„Nur mit einer spürbaren Reduzierung der Studierendenzahl pro Unterrichtendem wird man auch in Deutschland eine Verbesserung der Lehre erreichen und damit einen neuen, einen besseren pädagogischen Kontext schaffen“ – einfache und klare Worte von Jeffrey D. Peck, der als Gastautor auf dem Blog von Jan-Martin Wiarda seine Gedanken zur erneuten Diskussion über Anwesenheitspflicht an Hochschulen – hier – beisteuert. Das Zitat verweist indirekt darauf, worin Peck einen zentralen Grund für das Abwesenheitsproblem sieht – nämlich in der Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden, was mit gegenseitigem Respekt, Interesse, Betreuung und ähnlichem zu tun hat. Eine gelungene Beziehung, so Peck, setze aber voraus, dass man als Lehrender dazu auch die Chance (vor allem Zeit) hat. Behindert werde das durch ein zu hohes Lehrdeputat und zu viele Studierende, die auf einen Lehrenden kommen.
Dem Anschein nach
Wo bleiben Begriffsarbeit und Theorie in der Forschung zur Digitalisierung im Lehren und Lernen? In einer aktuellen Ausgabe des Journal of Educational Technology wird dieses Thema mehrfach behandelt. Allerdings ist von „educational technology research” oder von Forschung zu „technology‐enhanced learning“ (nicht von „digitalisation“) die Rede, jedenfalls im Rahmen der folgenden zwei Artikel, die beide die mangelnde theoretische Reflexion kritisieren:
Eigensinn
Über zwei Jahre ist es nun schon wieder her, dass die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik an der TH Köln stattgefunden hat. Ich durfte damals einen Keynote halten; das hatte mich sehr gefreut; genutzt habe ich diese Chance, um mich mit dem Eigensinn der Hochschuldidaktik zu beschäftigen. Nun gibt es den Beitrag auch in der Schriftfassung online hier (Seite 15-26).
Wie eine Monstranz
Kann man den Bogen auch überspannen mit Design-Based Research (DBR)? Ja, kann man vermutlich. Ich erinnere mich noch gut an den Vorwurf eines Kollegen (ich meine es war 2008), ich würde DBR wie eine Monstranz vor mir hertragen. David Klahr geht mit Vertretern von DBR nicht ganz so hart ins Gericht und unterstellt ihnen keine methodologische Heiligenverehrung, macht aber auf einen anderen kritischen Punkt aufmerksam, den ich durchaus teile.
Längst nicht alles gesagt
Viele Jahre begleiten wir nun schon das Projekt optes. Da wir das nur aus einer allgemein-didaktischen Perspektive aus können, sind wir sehr froh darüber, dass seit der zweiten Förderphase auch Mathematikdidaktiker mit an Bord sind. Infolge unserer recht spezifischen Rolle bietet es sich wenig an, allein etwas zu publizieren. Seit längerem aber nutzen wir das Projekt, um uns Gedanken über das Üben zu machen – und zwar ganz generell (siehe dazu auch hier). Nun haben wir endlich einen Teil unserer Überlegungen zumindest in einem Impact Free-Artikel zusammengestellt – nämlich hier. Nach wie vor bin ich überzeugt, dass neben ebenso wichtigen wie interessanten Lehrformaten wie solchen, die das forschende Lernen fördern, sogar Vorlesungen und das eben auch das Üben hochschuldidaktische Themen sind, zu denen noch längst nicht alles gesagt ist.
Noch zu retten?
Sind Vorlesungen (noch) ein Thema der Hochschuldidaktik? Ich meine: Ja. Daher habe ich bei „Wissenschaftsdidaktik im Gespräch“ Anfang der Woche die Frage ins Zentrum gestellt: Ist die Vorlesung noch zu retten? Ich hatte dazu einen Impuls zum Einstieg vorbereitet, den ich ich hier als Audio-Vortrag zur Verfügung stelle.
Sinnentleerend und sinnstiftend
Es gibt Momente, an denen ich mich frage, welchen Sinn es eigentlich noch hat, sich aufrichtig für eine „Sache“ einzusetzen – zum Beispiel für eine begriffliche Präzisierung in der Hochschuldidaktik zur Schärfung deren „Idee“, für Wissenschaftsfreiheit und ihre durchaus notwendige Dynamik, für aufwändige Lehrkonzepte etwa zur Förderung forschenden Lernens, für besondere Forschungskonzepte wie Design-Based Research usw. Solche Momente des Sinnzweifels erlebe ich persönlich in Berufungskommissionen, in denen sich die Expertise eines Wissenschaftlers vor allem in Zitationsindices und Drittmittelvolumen zu kondensieren scheint, in Gremien, in denen Formalisierungswellen nur mehr auf Resignation treffen, in Gesprächen, die einem implizit ebenso wie explizit deutlich machen, dass nur „gute“ Forschungsgelder von der DFG honoriert werden, in der Beobachtung, dass Sichtbarkeit im Kleide moderner Marketingstrategien mehr zählt als Erkenntnis und Kritik. Und dann gibt es sie doch noch: die Momente, an denen ich wieder weiß, warum ich das trotzdem alles mache: Das sind die Momente der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die sich noch begeistern können für Forschung und/oder Lehre, ohne dabei ausschließlich taktische Entscheidungen für die Karriere zu treffen, und Momente in der Lehre, in denen man das Gefühl hat, doch noch etwas anstoßen und bewirken zu können.
Den Titel ändern
In unserem Design-Based Research Projekt SCoRe (ich habe hier davon berichtet) – kurz Student Crowd Research – stehen wir unter anderem vor der großen Herausforderung, das forschende Lernen unter der Bedingung sehr großer Studierendenzahlen (neu) zu denken. Der Begriff Crowd Research ist bislang noch wenig verbreitet, und wenn, dann führt er einen in der Regel zu einem Ansatz, der als Citizen Science bekannt ist. In der DUZ findet sich aktuell – hier – ein Interview mit dem britischen Sozialwissenschaftler Alan Irwin, der die Bezeichnung Citizen Science schon in den 1990er Jahren geprägt hat.
Wissenskraftwerke
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat Mitte Märze 2019 eine interessante „Entschließung“ zur „Anwendungsorientierten Forschung“ hier online gestellt.
700 Zeichen
Vom Hochschulmagazin der Universität Hamburg (hier) wurde ich gebeten, in 700 Zeichen zu drei Fragen zur universitären Lehre Stellung zu nehmen. Verwendet werden da jetzt für einen Beitrag Ausschnitte, sodass ich hier meine Aussagen im, wenn auch noch so kleinen, Zusammenhang wiedergebe – inklusive der etwas kritischeren Hinweise, die im Print dann wegfallen ;-).