Paul Watzlawick, Janet H. Beavin und Don D. Jackson haben im Jahr 1967 – auf Deutsch im Jahr 1969 – erstmals ein Axiom verkündet, das sich alsbald in alle Köpfe gepflanzt hat und – nicht ohne Grund – heute als selbstverständlich gilt (Titel: Menschliche Kommunikation. 2011 in der 12. Auflage erschienen). Das berühmte Axiom lautet: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Die Begründung ist: Jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) sei Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten könne, könne man nicht nicht kommunizieren.
Einer traut sich
Seit Mai 2016 läuft mein „Selbstexperiment“ mit Impact Free – zehn Texte sind auf diese Weise schon erschienen, oft abgerufen, nie kommentiert, aber immerhin schon ein paar Mal zitiert ;-). Und jetzt traut sich einer (außerhalb des engen Umkreises) und greift meinen Hinweis (hier) tatsächlich auf: „vielleicht mag sich auch jemand mit dem einen oder anderen Text anschließen.“ Matthias Fischer hat im Nachgang zur Tagung „The Wider View“ angefragt, seine Überlegungen zu einem „lehrenden Forschen“ als Impact Free-Artikel zur Diskussion zu stellen. Im Kern geht es um die Frage: Dürfen auch Lehrende etwas vom forschenden Lernen ihrer Studierenden haben? Wenn ja, was könnte das sein? Und da Matthias Fischer die Diskussion sucht, wären doch ein paar Kommentare/Meinungen zum Impact Free 11-Artikel angezeigt 🙂
Inhalte abholen
Eine ganze Woche? Als wir die Idee erstmals diskutierten, den berufsbegleitenden Masterstudiengang Higher Education mit fünf Präsenztagen am Stück zu beginnen, gab es zunächst Vorbehalte – auch unter einigen Lehrenden. Letztes Jahre haben wir das erstmals mit unserer Pilotkohorte versucht, und dieses Jahr (in der ersten Oktoberwoche) ein zweites Mal umgesetzt – ohne Vorbehalte, denn: Die Vorteile überwiegen deutlich.
Ethos des Gehorsams
Akademische Freiheit und das Prinzip Schule – das hört sich erst einmal nach einem Widerspruch an. Im einem Text von Jan Masschelein mit diesem Titel (Untertitel: Öffentliche Begegnungsorte als Voraussetzung für Autonomie) aber ist das ganz und gar nicht als Gegensatz gemeint. Der 2016 in der Zeitschrift die hochschule (2/2016, 37-53) erschienene Artikel (hier Einblick in den Inhalt) geht vom griechischen Begriff „scholé“ als „freie Zeit und Muße“ aus – als einer Zeit, die nicht schon vorab auf bestimmte Lernergebnisse, sondern im Gegenteil ergebnisoffen angelegt ist. Das Credo des Textes lautet, die „Universität als pädagogische Form zurückzufordern, also als Hochschule“ (S. 38) – aber eben mit einer ganz anderen Idee von Schule im Hintergrund als man sie üblicherweise heute im Sinn hat.
Langer Atem
Nein, es gibt keine Ergebniszusammenfassung unseres ersten Diskurskolloquiums am vergangenen Freitag zur Aufsatzsammlung von Ludwik Fleck (zu meiner persönlichen Kommentierung siehe hier), denn: Ziel war es ja genau nicht, einen bestimmten „Output“ zu produzieren, sondern sich die Zeit zu gönnen, miteinander über ein „Werk“ ins Gespräch zu kommen. Und nein, es waren – wie erwartet – keine Massen da: Wir waren zu sechst und sehr bunt gemischt, und natürlich hätte ich mir gewünscht, doch den einen oder anderen interessierten Fleck-Leser mehr in der Runde zu haben. Aber das Format ist eben ungewöhnlich und daher auch ungewohnt. Und nein, es gibt auch keinen „Erlebnisbericht“, denn wer neugierig ist, der muss das nächste Mal einfach selber kommen. Und ja, es wird ein nächstes Mal in 2018 geben – da habe ich einen langen Atem 😉 – , auch wenn „Werk“ und Zeit noch offen sind (vielleicht hat jemand ja einen Vorschlag?).
