft auch nicht, wenn man in Anträgen irgendeine Form von „Nachhaltigkeit“ verspricht, wenn die Ressourcen mit Projektende schlichtweg weg sind.
Trias aus Vernunft, Freiheit und Verantwortung
Der Deutsche Ethikrat hat eine Stellungnahme mit dem Titel „Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz“ verfasst. Das seit dem 20. März 2023 online verfügbare Dokument wird noch als „Vorabfassung“ bezeichnet. Das Werk ist fast 300 Seiten lang – allein die „Zusammenfassung“ erstreckt sich über 50 Seiten. Leider sind Wissenschaft und Hochschulbildung in der Stellungnahme nicht berücksichtigt. Doch selbst dann, wenn man beim Thema KI nach Orientierung oder Antworten speziell für den Bereich der Hochschulbildung bzw. Hochschuldidaktik sucht (was hier ausgespart ist), lohnt es sich, mindestens einzelne Kapitel, so meine Einschätzung, in der Gänze zu lesen.
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Wissenschaftsdidaktik als epistemisches Schreibprojekt
Der zweite Band der Reihe Wissenschaftsdidaktik ist erschienen: Nach der Einführung (hier) beschäftigt sich Band II mit einzelnen (ausgewählten) Disziplinen (hier). Die Reihe Wissenschaftsdidaktik wird im Open Access veröffentlicht. Im Laufe des Jahres 2023 wird Band 3 (Perspektiven) erscheinen; geplant ist dann noch ein vierter Band, mit dessen Konzeption wir demnächst beginnen. Für mich ist diese Reihe eine Art Forschungsprojekt zur Wissenschaftsdidaktik, das nur dank vieler, am Thema interessierter und engagierter, Kolleginnen und ihrer epistemischen Schreibtätigkeit möglich ist und Realität wird. Diesen gilt hier mein besonderer Dank!
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Online zurückziehen – ein bisschen jedenfalls
Geht es nur mir so? Die Verdichtung der Tage mit Terminen und akuten Aufgaben nimmt enorm zu. Das hinterlässt Spuren, etwa in dem Sinne, dass die Muße fehlt für vieles, was mir eigentlich wichtig wäre; dazu gehört auch dieser Blog. Aktuell nutzen so einige Hochschulangehörige die vorlesungsfreie Zeit für kleinere (oder größere) Auszeiten – eine gute Gelegenheit also, mich mal bis Mitte März online etwas zurückzuziehen. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs, dass sie solche Lücken auch (noch) finden. Bis dann!
ProfCast – Wissenschaftsdidaktische Gespräche
Seit mehreren Jahren probiere ich im Rahmen eines eigenen hochschuldidaktischen Programms verschiedene Möglichkeiten aus, mit Professorinnen und Professoren (an der eigenen Universität) über die Lehre in ihrem Fach bzw. über Wissenschaftsdidaktik ins Gespräch zu kommen. Es ist ja keine neue Beobachtung und darüber hinaus völlig nachvollziehbar, dass insbesondere diese Gruppe von Lehrpersonen wenig Zeit hat, sich an hochschuldidaktischen Angeboten zu beteiligen.
Wozu sind wir hier?
ChatGPT lässt einen im Moment nicht so recht los. Nachdem ich einen Beitrag bei der aktuellen Veranstaltungsreihe der dghd zu ChatGPT für den 22.02.2023 zugesagt hatte (siehe die Ankündigung hier), war klar, dass ich mich einmal vertieft mit dem Thema beschäftigen muss, das ich hierzu vorgeschlagen habe – nämlich: eine wertebasierte Reflexion und Diskussion zu ChatGPT in der Hochschullehre. Genau dazu und mit der einleitenden Frage im Titel „Wozu sind wir hier?“ habe ich nun einen Essay verfasst – publiziert unter Impact Free. Zum Text geht es direkt hier.
Bildungssubjekte in der Hochschule
Letzten Dienstag hatten wir – virtuell – Sandra Hofhues im Rahmen der DUTy Lecture Series (einer Vortragsreihe im Rahmen des Drittmittelprojekts DDLitLab) zu Gast. Es war der dritte Vortrag dieser Reihe im Wintersemester 2022/23 nach einem Beitrag von Jörn Loviscach (Video) und Christian Kohls (Video, siehe auch hier). Sandras Vortrag (Video) drehte sich um „Studieren in der Digitalität“. Damit, so finde ich, hat sie eine wichtige weitere Perspektive zu „Digital University Teaching Literacy“ (das steckt hinter dem Kürzel DUTy) zu den Beiträgen von Loviscach und Kohls ergänzt.
Standpunkt
Um die Jahreswende wurde ich von Forschung & Lehre angefragt, ob ich einen kurzen Beitrag für die Februar-Ausgabe 2023 unter der Rubrik „Standpunkt“ schreiben möchte. Anlass war einer meiner Blogposts zur Wissenschaftsdidaktik. Ich habe gerne zugesagt und unter dem Titel „Für Wissenschaftsdidaktik mit Fachbezug“ einen entsprechenden Kurztext verfasst. Leider ist dieser (noch nicht) online verfügbar. Wer aber Interesse hat, kann den Text im Preprint lesen: Forschung-und-Lehre-Feb-23
Gestalten oder reagieren?
Wie erzielt man für eine hochschuldidaktische Online-Veranstaltung in der eigenen Universität (also als internes Angebot) eine Anzahl teilnehmender Personen von über 200? Indem man im Titel ChatGPT ankündigt! Am Freitag haben wir, vom Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen aus, zusammen mit dem Projekt DDLitLab eine zweistündige Websession zu ChatGPT in Lehre und Prüfungen angeboten – und das Interesse war groß (zum Vergleich: zu anderen Angeboten können wir im besten Fall mal 10 oder 15 Personen erreichen). Zum Glück hatten wir das ansatzweise antizipiert und waren ein Team von sechs Personen, die aktiv in die Umsetzung der Veranstaltung eingebunden waren.