Gleich zwei Beiträge in der Juni-2022-Ausgabe von Forschung und Lehre drehen sich um das Thema Prüfen: meine eigener (online zugänglich hier) und ein Beitrag von Stefan Kühl (online hier). Mein Beitrag ist die (aktualisierte) Kurzform eines Textes mit Thesen zur Prüfungskultur, über den ich in einem anderen Zusammenhang schon mal berichtet habe (z.B. hier). Stefan Kühl beschäftigt sich in seinem Text mit dem oft fehlenden Feedback auf Prüfungsartefakte wie Hausarbeiten.
Designwissenschaftliche Impulse für die Hochschullehre
The Challenge of Improving Designing, so lautet ein relativ aktueller Artikel von Erik Stolterman (2021), in dem er diskutiert, welchen Beitrag Forschung leisten kann, um die Designpraxis zu verbessern. Ins Zentrum seiner Analyse stellt er das Konstrukt der Vorhersagbarkeit, das in der Forschung, insbesondere der, die nach naturwissenschaftlichem Vorbild praktiziert wird, von großer Relevanz ist. Er geht von der designtheoretisch weit verbreiteten Basisannahme aus, dass der Designprozess nicht vollständig kontrollierbar ist, sodass man keine erwünschten Resultate garantieren kann. Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, wie Designforschung (dennoch) zur Verbesserung der Designpraxis beitragen kann und welche Risiken dabei im Auge zu behalten sind. Stoltermans (2021) Kernargument ist, dass jede Forschung, die Designprozesse unterstützen und besser machen will, das Wesen von Design verstehen muss. Ist das nicht der Fall, bestehe die Gefahr, dass Forschung mehr Schaden anrichtet als Nutzen stiftet. Ich habe zu diesem Beitrag einen Impact Free-Artikel geschrieben (hier), um zu prüfen, welche Impulse Stoltermans Aussagen der Hochschullehre bzw. dem Lehren als einer designbasierten Praxis geben könnten.
Leidenschaft für Fragen des Lehrens
„Von Masterabsolvent:innnen bis Professor:innen – der Online-Masterstudiengang ´Higher Education´ an der Universität Hamburg zieht eine multidisziplinäre Studierendenschaft diverser Karrierestationen an. Dabei eint sie die Leidenschaft für Fragen des Lehrens und Lernens an der Hochschule und für Bildung durch Wissenschaft.“ Mit diesem Teaser startet ein Interview (online hier), das Carla Bohndick und Eileen Lübcke für das Hochschulforum Digitalisierung gegeben haben und dabei Ablauf und Besonderheiten des Master Higher Education darstellen.
Ich hoffe, dass das Interview viele Leserinnen findet – und bei einigen vielleicht auch das Interesse am MHE weckt. Noch ist Zeit zur Bewerbung bis zum 15. Juli 2022.
Die Spur wechseln
Ein Konferenzbeitrag mit einer DBR-Studie (bzw. einem Ausschnitt aus einer DBR-Studie) zu einem Qualifizierungsangebot für Akteure der Hochschuldidaktik an drei Hochschulen in Dänemark hat aus inhaltlich und methodischen Gründen mein Interesse auf sich gezogen:
Petersen, A.K., Gundersen, P., Andersen, B.L. & Riis, M. (2022). Unboxing the process of revision between two design-based hybrid learning interventions. In J. Jaldemark et al. (Eds.), Proceedings for the Thirteenth International Conference on Networked Learning 2022. Online hier abrufbar.
Publikationspraktiken im Reputationswettbewerb
Produktiver Mai: Kurz nachdem der Wissenschaftsrat seine Empfehlungen für eine zukunftsfähige Ausgestaltung von Studium und Lehre (in diesem Blog siehe dazu hier) veröffentlicht hat, gibt es bereits ein zweites, für alle Disziplinen geltendes, wichtiges Papier – diesmal von der Deutschen Forschungsgemeinschaft: ein Positionspapier zum wissenschaftlichen Publizieren als Grundlage und Gestaltungsfeld der Wissenschaftsbewertung.