Interessenkreuzung
Warum die Tagung zum forschenden Lernen in Münster „The Wider View“ hieß, dürfte jedem klar geworden sein, der da war: Die Bandbreite vor allem an Interessierten und Vortragenden aus Schule, Weiterbildung, Fachhochschule und Universität war groß und gab einen schönen Einblick in die vielfältigen Vorstellungen, Ansichten, Umsetzungen und – ja wohl auch – Hoffnungen, die mit forschendem Lernen in verschiedenen Kontexten verbunden sind. Neben Ludwig Huber, Nils Neuber und Klaus Langer durfte ich einen der vier Keynotes halten. Mein Fokus war diesmal die Forschung im forschenden Lernen – ein Thema, das mich sicher noch (viel) länger beschäftigen wird, denn: Hier kreuzen sich meine thematischen und methodologischen Interessen ganz besonders. Anbei die Schriftfassung (als Preprint) zum Vortrag.
Strandlektüre?
Am kommenden Freitag verwenden wir unser Forschungskolloquium zur Diskussion der Botschaften und Thesen von Ludwik Fleck (zum Konzept sieh hier). Während des Sommers habe ich sieben Aufsätze aus einem Sammelband sukzessive kommentiert. Ein neuer Impact Free-Artikel (hier) fasst die Kommentare zusammen. Und das Bild – das fasst zumindest einen Teil des Lesekontextes zusammen, und ja: Fleck und Strand, das kann zusammenpassen 🙂
Gegen die Wettbewerbsfixierung
Wie geht es weiter mit dem forschenden Lernen? Was ist erreicht, was unerreicht und welche neuen Möglichkeiten tun sich auf? Auf der gemeinsamen Veranstaltung der beiden QPL-Begleitforschungsprojekte ForschenLernen und FideS haben wir zwei halbe Tag lang nicht nur Ergebnisse ausgetauscht, offene Fragen diskutiert, neue Bücher kennengelernt und ein kurzweiliges Science Slam erlebt, sondern auch darüber nachgedacht, wie das deutschlandweit gesponnene Netzwerk zum forschenden Lernen langfristig Bestand haben und sich weiterentwickeln kann.
mit statt über
In letzter Zeit sind zwei Dissertationen fertig geworden (siehe hier), die mit dem Design-Based Research-Ansatz erfolgreich gearbeitet haben. Dagegen war ich in den letzten Jahren Jahren weniger aktiv darin, über DBR zu schreiben. Immerhin aber haben wir eine Open Access-Zeitschrift zu DBR (EDeR) gegründet (derzeit füllt sich gerade die zweite Ausgabe). Und schließlich ist endlich das Buch zur gestaltungsorientierten Forschung herausgekommen (mit einem Aufsatz von mir zu DBR), auf das wohl schon viele der Autoren mit ihren Beiträgen für diesen Band gewartet haben ;-). Daher gibt es nun auch eine Neufassung meines Readers zur entwicklungsorientierten Bildungsforschung – und jeder möge sich aussuchen, welche Bezeichnung er oder sie bevorzugen will.
Ludwik Fleck – Kreativ, widerspenstig und gefährlich
Zwischen dem sechsten und dem letzten Aufsatz von Ludwik Fleck im Band „Erfahrung und Tatsache“ mit dem Titel „Krise in der Wissenschaft. Zu einer freien und menschlicheren Naturwissenschaft“ gibt es zeitlich einen etwas größeren Sprung. Fleck hat den Text 1960 verfasst, er wurde aber erst posthum veröffentlicht. Die Kommentare zu den anderen Texten finden sich hier, hier, hier, hier, hier, und hier (zum Verfahren siehe hier).
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