„Publikationspraktiken im Reputationswettbewerb“ weiterlesen
Synchron-hybride Lehre – weiterhin von Bedeutung?
„Biete Antrag – suche Förderung“ – unter diesem Titel habe ich Anfang Februar eine Projektidee zur Gestaltung synchron-hybrider Lehre online gestellt (hier). Leider ist es offenbar nicht gelungen, die Idee auf zwei Seiten (das war das Beantragungsformat bei der Ausschreibung der Stiftung für Innovation in der Hochschullehre) überzeugend darzustellen und/oder die Zielsetzung passt derzeit nicht (mehr) in den Kreis der „innovativen Ziele“. Der Antrag wurde abgelehnt. Das „Suche Förderung“ bleibt also leider bestehen, denn tatsächlich schaffen wir es am HUL so nebenher nicht, die drängenden Fragen nach einer sinnvollen und wirksamen Gestaltung synchron-hybrider Lehre wissenschaftlich (im Sinne von systematisch und forschend) zu beantworten.
„Synchron-hybride Lehre – weiterhin von Bedeutung?“ weiterlesen
Vertrauensvorschuss statt Misstrauen
Mehr Qualität statt mehr Quantität und mehr Gestaltungsspielraum statt mehr Vorgaben, weniger Prüfungen und mehr Feedback, ein erweiterter Lehrbegriff und eine andere Bemessung des Lehrdeputats, Lehre als Wissenschaftspraxis und als Gestaltungsaufgabe – das sind (unter anderem) die aktuellen Empfehlungen des Wissenschaftsrats für eine zukunftsfähige Gestaltung von Studium und Lehre – online zugänglich hier.
Transformation, Stagnation oder Rückkehr zum Ausgangszustand
Wie schnell doch die letzten beiden Jahre vergangen sind …. Mir ist das unter anderem wieder bewusst geworden, also wir vor einigen Tagen den Bericht unsere vorerst letzten Lehrendenbefragung an der Universität Hamburg (UHH) fertiggestellt haben; er ist online hier zugänglich.
„Transformation, Stagnation oder Rückkehr zum Ausgangszustand“ weiterlesen
Botschafterinnen des Masterstudiengangs Higher Education
Der Masterstudiengang Higher Education (MHE) ist in der ersten April-Woche mit einer neuen Kohorte gestartet: Erstmals nach zwei „vollen Kohorten“ (und das bedeutet: alle pro Semester verfügbaren Studienplätze waren besetzt) haben wir nun im aktuellen Sommersemester nur eine kleine Kohorte mit 11 Personen – diesmal auch tendenziell etwas weniger heterogen zusammengesetzt ist als es bisher der Fall war. Stichtag für die Bewerbung war Mitte Januar 2022 und wir vermuten, dass auch eine gewisse Pandemie-Müdigkeit und allgemeine Erschöpfung der Zielgruppe zur Jahreswende (mit den wieder stark angestiegenen Zahlen und neuen Unsicherheiten in der Folge) eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.
„Botschafterinnen des Masterstudiengangs Higher Education“ weiterlesen
Vielleicht unbeabsichtigt, aber beunruhigend
Vor wenigen Monaten hat Bruce Macfarlane einen Text zur Lehrfreiheit veröffentlicht.
Bruce Macfarlane (2021). Why choice of teaching method is essential to academic freedom: a dialogue with Finn. Teaching in Higher Education. DOI:10.1080/13562517.2021.2007473
Nach der Lektüre habe ich den Eindruck, dass es da einige Gemeinsamkeiten mit der Auseinandersetzung in der Folge des Wissenschaftsratspapiers von 2017 zu Strategien für die Hochschullehre gibt: In beiden Fällen geht es um die Streitfrage, wie sich (didaktische) Entscheidungen in der Hochschullehre auf individuelle und/oder institutionelle Verantwortung verteilen (siehe dazu auch hier einen dazugehörigen Text und hier ein Streitgespräch zum Thema Hochschullehre im Spannungsfeld zwischen individueller und institutioneller Verantwortung auf der 15. Jahrestagung der GfHf).